Es ist nicht so, dass ich mich Rechtfertigen müsste und doch wird dieser Artikel zwangsläufig wie eine solche aussehen. Doch das genau möchte ich hier thematisieren. Warum sich wer rechtfertigen muss und ob es dafür auch Gründe gibt.

In der Ankündigung zum ersten politischen Blogkarneval wurde ja schon viel diskutiert, ob meine Einschränkung der Verfassungkonformität nicht zu weit ginge und wurde jetzt um einen Beitrag von pantoffelpunk erweitert. Ich werde den Beitrag nicht wiedergegen, es geht im großen und ganzen darum, dass ihm Schäuble und Konsorten dabei helfen, sich wieder auf der richtigen Seite stehend zu fühlen. Wie auch immer, sein Vorwurf der Spaltung der Gesellschaft scheint mir angebracht, obwohl da auch immer! zwei zu gehören, aber ich werde auch erwähnt und nehme das zum Anlass.

Da werde ich in die Linie der Spalter Merkel, Müntefering, Schäuble, Söder, Zypries, Beck und Stoiber gestoßen weil ich zu lieb bin. Da wird Don Dahlmann auch in diese Linie gebracht, weil er es nicht für sonderlich intelligent hält Diekmanns Auto anzuzünden. Da werden die Jusos in die selbe Richtung gestoßen, weil sie sich nicht mit Nazis kloppen wollen.

Jetzt frage ich dich, wer hier auch noch spaltet? Hier stehe ich und alles mit anderer Meinung bitte drüben aufstellen, oder wie soll das aussehen? Was bitte machst du jetzt anders, als die Spalter, die du im Titel aufzählst? Nicht, dass wir uns missverstehen, ich folge deiner Analyse der versuchten Gesellschaftsspaltung, aber wie ich Anfangs schon angedeutet habe, gehören dann auch eben noch die dazu, die wie du dann alles, was nicht bei drei auf einer Seite in Formation stehen will um sich mit den anderen dann zu wemsen, an die Wand stellt um wenigsten drauf zu zeigen und schlimme Dinge zu brülle, eigentlich aber doch, genau verhauen möchte.

Das ist also die geforderte Vielfältigkeit? Links oder Rechts? Rot oder aufs Maul?

Vielleicht habe ich deinen Beitrag wirklich grundlegend missverstanden, aber ich verstehe wirklich nicht, was an Gewaltverzicht falsch ist? Ich verstehe wirklich nicht, wie man jemanden ansaugen kann, der es nicht gut findet Autos anzuzünden, auch nicht wenn es das von Diekmann ist. Und ich werde mich nicht rechtfertigen „lieb“ zu sein, wenn das heißt, Gewalt nicht als erstes und scheinbar auch einziges Mittel anzuwenden.

Damit komme ich auch wieder auf meine Einleitung zu sprechen. Ich werde mich nicht drängen lassen mich für etwas zu rechtfertigen, wo das Gegenteil, nämlich Gewalt, um so viel stärker Erklärungbedürftig ist. Es mag ja sein, dass gewaltsamer Widerstand gerechtfertigt ist, aber sicher nicht einfach so. Ich kenne keine zu führende Rechtfertigung, die sich schwieriger gestaltet als die der Gewaltlegitimierung. Es reicht nicht Freiheit gegenüber zu platzieren. Freiheit muss um als Grund zu gelten kein leeres Wort sein, keine Hülse, sondern muss gefüllt werden und da genau beginnen die Schwierigkeiten.

Wie definiere ich Freiheit, so dass ich Gewalt ausüben darf gegen andere Personen (Diekmann) und Institutionen. Das ist mit Hymnensingen nicht getan.

Und weil ich sicherlich nicht nur kontraproduktiv sein möchte, empfele ich euch den zweiten Teil meiner Diskussion mit people in motion: „Mensch oder System“ könnt ihr kritisieren und damit an vielen Punkten auch Recht haben, aber das ist meine Vorstellung von Diskussion auch gegen das bestehende System. Lest auch den ersten Teil und vor allem die Erklärung des ganzen, sonst wird es aus dem Zusammenhang gerissen erscheinen.

Kommentare

Tach Sören,

die wie du dann alles, was nicht bei drei auf einer Seite in Formation stehen will um sich mit den anderen dann zu wemsen

Hier hast Du tatsächlich etwas ganz grundlegend missverstanden. Es geht mir nicht darum, Leute dazu zu bewegen, Steine zu schmeißen oder Autos anzuzünden. Ich tue das selbst ja nicht einmal. Es geht mir um dieses anbiedernde Moment in den Distanzierungen zu „millitantem“ Widerstand.

Vielleicht kurz zu den vier Beispielen:
1. Die Presse nennt den Wurf von Farbbeuteln gegen eine Wand einen Anschlag. Wie lächerlich ist diese Hetze denn, wenn im gegenzug das Totprügeln eines Schwarzen durch rassistische Vollpfosten Schlägerei genannt wird. Also, es bleibt wie es war: Der Feind steht links.
2. Den Jusos will ich ihre antifaschistische Einstellung gar nicht absprechen und finde auch gewaltlosen Widerstand gegen nazis nicht nur legitim sondern sogar notwendig – aber was soll dieses Plakat auf einer Demo sagen außer „Wir machen lieben Protest, nur die anderen sind böse“. Warum distanzieren sich diese Affen von eigentlichen Mitstreitern, warum haben sie das Bedürfnis sich derart abzugrenzen? Weil sie sich anbiedern.
3. Der Don. Ich kenne den blog des Don bis auf den angesprochenen Artikel eigentlich überhaupt nicht, aber dieser Artikel trieft von Klugscheißerei, denn er meint, mit seinen Worten würde er die Welt verbessern, denn alle Menschen lesen seinen blog und drucken seine Texte aus und hängen sie über ihr Bett, während „die anderen“ dumm sind und all seine Arbeit zu nichte machen. Elitäres, unrealistisches Geschwurbel, das. Und spaltend zu dem.
4. Dein Karneval bzw. die Einschränkungen: ICH persönlich kann über die bestehenden Verhältnisse nichts schreiben, ohne die aus der politischen Kaste zu diskreditieren – und außerdem haben sie es nicht besser verdient. 🙂 Warum willst Du Deinem Publikum bspw. einen Artikel nach der Art „1000 Zeilen Hass“ (War es Tempo, damals?), warum sollen nicht utopische Gesellschaftsformen gefordert werden dürfen (also die abschaffung des jetzgen Systems… und damit verfassungsfeindlich), warum sollen nicht Rechtsradikale (so die denn überhaupt mitmachen) ihren Dreck dazu beitragen? Sollten wir nicht gerade mit denen vielleicht mal die Auseinandersetzung suchen anstatt immer nur ständig in unserem eigenen Sud vor uns hin zu köcheln? Warum lässt Du nicht das Publikum entscheiden, was gut ist und was nicht? Und warum hast Du schon 2 Eochen vor dem Start des Karnevals Angst vor rechtlichen Konsequenzen, dass Du Dich von denen distanzieren musst, die im Verfassungschutzbericht als linksextremistisch eingeordnet wurden? Pathos on: Wenn „WIR“ die fünfte Macht im Staate sind, sollten wir nicht die Fehler der ersten vier übernehmen. Pathos off.

So viel in Kürze.

Viel Erfolg beim Karneval.

Gruß
pp

Du hast in vielem Recht, was du schreibst, auch damit, dass ich vielelicht zu ängslich war in meiner Ankündigung des Karnevals. Allerdings fordere ich geradezu Utopien, die dieses System entweder verbessern, oder eine besseres ihm entgegenstellen. Das wollte ich auch mit dem Verweis auf die Diskussion von mir und people in motion zeigen. Ich denke nicht, dass dieses System gerecht ist, noch, dass es auch nur annähernd gerecht sein kann. Was ich allerdings möchte, ist die Trennung von eigenen Werten und der Theorie. Das das nicht vollends möglich ist, geschenkt.

Es ging mir nur darum, dass ich es für sinnlos halte, bei der Findung eines besseren Systems auf den Fehlern der Politiker dieses Systems rumzureiten. Das soll aber nicht bedeuten, dass diese nicht aufzuzeigen sind. Stichwort fünfte Macht. Das halte ich für wichtig, dennoch ist das nicht meine Vorstellung von diesem Karneval. Ob das jetzt bieder ist oder nicht, ich würde es wissenschaftlich nennen, aber da kann ich auch irren.

Vielleiht wird das deutlicher, wenn ich das Thema offenbare, schicke es dr mal gleich per Email. Dieses Thema gibt es zwar her über Politiker herzuziehen, nur produktiv fördern würde es das nicht. Nochmal, damit meine ich nicht, dass es nicht wichtig wäre, nur eben nicht in diesem Zusammenhang.

Dass die Presse zum Teil (sicher nicht immer) polarisiert wenn sie von Linksextremen spricht und das Sigma „Anschlag“ zum Teil ( sicher auch manchmal) unangebracht und falsch ist, soll aber doch nicht davon ablenken, dass Gewalt falsch ist.

Das sage ich so und bestehe darauf, dass man mir erstmal zeigt, dass Gewalt und Freiheit in Einklang zu bringen sind. Nicht alles was von Links kommt ist deswegen gut, weil es von Links kommt. Es ist traurig, sowas erwähnen zu müssen und die Medien tragen einen großen Teil dazu bei, aber sie sind nunmal nicht allein Meinungsbildend.

Wie stellst du dir dnn Medien in einem kommunistischen System vor, gar in einem anarchistischen?

Kritik ist wichtig, aber ich möchte vielelicht lieber anfangen produktiv tätig zu werden und möchte mit diesem Karneval in diese Richtung gehen. Lasst uns ein besseres System entwerfen, anstatt nur an dem bestehenden rumzumäkeln, denn sorry, aber Marx und Konsorten haben mich nicht vollends überzeugt.