Das Verhältnis zwischen den zwei Staaten Deutschland und Tschechien ist ein wirtschaftliches. In der deutschen Medien- und Politiklandschaft taucht Tschechien meist nur im Zusammenhang mit den Beneš-Dekreten und der darauf folgenden Vertreibung der Sudetendeutschen aus dem Gebiet der nach dem 2. Weltkrieg entstandenen Tschecheslowakei. Zugegeben Tschechien taucht auch noch das ein oder andere Mal im Reiseteil einiger Zeitungen und Magazine auf, wird dort aber lediglich mit Bier, leckerem Essen und wunderschönen Landschaften in Verbindung gebracht.
Tschechien wird vergessen, was auch an dem großen Geschrei der polnischen Kaczyński-Brüder zusammenhängen mag. Aber das ist nur in der letzten Zeit als Ausrede hinzu zuziehen. Denn eine erschreckende Zahl benutzt noch immer die nationalsotialistisch geprägte Bezeichnung „Tschechei“ und weiß nahezu nichts über dieses Land. Nicht weiter schlimm, mag man denken und mir vorhalten, dass ich sicherlich auch nichts über das so ungemein schöne Land Tschad weiß. Aber es liegt ein wenig anders und wenn wir uns bemühen, erinnern wir uns vielleicht auch an die ein oder andere Geschichtsstunde.
Tschechien war der Ausgangspunkt des bestialischen Krieges, mit dem Deutschland Europa knechten wollte, auch wenn der erste offizielle Angriff auf Polen stattfand. Aber das lag nur daran, dass dieses mal die Verbündeten ihre Bündnisse auch hielten. England hatte sowohl mit Polen, als eben auch mit Tschechien Militärbündnisse, sah sich bei Unterzeichnung des „Münchener Abkommens“ aber nicht daran gebunden und hoffte mit diesem Bauernopfer Hitler von seinen Expansionsplänen abzubringen. Das Sudetenland wurde dem 3. Reich angeschlossen und von der Wehrmacht besetzt. Die Tschechen bezeichnen das Abkommen als „Münchener Verrat“ und dieses Abkommen ist noch heute bezeichnend, z.B. in der EU-Skeptik. Tschechien hat sich von Deutschland missbraucht und von den verbündeten verraten gefühlt und dieses Gefühl, was durch den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen noch einmal wachgerüttelt wurde, begleitet die Menschen in Tschechien bis heute.
Tschechen wandern nicht aus, Tschechen trauen den anderen Völkern nicht, auch wenn sie keinen Hass entwickelt haben. Die Tschechen sind ungemein unpolitisch, weil sie in ihrer Geschichte eh nie etwas zu melden hatten und wenn auch nicht so grausam als Spielball benutzt, wie beispielsweise Polen, so doch immer übergangen worden sind. Die Tschechen wollen nicht in die EU, denn sie kommen, anders als die restlichen Eu-Beitrittsländer des Ostens ganz gut alleine zurecht. Tschechien hat eine Wirtschaft, die funktioniert und immer funktioniert hat, wenn sie nicht eben von einem der umliegenden Mächte missbraucht wurde.
Aber Tschechen hassen nicht. Ich wurde zwar ungemein mit „Heil Hitler“ begrüßt und auch nicht immer willkommen geheißen, aber dennoch bekam ich immer die Chance mich als guter Mensch zu erweisen. Auch wenn ich Deutscher war. Das mag man als Rassismus oder als überholten Skeptizismus bezeichnen, ich würde es als zwingende Folge der tschechischen Geschichte ansehen. Man ist vorsichtig, ohne dabei unhöflich sein zu wollen. Auch in der Politik.
Angriffe wie die Polens gegen Deutschland auf dem letzten Eu-Verfassungstreffen wird man von Tschechien nicht hören, auch wenn viele in Tschechien sicher so denken, was sich bisweilen auch in Hetzkampagnen niederschlägt, meist Parteinen des äußersten Spektrums. Aber das ist selten. Man witzelt lieber über die Deutschen, die Engländern und stellt das ins Licht, was man besser kann. Alles und Nichts. Tschechen sind National, aber nicht in solch einer ekligen Ausprägung, wie dem Größenwahn einiger Deutscher. Tschechen finden es genauso humorig, wenn das kleine Land in irgendetwas am Besten ist, wie sie es lachend nehmen, wenn mal wieder Tschechien mit Tschetschenien verwechselt wird und bedeutende Staatsmänner, so sie sich mal verlaufen, ihnen Mut zusprechen und verwundert sind über den guten Zustand der Hauptstadt Grosny. Obwohl Prag noch genau das ist, was ein jeder kennt in der Welt. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, wenn Tschechen, Prag als Prag und den Rest als Tschechien bezeichnen. Ein Humor, der uns leider nicht gegeben ist. In Deutschland werden solche Themen nur verbissen angegangen und Humor ist höchstens taktisch eingesetzt.
Tschechien ist enger mit der deutschen und europäischen Geschichte verbunden, als dem Rechnung getragen wird. So hat nicht die deutsche CDU Europa „erfunden“ sondern ein tschechischer König namens Georg von Podiebrad, schon 1462, also lange vor den deutschen Denkern und Dichtern. Er arbeitet einen 21 Artikel langen Plan aus, um eine Friedenseinheit Europa zu schaffen. Mit gemeinsamen Gerichten, Verwaltungen, gemeinsamen Heer und Parlament. Dreimal dürft ihr raten von wem er an diesen Plänen gehindert wurde? Vom Papst und seiner Armee des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, oder waren die letzten zwei Bezeichnungen im 15. Jahrhundert noch nicht aktuell?
Tschechien ist mit der deutschen Geschichte so verquickt, dass es mich wundert, wie wenig es wahrgenommen wird. Dass sich das bei mir geändert hat, war auch nur Zufall, weshalb dieser Artikel keinesfalls als Zeigefinger verstanden werden soll, aber ich werde versuchen in einigen Artikeln dieses nicht nur für mich wichtige Land meinen Lesern näher zu bringen, als dies dieser Überriss der Geschichte vermochte.
Kommentare
Auf jeden Fall is eine deutliche abneigeung gegen Deustchaldn herauszlesen und es wird schnell klar das dieser Artikel durch unangebrachte emotionale Sätze unneutral wirkt.
Ps: PAPST nicht PABST
Es war nie meine Absicht neutral zu schreiben! Dennoch würde mich interessieren, was genau du daran unangebracht findest? Das hier ist keine Zeitung, sondern ein persönlicher Blog und Tschechien liegt mir am Herzen. Deutschland weniger, da hast du Recht und die Begründung findest du im Text. Abneigung würde ich es dennoch nicht nennen, aber die tschechische Mentalität spricht mir bedeutend mehr zu als die Deutsche, wenn man das so verallgemeinernd überhaupt sagen kann.
hey, super artikel…spricht mir quasi aus der seele!ich entwickle auch langsam eine tiefe abneigung gegen deutschland und seit ich mich hals über kopf in einen tschechischen mann verliebt habe wirds echt unerträglich…will nicht alle deutschen männer über einen kamm scheren aber so charmant, rücksichtsvoll und zuvorkommend bin ich von einem deutschen noch nie behandelt wurden (DICKES SORRY aber so ist es eben ;-))
…und die frauen sind bei weitem nicht so stutenbissig wie die deutschen mädels..
wie auch immer…keep it real&peace out!!
Jemand ohne differenziertes Geschichtsbewusstsein schreibt über Geschichtsbewusstsein.
Hmm ist ja schon recht interessant. Ich persönlich bin recht national eingestellt – nein, ich bin kein „Hitlerfan“, auch wenn das jetzt der ein oder andere denkt.
Zum Krieg möchte ich mich nicht äußern,dafür kann ja jeder die Geschichtsbücher lesen (am Besten schon mit Bismark anfangen, da geht der ganze Trubel nämlich schon los),aber eins wollte ich doch noch einwerfen : Das Gebiet, dass mit dem Münchener Vertrag an Deutschland gefallen ist war fast ausschließlich von „Volksdeutschen“ bewohnt. Es musste somit im Grunde gar nicht „besetzt“ werden. —-> (Anfang 1900 waren „Volksdeutsche“ praktisch in jedem östlich von Deutschland gelegenem Land vertreten, in vergleichsweiser hoher Zahl. Egal.
Ich finde Tschechien auch sehr interessant und bin jetzt auf diesen Artikel gestoßen. Schön das anscheinend einigen das Land und die Kultur gefällt -> und wenn ihr Deutschland nicht leiden könnt… es zwingt euch keiner hier zu bleiben. Gerade das ist doch auch eine schöne Sache an Europa. Wenn ihr ein Land verlassen wollt könnt ihr ohne nennenswerte Probleme umziehen. Ich persönlich komme mit Tschechen wesentlich besser klar als z.B. mit Polen.
Naja, jetzt habe ich auch einen unwichtigen Beitrag zu diesem Blog geleistet – was aus Langerweile so alles entstehen kann !?!
Leider paar Jahre zu spät, aber ganz ordentlicher Artikel. Ich lebe in der Großstadt, die am nähestens der ehemaligen BRD liegt. Und selbst hier kennt man keinen Unterschied zwischen Tschechei und Tschechien. Aber zumindest hat sich die Standart-Aussage „zum tanken und fi**en rüberfahren“ endlich geändert. Ich habe viele meiner Freunde schon nach Tschechien mitgenommen (ich selber habe eien Oma in CZ) und wirklich jeder war begeistert! Die Svejksche Haltung ist immer noch allgegegenwärtig, außerdem spricht der nachwachsende Tscheche kein deutsch mehr, was vorallem die „Alten“ nicht verstehen. Schade das Tschechien nur aufs gute Bier und Knödel reduziert werden. Es gibt viel mehr zu erleben.
Hallo. Ich benötige im Rahmen eines Fachreferates an der Berufsoberschule mit Thema:Entwicklung des Deutsch Tschechischen Verhältnisses seit 1938, unbedingt Informationen. Ihr Eintrag ist schon mal ein guter Anfang.
Hätten Sie auch ggf. Infos hinsichtlich politischen,wirtschaaftlichen und gesellschaftlichen Aspekten??
Ich wäre Ihnen sehr sehr dankbar, wenn Sie mir weiterhelfen könnten.
Hochachtungsvoll Daniel Kuen