Platonische Staatskonzeption<\/a> als Reaktion auf bestimmte gesellschaftliche Massenph\u00e4nomene lesen, denen eine Notwendigkeit zukommt. Sp\u00e4testens aber mit Machiavelli kann es wohl nicht mehr bestritten werden, dass hier die Idee entwickelt wurde, dass viele Menschen sich notwendig auf bestimmte Art und Weise verhalten, auch wenn es f\u00fcr jeden einzelnen dieser Masse gute Gr\u00fcnde g\u00e4be nicht so zu handeln.<\/p>\nDiese Form des Wissens findet sich in Marketingstrategien wieder, in Studien zu Produktdesign jeglicher Art, in den gro\u00dfen Propagandaschlachten des 20. Jahrhunderts, in Konzepten gro\u00dfer Hallen und Stadien oder auch in politischen Wahlk\u00e4mpfen. Ich will mit diesen Beispielen keinen vergleich oder gar eine Gleichsetzung anstreben, sondern zun\u00e4chst feststellen, dass sich Massenverhalten in vielerlei Hinsicht zu eigen gemacht und eingesetzt wird. <\/p>\n
Dem zu Grunde liegt eine m\u00f6gliche Beschreibung des Menschen als hetero- und homogenes Wesen. Zu Nutze machen kann sich jeder diese Erkenntnis, zum Guten wie zum Schlechten. Es mag jeder zun\u00e4chst selbst entscheiden, inwiefern in den folgenden Videos Masse genutzt wird:<\/p>\n
[youtube GSree1pNoXE]<\/p>\n
Ich f\u00fcr meinen Teil finde die Reaktion des Publikums gruselig bis enorm bedenklich. Hier wird Konsum in Form von Geschenken zur Extase aufgepusht die von der Form, nicht vom Inhalt her, mehr als nur ein wenig an geschichtlich sehr folgenreiche Ereignisse erinnert, die ich zum Vergleich anf\u00fchre. Die Rede Josef Goebbels im Sportpalast 1943.<\/p>\n
[youtube vi6xqr6vKTo]<\/p>\n
Noch einmal ganz deutlich: Ich will hier nicht den Konsum mit dem Nationalsozialismus vergleichen, sondern die wirklich abstrus anmutende Reaktion des jeweiligen Publikums. Denn beide Reaktionen sind unzweifelbar dem selben Ph\u00e4nomen geschuldet, dass in gro\u00dfen Gruppen Menschen nicht mehr oder nur noch sehr eingeschr\u00e4nkt rational denken. Ich werde keine Antwort geben k\u00f6nnen auf die Frage, warum das so ist, denn daf\u00fcr m\u00fcsste eine komplette und konsistente Anthropologie entwickelt werden, sowie in diesem beinhaltend ein Rationalit\u00e4tsbegriff. Das kann ich hier nicht leisten und soll auch nicht Sinn des Textes sein. Jeder Leser selbst kann sich Gedanken dazu machen, welche Menschenbilder zu welchen Erkl\u00e4rungen kommen w\u00fcrde und auch, welche Menschenbilder durch solche Tatsachen vielleicht sogar in Frage gestellt w\u00fcrden.<\/p>\n
Ich m\u00f6chte viel lieber darauf hinweisen, dass in Deutschland zunehmend Wahlk\u00e4mpfe auf \u00e4hnliche Art und Weise gef\u00fchrt werden oder soll ich lieber inszeniert sagen? Das ist keine neue Erkenntnis. Ich aber will nicht auf Reden vor gro\u00dfem Publikum hinaus, die sicher auch einige dieser oben zu sehenden Ph\u00e4nomene hervorbringen, aber in viel schw\u00e4cherer Form. Ich will vielmehr auf die Berichterstattung und das Wissen unserer Politiker um diese hinaus, die einen \u00e4hnlichen Charakter bekommen hat und den ich sehr bedenklich finde.<\/p>\n
Wenn man sich den Grundcharakter dieser Massenph\u00e4nomene anschaut, dann ist eine notwendige Bedingung immer ein gleiches Wollen in ganz unspezifischer Weise, welches bei jedem Einzelnen der Masse vorhanden sein muss. Sei es der tolle neue Superflachbildfernseher, der Fluchtgedanke im Stadion oder eben ein starkes siegreiches Deutschland. Ein Wollen, was alle dieser Masse teilen.<\/p>\n
Zunehmend wird in politischen Diskussionen in Deutschland genau diese Bedingung von Massenph\u00e4nomenen angesprochen und das in einer Form, die mit politischen Aushandlungsprozess in meinen Augen nicht mehr viel zu tun hat. Meine Beispiele sind der Gebrauch des Terrors und des Kindesmissbrauchs f\u00fcr mittlerweile so viele und unterschiedliche Bereiche der Politik, dass man sich wirklich verarscht vorkommen muss.<\/p>\n
Terror und Kindesmissbrauch kann niemand wollen. Diese beiden \u00dcbel zu verhindern will jeder einzelne in unserer Gesellschaft. Dagegen zu sein ist keine Option. Und genau deshalb wird mittlerweile bei viel zu vielen Gesetzesvorlagen eines der beiden als Argument angegeben. Dann, so scheint die Kalkulation zu sein, kann auch niemand gegen das Gesetz sein. Wer gegen Kindesmissbrauch ist, muss auch f\u00fcr die Vorratsdatenspeicherung sein, wer gegen Kindesmissbrauch ist, muss auch gegen die Scheinminderj\u00e4hrigkeit in erotischen Darstellungen sein, wer gegen Kindesmissbrauch ist, muss auch f\u00fcr die Ausweitung der Rasterfahndung sein, wer gegen Kindesmissbrauch ist, muss eben auf bestimmte Grundrechte verzichten. Wer gegen Terror ist, muss eben auch f\u00fcr gewisse Einschr\u00e4nkungen der Pressefreiheit sein, gegen Einschr\u00e4nkungen des Quellenschutzes, des Abh\u00f6rschutzes von \u00c4rzten, Rechtsanw\u00e4lten und Journalisten. Wer gegen den Terror ist, der muss eben Nacktscanner bef\u00fcrworten und und und. Die Liste ist ja leider mittlerweile fast unendlich fortf\u00fchrbar.<\/p>\n
Es wird eine Alternativlosigkeit suggeriert, die unter rationalen Gesichtspunkten v\u00f6llig hirnrissig ist. Und ich finde es wirklich bedenklich, dass immer mehr Politiker von dieser Suggestion gebrauch machen. Ich hatte mich weiter oben noch des Votums enthalten, inwiefern das Nutzen von Massenph\u00e4nomenen gut oder schlecht sei und ich will auch jetzt keine vollst\u00e4ndigen Kriterien entwickeln. Aber, dass Ph\u00e4nomene, die nat\u00fcrlich darauf ausgerichtet sind, Rationalit\u00e4t gar nicht erst zu aktivieren, in einem demokratischen Prozess nichts verloren haben, scheint mir evident. Wenn Demokratie ganz grob gesagt der Prozess ist, der die Meinung zum Erfolg f\u00fchren soll, f\u00fcr die sich die meisten Teilnehmer der demokratischen Gemeinschaft entschieden haben, aber die Argumentation darauf aus ist, eine Entscheidung zu verhindern, indem sie Alternativlosikeit suggeriert, dann ist das nicht demokratisch. Und wenn sich Politiker an eines halten sollten, dann doch daran, dass sie demokratisch gew\u00e4hlte Volksvertreter sind.<\/p>\n
Nat\u00fcrlich m\u00fcssen wir \u00fcber die Verhinderung von Kindesmissbrauch und Terror reden, m\u00fcssen auch politische Entscheidungen treffen, die darauf hinarbeiten. Aber wir, d.h. jeder einzelne von uns und jeder einzelne Politiker, sollten uns bei jeder Debatte genau \u00fcberlegen, welche Folgen gewisse Gesetze haben und ob sie wirklich im Zusammenhang mit Terror oder Kindesmissbrauch stehen. Das ist n\u00e4mlich mitnichten bei allen diesen neuen Vorschl\u00e4gen der Fall. Wir d\u00fcrfen nicht zur Masse werden, indem wir sofort Hurra schreien, sobald eines dieser W\u00f6rter f\u00e4llt und uns jemand verspricht, dass er ein Mittel dagegen hat. Wie eine rationale Sichtweise auf das Ph\u00e4nomen Terror aussehen kann, will ich euch mit einem Beitrag des Wissenschaftsmagazins Quarks & Co. vom WDR zeigen:<\/p>\n
[youtube BjQj05Mr8oU]<\/p>\n
Es ist unsere Aufgabe und einzige Chance auf Demokratie, politische Versprechungen konsequent zu ignorieren und die Mittel kritisch zu hinterfragen. Das allein ist ein demokratischer Prozess der nicht wie bei Platon notwendig in die Oligarchie und dann in die Tyrannei \u00fcbergeht. Denn dass auch gute Ideen in schlechtem Gewandt stecken k\u00f6nnen, zeigt schon das Gesetz des Zufalls. Aber es ist unsere Aufgabe genau das auseinander zu halten und die guten Ideen herauszupicken aus dem Massenbrei, der uns vorgesetzt wird. Denne s kann niemand sp\u00e4ter behaupten, er habe nichts bemerkt.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"
Ich m\u00f6chte in diesem Text zeigen, dass das Argumentieren mit den Begriffen Terror und Kindesmissbrauch nicht demokratisch ist, sondern Massenph\u00e4nomene anspricht, die eine freie Entscheidung verhindern m\u00f6chten. Eine freie Entscheidung aber ist die Grundlage unserer Demokratie. Der Text soll als Warnung verstanden werden an jeden einzelnen Politiker, der aus Dummheit, aus Faulheit oder aus berechnendem […]<\/p>\n","protected":false},"author":1,"featured_media":0,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":[],"categories":[3],"tags":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/634"}],"collection":[{"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/users\/1"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=634"}],"version-history":[{"count":0,"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/634\/revisions"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=634"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=634"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=634"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}