{"id":88,"date":"2006-09-02T17:50:31","date_gmt":"2006-09-02T17:50:31","guid":{"rendered":"http:\/\/www.onezblog.de\/?p=88"},"modified":"2006-09-02T17:50:31","modified_gmt":"2006-09-02T17:50:31","slug":"kochendes-blut-in-israel","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/raue.it\/gesellschaft\/kochendes-blut-in-israel\/","title":{"rendered":"Kochendes Blut in Israel"},"content":{"rendered":"

ge\u00e4nderrte Fassung von Soeren Onez um 14.44 Uhr am 3. September 2006<\/strong><\/p>\n

Ich habe auf dem Weg nach Weimar einen Artikel im Cicero Ausgabe August 2006 gelesen. Diesen Text habe ich so interessant gefunden, dass ich ihn hier zusammenfassen muss.
\n„Mein Blut kochte“ von Yossi Sarid <\/a><\/p>\n

Erstmal muss, denke ich, erw\u00e4hnt werden, dass Yossi Sarid israelischer Bildungsminister und Mitglied im Ausschuss f\u00fcr Au\u00dfen- und Sicherheitsfragen war. Das ist wichtig. Denn er schreibt, wie Entscheidungen in diesen Aussch\u00fcssen getroffen werden. Nicht wohl\u00fcberlegt, wie ich gehofft hatte sondern eher emotional, betroffen, getroffen. So wie man es vielleicht oft geahnt hat, diese Erfahrung nutzt er um einen Appell an sein Land und die ganze Freie Welt zu formulieren.<\/p>\n

Er schreibt, dass er sich w\u00fcnschen w\u00fcrde, in Israel w\u00fcrden Planungen zum Kriegseinsatz nicht am Tag des Ausl\u00f6sers getroffen, sondern mit ein wenig Abstand. Auch er habe sich mitrei\u00dfen lassen, vom Elend der jeweiligen Situation, schon wieder angegriffen worden, schon wieder Soldaten verschleppt, schon wieder…<\/p>\n

Dennoch sei die Stimme der Hardliner zu laut, die der Moderaten zu leise, die Planungen s\u00e4hen zu gut aus, auf dem Papier. Doch zu oft seien schon die Auswirkungen dieser schnellen Reaktionen so verheerend gewesen: „Ich erinnere mich an keine Selbstpr\u00fcfung, weil in diesen Augenblicken das Blut kocht, in den Kopf schie\u00dft und blind macht.“
\n<\/a>
\nDer Erste Teil des Textes scheint der Appell eines Pazifisten zu sein. Umso mehr \u00fcberrascht, er sei
„nicht grunds\u00e4tzlich gegen die Anwendung von Gewalt, wenn dies erforderlich ist.“<\/a><\/p>\n

Aber! Und jetzt entwickelt Yossi Sarid einen Gedanken, eine Metapher, die ihre Macken hat, aber dennoch treffend ist: die der geladenen Pistole. Eine Geladene Pistole auf die Terroristen, Feinde gerichtet, sei viel Abschreckender als eine, die andauernd losgeht, wild um sich schie\u00dft, aber selten trifft.<\/p>\n

Ja er hinkt, aber er wird ausf\u00fchrlicher. Was habe es gebracht Beirut zu bombardieren, wenn die israelischen Truppen vor nicht allzu langer Zeit in Beirut gewesen sind und nichts ge\u00e4ndert haben?<\/p>\n

Dieser Frage folgt er, Zweifelt an der Moralit\u00e4t Amerikas und Israels im Kampf gegen den Terror. Vietnam, Somalia, Afghanistan, Irak, Guantanamo. Nur einmal sei durch Krieg Frieden erreicht worden, im 2. Weltkrieg.<\/p>\n

Das ist der Punkt an dem mich der Text st\u00f6rt, 2. Weltkrieg, nein, die Situation missversteht er, denke ich. Diese Auswirkungen will er auch nicht. Denn Deutschland war nach dem 2. Weltkrieg komplett zerst\u00f6rt, ganz, noch viel mehr als Gaza oder Beirut. Deshalb konnte Frieden gewonnen werden, es gab keine andere Chance. Zudem gab es bereits eine, wenn auch kleine und missgl\u00fcckte Erfahrung mit Demokratie in Deutschland.<\/p>\n

\u201eIrak ist zerst\u00f6rt, Afghanistan ist zerst\u00f6rt, der Gazastreifen ist zerst\u00f6rt, und bald wird Beirut zum x-ten Mal zerst\u00f6rt sein, und hunderte Millionen Dollar werden ausschlie\u00dflich in den vergeblichen Krieg gegen jene Seite, die immer verliert und daher nichts mehr zu verlieren hat, investiert.\u201c<\/a><\/p>\n

Aber diese L\u00e4nder sind nicht so zerst\u00f6rt, wie es Deutschland damals war, weder real noch moralisch, ideologisch. Darin liegt das Problem. Nur, Hitler konnte zeigen, wie zerst\u00f6rerisch und unmoralisch seine Ideologie ist, aus dieser Geschichte ist zu lernen, mit Einschr\u00e4nkung. Das genau ist der Antiterrorkampf, Lernen aus der Geschichte, dem fundamentalistischen Islamismus diese Chance nicht zu geben, die Nazideutschland damals so verheerend genutzt hatte.<\/p>\n

Yossi Sarid endet mit einem Satz, dem ich nicht hinzu zu f\u00fcgen habe, der so wahr wie auch pathetisch ist und sicher nicht zu mehr als einer Floskel reicht, einen Weg aufzeigen mag, aber sicher nicht im jetzt und hier.<\/p>\n

Vielleicht muss erst der Nahe Osten aussehen, zerst\u00f6rt sein, in Denken und St\u00e4dten, wie Deutschland 1945, um solche Pl\u00e4ne verwirklichen zu k\u00f6nnen. Dennoch sollte man mehr auf so einsame Rufer in der W\u00fcste h\u00f6ren, wie Yossi Sarid einer ist, sein Appell sei zugleich auch meines:<\/p>\n

„Vielleicht ist die Zeit gekommen, die Pistole f\u00fcr einen Augenblick zu sichern, sie in den Holster zu stecken und einen weltweiten Marshall-Plan auszurufen. Dann h\u00e4tten die ewigen Verlierer endlich etwas zu verlieren.“
\n<\/a><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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