Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist der Scheideweg der Philosophie und zwar in vielerlei Hinsicht. Es wird die Frage sein, die ein jeder philosophisch Uninteressierte der Philosophie als einzige oder wenigstens haupsächliche Frage zuweisen wird. In etwa so, wie eine jede Firmenhomepage einen Bereich Philosophie hat. Dort steht ja auch, welchen eigenen Sinn sich die Firmenleitung oder jedenfalls deren Marketingagentur gibt. Augenmerk bleibt auf der eigenen Beurteilung, denn es gibt wohl kaum ein besseres Beispiel von Fremdwahrnehmungsstörung als die Differenz von Firmenphilosophie und tatsächlich gelebter Einstellung. Pauschal abgewatscht, aber in zu vielen Fällen zutreffend, als dass ich hier jetzt Zeit in eine Relativierung investiere. Doch in den Augen eines nicht wissenschaftlich interessierten Menschen, der Bücher auch nicht sonderlich gerne hat, muss das nunmal Philosophie sein, gepaart mit dem was dann noch in den Talkshowpolitikrunden des Fernsehens als Parteiphilosophie bezeichnet wird. Das muss der Hund ja in der Pfanne verrückt werden und den Sinn des Lebens außerhalb der Philosophie suchen, denn diese muss als reines PR-Gelaber ohne Inhalt rüberkommen. Intellektuell anklingende heiße Luft, die manch einer nicht versteht und deshalb nichts damit anfangen kann und manch einer versteht und deshalb auch nichts damit anfangen kann. Die Philosophie hätte also einen Marketingspezialisten bitter nötig um darauf hinzuweisen, dass sie selbst mehr zu bieten hat und die Verwendung Philosophie von Menschen, die Geld verdienen wollen, nicht rechtens ist. Der entsprechenden Rechtsbegriff wird sich schon irgendwo finden. Aber hat die Philosophie wirklich etwas anderes zu bieten?
Ich studiere ja nunmal Philosophie und da müsste ich jetzt eine lange Liste anfertigen könnnen, was denn die Philosophie mehr ist, als heiße Luft und endlos langes Gerede, was doch keiner versteht. Aber ich spreche hier über den Sinn des Lebens und da muss ich wirklich passen.
Wenn Philosophen über den Sinn des Lebens nachdenken, dann scheinen sie zu vergessen, dass diese Frage eine wirklich philosophische sein kann. Sie schwadronieren meistens etwas von Weltgeist, Metaphysik, oder wenn ihnen das nicht so sehr zusagt kommen sie dir mit dem Humanismus. Da werden Menschenbilder konstruiert, die sich nicht einmal wieder im Werk des jeweiligen Philosophen wiederfinden lassen, Argumente herbeigezogen, die man sonst mit der Kneifzange nicht anfassen würde und Hilfskonstruktionen erdacht, die wackeliger sind als die göttliche Erkenntnistheorie Descartes. Ein gesabbel, dass es kaum auszuhalten ist mit logischen Ausdruck, in etwa so wertvoll wie der Modus Pollens. Den gibt’s nämlich auch nicht und doch mag ihn der ein oder andere schon entdeckt haben.
Ich habe gerade ein Manuskript vorliegen, dass eben der Frage nach dem Sinn des Lebens zu ergründen sucht. Es kündigt mir eine weltliche-humanistische Erklärung an und doch fühle ich mich in den Schwarzwald versetzt, eingeschlossen mit Martin Heidegger dem der Sinn schon aus den Ohren west. Der Sinn macht dies mit uns, macht jenes mit der Welt, entbrigt sich mal da, mal dort und dann doch nicht, oder so. Aber es ist nicht Heidegger, nichtmal Hegel und sein Weltgeist, der mir den Verstand raubt. Es ist ganz normale Philosophie.
Aber bei der Frage nach dem Sinn des Lebens werden wir wohl alle weich und sentimental.
Kommentare
Sinn zu SUCHEN ist UN-Sinn, denn man stelle sich vor, der wäre zu finden! Wir wären dann nicht mehr frei, sondern nur noch Top oder Flop in Bezug auf diesen einmal gefundenen Sinn. Der Mensch als festgestelltes Tier!
Nein, wir brauchen nicht suchen, sondern sind gefordert, Sinn zu MACHEN – wie es die Amerikaner ja immer schon tun. 🙂
Naja, ob das die Amerikaner so tun und das sinnvoller ist, lass ich mal im Raum stehen. Ansonsten umgeht deine Definition von Sinn zwar einige argumentative Schlaglöcher, aber sonderlich haltbar ist wohl auch nicht.
Was ist es, dass dieses Machen sinnvoll macht? Wie machen wir Sinn und kommt er von uns, also kreieren wir ihn oder steckt er von Anfang an in uns drin? Wenn wir ihn kreieren, dann unter welchen Bedingungen und ab wann können wir etwas von uns gemachtes Sinn nennen? Macht alles Sinn, wenn wir es sinnvoll nennen und ist es dann überhaupt noch Möglich von Sinn zu reden, wenn es nur ein Synonym für subjektive Erwartungserfüllung?
Du siehst, so einfach ist das Problem nicht zu lösen und die „Suche“ zu beenden.
Ich habe für mich den Sinn des Lebens entdeckt. Ich denke, dass auf der Erde Bewußtseinserweiterung stattfindet.
Wir werden alle viele Male wiedergeboren, zuerst als Tier, dann als Menschen unter verschiedenen Bedingungen, z.B. mal gesund mal krank, mal reich mal arm usw., nachdem wir ein bestimmtes Programm beendet haben, werden wir zu Götter und leben in unserer wahren Welt unendlich. Natürlich klingt das für Menschen utopisch, aber ich denke, wenn Gott uns erschafft, sind wir auch Götter, Gott als perfekte Inteligenz muss perfektes Leben schaffen, perfekte Körper, es ist doch offensichtlich, dass unsere Körper so erschaffen sind, damit wir leiden können (Krankheiten), durch Leiden erweitert sich unser Bewußtsein, es gibt Menschen auf unterschiedlichsten Bewußtseinsebenen, die einen haben Spaß am Töten, die anderen können nicht mal eine Fliege umbringen, genau das ist Bewußtseinserweiterung, man leidet so lange bis man den Stadium der vollkommener Liebe erreicht hat. Jeder Mensch erreicht das, nachdem er ein bestimmtes System durchgemacht hat. Symbolisch ist die Erde der Bauch der Mutter, wo das Leben entsteht. Natürlich kommen weitere Fragen, wieso Gott, die perfekte Intelligenz, uns nicht sofort als perfekte Götter schaffen kann, aber das ist eine andere Frage.
Wie siehst du das oben geschriebene jetzt, über ein Jahr später?
@Nadine
du scheinst mir sehr weise zu sein, denn es gibt leider zu wenige Menschen, die hinter der Sinnfrage das Bewusstsein erkennen.
Meiner Meinung nach ist das die Begründung der Frage an sich: wir sind in der Lage uns über den „Sinn des Lebens“ Gedanken zu machen… warum? Ist das Unvermögen die Antwort zu finden als Grenze unserer evolutionären Intelligenz zu sehen? Immer mehr Menschen drehen vor Sinnlosigkeit durch…
Aber wie in der Chaostheorie muss vor dem Überschreiten eines Schwellenwerts zuerst das Chaos ausbrechen. Evolution verläuft nicht geschmeidig geradlinig, sondern sprunghaft mit Rückschlägen.
Betrachtet man die Welt als Ganzes, so wie wir sie kennen, dann können wir zusammengefasst folgende empirische Feststellungen machen: Es gibt Raum, Zeit, Materie, und auf der Erdkugel die schwankende Anzahl Lebewesen oder anders formuliert „Bewusstseinsstadien“. Was würde Raum, Zeit und Materie nützen, wenn sie von keinem Bewusstsein wahrgenommen wird?
Ich glaube auch an eine Art Reinkarnation, doch ich denke nicht, dass jedes Individuum, jedes heute lebende Selbst sich selbst bleibt. Sondern dass der Tot uns alle wieder mit Allem verbindet und vermischt. Wie wenn man Salzkörner im Wasser auflöst und es später wieder herausdestilliert. Die neuen Salzkörner enthalten von zig alten Salzkörner Bestandteile.
Wir, als Lebewesen dieses Planeten manifestieren uns unsere Eigene Welt, denn allem was ist eilte stets ein Gedanke voraus. Jeder einzelne ist dabei wichtig, doch trotzdem bloss ein Furz im Wind…
kann mir jemand erklären, inwiefern der glaube an eine reinkarnation und die erklimmung immer höherer bewusstseinsstufen (bis zur angeblichen auflösung in „vollkommener Liebe“) die sinnfrage beantworten soll? mir kommt das ganze wie eine ziemlich überflüssige bergsteigerei vor.
die erreichbarkeit höherer bewusstseinsstufen will ich keineswegs ausschliessen. das mag das leben durchaus bereichern. die sinnfrage jedoch stellt sich auf jeder bewusstseinsstufe in exakt gleicher weise. selbst die „vollkommene liebe“ – was immer man darunter verstehen mag – kann mit bezug auf ihre sinnhaftigkeit hinterfragt werden.
will man die sinnfrage ernsthaft stellen, muss man sich wohl zuerst mit der frage selbst – was meint „sinn“? was meint „leben“? – und mit den eigenen erwartungen an eine mögliche antwort befassen. vermutlich bleibt man in diesem prozess irgendwo stecken. das bewahrt immerhin vor allzu dummen antworten auf eine schöne frage.