kant – Raue https://raue.it Sun, 03 Jan 2010 00:14:37 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.6.14 https://raue.it/wp-content/uploads/2015/11/cropped-logo-st3-32x32.png kant – Raue https://raue.it 32 32 Philosophie und Religion https://raue.it/gesellschaft/philosophie-und-religion/ Sun, 03 Jan 2010 00:14:37 +0000 http://www.onezblog.de/?p=977 Da ich gerade wieder einmal ein Streitgespräch mit meinem Mitbewohner über die Differenz zwischen der Religion bzw. Spiritualität und der Wissenschaft bzw. der Philosophie hatte und dieser Streit ja ein ein immer währender ist, will ich gerne ein paar Gedanken dazu aufschreiben. Denn kommt es zu diesem Thema, bin ich meist auf der Seite der […]

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halbgottDa ich gerade wieder einmal ein Streitgespräch mit meinem Mitbewohner über die Differenz zwischen der Religion bzw. Spiritualität und der Wissenschaft bzw. der Philosophie hatte und dieser Streit ja ein ein immer währender ist, will ich gerne ein paar Gedanken dazu aufschreiben. Denn kommt es zu diesem Thema, bin ich meist auf der Seite der Philosophie verortet und muss mich dann sowohl der Religion, der Spiritualität, als auch der Wissenschaft erwehren. Allerdings nur, so diese drei Perspektiven auf bestimmte Weise vorgetragen werden, denn meine Sicht darauf schließt in gewisser Weise alle vier Perspektiven ein. Dafür sind aber einige Vorannahmen wichtig.

Ich trenne die Institution Religion von deren spiritueller Erfahrung. Die Institutionen sind mir herzlich egal und werden argumentativ behandelt wie jede andere Institution auch, je nach dem in welche Diskurse sie sich einmischen. Will bspw. die katholische Kirche Politik betreiben, kann sie sich ihre spirituelle Seite sonst wohin schmieren, dann werden die Argumente geprüft, wie auch die Argumente aller Parteien zu einem politischen Thema geprüft werden. Da gibt es kein „benefit of doubt“. Ebenso verhält es sich mit der Wissenschaft. Auch Wissenschaftler meinen bisweilen Politik betreiben zu müssen. Auch dort sollte man dann nicht eine Autorität vermuten, sondern die Vorschläge ob ihrer politischen Relevanz prüfen. Wissenschaft, zumal deskriptive Naturwissenschaft, muss so einiges an argumentativen Aufwand betreiben, um normative Aussagen tätigen zu können. Hier wird sich sehr häufig über die Moorsche Formel hinweg gesetzt, die besagt, dass aus Sein kein Sollen folgt. Wird dies dennoch behauptet, dann stellt diese Behauptung einen Kategorienfehler da. Ebenso lehne ich jegliche Form des Szientismus ab. Wissenschaft muss sich immer als in der Lebenswelt stehend betrachten und darf nicht gegen diese im vollen Sinne gerichtet sein. Damit meine ich nicht die krude Sprache mit der Wissenschaftler, und als solcher betrachte ich mich durchaus auch, daherkommen, sondern die Gläubigkeit an den Status Quo. Wissenschaft arbeitet mit Hypothesen und diese Stellen sich eben nicht immer sofort als falsch heraus. Was heute wissenschaftlicher Consens ist, kann morgen schon überholt sein. Dabei bin ich mir bewusst, dass nach dem von Kuhn aufgestellten Ablauf der Paradigmenwechsel nie alles über den Haufen geworfen wird und sich als falsch herausstellt. Dennoch sollte man sehr vorsichtig sein aufgrund von deskriptiver Forschung normative Forderungen aufzustellen. Die Welt ist immer noch ungemein komplex, auch wenn Hubble den Weltraum überwacht, der Gencode immer weiter entschlüsselt wird und alternative Energie zumindest in Teilen nicht mehr nur Utopie darstellt.

Zumeist werde ich dennoch auf die Szientistische Position zurückgedrängt, nur weil ich dem Spiritualismus und der Religion nicht den Raum lasse, den diese gerne hätten. Aber das Leben ist kein Wunschkonzert, auch nicht für Gläubige, und deshalb werden normative Ansprüche eben geprüft. Dabei kommt es immer wieder zu dem einen Problem: dass ich eben nicht an die Autorität von der Bibel, dem Lehrer oder sonst was und -wem glaube, ohne diesen Glauben aber die Argumentation hinten rüber kippt. Ein Zirkel. Ohne die zehn Gebote und die Bergpredigt kein Christentum und kein christlicher Gott. Ohne Reinkarnation keine Forderung der fernöstlichen Religionen, ohne Mohammed kein Islam.

Nun ist es aber die Perspektive des Philosophen eben nicht den Autoritätenbeweis zuzulassen, selbst wenn meinetwegen viele „Weisheiten“ mit philosophischen Erkenntnissen übereinstimmen. Meist soll ich mir nämlich damit dann auch all das andere Zeug mit einkaufen. Aber die Geltung kann nicht durch sich selbst geltend gemacht werden. Deshalb muss man ja auch glauben. Da man damit nicht durchkommt, wird meist versucht mich selbst in die Glaubensecke zu stellen, eben Glauben an die Wissenschaft. Das ist prinzipiell gar keine schlechte Argumentation, hat aber einen Haken.

Der Haken an der Behauptung ist die Erfahrung. Gewisse deskriptiv eingeholte Wissensbestände sind erfahrbar durch jeden. Das ist die Grundlage eines Experiments. Jeder sollte zu jeder Zeit und an jedem Ort auch zu diesem oder jenem Ausgang kommen können. Zugegebener Maßen ist dies bei neueren Forschungen im Nanosektor oder in der Genforschung nur bedingt möglich. Aber die Sache mit dem Apfel und der Schwerkraft ist da schon einfacher. Daran muss ich nur zu sehr geringen Stücken glauben. Ich muss nur glauben, denn beweisen lässt sich das nicht, dass morgen die Welt genauso ist, wie heute und die Naturgesetze nicht einfach so sich ändern. Das wars. War schon immer so, ist also nicht notwendig anzunehmen, dass es anders sein wird. Mein ganzes Leben haben sie gestimmt und auch das Leben aller Menschen lang haben sie gestimmt.

Mit Ausnahme der Wunder, wird dann häufig eingeworfen. Und das ist gut, weil sich daran der Unterschied deutlich machen lässt. Bei einem Wunder greift Gott oder wer weiß was in die Naturgesetzlichkeit ein und lässt etwas passieren. Sozusagen als performativer Gottesbeweis. Praktisch, einfach, gut. Der Unterschied ist nur die Wiederholbarkeit. Diese Wunder passieren meist irgendwelchen Heiligen. Die dann davon erzählen und entweder sofort verehrt werden oder aber nach ihrem Tod. Soweit so gut. Schön für die Menschen mit solchen Erfahrungen. Aber es gibt keinen Grund für mich, dass in mein Weltbild einzubauen. Denn mir ist diese Erfahrung erst möglich, wird mir gesagt, wenn ich schon glaube und das sogar ne ganze Weile. Wenn mir jemand erzählt, ihm sei ein Apfel auf den Kopf gefallen, dann ist das für mich erfahrbar. Wenn mir jemand erzählt, der Apfel hätte als Zeichen Gottes angefangen zu bluten, dann kann ich das nicht erfahren, denn bisher hat keiner meiner Madonnen, Äpfel oder Kreuze angefangen zu bluten. Das passiert immer nur anderen. Also was habe ich damit zu tun. Warten. Vielleicht kommt da ja noch was. Aber es akut in meine Überlegungen einbeziehen muss ich es nicht. Kann ich, muss ich aber nicht. Das mit dem Apfel nicht einzubeziehen wird sich sehr schnell als Lücke herausstellen, die dich sicher auch keine Wundererfahrungen mehr erfahren lässt.

Man glaubt bei beidem. Aber nicht auf dieselbe Art und Weise. Denn den Glauben, dass Gott oder sonst was Metaphysisches morgen noch da ist, muss der Gläubige ja auch aufbringen, zum Glauben daran, dass die Naturgesetze auch morgen noch gelten. Zudem ist die Erfahrbarkeit eine andere.

Ich will gar nicht abstreiten, dass Menschen Erfahrungen machen, die sie nicht erklären können. Sicher ist ja, dass keine unserer Erfahrungen vollumfassend erklärbar sind, also sprachlich einholbar. Dafür gibt es das Beispiel des Unfalls und der Zeugenbefragung. Jeder wird eine andere Versiond es Unfalls zum besten geben, obwohl alle fast genau dasselbe gesehen, gehört und gerochen haben. Das lässt Lücken. In der Philosophie werden diese Lücken sogar noch entschieden größer, auch wenn sie mit noch so großer Anstrengung zu stopfen versucht werden. In diesen Lücken ist man gefordert. Man muss kreativ mit seinem Leben umgehen und handlungsfähig sein, auch wenn selbst die Philosophie keine vollumfassende Antwort auf die Frage was wir tun sollen, geben kann. Diese kreativen Lücken mögen mit Spirituellem und Religiösen zu füllen sein. Warum nicht.

Aber, und das ist mir wichtig. Diese Lücken sollten nicht dazu dienen, immer breiter zu werden und so tiefe Stollen unter unser Verständnis zu graben. Wenn auf einmal dann von spirituellen Tatsachen oder Fakten gesprochen wird, wenn normative Sätze fallen, die uns sonst keine Probleme bereiten, wenn Politik gemacht werden soll und anderen vorgeschrieben wird, was richtig ist, dann werden die Lücken unserer Sprache, Logik und unseres Verstandes missbraucht. Kant hat seine drei Kritiken geschrieben um gerade die Grenzen des Beweisbaren auszuloten. Nicht um alles andere als nicht existent zu verdammen, sondern um das Sprachspiel klar zu machen. Wenn man über Religion redet, den Sinn des Lebens oder über Meditation, dann ist das nicht unbedingt sinnlose Rede, aber es ist auch nicht sinnvolle Rede, nur weil diese Rede viele überzeugt.

Sinnlos ist es nicht, weil der Austausch auch über das Unbeschreibbare Halt, Sinn und Konsistenz fördern kann. Aber es darf nicht soweit gegangen werden, auf einmal diese Lücke dann selbst als Wahrheit oder sonst was zu begreifen. Denn dann verlässt man die Lücken wieder und kehrt zurück in das Sprachliche und dort muss dies auch wieder sprachlich geprüft werden.Hier kann die Lücke nicht selbst als Rechtfertigung gelten, denn diese ist gerade das Sprachspiel in dem die Rechtfertigung nicht benötigt wird. Es ist ein Austausch. Mehr nicht. Aber auch nicht weniger.

Musste ich Mal loswerden.

Ich bin mir sicher, dass einige meiner Aussagen erläuterungsbedürftig sind und stehe gerne in den Kommentaren Rede und Antwort. Hätte ich alle Überlegungen ausgeführt, wäre es aber kein Blogbeitrag, sondern ein Buch geworden. Ein paar der weiterführenden Links können auch beim Verständnis helfen, auch wenn sie teilweise zur Wikipedia führen.

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Kants kategorischer Imperativ https://raue.it/kultur/kants-kategorischer-imperativ/ https://raue.it/kultur/kants-kategorischer-imperativ/#comments Sat, 01 Nov 2008 11:30:26 +0000 http://www.onezblog.de/?p=625 Ich wollte auf diese großartige Sendung schon immer Mal aufmerksam machen, habe es aber immer wieder vergessen und mache es deshalb jetzt, wo ich gerade dran gedacht habe. Es gibt vom Bayerischen Rundfunk eine schon etwas ältere Sendung „Kant für Anfänger“ in der der kategorische Imperativ aufbereitet und beispielhaft erklärt wird. Sicher keine hohe Philosophie […]

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Ich wollte auf diese großartige Sendung schon immer Mal aufmerksam machen, habe es aber immer wieder vergessen und mache es deshalb jetzt, wo ich gerade dran gedacht habe. Es gibt vom Bayerischen Rundfunk eine schon etwas ältere Sendung „Kant für Anfänger“ in der der kategorische Imperativ aufbereitet und beispielhaft erklärt wird. Sicher keine hohe Philosophie aber ein wirklich gelungener kleiner Film in vier Teilen, der in Kants prktische Philosophie einführt. Schaut euch das bei Gelegenheit mal an.

Schön daran ist auch, dass man nicht einfach ins kalte Wasser geschmissen wird, sondern auf den hier verlinkten Seitenimmer eine Einführung in den jeweiligen Teil stattfindet. Ein film, der sich meiner Meinung nach auch sehr gut für den Philosophie- oder Ethikuntericht eignet. Viel Spaß damit!

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Der kategorische Imperativ und die Goldenen Regel https://raue.it/kultur/die-goldenen-regel-und-der-kategorische-imperativ/ https://raue.it/kultur/die-goldenen-regel-und-der-kategorische-imperativ/#comments Wed, 12 Sep 2007 11:35:44 +0000 http://www.onezblog.de/item/2007/09/die-goldenen-regel-und-der-kategorische-imperativ/ Farlion hat in seinem neusten Beitrag ein Appell für eine sekuläre Gesellschaft geschrieben und so sehr ich ihm auch zustimme, wenn ich auch die Analyse der Ursachen und Gründe ganz anders ansetzen würde, widerspreche ich ihm mit seiner Schlussfolgerung vehement. Dadurch, dass religiöse Gründe immer wieder zu Angriffen auf unschuldiges Leben führen, schließt er, Religion […]

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Farlion hat in seinem neusten Beitrag ein Appell für eine sekuläre Gesellschaft geschrieben und so sehr ich ihm auch zustimme, wenn ich auch die Analyse der Ursachen und Gründe ganz anders ansetzen würde, widerspreche ich ihm mit seiner Schlussfolgerung vehement. Dadurch, dass religiöse Gründe immer wieder zu Angriffen auf unschuldiges Leben führen, schließt er, Religion aus dem öffentlichen Leben zu entfernen. Keine Kopftücher, keine Kreuze, keine Schwesterntrachten, keine Mönchskutten in Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen. Soweit folge ich, aber er möchte dies ersetzen durch den Spruch „Was Du nicht willst, was man Dir tut, das füg‘ auch keinem and’ren zu“, den er gerne gerne an den Wänden öffentlicher Gebäude lesen würde.

Doch dem kann ich nicht zustimmen und auch wenn es einer Spitzfindigkeit nahe kommt, will ich kurz erläutern, warum.

Dieser Satz macht gleich, wo nicht gleichzumachen ist. So kann ich natürlich anderen Menschen etwas zufügen, was mir selbst nicht zugefügt werden soll, denn dieser Imperativ soll sich wohl auf alle Handlungen beziehen, so negativ auch zufügen klingen mag. Aber wir Menschen sind nicht alle gleich, das kann sich schon in ganz alltäglichen Beriechen zeigen lassen. Wenn ich meiner Freundin Brokkoli koche, dann füge ich ihr etwas zu, was ich nicht will, dass man es mir zufügt. Sicherlich die Motivation ist entscheiden und da möchte ich ja auch, dass mir etwas gutes zugefügt wird, wie es meine Motivation ist, dem anderen etwas gutes, Brokkoli, zuzufügen. Aber da ist der springende Punkt und spielt den Fanatikern geradezu in die Hände. Nicht ohne Grund ist diese Form der Goldenen Regel christlich entstanden.

Entweder legt man sie so aus, dass man Menschen nur das zufügen soll, was man selbst zugefügt bekommen möchte, dann ist sie Schwachsinn, weil nicht alle Menschen gleich behandelt werden wollen und können. Oder aber man versteh es als Motivationsüberprüfung. Dann wird die Regel gefährlich. Denn genau so wird religiös argumentiert.

Wir müssen euch von der Sünde befreien, wir wollen euch doch nur Gutes. Unsere Motivation ist eine gute, denn wir folgen dem Willen Gottes. Mord, Folter, Krieg und Okkupation wird so gerechtfertigt. Diese Rechtfertigungsschiene ist genau die Goldene Regel. Im Namen des Guten müssen wir euch etwas schlechtes antun, denn es ist für etwas Gutes. Ihr müsstet es auch mit uns so machen, wenn wir etwas schlechtes tun würden, denn das ist Gottes Wille. Man will also wirklich, dass einem das zugefügt wird, was man den anderen zufügt. Man ist sich eben nur sicher, dass man selbst dem Willen Gottes folgt und die anderen nicht.

Die Regel ist nicht zu gebrauchen. „Was Du nicht willst, was man Dir tut, das füg‘ auch keinem and’ren zu“ ist gefährlich, da sie eigentlich nichts regelt und so scheinbar jegliche Argumentation rechtfertigt.

Sie wird zudem oftmals mit dem kategorischen Imperativ Kants verwechselt, aber diese beiden Imperative haben nichts, ich wiederhole nichts miteinander zu tun. Kants kategorischer Imperativ wurde in vielen verschiedenen Versionen von ihm aufgestellt um die Grundlage deutlich zu machen. Bei einigen Formulierungen ist die Ähnlichkeit ohne den Kontext, in dem sie stehen, wirklich hoch, so bei diesem:

„Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“

Es scheint, als wollten dieser kategorische Imperativ und die Goldene Regel das Selbe, doch wenn man noch eine weitere Formulierung Kants hinzuzieht, wird klarer, dass dem nicht so ist:

„Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.“

Kant nimmt eine Unterscheidung von Wille und Motivation zu einer Handlung vor, die die Goldene Regel nicht macht, die aber entscheidend ist. Ein Kriterium ist unter anderen, das der zweiten Formulierung, dass Menschen nicht bloß als Mittel, sondern immer auch als Zweck zu sehen und behandeln sind. Damit fallen die fundamentalistischen Argumentation raus, denn dort sind die Opfer immer nur Mittel zu einem höheren Zweck. Unzulässig. Wenn der Mensch nicht zugleich Zweck ist, kann der Wille nicht auf eine gute Art und Weise wollen. Wenn er aber nicht auf eine gute Art und Weise will, kann er nicht als allgemeines Gesetz gewollt werden. Obwohl ich auch mit schlechtem Willen wollen könnte, dass es mir andere zufügen. Das aber kann nicht allgemeines Gesetz werden, es wird sich logisch widersprechen.

Die Goldene Regel ist Unfug, gefährlich und sollte so schnell es geht verschwinden aus unseren Köpfen. Sie richtet Unheil an und gibt Menschen Argumentationspotential, die nicht argumentieren wollen, sondern ihren Willen durchsetzen, auch wenn sie meinetwegen glauben mögen, dieser Wille sei von dem Dude da oben. Demhingegen kann auch nicht vom kategorischen Imperativ als Allheilmittel ausgegangen werden, aber er hilft uns die Struktur der goldenen Regel zu widerlegen.

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Die Mathematik ist analytisch https://raue.it/allgemein/die-mathematik-ist-analytisch/ https://raue.it/allgemein/die-mathematik-ist-analytisch/#comments Thu, 03 May 2007 09:46:09 +0000 http://philosophie.raphael-raue.de/2007/05/03/die-mathematik-ist-analytisch/ Im Seminar „Positivismusstreit“ bei Soboleva ist eine heiße Diskussion entbrannt ob 4+5=9 ein synthetisches oder ein analytisches Urteil ist.-Analytische Urteile sind solche, die nichts neues hervorbringen, ohne empirische Erkenntnisse wahr sind und dessen Prädikat schon im Subjekt vorhanden ist.-Ein synthetisches Urteil ist ein erkenntniserweiternder Satz. Bei Kant gibt es noch eine Unterscheidung, aber auf die […]

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Im Seminar „Positivismusstreit“ bei Soboleva ist eine heiße Diskussion entbrannt ob 4+5=9 ein synthetisches oder ein analytisches Urteil ist.-Analytische Urteile sind solche, die nichts neues hervorbringen, ohne empirische Erkenntnisse wahr sind und dessen Prädikat schon im Subjekt vorhanden ist.-Ein synthetisches Urteil ist ein erkenntniserweiternder Satz. Bei Kant gibt es noch eine Unterscheidung, aber auf die gehe ich in einem anderen Artikel ein.Der Satz 4+5=9, oder als Satz geschrieben, vier plus fünf ist gleich neun, ist ein analytischer Satz, da in der Neun die Vier und die Fünf schon drinstecken. Diese gleichung ist nur ein anderer Ausdruck für das mathematische Axiom „Jede Zahl hat einen Nachfolger“.Wenn nämlich jede Zahl einen nachfolger hat, dann muss auch vier und fünf neun ergeben und ist somit kein erkenntniserweiternder Satz. Wenn man verstanden hat, was eine Zahl ist, bzw. was die Neun bedeutet, dann erschließt sich der Satz daraus und ist eben analytisch.

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Was ist Metaphysik? https://raue.it/gesellschaft/was-ist-metaphysik/ https://raue.it/gesellschaft/was-ist-metaphysik/#comments Wed, 21 Feb 2007 21:35:05 +0000 http://philosophie.raphael-raue.de/2007/02/21/was-ist-metaphysik/ bla

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Ein kleiner Einblick mit besonderem Augenmerk auf Kants Vorrede zur “Kritik der reinen Vernunft” (2. Auflage)

Entstanden aus einer Gruppenarbeit zum Seminar “Einführung in die Philosophie”. Ich danke besonders Michael und Eneia, die den Großteil dieses Textes geschrieben haben und mir erlauben auch die nicht von mir geschriebenen Teile zu veröffentlichen. Danke.

Immanuel Kants Wirken stellt einen wichtigen Punkt in der Entwicklung der Metaphysik dar. Da sich jedoch in den Auffassungen dieser philosophischen Disziplin im Laufe ihrer Geschichte ein starker Wandel vollzogen hat, würde die einseitige Fixierung auf einen Autor zwangsläufig ein falsches Licht werfen. Deshalb wollen wir uns dem naturgemäß schwer fassbaren Thema in Form eines – wenn auch sehr kurzen – historischen Abrisses nähern, unter Nennung einiger wichtiger Repräsentanten und mit Schwerpunkt auf Immanuel Kant.


Antike und Mittelalter

I. Aristoteles als Begründer der Metaphysik

Aristoteles wird häufig als Begründer der Metaphysik genannt. Jedoch war nicht er es, der den Begriff „Metaphysik“ selbst prägte, obwohl eines seiner berühmtesten Werke heute diesen Titel trägt. (Der Name „Metaphysik“ mag bereits in unmittelbarer Nähe Aristoteles’ entstanden sein, nachweisbar ist er jedoch erst im 1. Jahrhundert v.Chr.. Einer häufig erzählten, aber ungesicherten Anekdote zu Folge geht der Name zurück auf einen Zufall: in einer Bibliothek wurden die Schriften, die heute als „Metaphysik“ bekannt sind, hinter Aristoteles’ Physik eingeordnet und entsprechend benannt.) Unberührt davon bleibt der Gegenstand der Disziplin, die Aristoteles selbst als „Erste Philosophie“, manchmal aber auch einfach als „Weisheit“ bezeichnete: die Prinzipien und Ursachen der Dinge. Wer die Fundamentalbedingungen und das Wesen einer Sache kennt, ist ein Weiser, der gewissermaßen alles weiß (-> vgl. hierzu Leitfaden „Philosophiebegriffe“, Aristoteles). In diesem Sinne stellt die Metaphysik bei Aristoteles eine Art Universalwissenschaft dar, die im Gegensatz zu Einzelwissenschaften nicht einzelne Aspekte des Seins, sondern das Sein an sich, in seiner allgemeinsten Hinsicht, untersucht.

II. Thomas von Aquin

Für Thomas von Aquin, einen der wirkmächtigsten Theologen und Philosophen des Mittelalters, war Aristoteles unbestreitbar der wichtigste Philosoph der Antike. Entsprechende übernahm er die Vorstellung von der Metaphysik als Lehre vom Seienden als Seiendes. Absolutes Sein kommt bei Thomas nur Gott zu; alles andere hat Anteil am Sein, und zwar entsprechend seiner Wesensnatur. Dieses hierarchisch-ontologische Modell ist zugleich grundlegend für die thomasische Ethik.

Metaphysik bei Kant

Ab dem 17. Jh. wurde die Metaphysik in die Ontologia generalis und die Ontologia spezialis untergliedert. Die Ontologia generalis ist das, was heute als Ontologie bezeichnet wird und befasst sich mit dem Sein des Seienden.
Die Ontologia spezialis wird heute Metaphysik genannt und befasst sich mit der Bestimmung der metaphysischen Gegenstände: die (philosophische) Theologie mit dem Gegenstand Gott, die Kosmologie mit dem Gegenstand Welt und die Psychologie mit dem Gegenstand Seele. Dies ist die Untergliederung der Disziplinen, die Kant kannte und an der er sich abarbeitete.

Kant geht in der Vorrede zur zweiten Auflage der „Kritik der reinen Vernunft“ der Frage nach, ob die Metaphysik eine Wissenschaft sein kann und unter welchen Umständen sie zu einer Wissenschaft werden kann.
Nach Kant gerät die Vernunft in der Metaphysik „kontinuierlich ins St[o]cken“ . Die Metaphysik stellt sich für ihn lediglich als ein „Kampfplatz“ dar, der „dazu bestimmt zu sein scheint, seine Kräfte im Spielgefechte zu üben“. Da also das Verfahren der Metaphysik „ein bloßes Herumtappen“ sei, bedarf es nach Kant einer kopernikanischen Revolution . Dieser Metapher bedient sich Kant, um die perspektivische Änderung zu veranschaulichen, welche er einfordert: Während eine der vorherrschenden Schulen seiner Zeit, der Empirismus, davon ausging, dass unsere Erkenntnis sich nach den Gegenständen richtet und diese Gegenstände erkennbar wären, vertritt Kant die Position, dass wir nur Erscheinungen erkennen können. Hierfür unterscheidet Kant zwischen dem Ding als Erscheinung und dem Ding an sich. Dabei sind Gegenstände, die wir durch Erfahrung erkennen können, Erscheinungen. Mit Erscheinungen haben wir es zu tun, wo unsere Anschauungsformen von Raum und Zeit sowie die Kategorien des Verstandes mit der erfahrbaren Welt zusammenfallen. Dem gegenüber handelt es sich beim Ding an sich um das Ding, wie es unabhängig vom erkennenden Subjekt besteht. Es kann vom Verstand gedacht und kognitiv konstruiert, jedoch nicht erkannt werden, da es nicht erfahren werden kann. Somit gilt als Referenzrahmen das Erkenntnissubjekt selbst, dessen Erkenntnisleistungen von a priori vorhandenen Anschauungsformen und Kategorien abhängen. Die Gegenstände – „als Objekt[e] der Sinne“ – richten sich nach unserem Erkenntnisvermögen .
Durch diese Revolution sollte die Metaphysik nicht mehr ein bloßes Herumtappen und Kampfplatz ohne einheitliche Methode sein, sondern eine Disziplin der Vernunft, welche sich nur mit sich selbst beschäftigt und nicht mehr mit Begriffen, wie Gott, Freiheit, die keine Erkenntnisgegenstände werden können. Jedoch bildet sie die Vernunft als unbedingte Ideen. Diese sollten lediglich Postulate sein, welche nicht erkannt, nur geglaubt werden können . Während die Idee der Freiheit mit Hilfe der theoretischen Philosophie nicht zu beweisen ist, erklärt Kant sie in seiner praktischen Philosophie zur notwendigen Bedingung von Moral. Im Gegensatz zur theoretischen Vernunft produziert die praktische Vernunft keine Erkenntnis, sondern wirkt gesetzgebend, beschäftigt sich also mit normativen Aussagen.

Es sollen nun vorgreifend einige Begriffe geklärt werden, die bei Kants erkenntnistheoretischer Eingrenzung der Metaphysik eine wichtige Rolle spielen: „spekulativ“ und „transzendental“.
Kant gebraucht den Begriff „spekulativ“ nicht nur synonym zu „theoretisch“, sondern gebraucht diesen an manchen Stellen mit einem eher pejorativen Akzent: ein spekulatives Vorgehen tendiert dazu, die Grenzen der Erfahrung zu überspringen und ungesicherte Erkenntnisse anzunehmen. Daher muss nach Kant die spekulative Vernunft kritisiert und eingeschränkt werden .
Der Begriff „transzendental“ muss vom Begriff „transzendent“ unterschieden werden. Der Begriff „transzendent“ kommt auch in den Theologien vor und impliziert ein „Überfliegen“ der Grenzen der Erfahrung. Die „transzendentale“ Untersuchung hingegen analysiert die Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis. Die transzendentale Frage lautet daher: „Was sind die Grenzen von Erkenntnis?“. Die Begriffe waren zu Kants Zeit häufig synonym, aber bei Kant erhält der Begriff an manchen Stellen die oben angerissene, Bedeutung.
Die Transzendentalphilosophie, welche die Erkenntnismöglichkeiten der Vernunft untersucht, geht nach Kant der Metaphysik voraus und bildet quasi den „ganzen Vorriß zu einem System der Metaphysik“ : „Sie [die Kritik der reinen spekulativen Vernunft] ist ein Traktat von der Methode, nicht ein System der Wissenschaft selbst; aber sie verzeichnet gleichwohl den ganzen Umriß derselben, so wohl in Anschauung ihrer Grenzen, als auch den ganzen inneren Gliederbau derselben.“
Die Metaphysik wird nur dann zur Wissenschaft, wenn das Gerüst der spekulativen Vernunft mit praktischen Data (Erfahrung) a posteriori angefüllt wird . Nach Kant wird aus Denken nur dann Erkenntnis, wenn eine Rückkoppelung an die Erfahrung stattfinden kann. So findet er zu einer Synthese zwischen Rationalismus und Empirismus: Erfahrung ist zwar nötig für Erkenntnis, Kant geht jedoch nicht von der Erfahrung aus, denn das wäre lediglich Wahrscheinlichkeitswissen.
Vom Sein als Sein, Gott, dem ersten Anfang, der Unsterblichkeit der Seele und der Freiheit ist keine Erkenntnis möglich. Diese Begriffe fallen in den Bereich des Glaubens, dem das Wissen somit „Platz macht“ . Mit „Glauben“ jedoch meint Kant nicht etwa den christlichen Glauben, sondern die Moralität. Im Gegensatz zur theoretischen Vernunft, die an empirische Erfahrungen gebunden ist, ist die praktische Vernunft unabhängig von der Außenwelt; hier ist der Mensch frei zum Handeln nach selbstgegebenen, moralischen Gesetzen.
Kant will aufzeigen, worüber man etwas wissen kann und was man glauben muss. Um dies zu bewerkstelligen strebt er nach einer kopernikanischen Wende in der Metaphysik.

Mit Hilfe der Kritik soll die Metaphysik zu einer Wissenschaft werden, welche „notwendig dogmatisch [aus sicheren Prinzipien a priori streng beweisend] und nach der strengsten Forderung systematisch, mithin schulgerecht [lehrbar]“ sein soll. Die ihr zugrundeliegende Methode, welche Kant Christian Wolff (1679-1754) entleiht, umfasst die gesetzmäßige Feststellung der Prinzipien, die deutliche Bestimmung der Begriffe, eine strenge Beweisführung und die „Verhütung kühner Sprünge in Folgerungen […]

Metaphysik nach Kant

Eine umfassende Darstellung der aktuellen Metaphysik-Forschung würde den Rahmen dieses Leitfadens sprengen. Die Meinungen gehen weit auseinander, von der Forderung zur Abschaffung der Metaphysik bis zur Wahrscheinlichkeitstheorie ihrer Existenz gibt es einige aktuelle Theorien. Zwei davon möchten wir gerne in aller Kürze darstellen. Alfred Jules Ayer und Alvin Plantinga.

Ayer fordert in seinem 1936 erschienenen Buch „Sprache, Wahrheit und Logik“ die Abschaffung der Metaphysik, da er sie für unsinnig hält. Seiner Theorie nach, sei Metaphysik nicht verifizierbar und somit sei es unsinnig über sie zu diskutieren. Denn wenn jemand über Gott, als ein Beispiel der Metaphysik, spricht, sagt er nichts über einen verifizierbaren Gegenstand, anhand dessen man Argumente abgleichen könnte. Wenn er aber über nichts spräche, hätte so etwas auch nichts mehr in der Philosophie zu suchen.

Alvin Plantinga plädiert in seinem Buch „God, Feedom and Evil“ allerdings für die Metaphysik und ihre gerechtfertigte Stellung in der Philosophie. Auch wieder speziell am metaphysischen Beispiel „Gott“. Er bezieht sich darauf, dass auch in der Philosophie einige Grundannahmen getroffen werden, die nicht zu beweisen sind. So nimmt der Common Sense an, dass die Außenwelt existiert und diese eine Vergangenheit hat. Das seien basale Meinungen, auf die alle Meinungen basieren und die nicht selbst von anderen Meinungen abhängen. Basale Meinungen, sind zwar zu verteidigen gegen kritische Fragen, aber sie sind nicht zu beweisen. Die Meinung Gott existiere sei aber auch eine solche basale Meinung. Sie müsse sich zwar gegen kritische Fragen wehren – wenn sie das nicht kann, ist sie widerlegt – aber sie habe eine gleiche Stellung in der Philosophie wie die Meinung, es gebe eine Außenwelt und ihre Vergangenheit.

Die weite Spanne an Meinungen im Metaphysikdiskurs des 20. Jahrhunderts – von radikaler Ablehnung in den 1930ern bis hin zur Verteidigung der Metaphysik in den 1970ern – soll zeigen, dass man nicht von einer Entscheidung für oder gegen Metaphysik in der Entwicklung dieser Frage sprechen kann. Es gibt eine große Diskussion, ob und wie weit Metaphysik in der Philosophie vertreten sein soll, bzw. noch sein kann.

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