{"id":912,"date":"2009-11-04T14:52:45","date_gmt":"2009-11-04T12:52:45","guid":{"rendered":"http:\/\/www.onezblog.de\/?p=912"},"modified":"2009-11-04T14:52:45","modified_gmt":"2009-11-04T12:52:45","slug":"unbehagen-am-skandal","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/raue.it\/gesellschaft\/unbehagen-am-skandal\/","title":{"rendered":"Unbehagen am Skandal"},"content":{"rendered":"
Niklas Luhmann dr\u00fcckt im folgenden Zitat genau mein Unbehagen gegen\u00fcber politischen Skandalen aus, dieich selbst so genau nicht h\u00e4tte beschreiben k\u00f6nnen:<\/p>\n
[Die Form des Skandals] zielt auf Individuen und best\u00e4tigt damit die ohnehin verbreitete \u00dcbersch\u00e4tzung der Bedeutung einzelner personen f\u00fcr das politische System. Vor allem aber sind zahlreiche, wirklich skandal\u00f6se Eigenarten der Informationsverarbeitung im politischen System gar nicht skandalf\u00e4hig. Sie werden zwar als Skandale bezeichnet, k\u00f6nnen aber nicht moralische Entr\u00fcstung, sondern bestenfalls Resignation und Apathie erzeugen. Zu denken ist vor allem an die H\u00e4ufung von erheblichen finanziellen fehlplanungen, die ohne Unterstellung von verschleierungsabsichten kaum verst\u00e4ndlich sind, sowie an ebenso gravierende \u00f6kologische Unaufmerksamkeiten in bereits hochsensibilisierten Zusammenh\u00e4ngen. Man kann angesichts solcher Tatbest\u00e4nde Systemkritik treiben oder F\u00fchrungspersonal zur verantwortung ziehen<\/em>, kaum aber in den apparat selbst eingreifen. Von au\u00dfen gewinnt man den Eindruck, da\u00df die Verwaltungsb\u00fcrokratie des Staates wie ein soziales Netzwerk konstruiert ist, dessen hauptziel darin besteht, sicherzustellen, da\u00df nichts passiert, wenn etwas passiert.<\/p>\n
Luhman, Niklas: Die Moral der Gesellschaft. stw 1871. S. 173.<\/p><\/blockquote>\n
Wenn Luhmann hier die Verwaltungsb\u00fcrokratie als Ursache ausmacht, dann geht er mir noch nicht weit genug. Medien, Intellektuelle, der Stammtisch und das digitale Rauschen sehen auch immer nur zwei M\u00f6glichkeiten: entweder istd as System schlecht, schuld und \u00fcberhaupt der b\u00f6se Kapitalismus, oder aber die Person, die gerade der Beh\u00f6rde vorsteht ist der Teufel. Das ist nat\u00fcrlich \u00fcberspitzt, denn man kann kaum so vielen sich \u00c4u\u00dfernden nur diese zwei M\u00f6glichkeiten unterstellen. gerade durch hinzunahme von blogs und \u00fcberhaupt digitalen Medien scheint mir die Meinungsvielfalt weiter zu gehen. Aber dennoch wird kaum bewogen, was dnen am Apparat zu \u00e4ndern w\u00e4re, was sich wie \u00e4ndern lassen k\u00f6nnte. Person oder System m\u00fcssen Schuld sein, als dritte M\u00f6glichkeit vielleicht beide. Bei jedem „Skandal“ dasselbe Geschrei. Konstruktive Kritik sieht anders aus. Und dabei darf der Fokus nicht allein auf die Verhinderung dieses Problems in der Zukunft gelegt werden, sondern es muss gefragt werden, was dazu gef\u00fchrt hat, dass dieses etwas passiert ist und welche Struktur dies bef\u00f6rdert hat. Denn gerade bei Beh\u00f6rden ist es wohl selten das Handeln einer einzelnen Person. Nur so lassen sich Varianten dieses Skandals in der Zukunft verhindern.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"
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