{"id":371,"date":"2007-09-09T21:47:07","date_gmt":"2007-09-09T19:47:07","guid":{"rendered":"http:\/\/www.onezblog.de\/item\/2007\/09\/menschenverachtende-muster-aufdecken\/"},"modified":"2007-09-09T21:47:07","modified_gmt":"2007-09-09T19:47:07","slug":"menschenverachtende-muster-aufdecken","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/raue.it\/gesellschaft\/menschenverachtende-muster-aufdecken\/","title":{"rendered":"Menschenverachtende Muster aufdecken"},"content":{"rendered":"
Ich wollte eigentlich in den Winterferien eine Reportage schreiben. \u00dcber die Zeit der Gewaltherrschaft des 3. reiches in Tschechien im Vergleich mit der darauffolgenden Unterdr\u00fcckung durch durch den Kommunismus russischer Pr\u00e4gung. Ich wollte den Gro\u00dfvater von Jana interviewen und noch einen anderen Zeitzeugen, die mir beide von sich aus \u00fcber diese Zeit erz\u00e4hlt haben und Originaldukumente wie Arbeitsb\u00fccher und anderes gezeigt haben. Ich wollte noch das ein oder andere Buch zu dem Thema lesen und mir so ein subjektives wie objektives Bild dieser Zeit in Tschechien machen. Denn Tschechien ist ein Ausnahmefall, sowohl der Faschisten- wie der kommunistischen Unterdr\u00fcckung. Nicht so offensichtlich brutal niedergeschlagen sollten die Tschechen subtil unterdr\u00fcckt werden. Aber es gibt Ausnahmen. Nachdem der Reichsprotekto Heydrich von tschechischen Attent\u00e4tern get\u00f6tet wurde, sind die D\u00f6rfer Lidice und Le\u017e\u00e1ky dem Erdboden gleichgemacht worden und an der Bev\u00f6lkerung wurde blutige Rache genommen. Blutig war die Rache der Sowjetunion nicht, aber die Tschecheslowakei hatte in diesen jahren auch nichts entgegenzusetzen, gegen die \u00dcbermacht des Warschauer Paktes.<\/p>\n
Ich wollte es tun und habe mich mit jemandem besprochen, der sich im Journalismus auskennt und dessen Einsch\u00e4tzung ich vertraue. Ern\u00fcchternd. Denn mit solchen Themen k\u00f6nne man niemanden mehr beeindrucken oder interessieren. Sei alles schon etliche Male behandelt worden und selbst die menschliche Komponente sei ausgelutscht.<\/p>\n
Kann sein, sollte aber nicht. Es reicht nicht, den Sch\u00fclern im Geschichtsunterrischt die Ereignisse so schockierend wie m\u00f6glich zu schildern, damit sie wissen wer ihre Feinde sind: die Nazis.\u00a0 Es reicht nicht aus den Aufstieg der Faschisten in Deutschland und weiteren L\u00e4ndern Europas in einer Zeitleiste pr\u00e4sentiert zu bekommen. Das wird jedenfalls nur dazu reichen, um ein genauso gestrickten Angriff auf die Demokratie zu verhindern. Wenn \u00fcberhaupt. Aber ein jeder Angriff ist verschieden, auch wenn Muster zu erkennen sind und die Ideologien hinter den Angriffen so offensichtlich\u00a0 verschieden sind.<\/p>\n
In meiner Schulzeit kam der Kommunismus jedenfalls ganz gut weg, nur Stalin wurde als Halbteufel geschildert. Und das finde ich nicht unfair, sondern ungemein gef\u00e4hrlich. Ich will nicht leugnen, dass Neonazis eine enorme Gefahr f\u00fcr die Demokratie darstellen, aber das ihnen der Aufstieg wirklich gelingen wird, halte ich f\u00fcr ausgeschlossen, nicht weil faschistoide Ideen ausgestorben sind, sondern weil der Angriff sicherlich als etwas ganz anderes getarnt kommen wird. Es ist wichtiger meinungs-, minderheiten- und menschenfeindliche Angriffe erkennen zu k\u00f6nnen, als klar definierte Feindbilder in den Kopf gepflanzt zu bekommen, was sich dann Bildung schimpft.<\/p>\n
Es kann sein, dass es diese Reportagen schon gibt und meine wirklich sinnfrei oder Wiederholung w\u00e4re, aber ich kenne sie nicht, diese Reportagen, die mir im Kopf rumschwirren. Und wir sollten sie kennen. Reportagen, die nicht schwarz-wei\u00dfe Feindbilder aufbauen, sondern struckturelles Grauen von egal wem aufzeigen und vergleichen. Auch auf die Gefahr hin, dass irgendwelche Freaks den Vergleich genauso verteufeln, wie sie es immer tun, sobald jemand „Nazi“ oder „Israel“ ruft. Muster erkennen halte ich f\u00fcr viel wichtiger als dem Feind ein Gesicht zu geben. Denn das Gesicht wird freundlich l\u00e4cheln und soziales Wohl predigen und erst die Muster dahinter lassen die Konsequenzen erahnen.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"
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