Ein weiteres Buch über Auschwitz. Noch eins. Das habe ich gedacht, bevor ich das Buch gelesen habe. Zur Erklärung, ich habe einige Zeit, ca. ein Jahr, so gut wie nur Bücher über Auschwitz gelesen. Ich habe alles zu diesem Thema verschlungen. Deshalb; noch eins. Doch ich wurde sehr überrascht:

Eine andere Perspektive. Das Buch ist als Tagebuch geschrieben, aus der Sicht von Solange. Sie lebt in Paris und wartet jeden Tag nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges auf die Rückkehr ihrer Freundin, Klara. Sie kommt. Ist vorher fünf Monate durch Europa gereist, nach der Befreiung; Auschwitz, Krakau, Prag, Linz, Berlin. Sie hat ihre Freundinnen begraben, in der Luft, in den Wolken, eine in Krakau, eine in Prag, eine in Linz, sich selbst in den Trümmern von Berlin, gestorben sind sie alle da unten, in Auschwitz. Paris, angekommen, sie redet. Solange leidet und schreibt um auszuhalten.

Nach etwa fünfzig Seiten wollte ich das Buch schon weglegen. Der Tagebuchstil erschien mir zu einfach, zu arm irgendetwas auszudrücken. Doch ich habe weiter gelesen. Die Spracharmutbleibt, fängt aber an nach Sinn zu schreien, nach beschreibenden Wörtern, nach ganzen Sätzen, findet aber nicht, schreit ins Leere.

Hat mich der Stil anfangs noch gestört, war er später ausschlaggebend für die Faszination diesem Buch gegenüber. Der Stil und die Betrachtungsweise von Auschwitz. Philosophisch, Poetisch ist dieses Buch. Und das obwohl die Philosophie dort unten, in Auschwitz, gestorben ist und die Poesie nur noch dem überleben gedient hat. So denkt Klara. Harte Aussagen, zusammen mit einem kalten, verneinenden hass. So ist Klara, so ist dieses Buch.
Gut das ich weiter gelesen habe.

ISBN 3- 932109-32-5
Friedenauer Presse
2003

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