Eher eine Revolution der Berichterstattung. Es wird schon immer gerade aus der Ecke des Boulevard jede Mücke zum Elefanten aufgeblasen und man schreit bei der Fußballberichterstattung gerne mal Skandal. Soweit nichts neues. Neu ist nur,d ass ein Standort des möglichen Skandals hinzugekommen ist auf der großen Bühne Bundesliga. gemeint ist natürlich der Aufsteiger Hoffenheim, der sich partout nicht so benehmen will, wie ein Aufsteiger. Tabellenführer und zwar verdienter statt Kellerkind mit Kampfgeist.

Das passt vielen nicht, sowohl in der medialen Ecke, als auch am digitalen Stammtisch. Von allen Seiten wird auf die Millionentruppe eingedroschen und mindestens die Fußballkultur kurz vor der Apokalypse beschworen. Dass dies nicht den Tatsachen entspricht kümmert beim Fußball eh niemanden. Es gibt die Vereine mit Geld, die immer gewinnen und deshalb gehasst werden und dann gibt es die Vereine ohne Geld, wo deshalb noch Tradition entdeckt werden will.

Fooligan fasst die Tabellenlage zusammen:

Es geht mir auf die Nerven: dieses Sensations- und Revolutionsgekreische. Gehts denn bitte nicht ne Nummer kleiner? Schaut man sich die Tabelle an, muss man sagen: Zuallererst ist das mal der elfte Spieltag. Zieht man Hoffenheim ab, stehen erstaunlich gut da: Dortmund, Leverkusen, Hertha und Köln. Wobei Leverkusen und Dortmund auch nur zwei drei Plätzchen über Normal liegen. Plätzchen, die ihnen vielleicht in der Weihnachtszeit wieder weggefuttert werden.

Ich bin Fan der Eintracht vom Main und natürlich ist es schmerzhaft zu sehen, dass anderswo etwas funktioniert, was bei der Eintracht seit Anfang der 90er Jahre nicht mehr funktioniert hat. Pläne, Strategien und nicht blindes Herumgestocher im Transfer- und Trainermarkt. Hoffenheim macht vieles richtig und hat einen Etat, der sicher nicht größer ist als der meiner Frankfurter Eintracht. Aber es wurde konsequent auf Spieler gesetzt, denen von einem Experten Potential zugeschrieben wurde. Ralf Rangnick hat bis jetzt alles richtig gemacht. Nicht, weil er unendlich viel Geld zur Verfügung hat, sondern weil er weiß, was er will. Hopp, der Geldgeber in Hoffenheim, hat so manchen Transfer abgelehnt, weil er zu teuer war. Hopp hat nämlich einen Plan.

Hoffenheim soll sich bald von alleine tragen können, ohne Finanzspritzen des SAP-Gründers. Und das ist nicht utopisches Suchen nach Entschuldigung, sondern ein Plan, der aufzugehen scheint. Hoffenheim wird aller Voraussicht nach schon in dieser Saison schwarze Zahlen schreiben. Welcher nicht international agierende Verein kann das von sich behaupten? Energie Cottbus und sonst niemand. Die spielen seit immer schon gegen den Abstieg und Hoffenheim wird sicher nächste Saison international spielen. Woran das liegt, weiß ich nicht, aber sicher nicht am Geld.

Ich hatte schon einmal geschrieben, dass ich mich auf Hoffenheim freue und meine Erwartungen wurden übertroffen. Wer spielt denn momentan den schönsten Fußball neben Leverkusen? Eben! Wenn nämlich Tradition heißen soll, dass man so mauert, wie die Eintracht gestern gegen die Bayern oder Cottbus gegen jede Mannschaft, dann weiß ich nicht, was dieses ganze Traditionsgebabbel soll.

Und was man mit dem Geld macht, ist eben auch nicht ganz so unerheblich, Tradition hin oder her, womit kaufen denn Traditionsvereine ihre Spieler?

Mal nur ein Beispiel. Die Eintracht kauft Martin Fenin für 3,5 Millionen, Ibisevic hat nur 1 Million gekostet. Wer schießt mehr Tore? Die Eintracht kauft Ciao für 3,8 Millionen und Hoffenheim holt Salihovic für 250 Tausend. Wer entscheidet Spiele?

Solche Beispiele kann man noch einige anführen, auch wenn dabei nicht vergessen werden darf, dass einige Hoffenheimer durchaus auch ihr Geld gekostet haben. Aber genau das ist es, eine gute Mischung aus Spielern, die bei anderen Vereinen aussortiert wurden und jetzt zu Leistungsträgern wurden und Talenten, die durchaus viel Geld kosten, aber eben auch einschlagen wie beispielsweise Demba Ba und Carlos Eduardo. Aber nicht das Geld gewinnt spiele, sondern Spieler die gewinnen wollen und das vermögen dazu haben. Die Eintracht hat oft genug Spieler verpflichtet, die beides vermissen lassen und dennoch eine Stange Geld gekostet haben. Vielleicht liegt es auch am Trainer, der die Spieler nicht motivieren kann, oder an der Tradition, die durchaus hemmend wirken kann, wenn die Erwartungen einfach nicht dem Kader entsprechen. Vielleicht ist auch alles nur Glück und Pech, wer weiß das schon.

Ganz sicher ist es aber kein Gegenüber von Geld und Tradition, die Bayern sind der beste Beweis dafür,d ass man über eine lange Zeit beides harmonisch und erfolgreich verbinden kann. Man muss die Bayern nicht mögen, man muss auch Hoffenheim nicht mögen, denn von Rivalität ist Fußball schon in der Kreisklasse geprägt. Aber die Fairness zu haben, Erfolg und gute Pläne, schönes Spiel und taktische Fitness anzuerkennen, sollte doch bei aller Rivalität vorhanden sein.

Kommentare

Das jede Mücke zum Elefanten aufgeblasen wird liegt doch letztendlich an dem Konsument, sprich Leser. Wir vom VFB1 Magazin können das (leider) bestätigen. „Drama sells“. Die Leute wollen das so !