analyse – Raue https://raue.it Fri, 13 Jul 2007 10:22:19 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.6.14 https://raue.it/wp-content/uploads/2015/11/cropped-logo-st3-32x32.png analyse – Raue https://raue.it 32 32 Interview eines Blogger in mono II https://raue.it/internet/interview-eines-blogger-in-mono-ii/ https://raue.it/internet/interview-eines-blogger-in-mono-ii/#comments Fri, 13 Jul 2007 10:22:19 +0000 http://www.onezblog.de/item/2007/07/interview-eines-blogger-in-mono-ii/ Ich | soeren onez, du bloggst auf onezblog, seo-watchblog und dem video-wahn und dennoch steht in deinem Impressum mein Name und du verweist auch auf meine Homepage. Was unterscheidet uns beide? soeren onez | Uns unterscheidet nicht sonderlich viel. Allerdings bin ich wohl die verkürzte Online-Variante deines Charakters. Uns unterscheidet vor allem, dass ich nicht […]

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Ich | soeren onez, du bloggst auf onezblog, seo-watchblog und dem video-wahn und dennoch steht in deinem Impressum mein Name und du verweist auch auf meine Homepage. Was unterscheidet uns beide?

soeren onez | Uns unterscheidet nicht sonderlich viel. Allerdings bin ich wohl die verkürzte Online-Variante deines Charakters. Uns unterscheidet vor allem, dass ich nicht die Möglichkeit habe durch Gestik und Mimik Aussagen eine andere Bedeutung geben zu können, als sie rein schrift-sprachlich zum Ausruck kommt. Ich muss genauer vorgehen und meine Äußerungen überarbeiten, kann sie nicht durch ein Grinsen oder einige andere dir typischen Momente dem Zuhörer/Leser bekömmlicher machen. Das meint nicht, dass ich mich darum drücken will, mich genau auszudrücken, sondern nur, dass wir beide auch den politisch-gesellschaftlichen Scherz lieben, dessen Zynismus und Ironie aber in Schriftform schwieriger auszudrücken ist. Du hast da ganz andere Möglichkeiten.

ich | Aber diese Schwierigkeiten hätte ich auch, wenn ich wie du bloggen würde. Warum gibt es dich dann überhaupt, wäre es nicht eigentlich sinnvoller dem Geschriebenen eine persönliche Note zu geben und besser auf dich zu verzichten?

soeren onez | Nein ich denke nicht. Die persönliche Note bekomme ich hoffentlich auch ganz gut hin, denn wie gesagt, unsere Charaktereigenschaften sind die selben, ich bin keine von dir erschaffene Kunstfigur, dafür fehlt mir der Eigensinn und dir wohl die Kreativität. Ich schreibe an deiner Stelle, weil ich denke, dass es nicht unbedingt sinnvoll ist auch noch in zehn Jahren deinen Namen auf tausenden Webseiten zu finden. Nicht weil du dich schämen müsstest, was ich so schreibe und kommentiere. Du willst einfach nicht beim Googeln 172.000 Mal auftauchen. Du willst nicht zu einer Onlinepräsenz werden.

ich | Zugegeben, das möchte ich wirklich nicht, aber denkst du, dass dennoch sichergestellt ist, dass du nicht als Kunstfigur wahrgenommen wirst? Ich erhalte mittlerweile einige Emails, die an dich adressiert sind und nicht an mich.

soeren onez | Nun sicherstellen kann man das nicht unbedingt, aber ich verweise auf jedem meiner Blog auf deinen Lebenslauf, mit Bild und allem sonstigen Informationen zu deiner Person, im Impressum steht dein Name und wenn dann doch noch Leute Mails an soeren schreiben, was soll ich machen. Aber warum auch nicht. Ob jetzt an dich oder mich geschrieben wird, ist doch Latte, wenn mich die Leute für jemand anderes als dich halten, dann haben sie wohl einfach nicht wirklich das Netz, Schrift und ihre verkürzte Reichweite in Bezug auf die Persönlichkeit verstanden. Das sind dann aber auch die selben Leute, die Hemingway für einen Romantiker halten und nicht für einen Macho mit ausgeprägtem Arschcharakter, nur weil er eben nett schreiben konnte. Zudem hilft es dir doch sicherlich auch, ein wenig Abstand zu gewinnen zu meinen Texten. Eine gewisse Trennung des Textes und des Autors kann nicht schaden, vor allem wenn man versucht Thesen aufzustellen, die so wenig wie Möglich persönlich bestimmt sind. Auch wenn gleich gesagt werden muss, dass das mir natürlich auch nicht gelingt. Da dieser Blog aber hauptsächlich ein Meinungsblog ist, hilft die Trennung zudem Meinungen zu reflektieren und sich nicht vollends von ihr einnehmen zu lassen, auch wenn das jetzt ein wenig zu metaphysisch klingen mag.

ich | Kommen wir zu etwas anderem, das ich schon lange mal gefragt haben wollte. Warum schreibst du so oft über diesen Blog oder Blogs allgemein. Warum so selbst bezogen? Hast du nichts worüber du schreiben kannst oder warum scheint sich dein Blog, exemplarisch für die meisten Blogs, so sehr um sich selbst zu drehen?

soeren onez | Ach gut, dass du nachfragst. Ja als Blogger wird man gerne in eine Tonne geschmissen, weil die Schubladen doch zu klein geworden sind. Es gibt einfach zu viele Blogger. Nun ich will dir zuerst allgemein antworten und dann noch einen persönlichen Grund angeben. Ich halte es für durchaus sinnvoll sein eigenes Handeln zu reflektieren und es dadurch bewusster zu tun. Was soll denn bitte schlecht daran sein, dass jemand nachdenkt, auch noch nachdem er etwas gemacht hat? Blogs sind nun mal persönliche Medien und Menschen machen sich Gedanken über ihre Ziele und Verfehlungen, ihre Stärken und Schwächen. Daran sehe ich nichts, rein gar nichts, schlechtes. Ob man das dann auf seinem Blog auch kommunizieren muss, sit eine andere Frage aber auch da gibt es eine Menge Argumente für. Du redest mit deinen Freunden auch über deine Zukunft und Vergangenheit. Es wären keine Freunde, wenn sie dir nicht zuhörten. Warum soll das denn mit dem Leser eines persönlichen Weblogs anders sein? Ich rede nicht von einem „professionalisierten“ Themenblog, sondern von dem Blog nebenan. Ich muss sagen, dass ich Blogs, die von einer Person geschrieben werden, aber nicht ein spezifisches Thema behandeln, jedoch nie etwas „persönliches“ preisgeben seelenlos. Ich kann mit diesen Blogs nichts anfangen.

ich | Aber hältst du gefühlte 10% selbst bezogene Artikel auf einem Blog, das sich gerne als Feuilleton der Blogosphäre etabieren möchte nicht für übertrieben?

soern onez | Ja und Nein. Ich versuche schon seit einiger Zeit Themen bezogener zu schreiben, auch weil es einfach die größere Herausforderung ist. Dennoch helfen mir die Artikel über den onezblog ungemein meine Motivation zu überdenken und klar zu machen. Das ist wichtig und notwendig. Manchmal mehr und manchmal weniger. Noch einmal das Freundebeispiel: Manchmal nöhlst du deinen Freunden die Ohren zu wie beschissen Uni ist und dann haben sie wieder mal Monate Ruhe, weil du in den Gesprächen deine Motivation reflektiert hast. Deshalb müssen die Artikel nicht unbedingt für Leser interessant sein, aber in meinem Fall kann ich meinen Leser sagen, dass diese Artikel zur Qualität des onezblog beitragen, wenn auch nur indirekt.

ich | Qualität ist ein nettes Stichwort und da hapert es doch ab und an. Der Onezblog ist weit von dem entfernt, was du dir vorgenommen hast, richtig?

soeren onez | Ja das ist vollkommen richtig, aber liegt in der Natur der Sache. oder besser in der Natur von dir und mir. Perfektionisten können ihre Ziele einfach nicht erreichen. Klar wäre ich gerne schon viel weiter, würde gerne Artikel schreiben die ausgewogene Analysen bieten, statt schwerfällige Meinungen, gut recherchierte Fakten präsentieren, als provinzielle Sichtweisen. Aber man muss auch mal auf dem Teppich bleiben. Der onezblog hat sich prima entwickelt und wenn man die Artikelqualität von vor einem Jahr mit der heutigen vergleicht, dann kann man das sicher auch feststellen. Dieser Blog soll und wird immer besser. Gut wird er wohl nie, weil gut mir nicht gut genug ist. Aber ich habe einige Ziele erreicht, die die untersten Stufen darstellen, auf dem Weg, den onezblog als ein Anlaufpunkt für Qalität werden zu lassen. So schaffen es nur noch Artikel auf den Blog, die mindestens eine DinA4 Seite füllen würden. Dreizeilige Blogs gibt es genug. meine Themen lassen sich nicht in drei Zeilen behandeln, auch wenn ich zugestehen muss, dass eine Seite auch nicht ausreicht.

ich | Deshalb auch der Designwechsel?

soeren onez | Ja, das Design ist so ausgelegt, dass ich gezwungen bin längere Texte zu schreiben, ansonsten sieht die Sidebar einfach zu Scheiße aus. Sie ist genau so lang, dass eine Seite Text sie abschließen lässt. Weniger sieht einfach ungemein dämlich aus, mehr geht allerdings immer.

ich | Aber passiert es dir nicht dadurch, dass du einige Artikel künstlich verlängerst, nur um sie ins Design und deine Vorgabe einzugliedern? Kann es nicht passieren, dass die Qualität dadurch eher leidet?

soeren onez | Möglich ist eine ganze Menge und ich will nicht behaupten, dass mir das nicht auch mal passiert. Bewusst allerdings nicht. Ich schreibe jetzt in vier Blogs und in allen, außer dem onezblog lase ich Kurzmeldungen zu, also wenn ich mal etwas wirklich raushauen möchte, dann schreibe ich eben in einem anderen Blog den Dreizeiler. Zudem ist es nicht unbedingt so, dass die Themen des onezblog ungemein viel Kurzmeldungen zulassen bzw. überhaupt bereitstellen. Natürlich kann man über Schäuble mal eben eine kurze Meldung raushauen, aber die wollen meine Leser doch gar nicht. Die bekommen sie auf Spon oder ähnlichen Newsseiten. Hier wollen sie entweder tiefer gehende Analysen, meine Meinung oder irgendetwas, das über die Meldung hinausgeht.

ich | Ich bedanke mich für das Gespräch und bin gespannt auf den weiteren Verlauf des onezblog.

soeren onez | Jo, kein Problem, wir sehen uns dann später, ich diskutiere noch ein wenig mit meinen Leser, denn es interessiert mich sehr, wie sie den onezblog sehen, ob diese Perspektive in irgendeiner Weise mit meiner Wahrnehmung korreliert.

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Das Problem der Demokratie ist die Gier nach Freiheit https://raue.it/gesellschaft/platon-rawls-demokratie-politik/ https://raue.it/gesellschaft/platon-rawls-demokratie-politik/#comments Sun, 10 Jun 2007 11:40:47 +0000 http://www.onezblog.de/item/2007/06/platon-rawls-demokratie-politik/ Dieser Artikel ist mein Beitrag zum politischen Blog-Karneval. Er ist lang geworden, aber das Thema zwang mich dazu. Ich habe überlegt ob ich ihn in in drei Teilen veröffentliche, mich aber dagegen entschieden um den Zusammenhang besser deutlich zu machen. „Politikverdrossenheit in Deutschland. Wohin führt uns die Parteiendemokratie? Kritiken, Analysen und Utopien sind gefragt!“ Haben […]

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Dieser Artikel ist mein Beitrag zum politischen Blog-Karneval. Er ist lang geworden, aber das Thema zwang mich dazu. Ich habe überlegt ob ich ihn in in drei Teilen veröffentliche, mich aber dagegen entschieden um den Zusammenhang besser deutlich zu machen.

„Politikverdrossenheit in Deutschland. Wohin führt uns die Parteiendemokratie? Kritiken, Analysen und Utopien sind gefragt!“

Haben wir in Deutschland ein Problem mit der Politik? Gibt es Verdrossenheit über unsere Bundesregierung, die gravierend genug ist, um ein solches Thema zu rechtfertigen? Ist die Parteiendemokratie gescheitert und müssen wir uns massive Gedanken zu ihrer Erhaltung machen?Ich beginne mit Fragen, die ich nur zum Teil zu beantworten im Stande bin. Ich halte sie für wichtig zu klären. Allerdings werde ich euch nicht mit Zahlen überhäufen, bis ihr mir glauben müsst, wir hätten ein Problem. Zahlen lügen nicht, aber der Benutzer von Statistiken legt doch immer eine gewisse Subjektivität hinein. Die Wahlbeteiligung sinkt seit Jahren und es ist kein Aufwärtstrend zu erkennen. Aber ist das gleich ein Problem? Kann man an den Zahlen von 77 Prozent bei der letzten Bundestagswahl die Probleme unserer Demokratie festmachen? Wohl kaum, es sei denn man benutzt die Zahlen als Indizien und diese führen doch oft zu einem falschen Urteil, die Filmgeschichte ist voll davon. Ich will ins Eingemachte gehen und die Zahlenspiele jemand anderem überlassen.

Ich gehe nicht mehr wählen, weil es mittlerweile egal geworden ist, wen ich wähle. Ich kann keinen nennenswerten Unterschied mehr erkennen. Die SPD versucht die CDU rechts zu überholen, die CDU versucht es auch mal bei den Gewerkschaften und FDP und die Grünen rangeln um die Mitte. Wir haben gelernt, dass Wahlversprechen nicht so Ernst zu nehmen sind, Parteiprogramme in etwa so zukunftsversprechend sind wie der Blick in die Kristallkugel und Politiker sich lieber in der Fraktion kuscheln, anstatt eine politische Linie zu vertreten. Ich kann euch sagen, wir sind enttäuscht von diesem Medienzirkus, der sich Politik nennen. Wir sind verdrossen und Zahlen drücken das nur bedingt aus.

Deutschlands Jugend hat den Glauben an die Politik verloren und plant schon die Zeit nach dieser Republik.

Und geht es nach dem Denker, dessen Gedanken zur Demokratie ich euch im Folgenden vorstellen möchte, hätte es auch gar nicht anders kommen können. Demokratie ist nur ein Zeitabschnitt in der ewig wiederkehrenden Abfolge von Oligarchie, Demokratie und Diktatur. So schrieb vor mehr als zwei Tausend Jahren Platon und lässt der Hypothese eine gewichtige Analyse folgen. Dieser will ich nicht ganz folgen, würde es doch hier zu langatmig. Ich gebe sie gekürzt wieder und empfehle jedem, den diese Analyse genauer interessiert, die „Politeia“ zu lesen und die Argumente genauer zu studieren.

Platon unterscheidet drei Staatsformen, die sich in einem ewigen Wechsel ablösen. Die Demokratie löst die Oligarchie ab, die Demokratie führt in die Diktatur und diese wiederum wird in die Oligarchie übergehen. Alle drei Staatsformen haben systemimmanente Fehler, die den ständigen Wechsel herbeiführen. Bei der Oligarchie ist es die Gier nach Reichtum, die in eine Revolution mündet, der Diktatur wohnt die Machtgier inne, die den Tyrannen stürzen wird. Der Fehler der Demokratie ist die absolute Freiheit, die den Grundgedanken der Demokratie beherrscht und sowohl ihren Anfang und ihr Ende bedeutet.

Die Freiheit soll der Fehler der Demokratie sein? Das klingt paradox, doch es steckt mehr dahinter, als ein unreflektierter Freiheitsbegriff, der heute oft skandiert wird.

„Ich denke mir, wenn eine demokratische Stadt nach Freiheit dürstet, aber böse Weinschenken an ihre Spitze bekommt und sich über den Durst am ungemischten Wein der Freiheit berauscht, dann wird sie ihre Regierenden bestrafen, wenn diese nicht ganz nachgiebig sind und ihr in reichem Maße Freiheit gewähren, indem sie sie als verbrecherisch und oligarchisch beschuldigt.“ (Platon: Politeia. 562c.)

Ich werde jetzt nicht die argumentative Hinführung und die Analyse der übermäßigen Freiheitsgier des demokratischen Menschen verfolgen, sondern habe dieses Zitat ausgewählt, da es mir die direkte Überleitung zur Gegenwart mit Platons Gedanken erlaubt. Der oben zitierte Moment ist derjenige, an dem die Demokratie anfällig wird für Demagogen und Tyrannen, die sich noch nicht als solche zeigen. Das Streben nach Freiheit birgt in sich schon die Umkehr und das Verführtwerden; den Wechsel der Demokratie zur Diktatur.

Ich könnte jetzt die Weimarer Republik anführen und dann Parallelen und Unterschiede aufweisen, um auf die Gefahr einzugehen, die von solchen Situationen ausgeht. Das werde ich nicht tun, sondern diesen grundlegenden Moment untersuchen. Wer unbedingt eine direkte Beziehung zur Gegenwart präsentiert haben möchte, der sehe sich im Internet und auf Demonstrationen, Bushaltestellen und sonstigen Aufkleberfarmen um. Er wird sicherlich einige Beispiele der Vorwürfe finden: verbrecherisch und oligarchisch. Aber diese Vorwürfe bleiben nicht mehr in in ihren Mileus, in denen sie seit den 60er Jahren zu finden sind und doch die Demokratie nie ernsthaft gefährdet haben. Diese Vorwürfe finden sich zunehmend auch in der Politik. Sei es bei Christiansen oder auf Gewerkschaftsveranstaltungen. Sei es bei der neu formierten Linkspartei, sei es im Parteiprogramm der NPD. Der Vorwurf, der Staat beute den Bürger aus und nehme ihm seine Freiheit, ist nicht neu, aber in seiner Vehemenz doch eine Auswirkung der wirtschaftlichen Stagnation der letzten Jahre.

Die Brisanz der platonischen Überlegung, zusammen mit den sich häufenden Äußerungen einiger Politiker liegt auf der Hand, auch wenn diese ausfallenden Politiker sicherlich noch nicht sonderlich zahlreich sind. Äußerungen, die dem Staat „Terror am Hindukusch“ vorwerfen, schweben mir da jetzt vor. Es sind Angriffe auf die Demokratie, die als solche sogar demokratisch ablaufen müssen, folgt man Platon.

Aber ich würde auch Äußerungen hinzunehmen, die direkt aus der „neuen Mitte“ stammen. Wenn die Unschuldsvermutung nicht mehr überdauern soll, dann ist das auch ein direkter Angriff auf die Freiheit des Bürgers und damit der zweite Schritt in einer Eskalation, die unweigerlich in das von Platon beschrieben Szenario führen muss, sollte sich nicht irgendetwas Substanzielles im Verhältnis von Staat und Bürger verbessern.

Dann ist es auch egal, ob der Demagoge, der zum Tyrannen aufsteigen will, von rechts oder links kommt. Beide Extrempositionen bieten genug Grundlage, um verzweifelten Menschen, die um ihre Freiheit bangen, plausible Erklärungen zu geben, so falsch und inkonsistent sie auch sein mögen. Versprechungen sind eine starke politische Waffe, auch im demokratischen Spektrum.

Aber will ich hier jetzt eine große Gefahr für die Demokratie herbeischreiben oder sehe ich sie wirklich?

Keines von beidem, aber das ist ein Szenario, das Platon beschreibt, das sicherlich nicht einfach weggewischt werden kann und sollte. Demokratie ist ständig in Gefahr und das wenigstens kann uns die deutsche Geschichte lehren. Ich lasse auch das Argument nicht gelten, dass die Bevölkerung heute viel demokratisierter sei, als das in der Weimarer Republik der Fall war. Platon beschreibt nicht einzelne demokratische Systeme, sondern ein Grundproblem, dass allen innewohnt.

Wird die Demokratie auf jeden Fall zusammenbrechen?

Nun ich bin kein Hellseher und kann deshalb erstmal nur mit Platon antworten: Ja das wird sie! Allerdings ist vielen nicht bewusst, dass das, was unser Staatssystem in der BRD bezeichnet, eher eine Parteienoligarchie, denn eine Demokratie zu nennen wäre, aber das ist wohl eher Haarspalterei, könnte aber Aufschluss darüber bieten, warum die BRD vielleicht nicht unbedingt in die platonische Krise stürzen muss. Sie ist schon eine Mischform.

Worauf ich eigentlich hinaus will mit diesen platonischen Gedanken ist die Unsinnigkeit der Politikverdrossenheit. Das möchte ich im Folgenden ausführen. Dazu werde ich drei Grundthesen formulieren:

These 1: Dieser Staat ist nicht der optimale Staat. Kein Staat dieser Welt ist ein optimaler Staat.

These 2: Die optimale Staatsform ist noch nicht gefunden.

These 3: Die heutige demokratische Staatsform ist die optimale, um ein besseres System zu erdenken/entwickeln.

Um meine Thesen zu begründen, möchte ich die Gedanken eines weiteren Philosophen beanspruchen: John Rawls. In seinem Werk „Eine Theorie der Gerechtigkeit“ nimmt er eine unglaublich wichtige Unterscheidung vor, die sicherlich erhellend sein wird. Gerechtigkeit ist nicht gleich Gerechtigkeit und somit werden viele Anschuldigungen von Politikverdrossenen zu Unsinn und dem momentan bestehenden Staat eine ganz andere Rolle zugeteilt als vielleicht bisher erwartet.

Nach Rawls kann es keinen gerechten Staat geben, es wird immer Ungerechtigkeit geben und auch ein perfekter Staat kann diese nicht ausgleichen. Gerechtigkeit wird vielmehr vor Gründung des Staates erreicht und zwar in einem Gedankenexperiment, das ich euch kurz vorstellen möchte.

Unter dem Schleier des Nichtwissens treffen sich die Menschen, um über einen perfekten Staat zu beraten. Dieser Schleier meint, dass niemand weiß, wo er in diesem Staat stehen wird. Wo er in ihn hinein geboren wird, welche Fähigkeiten und Talente er haben wird und ob er erfolgreich sein wird oder nicht. Dadurch soll eine Objektivität erreicht werden, um einen gerechten Staat entwickeln zu können. Befangenheit der Menschen ist in diesem Gedankenexperiment ausgeschaltet. Es wird dann eine Wirtschafts-, Rechts- und Staatsform gesucht, die unter diesem Schleier als gerecht gelten kann.

Der Staat ist gerecht und die Ungerechtigkeit entsteht erst durch die Unmöglichkeit, dass alle alles haben. Die Gerechtigkeit des Staates wird „außerhalb“ dieser Welt in einem Gedankenexperiment sichergestellt.

Daran ist auch schon zu zeigen, dass meine These 1 richtig ist und kein Staat dieser Welt als gerecht bezeichnet werden kann, weder im ersten noch im zweiten rawlschen Sinne. Alle Staaten heute sind partikulär und es gibt nicht einen Staat mit gleichen Regeln für Alle. Die Gerechtigkeit im Schleier des Nichtwissens kann aber nicht partikulär sein und nur Menschen bestimmter Landstriche vorbehalten sein.

Meine zweite These werde ich nicht beweisen können, allerdings gibt der gesunde Menschenverstand Grund genug für diese Annahme. Ein Staat muss flexibel, darf aber nicht zu flexibel sein. Muss sich weltverändernden Situationen anpassen können, ohne seine Grundpositionen zu verlassen. Diese Form des flexiblen Staates ist noch nicht gefunden. Es existieren Grundgerüste, die besser oder schlechtere Fundamente bieten. Demokratie ist ein Modell unter vielen.

Das Modell Demokratie ist aber das momentan beste, da es zumindest so beständig ist, dass es die Möglichkeit bietet, an einem besseren Staat zu arbeiten, Theorien zu entwickeln und den Diskurs zu suchen. Meinungsfreiheit ist der Schlüsselbegriff. Meine These 3 bezieht sich darauf. Es gibt vieles in dieser Demokratie, was unglaublich schlecht läuft, Ungerechtigkeiten und systemimmanente Fehler. Aber wir sollten dankbar sein, in diesem System die Möglichkeit zu haben, über bessere Systeme nicht nur nachzudenken, sondern sie auch voranzutreiben. Aber wir sollten diese Chance auch nutzen und uns nicht in Selbstmitleid verlieren.

Politikverdrossenheit ist dumm, weil sie die Situation missdeutet und nicht versteht. Sie sieht sich einem politischen System gegenübergestellt, das nicht gerecht ist, aber sieht nicht die Chancen, es zu verbessern. Damit meine ich nicht, wählen zu gehen oder den Politikern Beifall zu klatschen. Ich meine, dass geforscht, diskutiert, geredet und gestritten werden muss. Aber nicht gekämpft. Gewalt kann nie Grundlage eines gerechten Staates sein, also lohnt es sich auch nicht, für ihn zu kämpfen. Ich meine nicht, dass der gewaltsame Widerstand in Zeiten des Dritten Reiches unrecht war, sondern nur, dass das auf den Zweiten Weltkrieg aufgebaute System eben auch nicht gerecht ist. Wir müssen die Chancen der Demokratie nutzen.

Unser demokratisches System ist ein Luxus, der in der Geschichte der Menschheit noch nicht vorgekommen ist und die deutsche Ausprägung ganz besonders. Doch statt diese Chance zu nutzen, resignieren wir. Das muss sich ändern. Ich will jetzt hier keinen Ausblick geben, wie das zu tun ist oder in welcher Form, auch wenn ich natürlich meine Vorstellungen davon habe.

Ich ende an dieser Stelle und hoffe, dass ich zeigen konnte, dass Politikverdrossenheit wider die Vernunft ist. Die Gegenfrage stellt sich aber dennoch und ist nicht beantwortet: Was ist vernünftig, auf welchem Weg können wir vernünftig partizipieren und vor allem, wie überbrücken wir die Grabenkämpfe der Demokratie, um in einen Diskurs eintreten zu können, der vielleicht irgendwann Früchte tragen wird?

Ich hoffe, dass dieser Ausflug in die Philosophie nicht zu grundlegend war und ich in den Augen des geneigten Lesers am Thema vorbeigeschrieben habe, aber ich halte es für wichtig in die Tiefen der Begriffsklärung zu gehen, bevor man Ideologien verbreitet oder sich politisch engagiert. Was ist Freiheit, was gerecht? So theoretisch diese Fragen auch sind, sie müssen geklärt werden, bevor man sich an ihre Umsetzung macht.


Politik muss nicht aus Worthülsen und Politikersprech bestehen. Politik ist das, was wir daraus machen!

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Erster politischer Blog-Karneval https://raue.it/gesellschaft/erster-politischer-blog-karneval/ https://raue.it/gesellschaft/erster-politischer-blog-karneval/#comments Thu, 07 Jun 2007 09:52:27 +0000 http://www.onezblog.de/item/2007/06/erster-politischer-blog-karneval/ Ich will jetzt gar nicht mehr lange um den heißen Brei reden, sondern euch allen das Thema des ersten politischen Blog-Karnevals bekanntgeben. Ich habe dieses Thema gewählt, weil es sowohl grundlegende Beschäftigung mit dem Staat, der Demokratie und dem System erlaubt, als auch in die politische Praxis zu gehen und dort Antworten zu suchen. Ich […]

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Ich will jetzt gar nicht mehr lange um den heißen Brei reden, sondern euch allen das Thema des ersten politischen Blog-Karnevals bekanntgeben. Ich habe dieses Thema gewählt, weil es sowohl grundlegende Beschäftigung mit dem Staat, der Demokratie und dem System erlaubt, als auch in die politische Praxis zu gehen und dort Antworten zu suchen. Ich wollte es nicht beschränken auf einen Teil der Interessierten, ist doch die Grundmotivation, möglichst viele und unterschiedliche Perspektiven auf das Thema zu finden.

„Politikverdrossenheit in Deutschland. Wohin führt uns die Parteiendemokratie? Kritiken, Analysen und Utopien sind gefragt!“

So lautet also das Thema des ersten politischen Blog-Karnevals und ich hoffe, dass euch in den nächsten zwei Wochen dazu etwas einfällt. Am 21. Juni endet der Karneval. Wer die Ankündigung nicht mitbekommen hat und wissen möchte, was ein Karneval ist und warum dieser hier politisch ist, kann das in der Ankündigung des politischen Blog-Karnevals tun.

Ich bin jedenfalls sehr gespannt auf die Artikel und hoffe, dass wirklich so viele mitmachen, wie sich jetzt schon gemeldet haben. Wie macht man denn jetzt überhaupt mit? Ihr schreibt einen Artikel auf eurem Blog zu oben stehendem Thema und teilt mir die Adresse irgendwie mit. Ob per Trackback, Kommentar, Mail oder sonstwie ist egal. Dann aber bitte mit direktem Link zum Artikel und nicht nur der Blog, denn es werden wohl einige Artikel und ich werde sicher so schon genug zu tun haben.

Macht euch an die Arbeit. Ich bin gespannt auf eure Ergebnisse

PS: Wer den obigen Button verwenden möchte, kann das gerne tun, oder einen kleineren hier herunterladen. Der kleine ist auch mit tranzparentem hintergrund und eignet sich damit gut um in jeden Artikel zum Zwecke der Wiedererkennung eingebaut zu werden.

 

Die ersten artikel trudeln schon ein, ich sammele noch und werde die Tage dann schon eine vorläufige Liste veröffentlichen.

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Jahresrückblick 2006 https://raue.it/internet/jahresrueckblick-2006/ https://raue.it/internet/jahresrueckblick-2006/#comments Tue, 26 Dec 2006 17:52:14 +0000 http://www.onezblog.de/?p=154 Jetzt schon werde ich mal versuchen das schöne Blog-Jahr 2006 zusammenzufassen. Ich werde Morgen nach Tschechien fahren und deshalb den Rückblick nicht auf Silvester legen.Was gibt es viel zu schreiben und doch will ich mich auf zwei wesentliche Punkte beschränken. Content und Traffic. Also meine Inhaltlichen Höhepunkte beschreiben und die ganzen Zahlen herauskramen. Ich will […]

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Jetzt schon werde ich mal versuchen das schöne Blog-Jahr 2006 zusammenzufassen. Ich werde Morgen nach Tschechien fahren und deshalb den Rückblick nicht auf Silvester legen.Was gibt es viel zu schreiben und doch will ich mich auf zwei wesentliche Punkte beschränken. Content und Traffic. Also meine Inhaltlichen Höhepunkte beschreiben und die ganzen Zahlen herauskramen. Ich will noch mal ein wenig auf die Motivation dieses Blog zu schreiben reden, einige Zukunftsperspektiven. Son Kram eben, den man gut an das Ende, bzw. die Grenze zum neuen Jahr stellen kann. Ein Blick hinter die Kulissen, quasi.

Am 2. Juni ist der onezblog geboren worden. Aus zweierlei. Not und Fortschritt. Zum einen ist mir in Tschechien mein Laptop geklaut worden, mit ihm auch meine komplette alte Homepage, nicht die Texte, wohl aber alles andere. Ich musste also improvisieren. Vor allem hatte ich keine Lust mehr mit der Kümmelhomepage rum zu rennen und habe mich umgesehen. Meine Gedanken galten noch gar kein bisschen einem Blog, sondern ich suchte eine Möglichkeit um einfacher meine Texte veröffentlichen zu können und gleichzeitig bessere gestalterische Möglichkeiten zu haben. Kurz, ich habe Nucleus CMS gefunden, Chris hat mir bei der Einführung geholfen und seit dem habe ich drei mal das Design geändert um den onezblog so aussehen zu lassen, wie ihr ihn jetzt seht. Ich habe also versucht aus der Not eine Tugend zu machen und denke es ist mir ganz gut gelungen.

Bis ich aber mich selbst als Blogger oder so was bezeichnet habe ist noch einige Zeit ins Land gegangen. Ende Juli bin ich dann auf den wunderbaren Artikel „Wie wird das eigene Blog bekannt“ von Robert gestoßen, der mir gezeigt hat, was mit einem Blog denn so alles Möglich ist. Daraufhin bin ich immer weiter in die Blogosphere eingetaucht, allerdings ohne mich ganz in ihr zu verlieren. Das sehe ich als eine große Gefahr an, die meine Artikel auch zeitweilig sehr beeinflusst hat: nur noch Netzinterne Dinge zu bloggen. Das war nie meine Ziel und irgendwann habe ich gemerkt, ne so will ich den onezblog nicht weiter betreiben. Ich habe mir Gedanken gemacht und hoffe, es wurde gemerkt, dass ich seit einiger Zeit versuche, die Qualität der Artikel zu steigern, danke Raphi für die Anregungen in Hamburg auf deinem Balkon.

Richtig bekannt wurde mein Blog jedenfalls nicht wirklich in der Blogosphere, die eine große Aktion, mit der mein Name dann die Runde machen würde, die hat dem onezblog gefehlt. Dazu gehören aber eben auch einige Faktoren, die bestehen können aus: Glück, Schnelligkeit, Beharrlichkeit, Hurerei, Kreativität, Können oder einem Blogwar.

Aber trotz allem, ich kann mich nicht über keine Besucher beklagen. Im Durchschnitt kommen mittlerweile hier 100-120 „echte“ Besucher am Tag. Angefangen habe ich im erstem Monat mit 375 im ganzen Monat Juni. Der November zum Vergleich war mit 2700 Besuchern doch etwas Besucher. Die Besucherzahlen steigen aber immer weiter, denn der jetzige Dezember zeigt schon wieder einen Anstieg.

Woran liegt es? Ganz viel Faktoren zusammen, zum einen habe ich einige Stammleser, dessen Interesse ich scheinbar erwerben konnte, die mit mir in den Kommentaren in Diskussion treten und eine meiner Hauptmotivationen sind ins Internet zu schreiben. Dann kommen natürlich sehr viele Besucher von google. Ich habe einen Pagerank von 4 zugewiesen bekommen, ich denke er wird noch steigen, beim nächsten Update, das heißt, google listet mich relativ gut und da Blogs insgesamt gut verlinkt sind und ungeheuer viel Inhalt haben, kommen die meisten Besucher von google. Diese sind allerdings nicht allzu schreibe- oder lesefreudig, denn sie hauen meist ohne einen weiteren Klick ab. So ist das aber im Internet.

Was mich immer wieder erfreut, ist die Tatsache, dass so viel Menschen aus aller Welt sich hier her verirren, ich weiß, dass sie nicht lange bleiben, aber dennoch, die Statistik nebenan gefällt mir einfach. Ob sie etwas auszusagen hat oder nicht. Das Internet führt die Welt zusammen. So wie auch im Krieg zwischen Israel und dem Libanon. Die Welt hielt den Atem an und die „Kriegsgegner“ diskutierten in Blogs miteinander. Eine meiner Entdeckungen des Jahres war für mich Letters from Rungholdt, Lila, die auf Deutsch aus Israel bloggt, subjektiv aber einfach unglaublich. Dafür hat sie dann auch Ende des Jahres den Lohn bekommen und ist als bestes Weblog in Deutsch prämiert worden.

Lustige Höhepunkte waren auch immer wieder die Logauswertung der Suchanfragen, die zu diesem Blog geführt haben. unglaublich was Google aus meinen Texten rausholt. Schaut euch diesen Artikel an, der sagt alles aus.

Ansonsten bin ich einfach froh diesen Blog zu haben, mich dadurch andauernd aufraffen zu können. Zum schreiben und lesen. Nein natürlich schreibe und lese ich nicht nur für diesen Blog, traurig wäre es ja. Aber es ist dennoch eine Hilfe nicht nur aufzunehmen, sondern auch selbst aktiv und produktiv zu sein. Denn alle die mich privat kennen, wissen, wenn ich erstmal anfange zu gammeln…

Jetzt bleibt mir nur noch übrig einen guten Rutsch ins neue Jahr 2007 zu wünschen und mir Gedanken für den onezblog zu machen. Wie geht’s weiter? Erstmal wie bisher, keine großen Änderungen geplant. Vielleicht werde ich, wenn ich mal wieder einwenig mehr Zeit habe, aktiver in der Bloggosphere mich zu beteiligen, auch um mein Blog ein wenig bekannter zu machen. Ich würde mich nämlich über mehr Rückmeldung für meine Artikel freue und diese kommen eben zumeist von anderen Bloggern und die kennen einen eben nur, wenn man auch bekannt ist. Kein Muss, auch nichts wofür ich mir den A…. aufreißen werde, aber ein Ziel für 2007 ist es dennoch vielleicht einmal in den „Deutschen Blog Charts“ aufzutauchen. Seht das nicht nur als Selbstbestätigung, Egofehlfunktion sondern auch ein wenig praktisch. Erstens bekannter ist gleich merh Feedback und Diskussion und Zweitens ist dieses Blog ja nun mal schon als Schreibübung gedacht um mit dem Schreiben vielleicht einmal Geld verdienen zu können. Dafür ist ein Name sicherlich kein Hindernis, im Gegenteil. Da eben auch eine ganze Menge Journalisten, wie Stefan Niggemeier vom Bildblog, selbst eben auch Bloggen, ist es auch einfach eine berufliche Perspektive den onezblog ein wenig nach vorne zu bringen.

Ich bin ab dem 5. Januar wieder hier in Deutschland.

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Logische Probleme: Schiff des Theseus https://raue.it/gesellschaft/logische-probleme-schiff-des-theseus/ https://raue.it/gesellschaft/logische-probleme-schiff-des-theseus/#comments Wed, 22 Nov 2006 20:29:00 +0000 http://www.onezblog.de/?p=134 Vielleicht ist einigen dieses logische Problem in ihrem Schul- bzw. Universitätsleben schon untergekommen. Für alle anderen möchte ich das Problem einmal hier aufzeigen. Vorweg: Ich habe auch keine Antwort, keinen neuen logischen Kniff um die Waagschale einer der Möglichkeiten neigen zu lassen. Ich will es hier schildern, da es mir einigen Spaß gemacht hat, das […]

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Vielleicht ist einigen dieses logische Problem in ihrem Schul- bzw. Universitätsleben schon untergekommen. Für alle anderen möchte ich das Problem einmal hier aufzeigen. Vorweg: Ich habe auch keine Antwort, keinen neuen logischen Kniff um die Waagschale einer der Möglichkeiten neigen zu lassen. Ich will es hier schildern, da es mir einigen Spaß gemacht hat, das Problem überhaupt in seiner Tiefe zu begreifen und dann mit den Möglichkeiten der Lösung zu spielen, auch wenn es unfruchtbar geblieben ist und kein weltverändernder Gedankengang herausgekommen ist :/

Jetzt aber zu dem Problem „Das Schiff des Theseus“

Theseus hat ein Schiff, was schon ein wenig älter ist. Es ist voll funktionsfähig, also Seetauglich. Dennoch möchte er es erneuern lassen. Deswegen übergibt er es einem Schiffbauer, der jede der insgesamt 1000 Planken durch eine neue ersetzen soll.

Dieser aber hat zwei Docks und findet es schade die doch noch Seetauglichen alten Planken wegzuschmeißen und ordnet an, jede Stunde eine neue Planke anzubringen und diese in Dock B bringen zu lassen und an genau die Stelle anzubringen an der sie vorher an dem anderen Schiff war.


Wir verdeutlichen die Situation. Ein Theseus Schiff wird in Dock A geschafft. In Dock B ist zunächst nichts. Jede Stunde wird eine Planke in Dock A durch eine neue ersetzt und in Dock B die alte gebracht. So geht es 1000 Stunden, denn es sind 1000 Planken.

Um den Verlauf deutlicher zu machen, will ich folgende Grafik anbringen:

Der Anfangszustand sieht wie folgt aus, die „0“ steht für eine alte Planke [wobei aus Platzgründen nicht alle 1000 aufgezeichnet sind]

20061122-schiff-theseus-1.jpg

Nach der ersten Stunde sieht die Situation folgendermaßen aus. Eine alte Planke wurde in Dock A durch eine neue, hier durch ein „+“ gekennzeichnet, ersetzt und in Dock B geschafft

20061122-schiff-theseus-2.jpg

Nach 1000 Stunden sind alle Planken in Dock A ausgetauscht und in Dock B ist ein komplettes Schiff entstanden

20061122-schiff-theseus-3.jpg

Soweit so gut. Die Frage sei angebracht wo denn jetzt das Problem versteckt ist. Natürlich in der richtigen Frage an dieser Stelle.

Welches Schiff ist Theseus Schiff?

Ist Schiff X oder Schiff Y jetzt Theseus Schiff? Dabei soll nicht juristisch auf die Besitzverhältnisse eingegangen werden, denn diese Frage impliziert das Beispiel nicht, denn es mag eine Frage der Vereinbarung zwischen Theseus und dem Schiffbauer sein. Nein, die Frage ist die nach der Identität. Welches Schiff hat jetzt die Identität Theseus Schiff zu sein?

Darf ich kurz einschieben, dass bitte nicht zu vorschnell geurteilt werden sollte, es ist immerhin ein schon sehr lange existierendes Problem und noch NICHT gelöst. Also Vorsicht mit vorschnellen Entscheidungen für eines der beiden Schiffe.

Vier Möglichkeiten der Meinung zu diesem Problem lassen sich formulieren, wobei zwei davon recht schnell wieder beiseite gelegt werden können.

1. Schiff X ist Theseus Schiff
2. Schiff Y ist Theseus Schiff
3. Beide sind die Schiffe Theseus
4. Keines der beiden ist das Schiff Theseus

Meinung 3. und 4. können verworfen werden. Aus folgenden Gründen

Meinung 3. ist logisch zu widerlegen, denn Schiff X ist ein Ding, Schiff Y auch ein Ding, da aber Theseus Schiff auch ein Ding ist, kann es nicht X und Y sein, denn ein Ding kann niemals zugleich zwei Dinge sein. Einfach aber logisch.
Meinung 4. ist nicht logisch beizukommen. Auch wenn man sagen kann, ein Ding kann niemals kein Ding sein, entsteht ein Problem, das mindestens genauso weit und tief geht, wie das Problem, das wir schon hier haben. Aber wenn man nicht mit einem Wunder oder ähnlichen argumentieren will, was vielleicht für das verschwinden verantwortlich sein mag, kann man sich getrost den Meinungen 1. und 2. zuwenden und sie prüfen.

Meinung 1. würde wie folgt begründet:

Theseus Schiff wurde in Dock A gebracht und hat es nicht verlassen. Es wurde viel an ihm gemacht, verändert, aber die Tatsache, dass in Dock B ein anderes Schiff entstanden ist, ist rein zufällig und muss deshalb nicht in die Erwägung einbezogen werden. Wichtig ist der Prozess in Dock A und dort lässt sich feststellen, dass Theseus Schiff nicht herausgebracht wurde, also ist es auch nach 1000 Stunden noch Theseus Schiff.

Meinung 2. würde so begründet:
Hätte der Schiffbauer ganz zu Anfang einfach Theseus Schiff in Dock B gebracht, würde niemand daran zweifeln, dass dieses das Schiff des Theseus ist. Aber ist nicht genau das, wenn auch mit zeitlicher Verschiebung geschehen. Das Schiff des Theseus wurde nach und nach in Dock B gebracht. Es spielt keine Rolle ob auch noch ein anderes Schiff gebaut wurde, wichtig ist, dass Theseus Schiff zwar erst in Dock A gebracht wurde, aber nur um es Stunde für Stunde in Dock B zu überführen.

Beide Meinungen sind damit gerechtfertigt. Jetzt müsste man beide auf ihre Rechtfertigung, Argumente und Prämissen prüfen. Da eine solche Überprüfung aber wohl eher eine Doktorarbeit als ein Blogeintrag wäre, will ich mich daraus beschränken zu jeder Meinung einen Einwand ins Feld zu führen und dann dieses Problem meinen Lesern überlassen.

So wird in Meinung 1. von dem Prinzip ausgegangen, ein Ganzes sei nur die Menge seiner Teile. Wenn wir uns aber ein anderes Beispiel vor Augen führen wird dieses Prinzip zweifelhaft, zumindest auf unseres Problem bezogen.
Homer hat viel Haare, er ist ein richtiger Wuschelkopf. Zieht man ihm ein Haar ändert sich nichts. Zieht man ihm 1000 Haare auch nichts. Es ist aber vollkommen einleuchtend, dass zöge man ihm alle Haare, niemand mehr von Homer als Wuschelkopf spräche. So ist es auch bei unserem Schiff, eine Planke ändert die Identität nicht, aber alle Planken schon.

In Meinung 2. ist das Prinzip, dass ein Ganzes die Summer seiner Teile in bestimmter Anordnung ist. So wird argumentiert, dass auch wenn es erst in Dock A ist, wird es doch mit allen seinen Teilen in Dock B in die selbe Anordnung gebracht. Da ist aber der Einwand, dass diese Anordnung sich auf einen bestimmten Zeitpunkt bezieht und das Prinzip also nicht ausreichend ist. Nur weil zu dem Zeitpunkt, als das Schiff in Dock A gebracht wird diese Anordnung Theseus Schiff ist, muss es nicht auch nach 100 Stunden noch so sein. Denn, sobald eine Planke neu an Theseus Schiff ist, nimmt dieses Schiff die Planke in ihre Identität mit auf. Die Planke, die in Dock B gebracht wird hat nicht mehr die Identität, zu Theseus Schiff zu gehören, sie ist Ex-Bestandteil. Da die Anordnung auf einen bestimmten Zeitpunkt festgelegt ist, sind die 100 Stunden der entscheidende Einspruch gegen Meinung 2.

Was aber bringt uns dieses Problem, außer einigem logischen Spaß?
Es ist eine wichtige Grundüberlegung, wenn wir von der Identität des Menschen, oder auch nur unserer persönlichen Identität sprechen. Im Laufe von sieben Jahren ändert sich komplett die Zellstrucktur eines jeden Menschen. Sind wir deshalb nicht mehr der selbe Mensch wie vor sieben Jahren? Auch Einstellungen, Wertvorstellungen, Können und Wissen ändern sich im Laufe des Lebens. Sind wir deshalb ein anderer geworden?

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Dieser Text ist geschrieben nach dem Text „Das Schiff des Theseus – Eine Fallstudie“ von Jay F. Rosenberg aus dem Buch „Philosophieren – Ein Handbuch für Anfänger“ erschienen im Vittorio Klostermann Verlag. Auch die erläuternden Grafiken sind diesem entnommen. Ich habe mit meinen Worten versucht das Problem zu umreißen, die Grundlage sind aber die Überlegungen, die Rosenberg anstellt. Im weiteren stellt Rosenberg Fragen der formalen Logik an die oben beschriebenen Meinungen und ich kann nur jedem empfehlen, den ganzen Text zu lesen.

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