Mythos und Logos sind beides Erklärungmethoden der Welt. Alles was uns begegnet wird versucht zu erklären. Der Mythos versucht dies durch Geschichten, Gedichte und Sagen. Meistens sind die Götter Ursache aller Erscheinungen. Platon steht für den Wechsel der Methode zur Erklärung der Welt.

Vom Mythos zum Logos. Logos ist die rationale Erklärung der Welt.Platon benutzt viele Begriffe, die typisch sind für die mystische Welterklärung auch: Seele, Gott, Tugend, Gutsein(areté) etc. Der Unterschied ist jedoch, dass Platon diese Begriffe zu definieren versucht. So ist Seele nicht mehr nur ein Wort um das Nichtwissen über die genaue Bestimmung des Menschseins zu füllen, sondern steht für eine ganze Theorie, die der Seelenlehre.

Diese Seelenlehre mag uns zwar heute recht mysthisch anmuten, ist aber dennoch der versuch einer Definition. Einer rationalen Definition.Der Wechsel ist auch an den Fragewörtern festzumachen. Fragt der mythos nur nach dem Warum und Wie, geht Platon einen Schritt weiter und fragt „was genau“. Festzumachen ist dies z.B. im menon-Dialog, als Sokrates die Frage erörtert, was genau areté sei. Dabei will er nicht nur eine Beschreibung, was alles areté sein kann, sondern eine Definition.

Kommentare

RaphaelEine Quellenangabe wäre nicht schlecht, wenn man Gedanken wiedergibt, die eigentlich von anderen stammen. Im gleichen Zug wäre ein Ueberprüfen der Inhalte durchaus von Nutzen, und dabei könnte das ganze Gedankengebäude in dieser Form zusammenstürzen.Die griechischen Originale von „mythos“ und „logos“ geben diese Interpretation keinesfalls her: Mythos ist – auch für Platon – jede Art von Erzählung, auch die Komödien sind für ihn „mythoi“. Logos ist alles, was gesprochen werden kann: Rede, Geschichte, Legende, Gerücht (!!!!!!!) ….. und damit nicht ein Gegensatz zu Mythos, sondern dessen Oberbegriff.Was Platon anbelangt, hat WilderKaiser völlig recht, bei ihm den „Gegensatz“ von Mythos und Logos anzusiedeln, ist völlig daneben. Ich vermute, dass dieses Gerücht irgendwann in der zweiten Hälfte des 20. Jhdt. aus der Religionsinterpretation entstanden ist und eine Verwechslung mit der von Platon so geliebten Dialektik (welche man fälschlicherweise mit Logos gleichsetzt) entspringt. Logik – nicht Logos – ist der gemeinte Gegenbegriff zum Mythos, aber Logik ist ein moderner Begriff und in dieser Gegenüberstellung bekommt auch Mythos die moderne Bedeutungseinschränkung, die dieses Wort für Platon noch nicht hatte. Und dann, die Welt nicht mehr mit Mythen erklären zu wollen, war schon ein Anliegen der Sophisten und Vorsokratiker, also eine Handvoll Generationen vor Plato. Und genauso daneben ist die Zeitachse für das, was hier unter „Logos“ verstanden werden soll: die Logik: sie wurde erst von Aristoteles, dem berühmten Platonschüler – also wiederum eine Generation später – in dieser Weise als „formale Logik“ entwickelt.

Nur ein Zusammenwirken von Mythos und Logos ist wirklich sinnvoll und fruchtbar für unser Denken. Weshalb?Wer kann mir eine Antwort geben?Danke im Voraus.CM

Das Verhältnis von Logos und Mythos ist wesentlich gespannter. „Mythos“ ist KEIN Weltmodell, sondern die VERNEINUNG der Idee, dass die Welt mit einem Modell abgebildet werden kann. Der Mythos besagt, dass der Urgrund, das Numinose, das Göttliche, nicht vom Verstand erfasst werden kann. Erfasst man die Welt mit dem Verstand, dann befindet man sich im Logos – den geistigen Konzepten, Begriffen und Dingen. Der Logos zerschlägt die Welt in kleine Splitter, die er dann mit kleinen Zettelchen etikettiert und dann in Schubladen zu stecken versucht: Dies ist Jenes, das gehört dorthin,…Der Mythos sagt, dass die Welt unteilbar ist. Der Verstand kann sie nicht erfassen. Ein Fisch wird nie das Meer verstehen, weil er ein Teil davon ist. Definiert der Fisch das Universum, dann artikuliert er nur seine Beschränktheit – ohne das zu merken. Der Logos kann nie den Mythos abbilden, weil eine kleine Schachtel keine größere Schachtel enthalten kann.Der Logos sagt, dass die Welt nach einem rationalen IOrdnungsprinzip aufgebaut ist. Für den Logos ist die Welt ein System mit Sub- und Subsubsystemen. Absolut. Ohne Ausnahme. Aristoteles sagt bspw., dass Kunst deshalb schön ist, weil sie auf einem rationalen Ordnungsprinzip beruht. Ein Taschenrechner ist also schön weil er auf einem rationalen Prinzip beruht, während Sex mit Verhütungsmitteln unschön ist, indem er irrational ist.Die Rationalisten sagen, dass die Welt nur mithilfe des Verstandes richtig erfassbar sei. Die Mystiker sagen, dass der Verstand das Erfassen der Welt verhindert.Die Rationalisten sagen, dass Empirie und Erfahrungen unzuverlässig sind, weil sie nicht im Denken, sondern in der (trügerischen) Weltwahrnehmung ruhen. Die Mystiker sagen, dass der Verstand ohne empirische Eindrücke gar kein Denkmaterial habe.Logos besagt also, dass die Welt aus Systemen besteht. Logik ist das Instrument, um diese „ewigen“ Systeme widerspruchsfrei zu erfassen. Logik versucht, das überzeitliche Prinzip des Seins zu beschreiben.Mythos besagt, dass der Verstand größenwahnsinnig ist und allenfalls Nabelschau betreiben kann. Areté ist das Instrument, um den Verstand und seine Folgen zu überwinden. Areté versucht, das Bewusstsein aus der Wahnidee von Zeit und Raum zu entlassen und zur unmittelbaren Quelle – dem Augenblick Jetzt und Hier – zurück zu führen.Die Dialektik ist das Verfahren, die Welt durch Frage, Gegenfrage und Diskurs zu „verstehen“, also in eine rationale Ordnung zu bringen.Die Sophistik ist das Verfahren, die normativen Fehlschlüsse in dialektischen Prozessen zu entlarven und die Leerheit dialektischer Wahrheiten zu offenbaren.Die Sophisten der Antike werden gerne als gewissenlose reisende Rhetoriker dargestellt, die ihre Fähigkeiten dafür missbrauchten, die „vernünftigen Diskussionen“ ihrer Umgebung zu sabotieren. Kant, Aristoteles, Spinoza, … sie alle schimpften auf die Sophisten. Dabei hatten die Sophisten nur Fragen gestellt und Fehlschlüsse offenbart – aber man beschimpfte und verfluchte sie als Ketzer der rationalistischen Idee. Ein uralter Steit!Schon im Brief des Jahannes lesen wir: „Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott sprach: …“ (Joh, 1-1,2) Es ist nicht leicht zu verstehen, warum der Schüler eines Mystikers ausgerechnet das Wort – Logos – ins Speil bringt. Man muss wissen, für dass Johannes den Brief an eine Gruppe bei Ephesus schrieb, die der Sichtweise des Logos anhingen. Johannes bedient sich also eines Kniffs: Er schreibt „Im Anfang war das Wort“ um den Logos zu bestätigen, führt dann aber weiter aus: „..und das Wort war bei Gott“ – dem Mythos – „..und Gott sprach: …“ und lässt die Welt aufgrund des Wortes dann entstehen.Johannes hat also einen genialen Weg gefunden, die Logiker in sein Boot zu holen, indem er den Logos als Schöpfung des Mythos verkauft. Durch die Hintertüre hat er Gott noch vor den Logos gesetzt. Für die damalige Zeit eine geniale – und bekantlich sehr erfolgreiche – Idee.Ein Mensch, der Verbindung zu areté hat, handelt immer völlig spontan, intuitiv, kreativ und ursprünglich. Seine Denkweisen und Gefühle entspringen nicht als Reaktion auf äußere Umstände, sondern aus seiner tiefen Verbundenheit mit dem Sein, dass alles hervorbringt. Er richtet sich nicht nach äußeren Gesetzen oder seiner Erziehung, sondern aus einem inneren Bedürfnis nach Entwicklung. Er schätzt die Freiheit über alles und verabscheut jede einschränkende Spezialisierung. Er haftet nicht an einem Selbstbild, Ehrenkodex oder einer Moralidee, aber er ist zutiefst empfänglich für die Welt und voller respektvoller Achtsamkeit für alles Lebende und Tote. Kitto schreibt: Er kann einen Stier töten und von einem Gesang zu Tränen gerührt werden. Er zieht eine Furche gerade wie nur einer und übertrifft einen jungen Prahler im Diskuswerfen. Er tut Großes im Verborgenen und verabscheut leeres Geschwätz. Sein Mut ist grenzenlos und sein Geist wie ein tiefer, klarer See: unergründlich und geheimnisvoll. Er hat eine überragende areté.+snip+Fazit: Die Bedeutung von areté geht weit, weit an jeder Idee religiösen Eiferns vorbei. Die Sophisten reisten, um den Leuten ihre Logos-Idee aus den Köpfen zu schlagen. Sokrates trat an, um den Leuten klarzumachen, dass das Wissen um areté nicht aus den Büchern irgendwelcher Pharisäer oder Theoretiker kommt, sondern nur direkt und spontan empfunden werden kann. Das sokratische Gespräch war eine „Hebammen-Didaktik“; sie zeigte dem Gesprächspartner nur, dass er ein Suchender war, und dass er das Gesuchte nur in sich selbst finden könne.Für die Mächtigen jener Zeit war die Idee eines autonomen Individuums eine sehr gefährliche Idee! Unterdrückung, Krieg, Manipulation waren ja nur möglich, wenn areté fehlte und die Menschen feige statt mutig, kalkulierbar statt frei, ruhmgeil statt zufrieden waren. Militärische Orden und Ehren, Rangabzeichen, Titel, Strafen und religiöse Lehren sollten der Areté eben NICHT dienen. Sie sollten Areté verhindern. Und wie hätte man [echte] Areté besser verhindern können als dadurch, dass man eine [falsche] Areté im Umlauf brachte?Die Logiker handelten schnell und rücksichtslos. Sokrates und anderen Sophisten wurde der Schauprozess gemacht und die „Sophisterey“, wie man sie noch/wieder in der Aufklärung nannte, als Ketzerei gebrandmarkt. Dann entwarf man strikte Moral- und Ehrenkodizes und führte Strafen ein für die, die sich den Normen widersetzten. Man erschuf die Tabus, die als Rede- und Denkverbote diejenigen kritischen Punkte mit Stacheldraht einzäunten, die an die echte Areté grenzten. Schamanen und Mystikern ging man an die Gurgel, indem man ihre Lehren als Hexerei und Teufelswerk bezeichnete und ihnen die Inquisition auf den Hals hetzte. Jesus nagelte man an das Kreuz für seine Theorien eines gütigen Gottes, vor allem aber dafür, dass er die Pharisäer äffte und das fragile System zum Wackeln brachte – Jesus war ein Sophist! Heute ist Jesus keine Gefahr mehr, weil die Konservativen Jesus ihrem Machsystem assimiliert und durch den Papst substituiert haben: Die Areté kommt in den modernen Kirchen wiederum von außen – durch das Wort (Logos) in Predigt, Bibel und den 10 Geboten – aber nicht von innen.Der Mystiker und Sophist Osho wurde einmal gefragt, wie man die Liebe töten könne. Osho antwortete: Indem man sie regelmäßig predigt.Logos statt Mythos eben. 😉

Michael,dein Kommentar war sehr interessant zu lesen und auch recht gut nachzuvollziehen.Aber ich denke, v.a. bei deiner These (ich darf es doch so nennen), dass Jesus von Nazareth ein Sophist gewesen sein, lehnst du dich ein wenig weit aus dem Fenster, zumal meiner Meinung nach Jesus viel zu sehr von den Machtlügen der Kirche v.a. im Mittelalter verdreckt und zurechtgestutzt wurde…Egal.Außerdem sollte bedacht werden, dass du die Sophisten in eine reine Opfer- und Heilsprophetenrolle gesteckt hast. Dies ist so nicht richtig.Meiner Meinung nach sind Mythos und Logos eher mit 2 Strassen zu vergleichen, die sich an mehreren Punkte berühren und auch teilweise überkreuzen, manchmal aber auch komplett verschiedene Wege gehen. Und nur an den überlappenden und berührenden Wegpunkten gab es Streit, denn in den anderen Gebieten waren beide Seiten meist so stark von der Richtigkeit ihrer Thesen / Gedanken überzeugt, dass sie die andere Seite einfach nur auslachten und nicht näher drauf eingingen.Logiker und Sophisten:Nicht alle Machtinhaber waren Logiker!Denn um in vergangenen Zeiten Herrscher/Machtinhaber zu sein, musste man das richtige Maß an, von den Sophisten kritisierten, unvollständiger Logik und, der von beiden Seiten ungewollten Mystik finden.So war es nicht, dass logische Machtinhaber als ihre einzigen Feinde die Sophisten verfolgt hätten, vielmehr sind sie gegen jegliche Gefährdung ihrer Macht vorgegangen und die Sophisten und andere kritische Philosophiegruppen wurden schlicht und einfach ausgemerzt, denn gegen den größten Gegner, den Vertreter der Mystik, die Religion (ab Mittelalter in Europa v.a. das Christentum), konnten sie eigentlich nie vorgehen. Es sei denn es waren Randgruppen oder Juden, dann wurde dass von mittelalterlichen Herrschern erwartet.Bei eventuellen Irrtümern würde ich mich auf einen kleinen Hinweis mit Richtigstellung freuen.