{"id":372,"date":"2007-09-10T17:45:56","date_gmt":"2007-09-10T15:45:56","guid":{"rendered":"http:\/\/www.onezblog.de\/item\/2007\/09\/tschechiens-verhaeltnis-zu-deutschland\/"},"modified":"2007-09-10T17:45:56","modified_gmt":"2007-09-10T15:45:56","slug":"tschechiens-verhaeltnis-zu-deutschland","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/raue.it\/kultur\/tschechiens-verhaeltnis-zu-deutschland\/","title":{"rendered":"Tschechiens Verhältnis zu Deutschland"},"content":{"rendered":"
Das Verh\u00e4ltnis zwischen den zwei Staaten Deutschland und Tschechien ist ein wirtschaftliches. In der deutschen Medien- und Politiklandschaft taucht Tschechien meist nur im Zusammenhang mit den Bene\u0161-Dekreten und der darauf folgenden Vertreibung der Sudetendeutschen aus dem Gebiet der nach dem 2. Weltkrieg entstandenen Tschecheslowakei. Zugegeben Tschechien taucht auch noch das ein oder andere Mal im Reiseteil einiger Zeitungen und Magazine auf, wird dort aber lediglich mit Bier, leckerem Essen und wundersch\u00f6nen Landschaften in Verbindung gebracht.<\/p>\n
Tschechien wird vergessen, was auch an dem gro\u00dfen Geschrei der polnischen Kaczy\u0144ski-Br\u00fcder zusammenh\u00e4ngen mag. Aber das ist nur in der letzten Zeit als Ausrede hinzu zuziehen. Denn eine erschreckende Zahl benutzt noch immer die nationalsotialistisch gepr\u00e4gte Bezeichnung „Tschechei“ und wei\u00df nahezu nichts \u00fcber dieses Land. Nicht weiter schlimm, mag man denken und mir vorhalten, dass ich sicherlich auch nichts \u00fcber das so ungemein sch\u00f6ne Land Tschad wei\u00df. Aber es liegt ein wenig anders und wenn wir uns bem\u00fchen, erinnern wir uns vielleicht auch an die ein oder andere Geschichtsstunde.<\/p>\n
Tschechien war der Ausgangspunkt des bestialischen Krieges, mit dem Deutschland Europa knechten wollte, auch wenn der erste offizielle Angriff auf Polen stattfand. Aber das lag nur daran, dass dieses mal die Verb\u00fcndeten ihre B\u00fcndnisse auch hielten. England hatte sowohl mit Polen, als eben auch mit Tschechien Milit\u00e4rb\u00fcndnisse, sah sich bei Unterzeichnung des „M\u00fcnchener Abkommens“ aber nicht daran gebunden und hoffte mit diesem Bauernopfer Hitler von seinen Expansionspl\u00e4nen abzubringen. Das Sudetenland wurde dem 3. Reich angeschlossen und von der Wehrmacht besetzt. Die Tschechen bezeichnen das Abkommen als „M\u00fcnchener Verrat“ und dieses Abkommen ist noch heute bezeichnend, z.B. in der EU-Skeptik. Tschechien hat sich von Deutschland missbraucht und von den verb\u00fcndeten verraten gef\u00fchlt und dieses Gef\u00fchl, was durch den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen noch einmal wachger\u00fcttelt wurde, begleitet die Menschen in Tschechien bis heute.<\/p>\n
Tschechen wandern nicht aus, Tschechen trauen den anderen V\u00f6lkern nicht, auch wenn sie keinen Hass entwickelt haben. Die Tschechen sind ungemein unpolitisch, weil sie in ihrer Geschichte eh nie etwas zu melden hatten und wenn auch nicht so grausam als Spielball benutzt, wie beispielsweise Polen, so doch immer \u00fcbergangen worden sind. Die Tschechen wollen nicht in die EU, denn sie kommen, anders als die restlichen Eu-Beitrittsl\u00e4nder des Ostens ganz gut alleine zurecht. Tschechien hat eine Wirtschaft, die funktioniert und immer funktioniert hat, wenn sie nicht eben von einem der umliegenden M\u00e4chte missbraucht wurde.<\/p>\n
Aber Tschechen hassen nicht. Ich wurde zwar ungemein mit „Heil Hitler“ begr\u00fc\u00dft und auch nicht immer willkommen gehei\u00dfen, aber dennoch bekam ich immer die Chance mich als guter Mensch zu erweisen. Auch wenn ich Deutscher war. Das mag man als Rassismus oder als \u00fcberholten Skeptizismus bezeichnen, ich w\u00fcrde es als zwingende Folge der tschechischen Geschichte ansehen. Man ist vorsichtig, ohne dabei unh\u00f6flich sein zu wollen. Auch in der Politik.<\/p>\n
Angriffe wie die Polens gegen Deutschland auf dem letzten Eu-Verfassungstreffen wird man von Tschechien nicht h\u00f6ren, auch wenn viele in Tschechien sicher so denken, was sich bisweilen auch in Hetzkampagnen niederschl\u00e4gt, meist Parteinen des \u00e4u\u00dfersten Spektrums. Aber das ist selten. Man witzelt lieber \u00fcber die Deutschen, die Engl\u00e4ndern und stellt das ins Licht, was man besser kann. Alles und Nichts. Tschechen sind National, aber nicht in solch einer ekligen Auspr\u00e4gung, wie dem Gr\u00f6\u00dfenwahn einiger Deutscher. Tschechen finden es genauso humorig, wenn das kleine Land in irgendetwas am Besten ist, wie sie es lachend nehmen, wenn mal wieder Tschechien mit Tschetschenien verwechselt wird und bedeutende Staatsm\u00e4nner, so sie sich mal verlaufen, ihnen Mut zusprechen und verwundert sind \u00fcber den guten Zustand der Hauptstadt Grosny. Obwohl Prag noch genau das ist, was ein jeder kennt in der Welt. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, wenn Tschechen, Prag als Prag und den Rest als Tschechien bezeichnen. Ein Humor, der uns leider nicht gegeben ist. In Deutschland werden solche Themen nur verbissen angegangen und Humor ist h\u00f6chstens taktisch eingesetzt.<\/p>\n
Tschechien ist enger mit der deutschen und europ\u00e4ischen Geschichte verbunden, als dem Rechnung getragen wird. So hat nicht die deutsche CDU Europa „erfunden“ sondern ein tschechischer K\u00f6nig namens Georg von Podiebrad, schon 1462, also lange vor den deutschen Denkern und Dichtern. Er arbeitet einen 21 Artikel langen Plan aus, um eine Friedenseinheit Europa zu schaffen. Mit gemeinsamen Gerichten, Verwaltungen, gemeinsamen Heer und Parlament. Dreimal d\u00fcrft ihr raten von wem er an diesen Pl\u00e4nen gehindert wurde? Vom Papst und seiner Armee des Heiligen R\u00f6mischen Reiches Deutscher Nation, oder waren die letzten zwei Bezeichnungen im 15. Jahrhundert noch nicht aktuell?<\/p>\n
Tschechien ist mit der deutschen Geschichte so verquickt, dass es mich wundert, wie wenig es wahrgenommen wird. Dass sich das bei mir ge\u00e4ndert hat, war auch nur Zufall, weshalb dieser Artikel keinesfalls als Zeigefinger verstanden werden soll, aber ich werde versuchen in einigen Artikeln dieses nicht nur f\u00fcr mich wichtige Land meinen Lesern n\u00e4her zu bringen, als dies dieser \u00dcberriss der Geschichte vermochte.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"
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