{"id":827,"date":"2009-03-30T14:28:08","date_gmt":"2009-03-30T12:28:08","guid":{"rendered":"http:\/\/www.onezblog.de\/?p=827"},"modified":"2009-03-30T14:28:08","modified_gmt":"2009-03-30T12:28:08","slug":"interviews-und-ihre-wahrnehmung","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/raue.it\/internet\/interviews-und-ihre-wahrnehmung\/","title":{"rendered":"Interviews und ihre Wahrnehmung"},"content":{"rendered":"

Interviews sind immer so eine Sache, sprechen sie meist verschiedene interessante Themen an und m\u00fcssen dennoch in der \u00dcberschrift auf eines dieser Themen festgelegt werden. Dass hier das Massenwirksamste gew\u00e4hlt wird, ist den Regeln des Medienmarktes geschuldet und nicht weiter bedauerlich. Menschen, die sich f\u00fcr Interviews und die Personen dahinter interessieren, werden sich nicht weiter an den bisweilen rei\u00dferischen Verengungen in der \u00dcberschrift st\u00f6ren, sondern schauen, wer interviewed wurde und durchklicken.<\/p>\n

Erschreckend aber ist mitunter die Berichterstattung rund um die Interviews.\u00a0 Da wird dann weiter verengt und die \u00dcberschrift noch isolierter dargestellt. Auch nicht weiter schlimm so die Interviews mit medienerfahrenen Personen gef\u00fchrt werden, die schon vor der Genehmigung des genauen Interviewtextes wissen k\u00f6nnen, was genau hinterher herausgestellt werden wird.<\/p>\n

Schade ist aber eine solche Verengung in vielen f\u00e4llen, da oft genug interessanteres zu lesen ist, als bspw. in dem Interview mit dem Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, das mit „Sexualit\u00e4t ist kein Genussmittel<\/a>“ \u00fcberschrieben ist.<\/p>\n

Klar, Sex zieht immer Aufmerksamkeit und eine der Masse wohl widersprechende Aussage polarisiert und interessiert dadurch. Doch in dem Interview kann man viel bemerkenswerteres finden, als eine etwas komisch anmutende Position zu etwas, dass der Interviewte nur als zolibat\u00e4res Manko oder theoretisches Konstrukt kennt.<\/p>\n

So nimmt Zollitsch Merkel in Schutz und kritisiert lediglich die Art und Weise ihrer \u00c4u\u00dferung zum Verhalten des Papstes \u00fcber die Piusbruderschaft. Er erkennt damit die Kritik inhaltlich an und geht sogar soweit, die Kommunikation innerhalb der Kirche als unzul\u00e4nglich zu beschreiben. Die Kirche macht Fehler! Das ist keine allt\u00e4gliche Einsch\u00e4tzung eines so hoch gestellten Geistlichen ind er \u00d6ffentlichkeit.<\/p>\n

Dass Zollitsch damit den Fehler vom Papst auf andere verschiebt und ihn so weiterhin die Unfehlbarkeit attestieren kann, ist clever und doch ist die Erkenntnis \u00fcber Zweifel und und Fehler innerhalb der Kirche etwas, dass man nicht genug herausstellen kann.<\/p>\n

Dass die Kirche sich gegen Sex als Genu\u00df und Lust auch abseits des Kindermachens stellt ist weder neu, noch irgendwie interessant. Dass die Kirche \u00f6ffentlich Fehler zugeben kann und sei es in dieser kleinen Wiese ist neu. Daf\u00fcr hat sie sonst hunderte Jahre gebraucht.<\/p>\n

Zur\u00fcck zur Betrachtung von Interviews und der Gatekeeperfunktion von Journalisten. Hier zeigt sich, dass sie diese nicht immer in der von mir erwarteten Funktion wahrnehmen. Auf den Sex in der \u00dcberschrift zu kommen ist wohl das einfachste und den Klow\u00e4nden der Publikationen so nah, dass wenig Unterschied auszumachen ist.<\/p>\n

Wenn der Journalismus in seiner angestammten Funktion weiterbestehen m\u00f6chte, muss er meiner Meinung nach mehr dahin gehen, wo es weh tut: in den Bereich, der nicht von tausenden Bloggern abgedeckt werden kann. Die \u00dcberschrift zu solch einem Interview wird fr\u00fch genug stattfinden. Interessantes aus dem Wulst aus Sex, Gewalt und Skandal herauszufiltern k\u00f6nnen Journalisten sicher besser als die Masse, weil sie auf diese reflektieren k\u00f6nnen. Dies nicht zu tun, ist nicht nur schade, sondern vielmehr tragisch.<\/p>\n

\u00dcbrigens gef\u00e4llt mir der tagesspiegel sond eben wegen der unaufgeregten Berichterstattung, vielelichta uch ein Grund, warum mir dieses Interview so ins Auge gestochen ist.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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