Dieser Text geht raus an all die Leute die wissen wo ihr Problem liegt, deren Verdrängungswille von Selbstreflexion minimiert wurde aber noch nicht ganz eliminiert ist. Dies ist kein Beitrag zur Pro- und Contra diskussion von Marihuana konsum. Kein Zeigefinger, kein fühlt euch schlecht, nur meine Erfahrungen, gedacht als Anregung.

Ich möchte euch meine Beziehung zu einem wirklich guten Freund schildern, Käptn Grüngold. Wir haben uns kennen gelernt, da war ich noch ziemlich jung, erst erschien er mir ein bisschen komisch, aus einer anderen Welt, als die ich kannte.
Wir trafen uns nur ab und zu, nicht abzusehen welch starke Verbindung unsere Freundschaft einmal annehmen würde. Meist trafen wir uns auf irgendwelchen Partys, etwas später dann auch auf dem Bolzplatz oder in diversen Jugendräumen. Wir verstanden uns mit der Zeit immer besser, hatten wir doch so viel Spaß zusammen, manchmal haben wir stundenlang nur gelacht, manchmal stundenlang zusammen Musik gehört, er konnte gut zuhören und die Gefühle in der Musik aufnehmen. Auch gesprochen haben wir zusammen, meist über Blödsinn, zugegeben, aber mit zunehmender Freundschaft wurde die Möglichkeit mit ihm über tiefgründigeres zu reden immer größer. Irgendwann, ich weiß gar nicht wirklich einen Zeitpunkt festzumachen, ja irgendwann habe ich ihn meinen Freund genannt.

Ich meine wir haben jeden Tag zusammen abgehangen, von früh bis spät. Es wurde eine wirklich enge Freundschaft. Andere Menschen wurden unwichtiger, denn ich hatte ja ihn, er konnte mir alles geben was ich wollte, Geborgenheit, Liebe und was am wichtigsten war, er gab mir das Gefühl von Verständnis, ein Gefühl, das immer fehlt wenn man in diesem schwierigen alter der Pubertät ist. Er war mir mein liebster Freund, dennoch war er nicht der einzige, war es doch noch viel lustiger mit ihm und anderen, dann drehte er richtig auf.
Aber ich denke ich muss ihn nicht weiter schildern meinen Freund, wird der eurige doch ähnliche Charakterzüge aufweisen. Wichtiger scheint mir unsere Trennung, denn ich habe mich von ihm getrennt, habe ihn verlassen, nicht für immer, ab und zu treffen wir uns, reden über alte Zeiten oder haben einfach nur Spaß zusammen, aber nicht mehr oft. In diesem letzten Satz schwingt kein Leider mehr, lange wäre es dort gewesen, habe ich ihn doch so sehr vermisst.
Nun ist es zwei Jahre her, unsere Trennung und ich habe endlich eingesehen wie richtig doch meine Entscheidung war. Warum aber habe ich ihn verlassen? Ja ganz genau weiß ich es auch nicht, es waren so viele Faktoren die in einander gespielt haben um mir endlich klar zu machen, es wa eine gute Zeit, aber sie muss enden.
Wir haben uns auseinander gelebt, hatte ich doch im laufe der Zeit immer mehr Lebensziele entwickelt, ganz im Gegensatz zu ihm, der eigentlich immer nur wollte, dass alles so bleibt wie es ist. Doch irgendwann ging mir genau das auf die Nerven, ich wollte weiter, weiter kommen, für mich und in meinem Leben. Ich habe so oft mit ihm zu reden versucht, doch er ließ sich nicht auf ein Gespräch ein. Das mag ein Punkt gewesen sein.
Ein weiterer, der vielleicht wichtigere war, dass meine Gefühle zu ihm mir immer verhängnisvoller vor kamen. Zu intensiv, zu ausschließlich. Ich liebte ihn so sehr, dass ich nicht mehr in der Lage war, irgend wen zu lieben, eingeschlossen mir selbst. Das war die Entscheidung, wenn ich ihn so sehr liebe, das es für mich tödliche Gefühle zu werden drohen, dann muss ich eben Schluss machen, ihn verlassen. Es war nicht einfach, es war so schwer, dass ich nicht daran denken kann, irgendwas jemals nicht schaffen zu können, wenn ich schon ihn verlassen konnte. Es war die Entscheidung zwischen Leben oder Tot, denn das ist was er wollte, er wollte meinen Tod, nicht physisch, sondern rein psychisch wollte er mich aussaugen, mich mit lachen, rumlaber zu Tode chillen.
Die Entscheidung war richtig, er war nicht gut für mich, dennoch bin ich ihm nicht böse, hatten wir doch eine so gute Zeit zusammen. Wenn wir jetzt zusammen sind, ein paar Mal im Jahr, dann ist er auch ganz anders zu mir, respektvoller, er ist nicht mehr gegen mich, sondern unterstützt mich, aber das liegt wohl an mir, habe ich doch in den letzten zwei Jahren gelernt mich selbst zu respektieren und nicht alle Fehler bei ihm zu suchen.
So endet die Geschichte von meinem Freund Käptn Grüngold, ihm der Kreative, der Philosoph, der Gammler, der Zerstörer, der Einsame.

Kommentare

Ich kann sehr, sehr gut nachvollziehen, wie (lebens-)notwenig und schwierig es war, es bringt einen zunächst fast selbst um. Aber nur fast, das bisschen was bleibt, ist der Anfang für etwas Neues.