Ich habe mich bisher ja noch nicht auf das Experiment Twitter eingelassen und bin mir auch sicher, dass das erstmal so bleibt. Das hat weniger mit Skepsis oder Nutzenvorbehalten zu tun, sondern ist eher in meinem generellen Kommunikationsverhalten begründet: ich nutze so gut wie gar nicht ICQ und MSN, bin ungemein passiv bei Xing und StudiVZ, schreibe keine 50 SMS im Jahr und weiß auch warum. Mir ist diese Kurzform einfach zu wider. Nicht generell, sondern eben auf mich bezogen. Sicherlich kann auch ich mir Situationen vorstellen, in denen es sinnvoll wäre in diesen Kommunikationsnetzen eingebundener zu sein, aber diese Situationen nehme ich dann gerne in Kauf, wenn ich sonst meine Ruhe haben.
Denn Ruhe ist das Gut, dass man mit zunehmender Vernetzung aufgibt. Ständig quäktz irgendeines der Icons im Dock, schreit entweder akustisch oder visuell nach Aufmerksamkeit. Dadurch sinkt meine Aufmerksamkeit und ganz im Ernst, wie oft ist dieser Aufmerksamkeitsverlust gerechtfertigt?
Schon mein Mailprogramm geht mir auf den Keks, auch wenn ich da sage, dass der Nutzen das fehlende Maß an Ruhe deutlich überwiegt. Bei Chats und eben neu Twitter bin ich davon so gar nicht überzeugt. Sicher könnte man so endlich mal wieder neue Stammleser für die eigenen Blogs gewinnen, denn über Blogs kommen eben nicht mehr viele, das scheint sich jetzt auf Twitter abzuspielen. Aber das Maß der Erreichbarkeit möchte ich nicht mehr steigern, es reicht mir.
Das ist so wie im relaen Leben. Es gibt Leute, die laden jeden zur Party ein und freuen sich, wenn viele kommen und eben welche wie mich, die dabei kein gutes Gefühl haben, sondern lieber mit den fünf Leuten ruhig zusammensitzt, trinkt, redet und tanzt. Dafür muss es nicht blinken und neues entsteht nicht durch immer wechselnde Gesprächspartner, sondern durch die Kreativität der immer gleichen Gesprächspartner.
Warum ich das schreibe? Weil ich die Diskussion der Pro und Contra bei Netzwertig ganz interessiert gelesen habe und doch eine ganz andere Meinung dazu habe. Ob ich glaube, dass Twitter das neue Big Thing wird oder nicht, spielt gar keine Rolle, denn es wird meine Entscheidung für oder gegen diesen Dienst nicht beeinflussen. Ruhe, Leben und das, was ich mir darunter vorstelle, sind entscheidend für oder gegen Dienste, die mir Zeit stehlen würde, für Gedanken, die mir eben wichtig sind, auch wenn sie genau das Gegenteil eines Trends sind. Bloggen und dieses ganze Internetding sind schon sehr zeitraubend. Mir macht es Spaß und das ist Rechtfertigung genug. Klar könnte das bei Twitter auch so sein, aber ich blogge eben schon lange und da dann auf 140 Zeilen umzusteigen, entspricht eher weniger meinem Charakter, zögere ich doch schon bei jedem Artikel auf den Veröffentlichungsbutton zu drücken, der nicht wenigstens eine Seite füllt, weil ich meinen Leser so wenig wie möglich Substanzloses bieten möchte.
Damit sei nicht gesagt, dass diese 140 Twitterzeichen substanzlos sind, das ist eine zu oberflächliche Kritik. Aber irgendwohin müssen die Twitterianer eben auch verweisen.
Update: Ich versuche es jetzt doch mal und würde mich freuen, wenn ihr mir followed unter: twitter.com/raue. Gebe Twitter mal über die Semesterferien eine Chance und schaue, was es bringt. Danach wird ein Fazit gezogen.
Kommentare
Vielleicht braucht es den Hype um Twitter auch nur um des Hypes willen. In Ermangelung anderer hipper Startups wird eben Twitter in diese Rolle gedrängt…
Ich finde Twitter interessant, stimme Dir aber voll zu: Es frisst viel Zeit und bringt (in der Relation) wenig außer Unterhaltung.
Mit Twitter kann man echt geniale Sachen machen
http://www.twitter.com/jahwe
http://www.twitter.com/schaeuble (leider nicht mehr aktiv
http://twitter.com/tsghessenspd Schäfer-Gümbel Satire der Titanic
…
Ich nutze auch noch kein Twitter, wenn ich mich unterhalten möchte, dann treffe ich mich mit meinen Freunden. Es gibt viele Menschen die Twitter bevorzugen, aber ich bin davon noch nicht überzeugt.
[…] seinem Blogbeitrag »Twitter und Kommunikation« schreibt Raphael Raue über Twitter. Ich kenne Raphael aus früheren Blogzeiten und war […]
[…] nachdem ich das ja vor einigen Tagen eigentlich für mich noch ausgeschlossen hatte, weil Twitter mit die Ruhe stiehlt. Aber ich wollte es dennoch erstmal ausprobieren und hoffe, dass einige von euch mir followen […]
Ich habe mich letztens auch bei Twitter registriert, den Sinn aber noch nicht so recht erkennen können.
Der allgemeine Kanal bei dem man verschiedene aktuelle Mitteilungen sieht ist doch eher ein Tummelplatz von Belanglosigkeiten wie „Ich hol mir jetzt mal nen Kaffee“ usw…
Aber mal schaun, vielleicht machts mehr Spass wenn man bestimmte interessante User abonniert.