slivovice – Raue https://raue.it Sun, 16 Jul 2006 17:12:00 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.6.14 https://raue.it/wp-content/uploads/2015/11/cropped-logo-st3-32x32.png slivovice – Raue https://raue.it 32 32 Berührt sein https://raue.it/gesellschaft/beruehrt-sein/ Sun, 16 Jul 2006 17:12:00 +0000 http://www.onezblog.de/?p=46 Wisst ihr was berührt sein ist? Von einem Priester, den man schon das ganze Jahr so sehr gemocht hat, an dessen Gott man nicht glaubt, der einem so viel geholfen und gelernt hat, von dem dennoch nie sicher war was er von einem denkt, von diesem Priester zum Abschied eine Flasche Slivovice geschenkt zu bekommen […]

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Wisst ihr was berührt sein ist?
Von einem Priester, den man schon das ganze Jahr so sehr gemocht hat, an dessen Gott man nicht glaubt, der einem so viel geholfen und gelernt hat, von dem dennoch nie sicher war was er von einem denkt, von diesem Priester zum Abschied eine Flasche Slivovice geschenkt zu bekommen mit Worten von denen man nur die Hälfte versteht. Ich habe ein Jahr in Tschechien gearbeitet.
Ich habe feuchte Augen bekommen er hatte sie auch, mit einem Male, beim Abschied ist alles klar, kein Schein, kein Theater mehr, nur noch Wahrheit/Veritas, Berührtheit in seiner reinsten Form.

Ja auch Gefühle, so sie nicht getrübt sind, können Philosophie sein, die Erkenntnis verdanke ich ihm, nie habe ich das so gespürt wie gestern Abend.

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Ein Tschechisches Märchen 4 https://raue.it/leben/ein-tschechisches-maerchen-4/ https://raue.it/leben/ein-tschechisches-maerchen-4/#comments Mon, 10 Jul 2006 12:41:55 +0000 http://www.onezblog.de/?p=41 Episode 4 So dann bin ich doch wirklich bei meinem letzten Bericht angelangt, wo ist die lange Zeit geblieben. So viel passiert, so wenig gemacht. Rasend schnell kroch die Zeit dahin, Erfahrungen, die man nie vergessen wird, was alles, kann man eigentlich gar nicht erzählen, so unreflektiert trete ich meinen Weg nach Hause an. So […]

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Episode 4

So dann bin ich doch wirklich bei meinem letzten Bericht angelangt, wo ist die lange Zeit geblieben. So viel passiert, so wenig gemacht. Rasend schnell kroch die Zeit dahin, Erfahrungen, die man nie vergessen wird, was alles, kann man eigentlich gar nicht erzählen, so unreflektiert trete ich meinen Weg nach Hause an.

So oder so ähnlich habe ich mir den Anfang meines letzten Berichts vorgestellt, Pustekuchen, nicht alles anders, auch nicht vieles besser, aber dennoch nicht wie geplant. Denn hier bin ich doch auch ein bisschen zu Hause gewesen, bins grad sogar eigentlich noch, auch wenn Ferien sind, keiner in Don Bosco, ich auch nicht, aber wenn ich mein Zimmer betrete, das ist das selbe Gefühl wie vorher in meiner Wohnung. Ich bin angekommen, genau dann wenn ich wieder gehe, hach. Nein, ich habe mich hier eingelebt, das Neue ist dem Alltag gewichen, ohne seinen Reiz zu verlieren. Ich fühle mich nicht mehr fremd, zumindest nicht mehr als überall. Überall ist das Stichwort, ich lebe jetzt hier, auch wenn es jetzt nur noch drei Wochen sind, ich mache gerade Urlaub.

Den Text hier schreibe ich in Hodonovice, in einer Hütte, die den Salesianern gehört.
Ich habe gemerkt, ich kann mich überall zuhause fühlen, überall und nirgendwo, zu poetisch? Doch, ich bin jetzt, verzeiht mir meine altkluge Schreibe, viermal Umgezogen und dieser Extremste nach Tschechien hat mir das einfach klar gemacht; alles braucht Zeit, aber alles geht.
So komm ich denn nach Hause und frage mich was ich mitgebracht habe? Naja dazu später, erstmal will ich, so mich mein Gedächtnis trägt, noch kurz zusammen fassen, was seit meinem letzten Bericht so alles passiert ist, ich passieren habe lassen?

Wenn ich mich recht erinnere habe ich meinen letzten Bericht Ende Februar geschrieben, jetzt ist Anfang Juli, ist ja gar nicht so lang.

Gearbeitet, gearbeitet, ja Urlaub hab ich jetzt, sonst habe ich immer gearbeitet. Ein paar Tage habe ich mir frei genommen, meine Mutter, Stachi und Manu sind eine Woche vorbei gekommen, schön wars. Wir waren noch mal in Auschwitz, vielleicht könnt ihr euch noch an meinen Bericht erinnern. Ansonsten hat es wirklich gut getan, gut zu essen, unbeschwert, weil in Deutsch, zu sprechen und auch sonst alles ein wenig vertrauter zu haben. Wir hatten einiges zu besprechen, aber auch dazu weiter unten mehr.

Dann ist direkt danach Raphi gekommen, auch für eine Woche. Darüber brauch ich nicht viele Worte verlieren. Ich hatte ihn sehr vermisst und unsere Gespräche bei einem gutem Glas Rotwein. Diese Woche hat mir dann doch zum ersten Mal ein bisschen Heimweh beschert, wenn auch nicht lange andauernd, da ich ja weiß, zurück in Deutschland, ist eh fast keiner mehr in Recklinghausen und ich gehe ja nach Marburg, aber auch meine Zukunftspläne beschreibe ich weiter unten im Text.

Was ist danach passiert, nicht mehr viel Erzählenswertes, vieles im persönlichen Bereich, aber keine spektakulären Dinge, außer dass Jana und ich uns entschlossen haben zusammen nach Deutschland zu gehen. Ich lass die Katze aus dem Sack, ich habe nicht davon geschrieben, denn es war die ganze Zeit so unsicher, aber ich habe schon das ganze Jahr eine Freundin hier, zusammen sind wir seit letztem Silvester und im Mai haben wir beschlossen, das das Ende unseres Dienstes nicht das Ende unserer Beziehung sein soll.

Nach Raphis Besuch bin ich krank geworden, richtig krank. ich hatte bis zu 39 Grad Fieber, was für mich schon sehr ungewöhnlich ist, aber das Härteste kommt jetzt. Ich war bei neun verschiedenen Ärzten, in drei Krankenhäusern, niemand wollte mich behandeln. Bei den Ärzten hieß es, Ausländer müssen ins Krankenhaus, wegen der Versicherung, im Krankenhaus aber sagte man, sie müssen zu einem Arzt, wir können ihnen nur im akuten Notstand helfen. Kann man das verstehen; Napalm auf Tschechien. Ich lag dann mit einer riesigen Wut im Bauch eine Woche wie Tot bei Jana im Zimmer und wurde von ihr und ihrer Mutter mit Hausmittelchen behandelt, hart aber am Ende erfolgreich. Hausmittel heißt Tee und Schnaps, jeden Abend musste ich heißen Slivovice mit Paracetanol trinken, das hat mein Fieber an den Rand des Erlaubten gebracht aber mich wieder gesund.

Danach habe ich vor allem an meiner neuen Internetseite gearbeitet, mit der ich mir endlich eine Plattform geschaffen habe um meine Texte veröffentlichen zu können, ohne viel Aufwand, den hatte ich nur am Anfang, jetzt wo die Seite soweit steht, brauch ich nicht mehr viel machen außer zu schreiben. schaut doch mal vorbei, raue.it. War es vorher noch eine normale Internetseite, habe ich jetzt einen Blog aufgebaut, einen Notizblock im Internet auf dem ich meine Gedanken hinterlassen kann. Das gute daran ist, das es mittlerweile im Netz unglaublich viele Blogs gibt, zu jedem Erdenklichen Themengebiet und man so seinen Blog in die Blogosphere eingliedern kann und interessierte Leute vorbeikommen, den die Blogosphere ist wie ein Netz im Netz. Hatte ich vorher auf meiner Internetseite pro Monat höchstens 180 Besucher, hatte ich jetzt im ersten Monat über 500. Das ist zwar immer noch nicht viel, aber durch Kommentarfunktionen und ähnlichem entsteht doch ab und an eine kleine Diskussion und ich habe wenigstens ein bisschen Feedback zu meinen Texten. Wen es interessiert, der kann sich die alte Seite nochmal hier anschauen und vergleichen.

Mitte Juni hatten wir dann unser Abschlussseminar von ASF in Brno. Waren die vorherigen Seminare an Sinn- und Inhaltslosigkeit kaum zu übertreffen, war dieses Seminar wirklich bereichernd. Ich kann nicht sagen warum, aber wohl auch weil die Gruppe einfach homogener war als noch zu Beginn, was hatten wir Spaß in den Pausen und an den Abenden.

Die letzte Zeit ist dann so vor sich hingeplätschert, ich habe angefangen meinen Abschied vorzubereiten, hier ist so vieles so viel billiger, dass ich einiges mitnehmen will. Dann falls ich noch mal krank werde muss ich natürlich auch Slivovice im Haus haben.

Dann hatte ich noch meine Abschiedsparty, zusammen mit Vlastik, der fertig studiert hat und einen Job in Zlin gefunden hat und Jana, die auch fertig studiert hat, übrigens mit rotem Diplom und mit mir mitgehen wird.

Da sind wir dann auch schon bei der Zukunft angelangt. Ich werde zwischen dem ersten und dritten August wieder nach Deutschland kommen. Erst werde ich bei meiner Mutter in Recklinghausen wohnen und dann später, sobald es möglich ist nach Marburg ziehen, dort habe ich mich beworben, Philosophie studieren zu können, hab die Zusage aber noch nicht.

Warum aber kommt Jana mit mir mit? Ich möchte eben die meistgefallenen Begriffe aufzählen, ihr findet euch dort bestimmt auch wieder: schwachsinnig, leichtsinnig, mutig, unverantwortlich, schön, gut, unüberlegt. Was jetzt davon stimmen mag, will ich gar nicht kommentieren, denkt was ihr wollt, vielleicht wird die Meckerecke Recht behalten, vielleicht die, die an uns glauben.

Ich weiß es ja selbst nicht, ich weiß nur, es soll so sein, denn wir wollen. Das es verdammt schwer werden wird, keine Frage, das es wohl auch schwerer sein wird, als für „normale“ Paare, keine Frage, das es ein bisschen leicht- und schwachsinnig ist, keine Frage, aber für mich ist es auch keine Frage, dass wir es schaffen können, Liebe kann so einiges.

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Episode 1 Episode2 Episode 3

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Ein Tschechisches Märchen https://raue.it/leben/ein-tschechisches-marchen/ https://raue.it/leben/ein-tschechisches-marchen/#comments Tue, 27 Sep 2005 13:24:00 +0000 http://www.onezblog.de/?p=13 Episode 1 Los gings also von meinem Vater nach Hirschluch, ein Ort etwa eine knappe Stunde von Berlin entfernt, wo unser Vorbereitungsseminar stattfand. Über dieses Seminar gibt es eigentlich wenig zu berichten, es war einfach nur ätzend, mit 150 Leuten zusammengepfercht ein Programm durchziehen zu müssen, was an Sinnlosigkeit nicht zu überbieten war. Ich habe […]

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Episode 1

Los gings also von meinem Vater nach Hirschluch, ein Ort etwa eine knappe Stunde von Berlin entfernt, wo unser Vorbereitungsseminar stattfand. Über dieses Seminar gibt es eigentlich wenig zu berichten, es war einfach nur ätzend, mit 150 Leuten zusammengepfercht ein Programm durchziehen zu müssen, was an Sinnlosigkeit nicht zu überbieten war. Ich habe zwar ein paar nette Menschen wieder getroffen, die ich bereits vom Auswahlseminar kannte und mich mit ein paar neuen interessanten Leuten bekannt gemacht, die es dann halbwegs erträglich machten. Wir sind z.B. fast jeden Tag in einem See ganz in der nähe schwimmen gewesen. Aber sonst ging mir alles gewaltig auf den Keks.

Am neunten September sind wir dann endlich nach Tschechien aufgebrochen. Aber es standen noch neun tage Seminar in Praha bevor, die einen Sprachkurs und einige sehr wenige Informationen über das Land beinhalteten. Der Sprachkurs war allerdings absolut notwendig und hilfreich als Einstieg. Wir werden im November noch einen zweiten Kurs haben, zum erweitern unserer Sprachkenntnisse. Die Tage in Praha waren auch von der Stimmung, meiner eigenen und die der Gruppe bedeutend besser als in Hirschluch, wir waren nur noch vierzehn Freiwillige. Wir haben uns alle gut verstanden und hatten doch auch viel Spaß miteinander.

Ich war dennoch froh als ich ein wenig früher als der Rest schon am 17. nach Ostrava aufbrechen konnte. Die Zugfahrt dauerte viereinhalb Stunden, die ich mit Gesprächen verbrachte mit Samuel, der mit mir in Ostrava ist und Christoph, der in die nähe von Ostrava kommt, aber nicht von Asf ist.

Als wir am Bahnhof ankamen war ich doch sehr gespannt auf meinen Chef und die Unterkunft. Jirka, mein Chef, ist ein sehr netter Mann, der besser als gedacht Deutsch spricht, nämlich ziemlich gut, bis jetzt kommen wir sehr gut mit einander aus.

Meine Unterkunft war am Anfang mehr als unbefriedigend, ich sollte mit Samuel ein Zimmer teilen, aber da Samuel genauso erpicht darauf war Privatsphäre zu haben, hat er sich ein Zimmer gesucht und wir dort morgen einziehen, ich habe zum Glück hier im Wohnheim dann auch ein Einzelzimmer bekommen, in das ich morgen auch einziehen kann, ansonsten ist alles hier recht komfortabel für mich, alles ist einfach eingerichtet, wie man es von einem katholischen Mönchsorden erwarten würde, aber ich bekomme dreimal am tag essen, umsonst, was hier ein riesen Vorteil ist, da wir nur etwa 150 Euro im Monat bekommen, außerdem habe ich hier freien Internetzugang, allerdings nicht auf meinem Zimmer sondern in einem extra Internetraum, in dem ich allerdings meinen Laptop anschließen kann, meine Wäsche wird hier gewaschen, ich muss sie nur in den Keller legen und auch sonst ist hier alles gut organisiert, ein Problem ist allerdings, es sind keine Frauenbesuche auf den Zimmern gestattet, muss ich immer wenn mich jemand besuchen kommt ein Hotelzimmer buchen, hier werde ich wohl eh erstmal keine Frauen kennen lernen, da die Sprachbarriere viel zu hoch ist.

Meine Arbeit ist zwar sehr anstrengen und stressig aber auch erfüllend, es ist ein echt tolles Gefühl in glückliche Gesichter zu schauen, wenn man die Tür mittags aufschließt und zu merken wie froh die Kinder sind, wenn sich jemand für sie Zeit nimmt, allerdings sind hier auch viele Jugendliche, die viel zu cool sind um Freude zeigen zu können, echte Ghettokids, mehr als die Hälfte der Zigeunerkinder sind schon mit zehn Jahren fest in mafiösen Strukturen verankert, Drogen Gewalt und Vorurteile sind hier Alltag. Vor einem halben Jahr hat die Polizei hier aus dem Zentrum zwei jugendliche abgeholt, die aus einer Erziehungsanstalt abgehauen sind, der eine war dort wegen schwerer Körperverletzung, der andere wegen Bankraub, da wir einem doch ein wenig mulmig. Aber sei’s drum, die älteren akzeptieren und respektieren mich, aufgrund meines Tischtenniskönnens, was ich gerade wiederbelebe, da ich in der Mannschaft des Salesianer Ordens mitspiele, und ich spiele mit ihnen Billard, naja hier muss man sich Respekt erarbeiten, ich hatte einen guten Start und hoffe das sich nichts ändert.

Ätzend sind nur die pubertierenden Kids, die es unheimlich lustig finden mir jegliche ihnen bekannten Schimpfwörter an den Kopf zu werfen, in der Annahme ich würde sie nicht verstehen, was ja auch rein faktisch stimmt, aber sie können sich nicht vorstellen, dass es so etwas wie soziale Intelligenz gibt, die dich dennoch merken lässt was dein gegenüber dir gerade vermitteln will, aber sei’s drum, ich versuche mich nicht aufzuregen, es hätte vermutlich eh keinen Sinn.

Das Beste aber an der Arbeit und dem Leben hier ist, wie ich hier aufgenommen wurde und werde. Die Kommunikation ist sehr schwierig, da es in Tschechien nicht sehr verbreitet ist Englisch sprechen zu können, aber dennoch ist jeder bemüht seine Sprachkenntnisse irgendwie zu aktivieren um sich mit mir unterhalten zu können, mir schlägt hier eine Freundlichkeit seitens des Hauspersonals und vor allem wichtig, die des Teams bei der Arbeit, entgegen mit der ich nicht gerechnet hätte, eine durchweg positive Erfahrung, ich hätte einfach mit ein bisschen mehr Vorurteilen gerechnet.
Naja und mein Leben nach der Arbeit existiert nicht wirklich, ich schreib ein paar Mails, geh essen, duschen, lese noch und schreibe ein paar Dinge für mich und falle meist sehr früh wie gerädert ins Bett, aber das wird sich schon noch ändern.

Die anderen berichte aus Tschechien auch lesen?
Episode 2 Episode 3 Episode 4

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