Ich war schon immer ein Bewunderer dieses geraden, höchst intelligenten und in meinem Augen fähigen Politikers. Friedrich Merz war für mich immer das Symbol für jegliches Scheitern der Politik als ganzes. Macht statt Wissen, Seilschaften statt Kompetenz. Friedrich Merz ist nie nach ganz oben gekommen und war doch einer der ganz Großen. Er hat immer mitgespielt, doch meistens verloren. Es ist egal ob man meint, seine Vorschläge wären der richtige Weg. Ich denke ein jeder kann anerkennen, dass selbst ein falscher Weg ein besserer ist als diese halb garen Trampelpfade der Politik, insbesondere unserer momentanen großen Koalition.

Friedrich Merz war mein Licht im finsteren Spiel der Macht, es gibt noch weitere Lichter. Die Parteizugehörigkeit spielt dabei kaum eine Rolle, ich bin kein festgelegter Wähler. Es gibt noch andere Vorbilder für große Politiker, die nicht den Zampano spielen, sich die Haare färben oder mehr Schlagzeilen mit halb nackten Baroninnen im Pool machen, als mit ihrer Politik.

Ich will eigentlich keinen Rant gegen die Politik schreiben, darüber bin ich schon seit langen hinweg. Ich habe keinerlei Hoffnung, dass dieses System in irgendeiner Weise etwas sinnvolles produzieren kann. Egal welche Partei an der Macht ist, egal welche Konstellation gerade regiert. Es geht beim Wählen nur darum, den frustrierten Braunen, den weltfremden ganz Roten keine Bühne für ihre quere Ideologie zu bieten. So sehe ich das. Merz sicherlich nicht.

Friedrich Merz hat ein Fazit gezogen, keine Abrechnung. Im Cicero. Ich halte es für einen der würdigsten Abgänge in der Politik, die ich mit meinen jungen Jahren bisher erlebt habe. Anstatt wild gegen die blöden Anderen zu lästern, einen auf Familienmensch zu machen, oder was da sonst noch so inszeniert wird, hat Merz einen Vorschlag gemacht. Der Vorschlag geht dahin, wieder Demokratie zu wagen. Er fordert über ein Mehrheitswahlrecht nachzudenken, eine Debatte zu führen. Er gibt gute Gründe warum es nötig ist. Er plädiert sehr unterschwellig dafür. Er weiß um die Gegenargumente. Er will denken, weiterdenken, so wie ich ihn immer als Politiker gesehen habe.

Ich will hier keine Diskussion über das Mehrheitswahlrecht vom Zaun brechen, obwohl ich mich sicher beteiligen werde, sollte sie entstehen. Ich will, dass ihr diesen Artikel lest, ganz egal wer ihn geschrieben hat. Ich habe ihn gelesen, weil er von Merz geschrieben wurde. Mein Fazit ist vor allem, dass es schade gewesen wäre, hätte ich ihn nicht gelesen.

Der Artikel ist nicht tiefgründig und er birgt auch keinerlei Neuerung, aber er birgt eine Sicht der Dinge, die weit entfernt ist von dem Sermon, den wir sonst in Tagesschau und Zeitung ertragen müssen. Es geht nicht um den Inhalt, es geht um mein Symbol. Es geht um Politiker, die bis zum Ende versuchen die Sache in den Vordergrund zu stellen. Ein solcher geht uns verloren.

Friedrich Merz wird nicht mehr zur nächsten Bundestagswahl zur Wahl stehen.

Kommentare

Krass. Nach einigen stillen Wochen lesen auf deinem Blog ähtte ich nie gedacht, dass du so ein Neoliberales Produkt wie den Friedrich gut finden würdest, hätte dich eher sozial eingeschätzt. Aber so irrt man. Merz stand und steht für absolute Neoliberalismus.

Janina, weshalb muss Merz verdinglicht und als "Neoliberales Produkt" bezeichnet werden? Schublade auf, Etikett drauf und wieder ab in die Schublade !?

Ich bin aufgeschlossen gegenüber jeder Politik die Erfolg in ihrem Bereich verspricht. Ich habe mich auch für die Globalisierung ausgesprochen, "Ausgeburt" liberaler Politik. Ich denke, dass liberale Politik, so sie nicht absolut verstanden wird, der richtige Weg ist. Davon abgesehen, ist jegliche Politik gewürzt mit liberalen Ideales, egal welche Partei, die PDS vielleicht mal ausgenommen.

Ich schätze Merz vor allem dafür, Diskussionen führen zu wollen unjd sich nicht dem Populismus hinzugeben. Inhaltlich war ich sehr oft weit entfernt von seinen Vorstellungen, aber das wollte ich auch in dem Artikel ausdrücken, also jetzt als Nachtrag.

Ich bhätte auch über einen Gregor Gysi schreiben können, den ich auch für sein Rückrat bewundere, auch wenn ich die meisten Vorschläge seiner Partei und auch von nihm selbst für Schwachsinn halte. Friedrich Merz war immer ein garant für intelektuelle Diskussion, entgegen jeglichem Machthunger, der sonst die Politik zerfrisst.

Grundsätzlich stimme ich mit Deiner Ansicht überein.
Allerdings habe ich mit Friedrich Merz auf anderer Ebene ein Problem:

Da er auch während seiner Zeit als Mandatsträger auf der Gehaltsliste von RWE stand,
stellte sich für mich bei seinen Beträgen immer die Frage nach der Motivlage.Ich war sozusagen immer auf der Suche nach dem doppelten Boden.

Natürlich hat er stringent seine Ziele verfolgt.Nur zu wessen Vorteil?

Nix für ungut, mir stellen sich nur ein paar Fragen.

Ralph