Gesellschaft – Raue https://raue.it Thu, 01 Apr 2021 13:35:35 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.6.14 https://raue.it/wp-content/uploads/2015/11/cropped-logo-st3-32x32.png Gesellschaft – Raue https://raue.it 32 32 Warum haben wir eigentlich so große Angst vor dem Sex? https://raue.it/gesellschaft/warum-haben-wir-eigentlich-so-grosse-angst-vor-dem-sex/ https://raue.it/gesellschaft/warum-haben-wir-eigentlich-so-grosse-angst-vor-dem-sex/#comments Mon, 31 Jan 2011 18:57:08 +0000 http://www.raphael-raue.de/?p=482 Man muss nicht Foucault gelesen haben um mit einem Blick in die Gesellschaft oder die Geschichte unserer Gesellschaft gewisse Machtansprüche zu identifizieren die sich auf Sex, Pornografie und Erotik beziehen. Moralische, rechtliche, kulturelle sowie kommunikative Ansprüche finden sich in jeder mir bekannten Gesellschaft und beziehen sich immer sowohl auf das öffentliche sowie das private Leben. […]

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Man muss nicht Foucault gelesen haben um mit einem Blick in die Gesellschaft oder die Geschichte unserer Gesellschaft gewisse Machtansprüche zu identifizieren die sich auf Sex, Pornografie und Erotik beziehen. Moralische, rechtliche, kulturelle sowie kommunikative Ansprüche finden sich in jeder mir bekannten Gesellschaft und beziehen sich immer sowohl auf das öffentliche sowie das private Leben. In kaum einem Bereich ist Verschmelzung von Individuum und Gesellschaft so stark. Ich frage mich warum das so ist.

Schwimmen zwei junge Fische daher und treffen auf einen älteren Fisch, der in die andere Richtung schwimmt, ihnen zunickt und sagt: „Morgen, Jungs. Wie ist das Wasser?“ Und die beiden jungen Fische schwimmen noch ein bisschen, bis der eine schließlich zum andern rübersieht und sagt: „Was zur Hölle ist Wasser?“ David Foster Wallace

Wenn wir über Sex reden, meinen wir meist nur unseren eigenen Sex. Wenn wir über Pornografie reden, meinen wir meist nur die anderen, die entweder verheimlichend oder stilisierend darüber reden. Wenn wir über Erotik reden, reden wir immer nur über die der anderen. Ich bin geil, das ist heiß, ich bin so, der ganz anders, ich würde gern, ich hätte doch, könnten wir nicht. Das ist nicht der Sex, den ich meine, über den ich reden will. Das ist der Sex, über den ihr mit euren Freunden und Freundinnen redet. Ich meine Sex als gesellschaftlich, kulturell und rechtlich formiertes Konstrukt, das wir immer in den Gesprächen mit Freunden und Bekannten mittragen. Diverenzen gehören mit zum System, Einheitlichkeit wird durch begrenzte Differenzierungsmöglichkeiten hergestellt. So lautet Foucaults These und wichtig ist dabei zudem, dass hergestellt nicht jemanden meint. Jedenfalls niemand Konkretes. Wir alle und keiner stellen das her. Aber ich will das nicht theoretischer machen als notwendig.

Deshalb konkret. Aber ohne nur das folgende Beispiel damit zu meinen. Reden wir über Pornos, das Internet und gesellschaftliche sowie familiäre Fürsorge. Warum meinen wir als Gesellschaft eigentlich unsere Kinder vor etwas schützen worüber wir uns im Klaren sind, wie die Fische über das Wasser im Zitat von Wallace? Wenn ich die Begründungen und Interpretationen von Pädagogen lese, weshalb wir unsere Kinder vor schmuddeligem Sex schützen müssen, steht mir der kalte wissenschaftstheoretische Angstschweiß auf der Stirn. Ihr kennt alle diese Studien, denn sie fließen spätestens beim nächsten Amoklauf wieder in die aktuelle Berichterstattung ein.

Aber nicht nur die flatulenzierende Pädagogik erzieht uns in Sachen Erziehung. Ich hatte in letzter Zeit einige Gespräche über das Thema und selbst Menschen, die regelmäßig in den Puff gehen und keine SM-Fete auslassen vertreten die Meinung auch offensiv in jede Richtung, die vielleicht anderer Meinung sein könnte, dass Pornos für Jugendliche mindestens den neurotischen Tod bedeuten. Ich frage noch einmal, denn vielleicht gibt es ja doch jemanden mit fundierten Argumenten, der mir verraten kann, warum wir meinen Pornos, Sexualität und Erotik seien etwas, vor dem man und junge man’s im Speziellen geschützt werden müssen?

Die geprügelte amerikanische Kultur zeigt vielleicht am Besten, was ich meine. Filme mit allerbrutalsten Enthauptungsmetzeleien sind erlaubt, aber schon angedeutete Nippel oder öffentliches Stillen sind in unterschiedlicher Weise unter Strafe gestellt. Man kann jetzt mit religiöser Prüderie kommen und da einen roten Faden finden, der zwar die Genese erklärt, aber immer noch nicht, welche Interesse wir scheinbar daran haben, uns, unsere Kinder und die Gesellschaft immer wieder vor Gefahren zu warnen, die wir nicht kennen.

Warum glauben wir eigentlich, dass mehr Sex, weniger sexuelle Abhängigkeit und meinetwegen auch mehr Sportficken wie in den Pornos automatisch zum Verfall der Gesellschaft führen wird? Was treibt uns, das nicht nur zu glauben, sondern es mit einer solchen Inbrunst zu glauben, dass wir es von Generation zu Generation weiter geben? Gefühle wie Scham und Eifersucht werden einseitig gefördert und für natürlich erklärt, während Neugierde und Wissensdrang nicht oder erst ab einem gewissen Alter toleriert werden. Ebenso „natürlich“ und in anderen Gebieten unserer Kultur nicht nur toleriert, sondern sogar gefordert und mit Druck verbunden, scheinen wir dem Sex immer noch eine Angst entgegenzubringen, die ich mir nicht erklären kann.

Ich bin auf eure Kommentare gespannt.

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Erwartungen und Druck in unserer Gesellschaft https://raue.it/gesellschaft/erwartungen-und-druck-in-unserer-gesellschaft/ https://raue.it/gesellschaft/erwartungen-und-druck-in-unserer-gesellschaft/#comments Wed, 26 Jan 2011 09:23:23 +0000 http://www.raphael-raue.de/?p=475 Ich möchte zunächst anregen, zwei Artikel zu lesen, die ich in den letzten Tagen gelesen habe. Wie Firmen ihre Spitzenkräfte verbrennen ist der erste. Und der zweite trägt den Titel 80 Prozent aller Lebensläufe sind Schrott. Lasst diese beiden texte Mal einfach auf euch wirken und erwartet erstmal gar nichts. Versucht keine Zusammenhänge zwischen den […]

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Ich möchte zunächst anregen, zwei Artikel zu lesen, die ich in den letzten Tagen gelesen habe. Wie Firmen ihre Spitzenkräfte verbrennen ist der erste. Und der zweite trägt den Titel 80 Prozent aller Lebensläufe sind Schrott. Lasst diese beiden texte Mal einfach auf euch wirken und erwartet erstmal gar nichts. Versucht keine Zusammenhänge zwischen den beiden Artikeln zu sehen, was nicht ganz möglich ist, schließlich setze ich sie ja in genau einen solchen.

Ich wüsste nur gerne, ob ihr nicht auch seht, wie bescheuert und vor allem Schizophren eigentlich das Bild seiner Zukunft für einen jungen Menschen sein muss, der bald in den Arbeitsmarkt eintreten wird. Die beiden Artikel oben stellen nur einen minimalsten Teil dessen dar, was ich mir mit meinen 26 Jahren so alles an Erwartungen und Risiken meiner eigenen Zukunft anhören musste, ohne in diesem ganzen Gesabbel auch nur einen Hauch dessen zu finden, was mich betrifft, betreffen wird oder betreffen könnte. Anonymes Bukkake trifft es am besten. Noch nie davon gehört? Wikipedia klärt auf:

Bukkake (ぶっかけ, buːˈka:keɪ oder bʊˈkækei) bezeichnet im westlichen Verständnis (s.Etymologie) eine Gruppensexpraktik, bei der mehrere Männer auf eine weitere Person ejakulieren. Dies geschieht meist in Form der Ejakulation ins Gesicht, der Gesichtsbesamung. Quelle Wikipedia.

Seitdem ich zur Schule gehe wird mir ständig von allen möglichen Seiten ins Gesicht gespritzt. Metaphorisch gesehen, natürlich. Alle Welt läd bei jungen Menschen Erwartungen ab, will eigene Fehler vermeidet sehen, nur das Beste und was weiß ich alles. Ich rede jetzt nicht von ödipalen Konflikten, sondern von den vielen Ratschlägen durch jeden, der meint Alter schütze vor Dummheit und deshalb seine Lebensweisheit rausdrücken muss. In my Face. Medial ist das sowieso ein mittlerweile schmerzender Dauerständer geworden, denn wie man dem ersten Artikel entnehmen kann, sind die Wichsvorlagen des Wirtschaftswunders schon soweit verblasst, dass nicht mehr ignoriert werden kann, dass einiges im Argen liegt.

Meinen wir als Gesellschaft wirklich, ständig nur einseitigen Druck ausüben zu können, dem Arbeitnehmer die Frauenrolle des oben zitierten japanischen Pornos per se zuschreiben zu können und dann nicht entweder mit sehr wenig Lust oder sehr gestörten Gestallten rechnen zu müssen? Es scheint so.

Ich meine, nicht alles läuft verkehrt und wir brauchen auch keine Revolution. Aber dass es weder dem Interviewten noch dem Journalisten auffällt, dass es meist zwei Perspektiven zu einer Sache gibt, gibt mir wiederum zu denken. Wenn 80 % aller Lebensläufe Schrott sind, kann man doch mit gleichem Recht auch behaupten, dass 80 % aller Personalererwartungen Schrott sind, oder sehe ich das Falsch? Wahr und wirklich wird sicher keine dieser Aussagen sein, aber darum geht es auch nicht. Leistung ist ja gut, Erwartungen und Druck auch und nicht jeder bricht darunter zusammen. Aber die Einseitigkeit, mit der wir alle einen großen Teil unseres Lebens, die Arbeit, betrachten, erschreckt mich immer wieder aufs Neue.

Ich meine, ich denke auch scharf nach, was ich denn in einem halben Jahr mit meinem Abschluss machen soll. Übrigens Bachelor und Master in Regelstudienzeit, also kommt mir nicht mit Leistung. Aber muss dieser Druck unnatürlich überhöht werden durch kontinuierliches mantrisches Geblubber im Sinne einer alten Fernsehsendung: nur die Leistung zählt? Gibt’s den Pflaume eigentlich noch?

Wie schizo muss denn eine Leistungsgesellschaft sein, die ihre Mitglieder zur Leistung konditionieren muss?

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Ist das Internet relevant, oder nicht? https://raue.it/internet/ist-das-internet-jetzt-relevant-oder-nicht/ Mon, 24 Jan 2011 16:37:50 +0000 http://www.raphael-raue.de/?p=444 Ich saß heute in der Mensa, habe gearbeitet, geraucht und mich ab und an in die Gespräche an meinem Tisch eingeklinkt. Thema: Facebook. Gespräch aber nicht vorhanden. In köstlicher Bildmanier posaunt einer die schon oft bemängelten Datenschutzprobleme von Facebook heraus und der Stammtisch stimmt nickend zu. Das Gespräch wird durch etliche immer pikanteren detaillierten Halbwahrheiten ergänzt und […]

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Ich saß heute in der Mensa, habe gearbeitet, geraucht und mich ab und an in die Gespräche an meinem Tisch eingeklinkt. Thema: Facebook. Gespräch aber nicht vorhanden. In köstlicher Bildmanier posaunt einer die schon oft bemängelten Datenschutzprobleme von Facebook heraus und der Stammtisch stimmt nickend zu. Das Gespräch wird durch etliche immer pikanteren detaillierten Halbwahrheiten ergänzt und so am laufen gehalten. Bloß nicht anmelden, Stasi von Heute. Einwände werden sofort in psychologisches Massenverhalten umgewandelt und so als Einwände nicht nur entschärft, sondern gänzlich abgewehrt.Das wäre nicht entscheidend, wenn es nicht vor einigen Jahren Mal Thesen aller Welt- und Gesellschaftsweisen zum Internet gegeben hätte, die sich rund um die gesellschaftliche Relevanz des Internets gedreht hätten. Jeder mit Drang und Namen sagte etwas voraus. Und heute können wir überprüfen. Nicht nur durch Zahlen, Marktanalysen und Umfragen, die zum Internet mittlerweile in einer kaum mehr zu überschauenden Zahl verfasst werden. Zum Glück geht dabei mittlerweile weniger Baum bei drauf. Aber nicht nur durch diese Statistiken, Erhebungen und Verbeugungen können wir überprüfen. Nein, der in Deutschland immer wieder herbeigebecherte Stammtisch zeigt uns, wie es um das Internet steht.Man regt sich auf und ist damit nicht allein. Lager, Meinungen ohne Hintergrund und Horrorgeschichten sowie -visionen um apokalyptische Pädophilenmeterioiden machen die Runde. Und wenn wir genau hinschauen, dann waren solche Auswüchse in Deutschland doch immer der gewichtigste Hinweis dafür, dass etwas relevant ist. Nicht ob eine hohe Prozentzahl der wenigen Menschen mit Teleskomat eine Sendung gesehen hat ist wichtig, sondern ob am nächten Tag im Büro darüber geredet wird. Relevant ist eine Kulturwüschelrute und die schlägt bei Themen wie Facebook, Twitter und anderen digitalen Adeligen momentan enorme Wellen. Passend dazu rechnet Robert Basic uns Mal hoch, wie sich so etwas auswirken kann auch wenn nicht jeder Horst die Firma kennt, die irgendwas mit Web macht und es irgendwie doch nicht ganz gut macht.Relevanzerhebung durch gefühlte Menge der Phrasen und Stammtischparolen, die das zu beurteilende Thema hervorbringt.

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Die Haptik eines digitalen Magazins https://raue.it/gesellschaft/die-haptik-eines-digitalen-magazins/ https://raue.it/gesellschaft/die-haptik-eines-digitalen-magazins/#comments Sun, 24 Jan 2010 10:54:44 +0000 http://www.onezblog.de/?p=1080 [vimeo 8217311] Ein gern vorgebrachtes Argument für das Fortleben des Prints ist die Haptik einer Zeitung oder eines Magazins, die ein Computer oder sonstiges digitales Gerät nicht ersetzen könne. EIn gar nicht so schlechtes Argument, auch wenn ich nicht denke, dass dieses Argument den Printjournalismus davon abhalten sollte, ihre momentane zweigleisige Strategie dahingehend zu ändern, […]

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[vimeo 8217311]

Ein gern vorgebrachtes Argument für das Fortleben des Prints ist die Haptik einer Zeitung oder eines Magazins, die ein Computer oder sonstiges digitales Gerät nicht ersetzen könne. EIn gar nicht so schlechtes Argument, auch wenn ich nicht denke, dass dieses Argument den Printjournalismus davon abhalten sollte, ihre momentane zweigleisige Strategie dahingehend zu ändern, dass die inhaltliche Qualität sich sowohl im Print, als auch Online gleichbedeutend etabliert. Denn das Haptikargument scheint viele Verlage genau davon abzuhalten.

Das Problem dieses Arguments ist die Vorstellungskraft und der Wechsel der Generationen. Ich als relativ junger Mensch habe noch gerne ein Buch, eine Zeitung oder ein Magazin in der Hand und kann diese Haptik noch nachvollziehen, aber ich kann mich ebenso für Verheißungen technischer Geräte der nächsten Zeit begeistern und bspw. an einem iPhone rumzuspielen macht auch enorm was her. Wenn man sich die Konzeption der oben im Video gezeigten Studie von Bonnier eines neuartigen Tabletcomputers, E-Bookreaders, oder einfach Pad anschaut, dann kann ich mir eben im Gegensatz zu eher älteren Semestern vorstellen, dass diese einfach und nett zu handhabenden Geräte Printprodukte vollständig ersetzen könnten. Nicht,w eil sie dieselbe Haptik nachbauen oder zu simulieren versuchen, sondern, eil sie eine technisch ausgereifte Lösung bereitstellen, die einer neuen Generation eine neue Haptik gibt, die eben ebenso Erinnerungen in vielen Jahren erzeugen wird, wenn diese Technologie durch eine andere ersetzt werden wird.

Die Vorteile liegen auf der Hand. Um ein Magazin zu lesen, muss ich nicht mehr an den Kiosk, in den Urlaub muss ich nicht mehr auswählen, welche schweren Bücher ich mitnehme, Notizen können nicht mehr aus dem Buch fallen, ich kann Stellen schneller suchen etc. Apple wird wohl bald seine eigene Vorstellung von einem solchen Tablet vorstellen und wie sehr das die Welt verändern kann, haben wir am iPod gesehen. Es gab schon vorher MP3-Spieler, aber erst ab dem iPod waren sie hip, cool, was auch immer. Jeder hatte auf einmal so ein Teil und wenn Apple wieder ein so grandioses Konzept vorstellt, dann werden wir sicher in den nächsten Jahren Zeuge einer vollzogenen Revolution im medialen Bereich, die sich schon lange Angekündigt hat, aber noch ihren Siedepunkt sucht.

Mit dem iPhone und dem neuen iPod Touch ist angedeutet worden, was die Haptik des digitalen Lesens sein wird. Jetzt brauch es nur noch einen weiteren Schritt, denn das iPhone ist zum Lesen zu klein. Aber vermutlich wird Apple die Revolution noch ein wenig verschieben, denn das Tablet wird sicher zu Beginn so dermaßen teuer, dass Apple noch genug Zeit hat, die Bedingungen der Kapitulation auszuhandeln, die der Print unumgänglich wird unterschreiben müssen.

apple-verleger
Zu prophetische Worte? Ich denke nicht, auch wenn die Entwicklung sicher noch ein wenig auf sich warten lassen wird, zeigen Konzepte wie das oben oder der Hype um das neue iPad, dass hier Erwartungen vorhanden sind, die weit stärker sein werden, als der konservative Hang lieber das zu machen, was seit jeher getan wurde.

Ich denke, wir werden weiterhin unsere Zeitung am Frühstückstisch lesen, ein Buch mit aufs Klo nehmen und im Zug in Magazinen schmökern. Aber das Medium wird nicht mehr aus Holz sein. DIe Frage ist für mich nicht mehr ob, sondern nur noch eine Frage wann. Die selbstzugeschriebene Vision von Bonnier ist to continuously reinvent the art of publishing und das sollte auch in deutschen Medienköpfen eine größere Rolle spielen. Niemand will auf Journalismus verzichten, aber der Journalismus muss einen Schritt weiter gehen.

Wie seht ihr das, widersprecht mir, wenn ihr meint, ich lehne mich hier zu weit aus dem Fenster.

Video gefunden bei Sven Ganter und Quote von Ibo

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Können Gesellschaften gut/schlecht sein? https://raue.it/gesellschaft/koennen-gesellschaften-gut-oder-schlecht-sein/ Wed, 13 Jan 2010 12:17:09 +0000 http://www.onezblog.de/?p=1039 Ich bin heute bei meiner Luhmannlektüre auf einen interessanten Gedanken gestoßen, der mir auch schon bei Hegel aufgefallen ist. Es geht um die Frage, ob Gesellschaften dem Code gut/schlecht unterworfen werden können, also um die Frage, ob eine Gesellschaft moralisch bewertet werden kann. Beide Denker verneinen mit dem Verweis darauf, dass Gesellschaften erst die Grundlage […]

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Ich bin heute bei meiner Luhmannlektüre auf einen interessanten Gedanken gestoßen, der mir auch schon bei Hegel aufgefallen ist. Es geht um die Frage, ob Gesellschaften dem Code gut/schlecht unterworfen werden können, also um die Frage, ob eine Gesellschaft moralisch bewertet werden kann. Beide Denker verneinen mit dem Verweis darauf, dass Gesellschaften erst die Grundlage für eine solche Beurteilung bereitstellen. Dieser Verweis auf die Ursächlichkeit bei Luhmann bzw. die Notwendigkeit in der Argumentation bei Hegel will zeigen, dass eine solche Beurteilung grundlegend falsch ist, einen Kategorienfehler begeht.

Ohnehin ist die Gesellschaft kein möglicher Gegenstand moralischer Bewertung; und erst recht wäre es absurd, diejenigen, die die moderne Gesellschaft für gut halten, deswegen für schlecht zu halten; oder diejenigen, die die Gesellschaft kritisch ablehnen, deswegen zu achten. Das sind im Grunde nur Denkfhler, die leicht zu vermeiden sind, denn die Gesellschaft als das umfassende System aller Kommunikation ist weder gut noch schlecht, sondern nur die Bedingung dafür, daß etwas so bezeichnet werden kann.

Luhmann, Niklas: Die Moral der Gesellschaft. Suhrkamp Taschenbuchverlag. Frankfurt/Main 2008. S. 265.

Bei Hegel ist es eher ein Verweis auf die logische Konsistenz, die verhindert, dass es sinnvoll sein könne, sich außerhalb der Notwendigkeit des Vorhandenseins der Gesellschaft zu stellen, um diese dann zu bewerten. Man nehme sich damit die begrifflich sowie notwendige Grundlage einer Bewertung. Einfach gesagt, fehlen die Begriffe der Beurteilung.

Diese Erkenntnis, die einige Möglichkeiten der kritischen oder politischen Theorie für sinnlos erklärt, führt aber keineswegs zur Unmöglichkeit gesellschaftliche Missstände zu benennen oder zu bewerten. Aber Gesellschaft als ganzes ist nicht zu bewerten, sondern Institutionen und Handlungen. „Ist die globalisierte Gesellschaft moralisch gut?“, ist also keine sinnvolle Frage und müsste umformuliert werden in eine Form wie folgende: „Ist die Institution Globalisierung moralisch gut?“

Man mag einwenden, dass dies keine grundlegend andere Frage ist. Aber der Fokus und somit die Grundlagen sind andere. Will man die Gesellschaft als ganze bewerten, fehlt die Grundlage, begrifflich wie kommunikativer Art. Schaut man sich die Globalisierung aber als Institution oder auch Prozess an, dann müssen die Grundlagen zunächst herausgearbeitet werden. Eine einfache Bewertung fällt somit weg und eine Differenzierung setzt ein. Es reicht nicht mehr festzustellen, dass irgendetwas schlecht ist und durchaus feststellbar ist, dass eine gewisse Institution, hier die Globalisierung, dafür ursächlich ist, sondern die Institution muss als ganzes beobachtet und erst dann beurteilt werden. Und das ohne gleich die ganze Gesellschaft in den Blick zu nehmen, denn das würde einzig zur Unmöglichkeit der Bewertung führen.

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Endlich wieder Amoklauf! https://raue.it/gesellschaft/endlich-wieder-amoklauf/ https://raue.it/gesellschaft/endlich-wieder-amoklauf/#comments Thu, 12 Mar 2009 18:16:44 +0000 http://www.onezblog.de/?p=804 Endlich wieder Amoklauf! Das scheinen sich gerade viele Menschen zu denken. Meint ihr denn wirklich, dass dieses Erschrecken und die noch ekligeren Mitleidsbekundungen irgendjemandem helfen? Dass ich Freunde und Familien der Getöteten von Winnende dadurch besser fühlen, vor allem wenn sie erkennen, dass sich Geschichte in  solchen Fällen wiederholt. Die selben Floskeln und Forderungen erneut […]

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Endlich wieder Amoklauf! Das scheinen sich gerade viele Menschen zu denken. Meint ihr denn wirklich, dass dieses Erschrecken und die noch ekligeren Mitleidsbekundungen irgendjemandem helfen? Dass ich Freunde und Familien der Getöteten von Winnende dadurch besser fühlen, vor allem wenn sie erkennen, dass sich Geschichte in  solchen Fällen wiederholt. Die selben Floskeln und Forderungen erneut aus der Mottenkiste geholt, in zwei Wochen wieder in dieser verschwinden werden, nur um dann beim nächsten Amoklauf wieder herausgeholt zu werden.

Ich verstehe, dass Medien darüber berichten müssen und es von Politikern erwartet wird, dass auch sie etwas dazu sagen. Aber doch nicht so einen unreflektierten Scheiß, dem man gerade nicht entkommt und bei dem man wirklich nochmal nachgoogelt, ob dies nicht vielleicht doch der erste Amoklauf in Deutschland gewesen sein mag.

Dieses Gesabbel um gewalttätige Computerspiele einerseits, der Verharmlosung von Waffenbesitzt ohne jeglichen Grund andererseits und dem Spiel mit der Angst vor allem, was man nicht versteht, geht mir so dermaßen auf den Zeiger, dass mir hier nur unflätige Worte dazu einfallen. Da werden ehemalige Mitschüler befragt und der Mist von denen auch noch abgedruckt, ganz so als würde man sich an jeden Erklärungsstrohalm festhalten wollen.

Warum sagt nicht einer Mal, dass diese ganze Scheiße zu unserer Gesellschaft dazu gehört ohne ihr gleich die alleinige und verantwortungsvernichtende Schuld daran zu geben? Das man sich noch so anstrengen kann alles zu sektieren um es abzugrenzen und in den Bereich des anormalen zu packen, es aber nur allzu offensichtlich ist, dass hier jemand mit sich und der Gesellschaft nicht klar gekommen ist, und sowohl gegen sich als auch gegen andere Gewalt eingesetzt hat. Früher hat man sich dann eben ruhig und melancholisch die Kugel gegeben, alles wurde jemandem angehaftet und gut war es. Drüber haben im Film „Club der Toten Dichter“ Millionen Menschen geweint und dieser Schmerz erscheint mir ehrlicher, als das, was hier passiert. Über einen Film kann man reden, vor allem, wenn er England statt Deutschland und eine vergangene Zeit zeigt. Warum aber kann man nicht über hier und jetzt genauso reden?

Ist es so schwer einzusehen, dass Leistungsdruck und mangelnde Bereitschaft auch den anderen zus ehen nicht nur ihr gutes haben? Das Bruttoinlandsprodukt ist nicht der einzige Wert, an dem man den Fortschritt und das Glück einer Gesellschaft misst. Lasst uns doch mal darüber reden, dass immer weniger Menschen Kinder haben wollen und dtrotzdem viele von diesen welche bekommen. Lasst uns doch mal darüber reden, dass Betreuung nicht nur in der Unterschicht über Fernseher abgedeckt werden. lasst uns doch mal darüber reden, dass das Internet nur manifestiert, was die Gesellschaft schafft. Ja unsere! Lasst uns doch mal über zu große Klassen in Schulen reden und die Bereitschaft für Bildung auch fern der Eliten Geld in diesem Land auszugeben. Lasst uns doch mal reden über Integration, die oft genug einzig in der Assimilation gesehen wird und so Druck aufbaut. Über Leistungszwang, der die eingebläute Disziplin von damals ersetzt hat, aber nicht minder aggressiv mach, wenn man da nicht reinpassen möchte.

Ach, wir müssten über so vieles reden und ich geh mir schon selbst auf den Sack, dass auch ich hier nur die offensichtlichsten Probleme anspreche. Denn eigentlich müssten wir erstmal klären, was für eine Gesellschaft wir haben wollen, bevor wir an ihr herumdoktorn. Aber das tut weh und wird öffentlich höchstens mal im Feuilleton getan, wenn mal wieder irgendwo „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ gespielt wird. Vielleicht wollen wir auch keine andere Gesellschaft, aber dann sollen wir bei solchen Tragödien auch nicht so tun. Denn eine geheuchelte Gesellschaft kann nicht einmal der Heuchler wollen.

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Arschlochgesellschaft https://raue.it/gesellschaft/arschlochgesellschaft/ https://raue.it/gesellschaft/arschlochgesellschaft/#comments Thu, 04 Dec 2008 00:03:16 +0000 http://www.onezblog.de/?p=699 Einen letzten noch heute zum Üben des naiv-bedächtigen Bloggens. Denn auch wenn ich gerne den 500 Euro Konjunturgutschein der Bundesregierung nehmen und mich ganz sicher kein bisschen beschweren würde, bringt .markus es auf den Punkt, dem ich mich anschließn möchte. Investiert doch mal… …In die Zukunft. Langfristig. In eine bessere Gesellschaft. In Bildung. In Forschung. […]

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Einen letzten noch heute zum Üben des naiv-bedächtigen Bloggens. Denn auch wenn ich gerne den 500 Euro Konjunturgutschein der Bundesregierung nehmen und mich ganz sicher kein bisschen beschweren würde, bringt .markus es auf den Punkt, dem ich mich anschließn möchte. Investiert doch mal…

…In die Zukunft. Langfristig. In eine bessere Gesellschaft. In Bildung. In Forschung. In Kultur. Es ist doch verdammtnochmal nicht mehr zeitgemäß, so eine Arschlochgesellschaft zu sein, deren Grundlagen Konsument und Konjunktur sind. Oder?

Ja, verdammt! Und bitte auch in die richtige scheiß Forschung, die Menschen hervorbringt und nicht nur rosa Poloträger ohne Moral und Verstand, denen es reicht Schuld und Sühne gelesen zu haben, um zu wissen, wie die Gesellschaft tickt. Auch heißt nicht nur, selbst Polohemdenträgern wünsche ich eine Zukunft, aber eine, in der sie sich wirklich durchbeißen müssen, ihren Karrierismus auszuleben und damit nicht den Weg des geringsten Widerstandes gehen.

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StudiVZ mahnt BörseVZ ab… https://raue.it/internet/studivz-mahnt-boersevz-ab/ Mon, 04 Aug 2008 16:40:47 +0000 http://www.onezblog.de/?p=465 …und sieht sich plötzlich und sicher unerwarteter Gegenwehr ausgesetzt, denn wie ich bei Pixelfolk lesen konnte will der BörseVZ-Initiator Ralf Müller nicht klein bei geben sondern strebt eine Feststellungsklage an. D.h. er möchte von einem Gericht klären lassen, ob die Abmahnung berechtigt ist, oder nicht. Müller hat zudem angekündigt, notfalls alle Instanzen anzurufen, um sich […]

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…und sieht sich plötzlich und sicher unerwarteter Gegenwehr ausgesetzt, denn wie ich bei Pixelfolk lesen konnte will der BörseVZ-Initiator Ralf Müller nicht klein bei geben sondern strebt eine Feststellungsklage an. D.h. er möchte von einem Gericht klären lassen, ob die Abmahnung berechtigt ist, oder nicht. Müller hat zudem angekündigt, notfalls alle Instanzen anzurufen, um sich gegen die Abmahnung zu wehren.

Anders also als die eingeknickten ErstiVZ, Abitur-VZ, FußballerVZ, PokerVZ, BewerberVZ, RotlichtVZ, MatheVZ, DogVZ, SchulfreundeVZ und InsiderVZ soll jetzt gerichtlich geklärt werden, ob VZ als Marke fungieren kann und somit schützenswert ist. Meinem Empfinden nach ist es das natürlich nicht, wo kämen wir denn dahin, wenn man auf einmal so banale Begriffe wie Verzeichnis und ihre Abkürzungen markenrechtlich von der Gemeinnutzung ausschließen lassen könnten. Sprache ade hieße es dann wohl. Und erst eine Lizenz zu kaufen, um auch mal was schreiben zu dürfen, will ich nicht, kann auch die Gesellschaft nicht wollen. Auch wenn man natürlich sagen muss, dass niemand wohl auf die Idee gekommen wäre seine Seite mit irgendwas + VZ zu übertiteln, wenn StudiVZ nicht als Leuchtturm fungiert hätte.

Dann stellt sich aber die Frage, inwieweit die Gesellschaft dann nicht ein Recht auf genau so eine Bezeichnung hat, wenn eben der Begriff Social Network nicht bekannt, bzw. unter eben diesem Zeichen irgendwas + VZ fungiert. Wenn das nämlich so ist, dann spricht meiner Meinung nach der Informationsanspruch einer Gesellschaft gegen den Markenanspruch einer Firma.

Es bleibt also spannend. Erst mahnen sie alle VZ ab und dann wird StudiVZ selbst von Facebook abgemahnt. Mal sehen, wer in diesem Kudeelmuddel überlebt. BörseVZ wird sicher der Häckmeck Aufmerksamkeit bringen und das ist für jedes Startup gut. So könnten sie diese Aufmerksamkeit auch nutzen, wenn sie verlieren und einen anderen Namen annehmen müssten.

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Brauchen wir eine neue Blog-Ethik? https://raue.it/internet/brauchen-wir-eine-neue-blog-ethik/ https://raue.it/internet/brauchen-wir-eine-neue-blog-ethik/#comments Mon, 24 Sep 2007 20:39:28 +0000 http://www.onezblog.de/?p=745 Abmahnungen haben zwei Komponenten, eine juristische und eine moralische. Ich will mich in diesem Artikel auf letztere konzentrieren ohne dabei nur speziell von Abmahnungen zu schreiben. Ich möchte vielmehr der allgemeinen Frage nachgehen, ob wir eine neue Blog-Ethik brauchen. Denn eine Handlung ist eine Handlung, egal ob ich sie online vollziehe oder nicht. Handlungen verlangen […]

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Abmahnungen haben zwei Komponenten, eine juristische und eine moralische. Ich will mich in diesem Artikel auf letztere konzentrieren ohne dabei nur speziell von Abmahnungen zu schreiben. Ich möchte vielmehr der allgemeinen Frage nachgehen, ob wir eine neue Blog-Ethik brauchen.

Denn eine Handlung ist eine Handlung, egal ob ich sie online vollziehe oder nicht. Handlungen verlangen eine Bewertung. So lautet mein Grundsatz und ich möchte im Folgenden darlegen, warum ich das so sehe.

„Ethik ist die ,praktische‘ Philosophie, denn sie sucht nach einer Antwort auf die Frage: was sollen wir tun? […] Die Ethik untersucht, was im Leben und in der Welt wertvoll ist, denn das ethische Verhalten besteht in der Verwirklichung ethischer Werte. Diese Werte sind sowohl in der jeweiligen Situation als auch in der Person zu finden.“ (Schischkoff, Georgi(Hrsg.). Philosophisches Wörterbuch: Stuttgart. 1974. S. 161f.)

Die philosophische Disziplin Ethik ist unterteilt in verschiedene Teilbereiche, der hier wichtige ist die Bereichsethik unter die z.B. Medizinethik oder Presseethik fällt. Hier genau ist die Frage verortet, ob es einer eigener Blogethik bedarf. Sind Blogs in keine der Bereiche einzuordnen, dann verlangt es nach einer eigenen Begutachtung.

Blogs sind einzigartig und neu in ihren technischen Möglichkeiten. Sie bauen Kommunikation auf, wo es vorher sehr schwierig war sich auszutauschen. Sie bieten Möglichkeiten für jedermann seine Meinung zu äußern und tragen so zum politischen und sozialen Diskurs bei. Blogs sind eine ungemeine Weiterentwicklung des Internets, auch wenn die technische Komponente sich so sehr nicht geändert hat.

Diese Neuartigkeit soll aber dennoch nicht davon ablenken, dass es Bereiche gibt, in denen Blogs überhaupt nicht neu sind. Die Ethik ist ein solcher Bereich. Ich kann nichts Neues an einem Blog entdecken, keine Handlung, die nicht mit bestehenden Ethikvorstellungen bewertbar wäre oder sogar nur mit kurzem Nachdenken.

Den einzigen Unterschied sehe ich in der Anonymität, die im Internet viel eher gegeben sein kann als wenn ich jemanden einen „Kommentar“ ins Gesicht sage. Dass sich dadurch einige Mitmenschen hingerissen fühlen, Kommentare in Blogs zu schreiben, die selbst jede Kloschmiererei als intellektuellen Höhepunkt dastehen lässt, ändert aber nichts an der ethischen Frage. Ethik bewertet nicht die Form, sondern das Innerliche.

Zwei ethische Unterscheidungen sind dennoch zu treffen: Will jemand publizieren oder schreibt er nur aus Spaß ins Internet? Man kann auch beides machen, aber der höhere Aspekt entscheidet, ob man sich im Bereich der Individualethik oder in dem der Presseethik umschauen sollte. Für beides gibt es ausreichend Theorien und Erkenntnisse, die von Bloggern genutzt werden könnten, sollten sie die Frage nach einem Kodex beantworten oder sich sonst informieren wollen.

„Ich kann hier auf meinem Blog machen was ich will“, ist eine oft gelesene Aussage. Richtig, teilweise zumindest. Denn erstens gibt es das Recht, dem sich ein jeder unterstellen muss und zweitens gibt es die Ethik, auch wenn diese über keine Handschellen, Abmahnungen und Gerichtsgebäude verfügt.

Menschen in Gemeinschaften bilden Regeln. Ethik versucht auf einer Metaebene diese zu bewerten. Aber die Regeln des Lebens halte ich für ausreichend um im Internet zu agieren. Höflichkeit, Manieren und ethische Grundbildung, die wir alle mehr oder weniger genossen haben, sind ohne weiteres auf Blogs zu übertragen. Lasst uns keinen Blogkodex verfassen weil wir bloggen wollen und nicht einem goldenen Kalb hinterher jagen, nur um uns besonders zu fühlen. Lasst und bloggen wie Menschen, die darüber nachdenken, was sie tun. Wir sind mündig genug, um auf die Bürokratie unseres Heimatlandes in der virtuellen Welt nicht angewiesen zu sein.

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