Ja sie kann! Aber sie muss nicht unbdedingt. Ich will mich kurz mit der Kritik an der FreeBurma-Aktion auseinandersetzen, auch wenn mir da schon viel Gegenwind entgegengekommen ist. Aber dieser Wind hat mich bis jetzt nicht überzeugt. Überzeugen will ich euch auch nicht, davon, dass die Aktion gut ist, denn das kann ich nicht, wie ich schreiben werde. Aber nicht alles, was nicht gut ist, ist deshalb schlecht.

Martina schreibt in ihrem Artikel „fragend„, dass sie die Free-Burma-Aktion nicht versteht und sich ohnmächtig demgegenüber sieht. So viel Leid und so viel unmenschliches geschieht andauernd auf dieser Welt und auch direkt vo unserer haustür, tagtäglich in Deutschland, dass sie nicht versteht, dass sich Blogger jetzt mit dem so fernen Burma solidarisieren und die Probleme vor der Haustür ignorieren. Wenn ich dich nicht richtig wiedergebe, schreib mir und ich korrigiere das Martina. Sie ist eine unter vielen, die mit der Aktion nichts anfangen können, sie zum Teil für heuchlerisch halten und nur durch den medienhype verursacht.

„Um nicht missverstanden zu werden: ich erkläre mich absolut solidarisch mit den demokratischen Kräften dort im Land, und über die Nachrichten wie auch Bilder, die wir erfahren, bin ich mehr als schockiert. Es gibt aber Länder, in denen ähnlich gelagerte Konflikte bestehen, über die wir aber kaum etwas erfahren. Vielleicht weil dort unsere eigenen wirtschaftlichen Interessen gewahrt werden sollen? Oder aber, weil es in der heutigen Presselandschaft einfach nicht hype ist, darüber zu berichten?“

Ich verstehe das, macht es einen doch noch ohnmächtiger allem gegenüber, wenn man Tag für Tag gegen Ungerechtigkeiten kämpft und dann sieht, dass Solidarität nur durch Aufmerksamkeit in den Medien zu erreichen ist. Das sich viele an diese Themen hängen um von der Aufmerksamkeit ein wenig mitzubekommen und ihr Image einen etwas weißeren Anstrich zu geben. Aber ich frage mich immer noch, in wie weit das gegen die Solidarität mit den befriedenden Kräften in Burma spricht?

„Ich hätte es für besser gefunden, wenn es eine Kampagne geben würde, die sich zwar an der aktuellen Situation in Burma aufhängt, aber über die anderen Länder, in denen ähnliches geschieht, ebenfalls berichtet wird.“

Wie soll das gehen? Du kannst dich für eine Millionen Kampagnen engagieren und dennoch bleiben unendlich viele Ungerechtigkeiten unausgesprochen. Du kannst machen, was du willst und es wird immer noch leid, Ungerechtigkeit und Menschenrechtsverletzungen geben, im Kleinen wie im Großen. Jede Bewegung hat ihre Mitläufer, ihre Heuchler und vielleicht spricht das gegen Bewegungen jeder Art, aber wenn nicht, wo willst du den Strich ziehen zwischen umfangreicher Solidarität und Solidarität für eine bestimmte Bewegung? Solidarität bleibt immer unvollendet.

Jemand anderes schreibt: „Eine Aktion kann nur von einer großen NGO international gestartet werden, sonst bringt das alles nichts. Und die Erfolge sind letztendlich traurigerweise doch sehr bescheiden.“ Er schreibt es schon im letzten Satz, der Erfolg ist doch sehr bescheiden und warum sich nicht freuen, wenn sich viele Solidarisieren. Man wird sich natürlich ärgern, wenn nach dieser Aktion wieder ins normale Tagesgeschehen übergegangen, aber selbst wenn, ist dadurch wirklich nicht erreicht? Ich glaube nicht und schreibe ganz überlegt, dass ich es glaube.

Ich hoffe darauf, dass eine solche Aktion Menschen erreicht, die lieber in ihrer eigenen kleinen Welt verharren, und hoffe nicht nur durch Diskussionen, sondern auch durch die Aktion „einigen dabei zu helfen, den Inselblick zu verlassen und zu erahnen, wie komplex der gesamte Verbund ist.“ Das ist sehr optimistisch und ja sicher auch naiv, wie mir in dieser Diskussion bescheinigt wurde. Aber wenn ich mir diese Naivität nicht behalte, werde ich zu pessimistisch um überhaupt noch agitieren zu können, auch wenn das nur auf mich zutreffen mag, appeliere ich doch daran, dass es jedem selbst überlassen werden sollte, sich zu solidarisieren, oder es nicht zu tun. Pauschale Abwatschen sind einfach fehl am Platze, egal wie viele schlechte Beispiele es geben mag. Nicht alle wollen Traffik und SEO davon, oder kann das jemand nachweisen?

Wenn jemand einen besseren Vorschlag hat, als zu hoffen, dann soll er doch nicht gegen die Aktion ätzen, sondern ihn unterbreiten. Natürlich ist die Aktion punktuell und deshalb absolut mangelhaft, aber macht es sie dadurch schlecht? Klar wäre es besser den Menschen ein Grundgefühl von Solidarität zu geben, anstatt sich in kleinen Aktionen zu ergeben, aber es ist so vieles besser und dennoch nicht möglich. Und hier heiligt auch kein Zweck die Mittel, denn der Zweck ist vollkommen unbekannt. Das Mittel ist klein und unbedeutend, aber vielleicht dennoch der tropfen auf einen Stein, der ins Rollen und so vielen Menschen etwas mehr Freiheit bringen könnte. Konjunktiv und Hoffnung. Nicht mehr.

„Das Gegenteil von Gut ist gut gemeint.“

Sicherlich, aber ich hoffe eben auch darauf, dass die Aktion nicht nur gut gemeint ist. Solange mir niemand zeigen kann, dass sie schlecht ist, behalte ich meine Hoffnung und Argumente, dass sie wirklich schlecht ist, habe ich noch nicht gefunden, sondern nur Argumente, dass vieles besser wäre. Zeigt sie mir eben.

Kommentare

Oh ja, den Typus kennen wir doch : Im Gespräch über eine „Problemzone“ fällt ihnen garantiert stets ein noch schlimmeres Szenario ein , und „man müsse“ , „man solle doch“ sonder Zahl . – Das ist die Rhetorik des Killer- Arguments und fragt doch mal einen Totschlag- Diskutierer , was er / sie denn real zur Behebung dieser „immer noch schlimmeren Dinge“ beiträgt . Sorry, das ist die Bigotterie des Ohren- oder Fernsehsessels.

Und sollte diese Aktion auch nur ein Strohfeuer sein, so ist doch immerhin positiv, dass sich die inzestuöse Blogosphäre mal für das erste Leben interessiert und sich nicht immer nur um sich selber dreht. Und absolut einverstanden mit der Bemerkung von Dir, czz, bezüglich den ewigen „man sollte“. Das einzige was zählt, ist, was jedermensch TUT.