Wann immer man ein Onlinemedium besucht, wird man irgendwo einen Artikel über Google finden. Google ist das neue Thema und das kann der klassische Journalismus natürlich nicht ignorieren. Wieviel Humbug da geschrieben wird, darf getrost ignoriert werden, vermutlich nicht weniger als in allen anderen Nachrichten auch. Witzig sind dann nur Begebenheiten wie die folgende:

Peter Glaser betreibt einen Blog mit dem sinnigen Namen Glaserei für die Stuttgarter Zeitung. Er schreibt auch für die Online- und Printausgabe dieser Zeitung. Er ist Träger des Ingeborg-Bachmann-Preises und durchaus ein klassischer Journalist, wenn auch mit stringenter Tendenz zur Onlinewelt. Dennoch ist sein Blog lesbar. Sehr sogar, aber das ist nur meine bescheidene persönliche Meinung. Dieser Peter Glaser aber hat eine Mail bekommen, von einem journalistischen Kollegen, der ihm indirekt den Status des seriösen Journalisten abspricht. Ich will mich da gar nicht einmischen, sondern vielmehr zurück zum Phänomen Google kommen.

Marco Dettweiler wird sich sicher freuen, dass der kritische Artikel von Peter Glaser über Marco Dettweiler beim Googeln nach „Marco Dettweiler“ auf der ersten Position zu finden ist. Und das, obwohl sein Name jetzt nicht zu den Abfragen gehört, die sich nur 126 Mal im Index befinden. Und das, obwohl sogar Seiten wie FAZ.net seinen Namen beinhalten. Er wird sich sicher freuen, direkt an dieser Geschichte zu wachsen, davon zu lernen. Lernen, wie Google funktioniert, wie Positionen vergeben werden, dass Blogs durchaus wichtige Keys besetzen können und dass nach unten bocken schnell zu einem nach oben Schauen wird.

Ich will nicht zu Schadenfroh werden und sicher auch nichts schlechtes für Marco Dettweiler, kenne ich ihn doch gar nicht. Sicher wird sich dieser Streit auch schnell aufklären und eigentlich ist es ja auch egal, wer den Satz „die Welt ist eine Google“ zuerst benutzt hat. Aber vielleicht helfen viele solcher kleiner Begebenheiten den klassischen Journalisten ein wenig umzudenken, das Internet verstehen zu wollen, anstatt es für dumm, fäkal und eigentlich gar nicht relevant zu erklären. Vielleicht helfen solche Positionen bei Google den Journalisten sich Gedanken zu machen, wie sehr es sie stören könnte, dass die eigene Online Reputation mit einer nicht besonders gut ins Licht gerückten Email beginnt und dass daraus folgt, dass selbst für sie das Internet schon eine Relevanz entwickelt hat, die man seit Jahren versucht abzustreiten, erfolglos übrigens.

Noch einmal, ich habe keine Ahnung ob Marco Dettweiler zu diesen hier überzogen skizzierten Journalisten gehört, oder ob er nur Mal einen schlechten Tag hatte. Was ich hier zeigen möchte, ist etwas anderes: Das Internet ist in (fast) alle Bereiche unseres Lebens vorgedrungen und es ist einfach schon nicht mehr wahr, dass die Medien diesen so wichtigen Informationsbereich bestimmen. Darauf folgt nicht nur Segen und an der Kritik der Blogosphäre durch den Spiegel bspw. ist viel richtiges dran. Nur einen unterschied zwischen Journalisten und Bloggern vehement aufrecht zu erhalten, lässt die Kluft größer werden, allerdings mit umgekehrten Vorzeichen.

Es war eigentlich meinen Absicht diesen Artikel auch auf die Startseite bei der Suche nach Marco Dettweiler zu bringen, ihn auf diesen Namen hin zu optimieren und so ein denkwürdiges Denkmal der Online Reputation zu setzen. Denn wenn Marco Dettweiler sich hinsetzt, sich eine eigene Seite schustert, diese von der FAZ mit seinem Namen verlinken lässt, dann ist’s schnell vorbei mit dem Königsplatz für Peter Glasers Artikel und alles ist wieder gut. Ich werde es nicht tun, weil Experimente mit Personen, deren Job durchaus von ihrer Online Reputation abhängen kann, halte ich für falsch, vor allem, wenn ich überhaupt nicht betroffen bin. Vielleicht hilft es dennoch darauf hingewiesen zu werden und es zumindest für den Moment gezeigt zu bekommen, dass Blogs eine Menge können und Google Blogs liebt.

PS: Auf Rivva kann man sehr gut beobachten, wie Blogs funktionieren, wie sie ihre Macht ausspielen können und das ganz ohne einen strategischen Planer, dem man später den schwarzen Peter zuschieben könnte. Die nachricht poppt auf, einer schreibt drüber, zwei, fünf und schon ist es eine Nachricht, die in einigen Überblicken auftauchen wird und so ihre Runde machen wird. Tausende Leser werden sich eine Meinung dazu bilden und viele, viele Links machen es immer wahrscheinlicher, dass der Blogartikel noch lange Zeit die Position Eins bei Google zu Marco Dettweiler innehaben wird.

Kommentare

[…] zum Thema: Peter Glaser • wirres.net • übermüdet • onezblog • Irgendwas ist ja immer • Spreeblick • now • VIP-Raum Tags: E-Mail, […]