Zwei Lichtgestalten der deutschen Blogosphäre quatschen miteinander. So stell ich mir die Einleitung vor. Nur halte ich nichts von Lichtgestalten und diese meist auch nicht so sehr viel mehr von sich als von anderen. Aber erwähnen kann man es ja mal. Aber es geht mir darüber was geredet und auf Spreeblick auch aufgeschrieben wurde. Wenn zwei Quasi-Stars sich treffen muss es ja interessant werde. Wohl nicht immer. Meistens wohl eher nicht. Hier aber schon.

So ich lass mal das wirsche geblogge sein und schreibe einfach über das Interview von Malte und Stefan Niggemeier. Ein gut geführtes Gespräch, was sich weniger wie ein Interview liest und eher eine anregende Unterhaltung darstellt. Es geht um Blogs und Blogging. Mich interessiert aber eher die Äußerungen von Stefan zu dem Verhältnis von Journalismus und Bloggen.

Zum einen wusste ich nicht, dass Stefan seine Festanstellung bei der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung aufgegeben hat um im Internet die Gunst der Stunde zu nutzen. „Ja, ich habe
gedacht, die Zukunft liegt im Netz. Ich glaube nicht, dass das das Ende von Zeitungen ist oder so. Aber ich habe tatsächlich das Gefühl, da passiert gerade ganz viel im Internet.“
Eigentlich keine bemerkenswerte Äußerung, aber einhergehen mit der Aufgabe der Festanstellung und das in den heutigen Zeiten, wo ein jeder nach dem risikolosen Job trachtet, als wäre es das Land in dem die gebratenen Tauben direkt in den Mund fliegen. Alle Achtung. Denn Blogs werden als Hype beztrachtet, oft genug als unnütz und vor allem wird ihnen oft genug die Macht abgesprochen. Seis drum, genug Macht scheint das Phänomen zu haben um einen bekannten Journalisten zu locken.

Was aber ist „besser“ an Blogs? Feedback! Umso toller ist dann der Austausch mit Blog-Lesern. Bis hin dazu, dass dir Kommentatoren schon mal die Monster-Pointe unter einen mäßigen Text setzen. Das ist das pure Glück. Im Gegensatz dazu sei die Resonanz in der Zeitung „sehr wenig“.

Interessanter Aspekt ist auch die Suchtwirkung, die Stefan Blogs ganz klar zu spricht. Ein Profi des Schreibens bezeichnet sich als Süchtig nach Blogs, einem Medium der Publikation. Das finde ich beeindruckend und zeigt, dass Blogs mitreißen können, wenn auch nicht müssen.


Den größten Unterschied zwischen Zeitung und Blog sieht Stefan aber in der Themenauswahl. In der Zeitung sind Wiederholungen nicht zu machen, Themen nur ins Blatt zu bringen wenn sie wichtig sind. In einem Blog kann schreiben was man will. Eine Befreiung. Die aber Stefan zu folge nicht als Regel zu nehmen ist. Denn nicht immer an den Leser zu denken sollte wohl nicht die Regel des Publizierens sein. Aber in Blogs kann diese Regel getrost das ein oder andere Mal gebrochen werden, oft genug auch mit Erfolg gekrönt.

Genau dieser Aspekt des Bloggens schleicht mir schon seit einiger Zeit durch meine Gedanken. Ich will natürlich an „meine Leser“ denken und ihnen etwas bieten, was sie interessiert, sie anspricht, vielleicht sogar weiter bringt. Aber auf der anderen Seite habe ich dieses Blog gestartet um meine Gedanken aufzuschreiben. Ob sie jemand liest. Oder eben auch nicht.

Doch an guten Tagen habe ich jetzt um die fünfhundert Besucher, das sollte ich und will ich auch nicht ganz ausblenden. Verantwortung tragen wir uns selbst auf und ich weiß einfach nicht wirklich genau wie weit sie reichen soll und darf um meine Idee, die diesen Blog überhaupt trägt nicht ad absurdum zu führen. Auf den Punkt gebracht: Wie viel muss nur meines sein und wie viel darf für meine Leser sein. Das ist eine wichtige Frage. Für mich.

Stefan hat sie mir nicht beantwortet. Ihr werdet sie mir sicher auch nicht beantworten. Ich nehme mich selbst in die Pflicht. Aber Meinungen zu diesem Thema wären hilfreich. Um weiter zu kommen.

Damit meine ich nicht: Mach doch so wie du willst. Das muss jeder selber wissen.

Denn dass weiß ich auch.

Kommentare

In der Regel kannst du nur über Dinge, die dich selber interessieren, so interessant schreiben, dass du auch jemanden anderen dafür begeistern kannst. Das gilt sicherlich nicht im selben Maß für einen ausgebildeten Journalisten, der einen klar umrissenen Auftrag erhält und eine ebenso klar umrissene Summe saftig-frischen Geldes. Aber bei einem Blog, das du als Hobby betreibst, gilt die Regel: Nur über Dinge schreiben, die für dich wichtig sind, aber in einer Sprache, die nicht nur du selbst oder deine besten Freunde verstehen. Ich kenne Blogs, die so kryptisch sind, dass man einen Hobbyarchäologen an seiner Seite braucht, um sie zu verstehen. Das kann auch lustig sein, die Resonanz wird dann aber bescheiden bleiben.

Da hast du sicher Recht. Nur Interesse kann in der Regel Interessantes hervorbringen. Nur entsteht ein Problem, wenn das eigene Interesse so breit gefächert ist, dass man eigentlich drei Blogs füllen sollte, das aber nicht will. Wo selektieren, für wen selektieren. Nur für mich, also alles rein, auch für den Leser? Schreibe ich dinge, die mir gerade in den Fingern jucken obwohl ich mit ein paar Tagen Abstand sicher objektiver schreiben würde?
Ein weiterer Schlamassel kommt hinzu, wenn man wie ich sich gut vorstellen kann Journalist zu werden und vielleicht auch mal das ein oder andere persönlich nicht so interessante Thema aufgreifen möchte um sich selbst und seine Schreibe zu erproben.
Eine Zeitung oder ein Magazin kann sich auf ein Thema fokussieren, gut kann ich auch, der Unterschied ist doch nur, die Zeitung muss, ich kann, doch wie sehr sollte ich. Es fällt mir schwer den Punkt, der mich beschäftigt, genau einzugrenzen, denn es ist auch ein Thema was nicht nur für Blogs relevant ist. Wie sehr sollte ich mich der Verantworten meinen Mitmenschen stellen und wann muss ich Verantwortung für mich selbst ergreifen und meine Interessen durchsetzen. Dieser Konflikt, der uns tagtäglich begegnet und für den ich mir noch keine Lösung erdenken konnte steht bei der Frage des Verhältnisses von Autor und Leser genauso zur Debatte wie in allen gesellschaftlichen Fragen.
Ich bin wieder weit weg gekommen von der Kernfrage aber genau das drückt mein Problem auch aus. Verstehst du?

Ein breites Interessenspektrum ist doch eine wunderbare Voraussetzung. Zwar höre ich immer, dass Blogs ideal sind dafür, dass hochspezialisierte Menschen Nischen besetzen können, aber die Blogrealität sieht anders aus. Wenn du dir ein Spezialblog wie Lawblog anschaust, dann wird deutlich, dass das nur so gut funktioniert, weil Herr Vetter sich eben nicht nur für das Recht interessiert. Spreeblick, Nerdcore, Wirres, MC Winkel, Rebellmarkt, das sind alles Wundertüten.
Und wenn es darum geht, sich journalistisch auszuprobieren: nur zu. Das kannst du dann angehen wie eine Seminararbeit. Erstmal eine Literatursammlung aufbauen (sprich google-Recherche, einlesen, selber etwas über das Thema lernen) und dann das neu erworbene Wissen so weitergeben, dass andere davon profitieren. Das macht dann auch Spaß, gerade bei Themen, von denen man dachte, dass man alles dazu weiß.
Je größer ein Blog wird, desto mehr wächst die publizistische Verantwortung. So wie du dich im rein privaten Kreis anders ausdrückst als in einer Vorlesung oder im Gespräch mit Fremden, musst du verständlicher schreiben und unter Umständen auch beachten, dass viele Menschen beleidigt sein können bei den verschiedensten Themen.
Außerdem gibt es die Partyregel, die ich gerade beim Schreiben erst entwickel:
Wie du auf einer Party als Gast die Pflicht hast, andere nicht zu langweilen, sollte ein Blog seine Leser nicht langweilen. Mir passiert es zum Beispiel oft, dass ich Videos finde, die für mich neu sind, die aber unser René schon von seiner Großmutter zum Einschlafen gezeigt bekommen hat. Das wird dann natürlich nicht veröffentlicht.
Außerdem finde ich es wichtig, möglichst viel Neues in die Welt zu setzen.

Ich schliesse mich matte ganz an – wichtig Neues in die Welt zu setzen – Getan :
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