Verteidigungsminister Jung ist gerade in aller Munde, denn er will terroristisch gelenkte Flugzeuge abschie\u00dfen lassen, so sie viele Menschenleben bedrohen. Er will sie lieber abschie\u00dfen lassen um vielen, vielen Menschen das Leben zu retten. Denn 120 Menschen im Flugzeug gegen 50.000 im vollbesetzten Flugzeug sind eine klare Sache, man entscheidte sich f\u00fcr den Tod der 120, so denkt er jedenfalls und viele viele Menschen zudem. Er wei\u00df, dass er mir solch einer Argumentation die Mehrheit hinter sich versammeln wird, die Stammtische auf sich vereint. Dieses Wissen und die Berechenbarkeit dahinter sind das gef\u00e4hrliche.<\/p>\n
Die Argumentation die Jung f\u00fchrt ist eine utilitaristische. Eine philosophische \u00dcberlegung der Ethik, die, seit sie Bentham ausformuliert hat, nicht mehr aus der Philosophie verschwunden ist. Aus der Politik scheinbar auch nicht. Ihr Grundsatz ist das gr\u00f6\u00dfte Gl\u00fcck der gr\u00f6\u00dften Masse an Menschen. An sich ein ehrbares Ziel und doch steckt ihr abscheuliches Potential schon in dieser Zielerfassung. Es gibt viele verschiedene Formen des Utilitarismus, so wurde Gl\u00fcck von Singer durch Interesse, egal ob es gl\u00fccklich mache oder nicht, ersetzt, aber an dem Prinzip \u00e4ndert sich nichts. Es soll aufgewogen werden um den richtigen, den guten Weg zu ermitteln. Das Gl\u00fcck oder die Interessen der menschen werden aufgewogen, da eine Waage nicht falsch entscheide.<\/p>\n
Dass diese Form der Ethik immer wieder scharf angegriffen und letztlich auch zu gen\u00fcge widerlegt wurde, scheint aber unseren innenminister nicht zu st\u00f6ren. Ihm vorzuwerfen, er w\u00fcsste es nicht, w\u00e4re wohl an der Realit\u00e4t vorbeigegangen. Immer wieder haben Geisteswissenschaftler die Falschheit der utilitaristischen Position aufzuzeigen versucht, aber ohne Erfolg, sie ist zu evident und scheinbar einleuchtend. In einer ethischen Diskussion mit Teilnehmern, die keinerlei theoretische Grundlage der Ethik haben, wird immer der die Mehrheit auf sich vereinen, der utilitaristisch argumentiert. Das ist schade und in vielen F\u00e4llen auch gef\u00e4hrlich.<\/p>\n
Menschenleben d\u00fcrfen nicht aufgewogen werde, nicht gemessen werde, auch nicht von unfehlbaren Waagen. Ein mensch ist unendlich viel wert, weil wir seinen Wert nicht festlegen k\u00f6nnen, weder durch die Vergangenheit, noch durch die Zukunft, wie es der Utilitarismus tut. Hirarchische Ethikkonstrucktionen bewerten die Vergangenheit um den Menschen einen Wert zuzuweisen, der Utilitarismus tut dies mit der Zukunft. Aber weder Zukunft, noch vergangenheit sind so gewiss, als dass wir daraus einen Wert ableiten k\u00f6nnten, der wider der Freiheit eines Menschen stehen kann.<\/p>\n
Sicher k\u00f6nnen wir auch die Freiheit bzw. den freien Willen eines Menschen nicht beweisen, aber sobald wir ethisch diskutieren gehen wir vom freiheitlichen Menschen aus.<\/p>\n
Ich finde es erschreckend, dass unser\u00a0 Innenminister von diesem populistischen Instrument des Utilitarismus gebrauch macht, obwohl ich ihm durchaus zutraue, dass er dessen Fehlerhaftigkeit erkennt und dennoch benutzt. Erst wird Angst gesch\u00fcrt und dann mit scheinbar heilsbringenden und Sicherheit garantierenden Methoden vieles Versprochen, was einfach nicht zu halten ist.<\/p>\n
Die Terroristen kommen um unsere freiheitlich demokratische Ordnung zu zerst\u00f6ren, wird uns immer wieder eingetrichtert, aber das ist schon nicht mehr n\u00f6tig, erledigen wir ganz alleine. Wer solche zugegeben nicht einfach Situationen, wie die Angst der Menschen vor einer Schim\u00e4re Terrorismus, nutzt um populistische Ideen zu verbreiten, darf sich nicht wundern, wenn es irgendwann nichts mehr gibt von dem, was man eigentlich sch\u00fctzen m\u00f6chte.Freiheit muss man leben und sie nicht besch\u00fctzen. Manchmal muss man f\u00fcr sie K\u00e4mpfen, auch mit Opfern, aber opfern darf man sich nur selbst.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"
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