liebe – Raue https://raue.it Wed, 03 Dec 2008 23:02:47 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.6.14 https://raue.it/wp-content/uploads/2015/11/cropped-logo-st3-32x32.png liebe – Raue https://raue.it 32 32 Alte Liebe rostet nicht https://raue.it/leben/alte-liebe-rostet-nicht/ https://raue.it/leben/alte-liebe-rostet-nicht/#comments Wed, 03 Dec 2008 23:02:47 +0000 http://www.onezblog.de/?p=688 Ich stöber gerade durch alte Texte von mir auf der Suche nach dem, was mich damals angetrieben hat und was heute ein wenig verloren gegangen ist und finde den Artikel Wahre Liebe ist eine Entscheidung. Passend dazu unten den Track von Curse, der damals andauernd auf meinem Aldiplayer lief. Schreiben war nicht Gedanken konkret auf […]

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Ich stöber gerade durch alte Texte von mir auf der Suche nach dem, was mich damals angetrieben hat und was heute ein wenig verloren gegangen ist und finde den Artikel Wahre Liebe ist eine Entscheidung. Passend dazu unten den Track von Curse, der damals andauernd auf meinem Aldiplayer lief. Schreiben war nicht Gedanken konkret auf Papier bringen und dadurch Inhalte schaffen, sondern ein existenzielles Bedürfnis irgendwie Ordnung in das Chaos in meinem Kopf zu bringen. Es wird oft über den Zusammenhang von Wahnsinn und Genialität geschrieben. Veilleicht trifft das auch im ganz kleinen Rahmen zu. Vielleicht ist mein Leben mittlerweile ein wenig zu „normal“ geworden, als dass ich noch die ganz abgefahrenen Sachen zu schreiben hätte. Und die Geschichte zum oben genannten Artikel ist abgefahren. Bloggen konnte ich nur das Ergebnis. Drei Menschen kennen auch die Geschichte. Einer davon leidet und ich fühle mich schuldig, dass dies nicht ich bin. Vielleicht hat mich gerade deshalb dieser Artikel angesprungen und ich versuche daran etwas festzumachen, was viel mehr mit mir, als mit dem Bloggen zu tun hat. Man kann nur schreiben, was man irgendwie auch selbst ist.

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Ich sollte mal wieder diese kleine aber wirklich feine Welt verlassen, die ich in den letzten zwei Jahren um mich herum aufgebaut habe und frische Luft schnappen. Veränderungen waren schon immer der Anreiz meines Lebens.

Gut erinnern kann ich mich auch noch an den Text „Was ist Gerechtigkeit„, der im Zusammenhang mit einer Vorlesung entstanden ist, die ich im ersten Semester gehört habe. Heute bin ich Tutor dieser Vorlesung und beschäftige mich weniger mit den Inhalten als zu der Zeit. Da stimmt einfach irgend etwas nicht.

Oder ein weiterer Fall: Wie sehr ich mich darüber aufregen konnte, dass man die goldene Regel und den kategorischen Imperativ vertauschen konnte und dies auch noch in der Wikipedia getan wurde. So wie dieser schlichtweg falsche Vergleich mittlerweile aus der Wikipedia verschwunden ist, ist auch meine Wut verraucht, die mich zwar das ein oder andere dumme Statement gekostet hat, aber eben auch viele Artikel und Gedanken hervorgebracht hat, die ich noch heute so unterschreiben würde. Nur anders, natürlich.

Alte Liebe rostet nicht und meine Liebe zum Schreiben ist ungebrochen, aber Flekcne machen sich definitiv bemerkbar. Vielleicht linse ich deshalb alle 10 Minuten zum Feedreader, in der Hoffnung, dass mein Bruder auf seinem Blog mal wieder etwas geschreiben hat. Der schreibt nämlich noch mit dieser existenzialistischen Kraft, Unbekümmertheit und dem Schuss Naivität meiner Anfangstage. Und es macht verdammt Spaß daran teilzuhaben.

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Traumnovelle und Eyes Wide Shut. Meisterwerke https://raue.it/kultur/traumnovelle-und-eyes-wide-shut-meisterwerke/ https://raue.it/kultur/traumnovelle-und-eyes-wide-shut-meisterwerke/#comments Fri, 08 Dec 2006 14:40:05 +0000 http://www.onezblog.de/?p=146 Arthur Schnitzler – Traumnovelle Ein unglaubliches Buch. Ein wohl wenig bekanntes Buch. Ein Buch was hinter als Vorlage für einen großen Film gedient hat aber sich nicht hinter ihm verstecken braucht. So oder so ähnlich würden Schlagzeilen über die Traumnovelle lauten. Aber es ist vor allem ein Buch, was die Plakatierung/ Schlagzeilen vermeidet. Ein leises […]

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Arthur Schnitzler – Traumnovelle

Ein unglaubliches Buch. Ein wohl wenig bekanntes Buch. Ein Buch was hinter als Vorlage für einen großen Film gedient hat aber sich nicht hinter ihm verstecken braucht. So oder so ähnlich würden Schlagzeilen über die Traumnovelle lauten. Aber es ist vor allem ein Buch, was die Plakatierung/ Schlagzeilen vermeidet. Ein leises Buch, ein dichtes Buch. Ich war verwirrt ein so dünnes Buch in der Hand zu halten, was mir als Klassiker empfohlen wurde. Wenn ich an Klassiker denke, entsteigt mir die Vorstellung an dicke Bücher. Die Traumnovelle könnte auch ein so dickes Buch sein, aber Albert Schnitzler schafft es ein riesiges Thema dicht und atmosphärisch zu behandeln, was sicher eines der größten der Literatur ist. Ehe, Lust, Eifersucht und Freiheit in ihren Verwirrungen, Verirrungen und Verstrickungen.

Ich traue mich gar nicht den Inhalt wiederzugeben, denn er ist schwierig zu fassen. Ein Paar, Fridolin und Albertine, jung, schön, klug und erfolgreich. Verheiratet aber noch nicht richtig angekommen in der Ehe. Sie hat Gedanken an einen unbekannten, er ist eifersüchtig und stürzt davon, hinein in eine obskure Nacht. Voll Zweifel, voll Drang lässt er sich durch die Nacht reißen. Durch eine Nacht von Sex, Lust, Perversion, Orgien und Einsamkeit.

Das eigentliche Problem ist das der Liebe. Ist sie stark genug? Fridolin fragt sich ob sie groß genug ist, um ihn aus diesem Treiben der Nacht zu befreien. Er hat Fantasien, Gelüste und ist voll der Eifersucht und gibt sich eine Nacht der Freiheit um seine Liebe zu entdecken.

Arthur Schnitzler – Traumnovelle, Fischer Verlag, Frankfurt, 1926.
ISBN: 359629410X

Stanley Kubrick – Eyes Wide Shut

Der Film basiert auf die oben beschriebene Traumnovelle. Starregisseur Stanley Kubrik hat sich meisterhaft der Romanvorlage genähert indem er sie eben nicht ein zu eins umgesetzt hat. Er hat seine eigene Interpretation entwickelt um dem Zuschauer das Problem aus einem etwas anderen Blickwinkel betrachten zu lassen und es auch in die Gegenwart zu holen. Man könnte ihm sicherlich auch genau das Vorwerfen, er habe das Buch auf die gelüste Fridolins reduziert und genügt der Voralge deshalb keinesfalls. Ich denke aber ein Film sollte nie die bloße Darstellung eines Buches sein, denn ein Film ist nichts gegen das menschliche Kopfkino. Wenn ein Film aber eine Deutung vornimmt, der Vorlage gewisse Essenzen entnimmt und somit etwas Eigenständiges hervorbringt, dann erst wird er mehr als der Versuch einer bloßen Darstellung.
Stanley Kubrick setzt das ungemein gekonnt um. Die Wahl der Darsteller, Tom Cruise und Nicole Kidman, passt so gut in die von ihm gewählte Interpretation, dass es fast unheimlich erscheint, wie gut die Darsteller den Zuschauer in die Gedankenwelt dieser beschriebenen Nacht hineinziehen.
Das Thema des Filmes ist der Gedanke Freiheit gegen Geborgenheit der Ehe. Lust gegen die Vertrautheit des Schönen. Die Geschichte ist die oben beschriebene ausgedrückt in gewaltigen Bildern. Definitiv eine sehenswerte Umsetzung eines fantastischen Buches. Aber was erwartet man auch sonst, wenn man Stanley Kubrick hört, bzw. ihn sieht.

Stanley Kubrick, Warner Bros. Movie, 1999, 153 Minuten, FSK 16, mit Tom Cruise, Nicole Kidman und Sydney Pollack

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Jana`s Blog https://raue.it/leben/janas-blog/ Sat, 23 Sep 2006 15:52:33 +0000 http://www.onezblog.de/?p=102 Ich wollte alle meine Leser, die mich auch Privat kennen auf den den Blog meiner Freundin Jana aufmerksam machen. Denn sie bloggt über unser gemeinsames Leben in einer eher tagebuchartigen Form. Gut, ihr werdet nichts verstehen, denn sie schreibt auf Tschechisch. Aber! sie stellt eben auch viele Fotos auf ihren Blog um ihr, für die […]

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Ich wollte alle meine Leser, die mich auch Privat kennen auf den den Blog meiner Freundin Jana aufmerksam machen. Denn sie bloggt über unser gemeinsames Leben in einer eher tagebuchartigen Form. Gut, ihr werdet nichts verstehen, denn sie schreibt auf Tschechisch. Aber! sie stellt eben auch viele Fotos auf ihren Blog um ihr, für die Daheimgebliebenen unbekanntes, Leben ein wenig bildlicher zu machen. Die Seite ist noch nicht allzu schön, sieht sich doch noch aus wie der billige Abklatsch meiner Seite, was sie eben auch noch ist. Aber das wird sich ändern, ganz bestimmt. Aber! richtig dafür brauch ich einfach mehr Zeit als ich momentan habe. Das Bild ist in Duisburg entstanden, im Landschaftspark Nord. Dort sind wir hingefahren, weil ich ihr zeigen wollte, das meine Heimat sehr ähnlich der ihren ist. Sie kommt aus Ostrava/ Tschechien und dort prägt Kohle und Stahl die Landschaft genauso wie im Ruhrgebiet.

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Aufatmen https://raue.it/leben/aufatmen/ https://raue.it/leben/aufatmen/#comments Fri, 18 Aug 2006 21:30:00 +0000 http://www.onezblog.de/?p=81 Da ich die letzten Tage, Wochen mit Einschränkung nur am Computer verbracht habe. Musste ich heute einfach mal raus, was machen, ausser in der Halle Fußball spielen. Das war nämlich bisher mein Ausgleich, ist aber einfach zu Gelenksprengend. Also habe ich mich entschieden heute nicht zum Fußball zu gehen, sondern mit Jana ins Grüne zu […]

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Da ich die letzten Tage, Wochen mit Einschränkung nur am Computer verbracht habe. Musste ich heute einfach mal raus, was machen, ausser in der Halle Fußball spielen. Das war nämlich bisher mein Ausgleich, ist aber einfach zu Gelenksprengend. Also habe ich mich entschieden heute nicht zum Fußball zu gehen, sondern mit Jana ins Grüne zu fahren.

Gut zugegeben, das Grüne ist jetzt nicht zu weit weg, ich bin ja noch in Recklinghausen und warte auf mein letztes Ziviseminar ende des Monats in Weimar. Das Grüne ist also direkt vor der Haustür.
Frische Luft, ich rauche ja auch nicht mehr, deshalb kann ich das jetzt guten Gewissens sagen, frische Luft also atmen.

Radfahren war ja nie so mein Sport, ist viel zu ätzend, geh ich echt lieber joggen, aber hat heute richtig gut getan. Ich habe auch mein tolles neues Handy mitgenommen und mal ein paar Fotos geschossen. Das kann man ja mittlerweile, wusste ich nicht. Mein altes Handy hatte zwar auch schon eine Kamera, aber das hatte nicht mal die Auflösung für ein vernünftiges Favicon. hab jetzt also von meinem Provider son tolles neues bekommen und mach euch Computer-viereckige-Augen-Haber mal neidisch. Nein, ich inspiriere euch:)

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abschied der liebe https://raue.it/kultur/abschied-der-liebe/ https://raue.it/kultur/abschied-der-liebe/#comments Thu, 03 Aug 2006 16:06:16 +0000 http://www.onezblog.de/?p=68 ob’s hilft wer weiß die Zeit wirds zeigen vertraue mir hab ich gesagt gemeint, jawohl! und doch gelogen vertraue redlich dir allein du bist Liebe du bist Hoffnung halt sie fest ganz tieg geborgen spielt dir die Zeit doch manchen Streich es hilft ich weiß es ganz gewiss kann sie sehen ja deine Augen sie […]

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ob’s hilft
wer weiß
die Zeit wirds zeigen

vertraue mir
hab ich gesagt
gemeint, jawohl!
und doch gelogen

vertraue redlich
dir allein

du bist Liebe
du bist Hoffnung

halt sie fest
ganz tieg geborgen

spielt dir die Zeit doch manchen Streich
es hilft
ich weiß es ganz gewiss

kann sie sehen
ja deine Augen
sie werden blühen
wie die Blumen
in deinem schwarzen Haar

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Hass https://raue.it/gesellschaft/hass/ https://raue.it/gesellschaft/hass/#comments Mon, 17 Jul 2006 17:57:00 +0000 http://www.onezblog.de/?p=47 „Haß. ich glaube, ich kann dieses Wort wagen, sein Gewicht ermessen. Hätte ich im stillen über den Begriff Haß nachgedacht, wäre sein Ausdruck für mich leidenschaftlich, unbeherrscht, tobend oder verzerrt gewesen, ein Gefühl, das nach außen sichtbar wird. Stattdessen erzählt ihre Stimme bedächtig von brennenden Dingen, die erkaltet aus ihr herauskommen. Ich weiß nicht wie, […]

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„Haß. ich glaube, ich kann dieses Wort wagen, sein Gewicht ermessen. Hätte ich im stillen über den Begriff Haß nachgedacht, wäre sein Ausdruck für mich leidenschaftlich, unbeherrscht, tobend oder verzerrt gewesen, ein Gefühl, das nach außen sichtbar wird. Stattdessen erzählt ihre Stimme bedächtig von brennenden Dingen, die erkaltet aus ihr herauskommen. Ich weiß nicht wie, aber es gelingt ihr, ihren Haß kalt auszudrücken. Fast leichthin.“

In diesem Zitat habe ich eine gute Definition von Hass gefunden. Nicht der Wahnsinnige mit den blutunterlaufenen Augen der tobend seine Wut herrauschreit, der ist Wahnsinnig oder furchtbar wütend. Ersteres ist eine Krankheit, zweiteres ein Gefühl.
Doch Hass ist kein Gefühl, es ist die Abwesenheit aller Gefühle, Kälte. Das gegenteil von Liebe, das Gegenteil von Gefühl. Haß ist kalt, berechnend. Haß ist die unmenschlichkeit eines früheren Menschen. Jemand der wahrhaftig Haß in sich hat, besteht nur noch aus dieser, er ist kalt, gefühlsleer.
Alles andere ist Wut, auch wenn diese als so groß empfunden wird, dass wir sie so oft leichtsinnig Haß nennen.

Zitat: Aus Soazig AAron – Klaras NEIN, Friedenauer Presse, Seite 139f, ISBN 3-932109-32-5

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Yasushi Inoue – Das Jagdgewehr https://raue.it/kultur/yasushi-inoue-das-jagdgewehr/ https://raue.it/kultur/yasushi-inoue-das-jagdgewehr/#comments Tue, 03 Jan 2006 13:05:00 +0000 http://www.onezblog.de/?p=21 Schon lange habe ich kein so schön geschriebenes Buch gelesen. Das Jagdgewehr ist wie ein traurig melancholisches Lied über das Leben und die Liebe. Es ist voll von wunderschönen Bildern, die den Leser in die Gefühlswelt eines alten und einsamen Mannes versetzen. Es ist ein sehr kurzes Buch, nicht einmal hundert Seiten lang, gelesen habe […]

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Schon lange habe ich kein so schön geschriebenes Buch gelesen. Das Jagdgewehr ist wie ein traurig melancholisches Lied über das Leben und die Liebe. Es ist voll von wunderschönen Bildern, die den Leser in die Gefühlswelt eines alten und einsamen Mannes versetzen. Es ist ein sehr kurzes Buch, nicht einmal hundert Seiten lang, gelesen habe ich dennoch lange, immer wieder habe ich es beiseite gelegt um nachzusinnen, den starken und prägenden Eindrücken Platz zur Entfaltung zu geben, das Jagdgewehr ist voll von diesen.

Geschrieben ist es aus verschiedener Sicht, Rahmenhandlung ist die Stille eines Dichters, der ein Gedicht für einen Freund geschrieben hat, welches dann in einer bekannten Jagdzeitschrift veröffentlicht wird. Es heißt das Jagdgewehr und handelt von einem einsamen Jäger. Dieser dort beschriebene Jäger meldet sich dann bei dem Dichter. Er schickt ihm vier Briefe. Einen um sich zu erklären und drei Briefe die ihn erst zu einem einsamen Mann gemacht haben.

Im Folgenden sind die Briefe abgedruckt, ohne weitere Erklärung, ohne Gedanken des Dichters. Was folgt, sind die Abschiedsbriefe der drei wichtigsten Menschen im Leben des Jägers, der seiner Frau, seiner Geliebten und deren Tochter.

Diese drei Briefe malen ein Bild von der Liebe, dem Leben und dem nun einsamen Mann. Auch wenn keine der gemalten Situationen in mein Leben passt, habe ich mich doch in allen diesen Bildern wieder gefunden, meist im Hintergrund, im Panorama.

Geschluckt habe ich oft, zu düster das Bild der Liebe, zu weit entfernt der Liebe, für Tränen ist das Buch zu kalt aber dennoch zu warm für Verzweiflung.

Ich kann nur jedem empfehlen, lest dieses Buch, es ist es wert.

Yasushi Inoue
Das Jagdgewehr
Suhrkamp Taschenbuch 2909
Erschienen 1998
ISBN 3-518-39409-6

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Wahre Liebe ist eine Entscheidung https://raue.it/gesellschaft/liebe/ https://raue.it/gesellschaft/liebe/#comments Sun, 20 Nov 2005 13:19:00 +0000 http://www.onezblog.de/?p=15 Wie soll man über die Liebe schreiben ohne nur über und mit sich selbst zu reden, wie eine Objektivität gewährleisten bei einem so starken Wort, stark für mich, für den Leser dieses Textes, für die Menschheit an sich? Ich möchte dennoch den Versuch starten, dem Geheimnis der Liebe ein wenig nachzugehen, obgleich ich doch weiß, […]

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Wie soll man über die Liebe schreiben ohne nur über und mit sich selbst zu reden, wie eine Objektivität gewährleisten bei einem so starken Wort, stark für mich, für den Leser dieses Textes, für die Menschheit an sich?

Ich möchte dennoch den Versuch starten, dem Geheimnis der Liebe ein wenig nachzugehen, obgleich ich doch weiß, Objektivität in der Liebe gibt es nicht, aber als Anregung verstanden und nicht als Wahrheit, kann dieser Text eine von mir zu erreichen versuchte Objektivität darstellen.

In diesem Text möchte ich nicht die Klischees der Liebe zerstören, es gibt davon zu viele und auch ihnen ist, wie der wahren Liebe nicht entgegentretend zu begegnen. Den Versuch eines Aufräumens mit den Gesichtern der Liebe soll dieser Text doch darstellen, dem Widersprechen von Klischees werde ich in einem anderen Kapitel unternehmen.

Liebe: Gefühl, Entscheidung oder Illusion

Liebe, ein Gefühl oder eine Entscheidung, beides oder nur eine Illusion? Letzteres kann wohl verneint werden, dafür taucht dieses Wort zu oft auf, in jedem Menschen selbst, in der Gesellschaft, in der Politik, in der Geschichte, ja sogar in der Wissenschaft. Liebe kann nicht nur eine Illusion sein, es sei denn, das menschliche Leben selbst sei nur Illusion, dem widerspricht aber mein Denken, Fühlen und Leben. Denn, angenommen das Leben und somit auch die dort sehr verquickte Liebe sei nur Illusion, gibt es doch etwas, wir Menschen, die dieser Illusion empfänglich gegenüber sind, also als unsere Realität wahrnehmen. Somit ist keine Absolutheit der Liebe geklärt, aber eine Gewissheit, der Bedeutung der Liebe für unser Leben garantiert. Über diese möchte nun schreiben.

Liebe wird meistens als Gefühl beschrieben, wir alle kennen die Metapher der Schmetterlinge im Bauch, die rosarote Brille, das Ausschalten des eigentlichen Menschenverstandes. Wir tun Dinge, die uns sonst nicht in den Sinn kommen würden, scheinen nur noch aus einem Gedanken zu bestehen, dem Gedanken an unser Gegenüber, dem unsere Liebe gilt. Unsere Gefühle spielen verrückt, die Gedanken scheinen sowohl still zu stehen als auch sich schneller zu drehen um einen Punkt, als wir es jemals für möglich gehalten hätten. Leistungen, zu denen wir uns nie in der Lage gefühlt hätten, gelingen mühelos, manches, sonst so gewohntes, wird zu unbestehbaren Prüfung.

Doch ist dieses Gefühl, das jeder von uns kennt, denn schon die Liebe, dieser kurzweilige Zustand der Verwirrung, in einem positiv empfundenen Sinne, zumindest zum Zeitpunkt des Erlebens. Ich denke nicht, dass dieses Gefühl etwas mit der Liebe zu tun hat, ich nenne es verliebt sein, es enthält die Liebe, ist eine Voraussetzung für sie, vielleicht, aber dieses Gefühl ist nicht die Liebe.

Liebe ist eine Entscheidung

Denn Liebe ist eine Entscheidung, rückgängig zu machen, ja, wie jede Entscheidung, aber niemals zu vergessen. Einmal lieben, heißt immer lieben, nicht weil ein Gewissen es fordert, weil irgendetwas dies fordert, sondern, weil die Liebe eine Entscheidung ist, und die richtigen Entscheidungen zwar umgekehrt werden können, aber dadurch nicht richtiger werden.
Ich meine damit, dass die Entscheidung zu lieben getroffen wird, meist lange nach dem das Gefühl des Verliebtseins abgeklungen ist. Dabei stellt sich die Frage nach Richtig und Falsch, wir fragen uns, ob wir diese Entscheidung treffen sollten oder nicht, sind uns der Tragkraft dieser Entscheidung bewusst und wissen um ihre Bedeutung.
In diesem Entscheidungsprozess sind wir jeglichen Wirkungen, denen ein Mensch ausgesetzt ist, unterworfen: Gefühlen, Gedanken, Logik, Freunden, Verwandten, kurz der Umwelt in der wir uns bewegen. Dadurch kann es durchaus zu einer falschen Entscheidung kommen. In dem Moment der Entscheidung zu lieben, ist es aber eine Entscheidung zum Richtigen, so wird es von der entscheidenden Person wahrgenommen. Diese Entscheidung ist somit umkehrbar, weil man erkennen kann, es war eine Entscheidung, aus den falschen Motiven. Aber sie ist aus Sicht der Person nicht vollkommen wegzuwischen, da es akzeptiert war, zur Zeit der Entscheidung, auch wenn sie möglicherweise falsch ist.

Mit dieser Entscheidung geht man alles ein, was damit zusammen hängt, Verantwortung. Für mich, meine Vergangenheit, meine Gegenwart und, wichtig, meine Zukunft. Auch wenn die Person in Zukunft diese Liebe leugnen wird, kann sie sie doch nicht als Entscheidung aus der Vergangenheit für die Zukunft, also die dann währende Gegenwart leugnen. Verneinen als Gegenwart ja, aber nicht als Entscheidung gegen die frühere Entscheidung. Die Verantwortung der Entscheidung kann nie geleugnet werden, wenn einmal die Entscheidung getroffen wurde, denn sonst war es nie eine Entscheidung, also auch keine Liebe. Der Satz, „ich bin über sie hinweg, ich Liebe sie/ihn nicht mehr“, ist also ein nicht zulässiger, entweder ich habe sie/ihn geliebt, eine Entscheidung getroffen, oder ich nicht. Der Satz müsste also richtiger Weise heißen: „Ich Liebe sie/ihn immer noch, habe mich aber aufgrund einer neuen Entscheidung entschieden diese Liebe nicht mehr zu leben, was mich meiner Verantwortung für die Vergangenheit aber nicht entrückt.“

Liebe ist eine Entscheidung
, eine Entscheidung bedeutet Verantwortung, Liebe ist also Verantwortung, nicht nur für die Gegenwart, sondern auch in Zukunft. Liebe suchen. Liebe finden.

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Das Versprechen https://raue.it/kultur/das-versprechen/ https://raue.it/kultur/das-versprechen/#comments Fri, 01 Oct 2004 13:36:00 +0000 http://www.onezblog.de/?p=10 Ich hab’ mal ein Versprechen abgegeben: Aus Trauer, Verzweiflung und den Tränen, Nie das zu tun, Was viele andre vor mir Sich zu tun wagten: Niemals das eigne Leben wegzuschmeißen, Den Körper und den Geist in zwei zerreißen, Sich selbst vergessen, Und die Welt verlassen, In einer andren Welt sich dafür hassen… Doch fällt es […]

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Ich hab’ mal ein Versprechen abgegeben:
Aus Trauer, Verzweiflung und den Tränen,
Nie das zu tun,
Was viele andre vor mir
Sich zu tun wagten:

Niemals das eigne Leben wegzuschmeißen,
Den Körper und den Geist in zwei zerreißen,
Sich selbst vergessen,
Und die Welt verlassen,
In einer andren Welt sich dafür hassen…

Doch fällt es mir nicht leicht dieses Versprechen
Zu akzeptieren und es nicht zu brechen.
Denn alles tut mir weh,
Die Kraft verschwindet,
Und wenig bleibt mir, was mich hier noch bindet.

Ganz tief in mir, da streb ich nach dem Jenseits.
Doch tiefer noch, da suche ich den Reiz,
Der mich hier hält,
Der meine Lebenslust entfacht,
Und meinem Herzen zeigt, wie schön es lacht.

Und nur zwei Dinge trennen mich vom Ende:
Meine Vernunft, die das Versprechen gab und deine Hände,
Die mich beschützen,
Und auch in dunklen Stunden,
Mich lieben und verarzten meine Wunden.

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Ist menschliches Handeln wirklich „Jenseits von Gut und Böse“? https://raue.it/gesellschaft/ist-menschliches-handeln-wirklich-jenseits-von-gut-und-bose/ Thu, 27 May 2004 13:27:00 +0000 http://www.onezblog.de/?p=8 Die Frage – Ist menschliches Handeln wirklich „ jenseits von gut und böse? – wird diese Facharbeit nicht beantworten können, doch ich habe mich mit einem Mann beschäftigt der glaubte eine Antwort gefunden zu haben: Friedrich Nietzsche. Doch nicht seine Antworten, sondern seine vor allem Fragen beschäftigen mich, das mag einem Außenstehenden komisch vorkommen. Interessiert […]

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Die Frage – Ist menschliches Handeln wirklich „ jenseits von gut und böse? – wird diese Facharbeit nicht beantworten können, doch ich habe mich mit einem Mann beschäftigt der glaubte eine Antwort gefunden zu haben: Friedrich Nietzsche.

Doch nicht seine Antworten, sondern seine vor allem Fragen beschäftigen mich, das mag einem Außenstehenden komisch vorkommen. Interessiert die Menschen doch sonst eher die Frage nach den Entwicklungen eines Denkers: Was hat er Neues gedacht, wie hat er es gedacht und warum? Nietzsche würde man aber Unrecht tun, wenn man ihn darauf reduzierte. Er war in meinen Augen vor allem ein brillianter Kritiker, dessen Ausruf: „Ich bin kein Mensch, ich bin Dynamit“ (Ecce Homo, Nr1; 6,365), davon zeugt, dass ihm das Zerfetzen der Theorien früherer Philosophen mindestens ebenso wichtig war wie seine eigenen Ideen. Diese Kritik führt hin zur Entwicklung einer neuen Moral, jenseits aller bekannten Werte, und auch die möchte ich aufzeigen; neu in allen Belangen. Nicht umsonst ist Nietzsche als der Philosoph bekannt, der alles in Frage stellt und sich die Umwertung der bisherigen Werte auf die Fahnen geschrieben hat.

Ich werde der Kritik Nietzsches im Buch „Jenseits von Gut und Böse- Fünftes Hauptstück: Zur Naturgeschichte der Moral“ nachgehen und somit dem Leser eine andere Blickweise auf die Moral des neunzehnten Jahrhunderts geben, die Sicht Nietzsches. Deshalb zunächst ein kurzer Einblick in sein Leben:


Friedrich Nietzsche wird am 15.Oktober 1844 in Röcken als Sohn eines Pfarrers geboren, schon früh entdeckt er die Neigung zu schreiben. Mit zehn hatte er über fünfzig Gedichte geschrieben und mit vierzehn beginnt er seine Autobiographie, in der bereits sein Schreibtalent durchscheint. Zeitgleich wird er in Schulpforta aufgenommen, einer alten elitären Klosterschule. Nietzsche war nicht ein Kind wie jedes andere: „Das Bewusstsein des Andersseins und die Einsamkeit, das Zarathustra-Motiv, wenn man so will, das intensive Verhältnis zur Kunst, die Schwierigkeit, sich anzupassen, der Hang, einen kleinen Kreis Gleichgesinnter zu majorisieren, das feine Gefühl für die Sprache, selbst das später bei ihm so häufige Motiv des Wanderers, alles das ist mit den ersten Jugendschriften da.“ (S. 15, Z. 3-8) Von 1864 bis 1867 studiert er Theologie und klassische Philologie erst in Bonn und dann in Leipzig. Nach dem Studium meldet er sich erstmals als Freiwilliger um ersten Mal zum Militärdienst, bricht diesen aber schon nach einem Jahr ab und nimmt 1869 eine außerordentliche Professur in Basel an. Ein Jahr später bekommt er die ordentliche Professur, um dann ein halbes Jahr später ein zweites Mal in den Krieg zu ziehen, diesmal als freiwilliger Krankenpfleger.
Ende des Jahres 1870 kehrt er nach Basel zurück, 1872 erscheint sein Buch „Die Geburt der Tragödie“, 1874 bis 1876 dann: „Unzeitgemäße Betrachtungen“, in vier Teilen. Zwei Jahre später wird „Menschliches, Allzumenschliches, erster Teil“ veröffentlicht, kurz darauf gibt er seinen Lehrstuhl in Basel auf um bis zu seinem Nervenzusammenbruch 1889 durch Italien zu reisen. In diese Zeit fällt eine Reihe von Veröffentlichungen:
1880 „Menschliches, Allzumenschliches, zweiter Teil“,
1881 „Morgenröthe“,
1882 „Die fröhliche Wissenschaft“,
1883-85 „Also sprach Zarathustra“ in vier Teilen,
1886 „Jenseits von Gut und Böse“,
1887 „Zur Genealogie der Moral“,
1888 „Der Fall Wagner“, „Götzendämmerung“, „Der Antichrist“ und als letzes Werk Nietzsches „Ecce Homo“.
Am 25. August 1900 stirbt Friedrich Nietzsche in Weimar.
Das Leben dieses Philosophen lässt sich mit zwei Adjektiven gut beschreiben: einsam und unverstanden. Auch seine Schriften werden Zeit seines Lebens verschmäht, und erst nach seinem Tod erlangen sie die Beachtung, die ihnen gebührt und die Nietzsche zu einem der wichtigsten Philosophen, im guten wie im schlechten Sinne, des 20. Jahrhunderts macht.

In meiner Reflexion von Nietzsches „Naturgeschichte der Moral“ werde ich weniger auf die Kritik Nietzsches eingehen. Das Problem sehe ich eher in seiner Moral des Übermenschen, der Herrenmoral. Außerdem werde ich eine eigene Position zur Moral entwickeln, die ich leider, wegen der begrenzten Seitenzahl nur kurz erläutern kann und daraus resultierend meine Beweisführung zur Ermittlung der Moral nur grob skizziert ist.

2.1 Die Moral als Problem

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Zuerst kritisiert Nietzsche nicht die bestehende Moral, sondern den Umgang mit der Moral. Er meint, den Philosophen im Allgemeinen fehle der „Argwohn dafür, daß es hier etwas Problematisches gebe“ (S. 622 z. 18f). Nietzsches Ziel ist, eine Moral zu erschaffen, die für alle Zeiten Gültigkeit erlangt und nicht nur Ausdruck der Zeit ist, in der sie existiert. Und genau das wirft er den Philosophen vor, nur Ausdruck ihrer Zeit zu sein: „Was die Philosophen ‚Begründung der Moral‘ nannten und von sich forderten, war, im rechten Licht gesehn, nur eine gelehrte Form des guten G l a u b e n s an die herrschende Moral, ein neues Mittel ihres A u s d r u c k s “ (S. 622, Z. 19-23).

Nietzsche will damit sagen, dass alle Philosophen nichts Neues, sondern nur Altes in neuem Ausdruck oder neuer Form geschrieben hätten. Das liegt, laut Nietzsche, nur daran, weil sie die Moral nicht als Problem sähen, denn Moral müsse erst wissenschaftlich gegründet werden. Nur sei ihm das, was in Europa seiner Zeit als Wissenschaft der Moral bezeichnet werde, zu „jung, anfängerhaft, plump und grobfingrig“ (S. 621, Z. 3f). Außerdem empfindet er die Bezeichnung „Wissenschaft der Moral“ als „viel zu hochmütig und wider dem g u t e n Geschmack“ (S. 621, Z. 8f). Er will also die Moral völlig neu bestimmen, nichts als gegeben oder gesetzt betrachten, alles anzweifeln. Nietzsche verlangt nach einer Typenlehre der Moral und gibt auch die Methoden an, nach denen diese verfahren soll, natürlich nicht ohne bissige Kritik an den Philosophen, die nicht so denken wie er. Etwas „Höheres, Anspruchsvolleres, Feierlicheres“ (S. 621, Z. 22f) will Nietzsche nicht schaffen, er kann über Philosophen, die etwas Derartiges in ihrer angeblichen Begründung der Moral finden wollen, nur „lachen“ (S. 621, Z.21).

Nietzsche geht sogar so weit, den Philosophen Phantasterei vorzuwerfen: „Gerade dadurch, daß die Moral-Philosophen die moralischen Fakta nur gröblich, in einem willkürlichen Auszuge oder als zufällige Abkürzung kannten“ (S. 622, Z. 5-8).

Ihm missfällt, dass die Philosophen die moralischen Fakten nicht genügend kennen würden und daraus resultierend, dass ihre Moraltheorien dann nur frei erfunden seien, ohne wissenschaftliche Grundlage, also nur Phantasterei.

Sein Weg zur Moral liest sich nicht heroisch und so gar nicht feierlich, sondern ganz bodenständig und wissenschaftlich: „Man sollte, in aller Strenge, sich eingestehn, was hier auf lange hinaus noch not tut, was vorläufig allein recht hat: nämlich Sammlung des Materials, begriffliche Fassung und Zusammenordnung eines ungeheuren Reiches zarter Wertgefühle und Wertunterschiede, welche leben, wachsen, zeugen und zugrunde gehn, – und, vielleicht Versuche, die wiederkehrenden und häufigeren Gestaltungen dieser lebenden Kristallisation anschaulich zu machen.“ (S. 621, Z. 10-18)

Hier macht Nietzsche deutlich, dass die vielen Wertgefühle und –unterschiede untersucht werden müssen. Durch Ordnung dieser Vielfalt könne man eine Typenlehre der Moral erreichen. Dies alles müsse getan werden, da alle Moralen der Philosophen vergänglich seien und es Ziel sein müsse, eine allgemein gültige Moral zu finden. Moralisches Empfinden könne falsch sein, die Moral selbst aber nur echt.

Nietzsche ist der Erste, dem dieses Problem auffällt. Zumindest denkt Nietzsche das und fühlt sich dazu berufen alle moralischen Verfehlungen bis zu seiner Zeit aufzuzeigen und anzuprangern. Das versucht er auf verschiedene Art und Weise. Zum einen versucht er die Verfasser dieser Moralen anzugreifen, zum anderen aufzuzeigen, dass eben diese Moralen unmoralisch seien, indem er sie zurückführt auf ihre Grundlagen. Die Beweisführung Nietzsches soll in der vorliegenden Arbeit ausgeführt werden.

2.2 Was sagt die Behauptung der Moral über ihren „Behaupter“ aus?

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Nachdem Nietzsche erst nur von den Philosophen und ihren Verfehlungen gesprochen hat, greift er jetzt fünf Philosophen persönlich an: Schopenhauer, den er sonst als Vorbild gesehen hat, Kant, Descartes und sogar Platon und Sokrates werden direkt kritisiert.

Nietzsche stellt die These auf, dass man von den Moralen der Philosophen auf ihre Person und Beweggründe schließen kann: „was sagt eine solche Behauptung von dem sie Behauptenden aus?“ (S. 623, Z. 20f) Nietzsche will sagen, dass die Moralbehauptungen der Philosophen nicht der Menschheit nützen, sondern dem Philosophen, der sie aufstellt: „diese Moral dient ihrem Urheber“ (S. 623, Z. 27f), sie sei nur Selbstschutz, Rechtfertigung des eigenen Handelns: „Es gibt Moralen, welche ihren Urheber vor andern rechtfertigen sollen; andre Moralen sollen ihn beruhigen und mit sich zufrieden stimmen; mit andern will er sich selbst ans Kreuz schlagen und demütigen; mit andern will er Rache üben, mit andern sich verstecken, mit andern sich verklären und hinaus in die Höhe und Ferne setzen“ (S. 623, Z. 20-27).

Nietzsche nach seien also alle jemals aufgestellten Moralen nur Ausdruck der Bedürfnisse des Verfassers, aber nicht wissenschaftlich erlangte Wahrheit. Für ihn also nur verachtenswertes Geschwafel und nicht die Moral: „ kurz, die Moralen sind nur eine Z e i c h e n s p r a c h e d e r A f f e k t e.“ (S. 624, Z. 1f) Nietzsche sieht die bestehenden Moralen also als Produkt des Zufalls und der Phantasie einiger Philosophen, die für ihn stellvertretend für die Verfehlungen der Menschen in Bezug auf die Moral stehen. Denn die Affekte sind es, die den Menschen verleiten und ihn von der Brücke zum Übermenschen abhalten. Das aber wird in diesem Kapitel zur Naturgeschichte der Moral nicht näher erläutert, sondern in seinem Werk „Also sprach Zarathustra“.

2.3 Die Moral als Tyrannei gegen die „Natur“

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Scheinbar gegensätzlich zur Moral steht der Satz: „Jede Moral ist, […] ein Stück Tyrannei gegen die ‚Natur’, auch gegen die ‚Vernunft’“ (S. 624, Z. 4f). Nietzsche erklärt aber sogleich, dass dies „kein Einwand gegen sie“ (S. 624, Z. 6) sei. Nur aus irgendeiner anderen Moral, die nicht begründet ist, könne abgeleitet werden, dass „Tyrannei und Unvernunft unerlaubt sei[en]“ (S. 624, Z. 8f). Des Weiteren sei das Wesentliche der Moral, dass ihr Zwang zu Grunde liege. Daraus schließt Nietzsche, dass Freiheit nur durch eben diesen Zwang zu erlangen sei: „Der wunderliche Tatbestand ist aber, daß alles, was es von Freiheit […] gibt […] sich erst vermöge der ‚Tyrannei solcher Willkür-Gesetze’ entwickelt hat“ (S. 624, Z. 22-28). Damit widerspricht er den „utilitarische[n] Tölpel[n]“ (S. 624, Z. 19) und den „Anarchisten“ (S. 624, Z. 21), die meinen, nur durch die Überwindung dieser Willkür-Gesetze könne es Freiheit geben.

Als Beispiel und Festigung seiner Aussage führt Nietzsche das Beispiel eines Künstlers an, der wisse, „wie fern vom Gefühl des Sich-gehen-lassens sein ‚natürlichster’ Zustand ist, das freie Ordnen, Setzen, Verfügen, Gestalten in den Augenblicken der ‚Inspiration’, – und wie streng und fein er gerade da tausendfältigen Gesetzen gehorcht “ (S. 624, Z. 31 – S. 625, Z. 3).

Nietzsche bringt seine Forderung an die Moral auf den Punkt und sagt, dass nur, wenn „lange und in e i n e r Richtung g e h o r c h t werde“ (S. 625, Z. 8f) ein moralisches Handeln zustande kommen könne. Noch genauer: „Du sollst gehorchen, irgend wem, und auf lange: s o n s t gehst du zugrunde und verlierst die letzte Achtung vor dir selbst“ (S. 626, Z. 15ff). Das ist Nietzsches Imperativ der Natur, der weder kategorisch ist, noch sich an den Einzelnen wendet, wie der von Immanuel Kant, sondern sich an das „ganze Tier ‚Mensch’, an den Menschen“ (S. 626, Z. 23) richtet.

Nietzsche räumt zwar ein, „daß dabei ebenfalls unersetzbar viel an Kraft und Geist erdrückt, erstickt und verdorben“ (S. 625, Z. 26f) worden sei, aber „die Sklaverei ist, wie es scheint, im gröberen und feineren Verstande das unentbehrliche Mittel“ (S. 626, Z. 6ff). Auch wenn man die Geschichte betrachte, könne man sehen, dass instinktiv nach diesem Prinzip gehandelt worden ist, so ziehe sich das „Fasten“ (S. 626, Z. 33) durch die Geschichte und sei schon in der „antiken Welt reichlich wahrzunehmen“ (S. 626, Z. 31). Dieses Prinzip des Fastens sei ein Zwang, sich selbst zu überlisten, damit der „Trieb […] hungern lernt.“ (S. 627, Z. 3f). Dadurch sei zum Beispiel der Sonntag entstanden, der so langweilig gestaltet worden ist, dass die arbeitende Bevölkerung wieder nach dem Werktage „lüstern wird“ (S. 626, Z. 29).

Dieses Selbstüberlisten findet Nietzsche auch in der Philosophie des Sokrates. Dieser „brachte sein Gewissen dahin, sich mit einer Art Selbstüberlistung zufrieden zu geben“ (S. 629, Z. 6ff). Mit der Selbstüberlistung bzw. dem Ergebnis dieses Zwanges beschäftigt sich Nietzsche erst gar nicht. Er will mit diesen Beispielen nur seinen Imperativ untermauern, aber nicht wie Sokrates, Platon oder die Christen, die diesen Zwang als Glaube an Gott auslegen. Wenn es um die wissenschaftliche Bestimmung der Moral geht, wird „der Vernunft allein Autorität zuerkannt[e]“ (S. 629, Z. 21), denn allein die Vernunft ist in der Lage die Moral wissenschaftlich zu erfassen und zu konstruieren.

2.4 Der Sklaven-Aufstand in der Moral

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In diesem Kapitel geht es wieder um beides: Frage und Antwort. Antworten im Hinblick auf die Moral Nietzsches, die Herrenmoral, und die Frage, die Nietzsche an die Welt stellt: Warum diese Sklavenmoral? Auch eine wichtige Antwort im Hinblick auf Nietzsche selbst gibt uns dieses Kapitel. Hier wird beantwortet, warum die Umwälzung aller Werte sein Antrieb ist. Er will den Zustand wiederherstellen, der vor dem Sklaven-Aufstand in der Moral geherrscht hat:

Den Ursprung der Sklavenmoral sucht und findet Nietzsche im Judentum. Die Behauptung: „Die Juden – ein Volk, ‚geboren zur Sklaverei’“ (S. 633, Z.20) versucht Nietzsche zu begründen, indem er ihnen die „Umkehrung der Werte“ (S. 633, Z. 23f) vorwirft. Sie haben das „Wort ‚Welt’ zu einem Schandwort gemünzt“ (S. 633, Z. 29), in dem sie „ ‚reich’, ‚gottlos’, ‚böse’, ‚gewalttätig’, ‚sinnlich’ in Eins geschmolzen“ (S. 633, Z. 27f) hätten. Als Beispiel führt er an, dass im Judentum „das Wort für ‚Arm’ als synonym mit ‚Heilig’ und ‚Freund’ zu brauchen“ (S. 633, Z. 30f) ist.
Da das Christentum aus dem Judentum resultiere und doch viele der Werte übernommen habe, vor allem aber, und das ist hier entscheidend, die Grundlage zu glauben, ziehe sich diese Sklavenmoral bis heute durch Europa. Durch die Umkehrung der Werte seien merkwürdige Eigenarten entstanden. Doch eigentlich sucht Nietzsche nur die Grundlage der Moralen, um nachzuweisen, dass sie unmoralisch sei. Diese Grundlage hat er gefunden. Die weiteren Ausführungen beschäftigen sich mit den Folgen des Sklavenaufstands. Nietzsche zeigt dann die Entwicklung der Moralen von der Grundlage zu ihrer noch heute bestehenden Form.

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