{"id":776,"date":"2009-02-23T23:07:12","date_gmt":"2009-02-23T21:07:12","guid":{"rendered":"http:\/\/www.onezblog.de\/?p=776"},"modified":"2009-02-23T23:07:12","modified_gmt":"2009-02-23T21:07:12","slug":"urheberrecht-und-pirate-bay","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/raue.it\/gesellschaft\/urheberrecht-und-pirate-bay\/","title":{"rendered":"Urheberrecht und Pirate Bay"},"content":{"rendered":"

\"piratebay-cartoonish\"<\/p>\n

Ein wirklich interessanter Artikel auf Spiegel Online: Warum die Datenpiraten verlogen argumentieren<\/a>.\u00dcber diese Kontroverse habe ich mit einem Freund vor einiger Zeit auch diskutiert. Sicher ist der Artikel polemisch und aus einer ganz bestimmten Richtung geschrieben, vergisst dabei einige Schwierigkeiten, die vielleicht nicht auf den ersten Blick zu erkennen sind und kommt deshalb zu einem Urteil, den der Titel schon verr\u00e4t, dem ich mich nicht anschlie\u00dfen kann. Aber einen Denkansto\u00df liefert der Artikel dennoch: wie sollen wir mit dem heutigen Urheberrecht umgehen?<\/p>\n

Einfach ignorieren geht schon seit einiger Zeit nicht mehr. Die Webgemeinde und die Blogosph\u00e4re haben teures Lehrgeld gezahlt, aber die Aufregungen \u00fcber Abmahnungen im Zuge von Urheberrechtsverletzungen haben sich gelegt. Geblieben ist Leere. Aufpassen muss man, will man nicht die Geb\u00fchren einer Abmahnung, die selten unter 500 Euro liegen bezahlen. Das hat sich durchgesetzt. Ein komisches Gef\u00fchl bleibt dennoch.<\/p>\n

Irgendetwas stimmt nicht mehr mit dem Urheberrecht. Man kann das philosophisch begr\u00fcnden, indem man der Grundlage der Arbeit, der Veredelung von Gemeineigentum kritisiert und feststellen, dass anstelle dieser fundierten Ausarbeitung von Locke und sp\u00e4teren Theoretikern eine marktorientierte Struktur der nicht-materiellen G\u00fcter getreten ist, die sich nicht mehr auf dieselbe Weise rechtfertigen l\u00e4sst. Musik und Filme sind keine Tische oder Autos und Monopole sind keine rechtm\u00e4\u00dfige Grundlage zur Ermittlung des Wertes von Arbeit. Sich gegen eine Lobby durchzusetzen, die noch aus alten tagen eine Kriegskasse hat, die unvorstellbar ist, muss zwar Aufgabe des Konsumenten sein, nicht aber einer Seite, die die Meinung von Millionen umsetzt und dadurch wiederspiegelt.<\/p>\n

Pirate Bay verh\u00e4lt sich juristisch clever, soviel wird den Machern zugestanden. Aber verh\u00e4lt sich die Film und Musikindustrie irgendwie anders? Juristisch perfide setzen sie seit Jahren ihre Ansichten von Recht und Unrecht bei Politikern durch, die sich mit der Materie nicht nur nicht auskennen, sondern zu einem gro\u00dfen teil wohl noch nie Umgang mit dem behandelten Gut hatten. Was soll man da erwarten? Dass wir als Konsumenten erstmal einen Verband gr\u00fcnden, unser sauer erarbeitetes Geld zusammentragen und dennoch nicht genug geld zusammenkommt um den Milliardenunternehmen Paroli zu bieten?<\/p>\n

Millionen Menschen feige zu nennen, weil sie keinen Ausweg aus dem Machtkonzentrat weniger sehen halte ich f\u00fcr unangemessen. Wir zeigen unsere demokratische Meinung t\u00e4glich und dass nicht bei jedem einzelnen eine ausgewogene Auseinandersetzung mit dem Thema zu erwarten ist, bleibt h\u00f6chstens das Grundproblem einer jeden Demokratie. Mehr nicht.<\/p>\n

Damit sei auch nicht gesagt, dass wir das Urheberrecht abschaffen sollten, nur weil keiner mehr bezahlen will. Aber hier ist nicht der B\u00fcrger gefragt, denn er hat sich schon ge\u00e4u\u00dfert. Hier ist die Politik gefragt, die darauf h\u00f6ren muss, was der B\u00fcrger sagt. Nicht wortw\u00f6rtlich, das kann nicht der Anspruch einer demokratischen Regierung sein. Aber Ignorieren und auf das doch eher undemokratische Prinzip der monopolistischen Lobbyarbeit zu verweisen ist sicher nicht der richtige Weg.<\/p>\n

Die Kulturflatrate wird angef\u00fchrt und ich halte diese auch f\u00fcr einen gangbaren Weg. Es kann nicht das Ziel sein K\u00fcnstlern ihre Lebensgrundlage zu nehmen und dabei sei nicht an die ganzen mit Millionen aufgeblasenen Stars gedacht, sondern an all die vielen K\u00fcnstler, die eben so oder gerade noch gut von ihrer Kunst leben k\u00f6nnen. Aber an die gro\u00dfen Konzerne zu denken, halte ich f\u00fcr den komplett falschen Weg. Nat\u00fcrlich stellen diese Infrastruktur, machen Werbung, produzieren usw. Aber f\u00fcr die Gesellschaft sind sie zu hundert Prozent austauschbar. Die K\u00fcnstler sind es nicht. Es muss sich weiterhin lohnen Kunst zu machen, Filme zu machen, Musik zu machen. Aber es kann uns herzlich egal sein, wenn dies gew\u00e4hrleistet ist, was mit den Konzernen passiert, die auch noch nie eine Minute \u00fcber gesellschaftliche Verantwortung nachgedacht haben und die ihre Monopolstellung ausnutzen und das ganz sicher nicht in unserem Sinne.<\/p>\n

Politik passiert nicht nur im Bundestag und auf h\u00fcbschen Partys, wo Sekt und Kaviar die Urteilskraft durchaus verst\u00e4ndlich ein wenig einschr\u00e4nken. Politik passiert im t\u00e4glichen Lebensvollzug und das Internet steht in dieser Frage eben in genau dieser Struktur. Dies zu akzeptieren hei\u00dft eben auch Politik im demokratischen Sinne zu akzeptieren.<\/p>\n

Einen sehr guten Kommentar zum Artikel findet ihr zudem auf Netzwertig<\/a>.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Ein wirklich interessanter Artikel auf Spiegel Online: Warum die Datenpiraten verlogen argumentieren.\u00dcber diese Kontroverse habe ich mit einem Freund vor einiger Zeit auch diskutiert. Sicher ist der Artikel polemisch und aus einer ganz bestimmten Richtung geschrieben, vergisst dabei einige Schwierigkeiten, die vielleicht nicht auf den ersten Blick zu erkennen sind und kommt deshalb zu einem […]<\/p>\n","protected":false},"author":1,"featured_media":0,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":[],"categories":[3],"tags":[12,285],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/776"}],"collection":[{"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/users\/1"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=776"}],"version-history":[{"count":0,"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/776\/revisions"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=776"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=776"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=776"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}