{"id":356,"date":"2007-08-29T14:17:51","date_gmt":"2007-08-29T12:17:51","guid":{"rendered":"http:\/\/www.onezblog.de\/item\/2007\/08\/tschechien\/"},"modified":"2007-08-29T14:17:51","modified_gmt":"2007-08-29T12:17:51","slug":"tschechien","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/raue.it\/leben\/tschechien\/","title":{"rendered":"Tschechien"},"content":{"rendered":"

Ich habe bisher kaum \u00fcber Tschechien und mein Jahr Zivildienst in Ostrava geschrieben. Bis auf meine Berichte, die ich f\u00fcr Freunde, Bekannte und meine F\u00f6rderer geschrieben habe, ist nur ein Artikel f\u00fcr meine Organisation ASF entstanden. Ich h\u00e4tte so viel zu erz\u00e4hlen und sovieles w\u00e4re bedenkenstwert. Tschechien ist nicht so sonderlich anders als Deutschland und doch ganz verschieden. Dennoch wei\u00df ich nie wo ich beginnen soll oder enden. Alles ist noch so nah, dass ich keinen Abstand gewinnen kann, der f\u00fcr eine Reflexion n\u00f6tig ist.<\/p>\n

Tschechien ist zu einer zweiten Heimat geworden, auch wenn solch ein Pathos unangebracht ist und mein Denken nicht wiedergibt. Ich habe meine Freundin, die mit nach Marburg gegangen ist, dort kennen gelernt und deshalb fahre ich wann immer es geht hier runter, nach Tschechien. Auch wenn ich der Sprache noch nicht wirklich m\u00e4chtig bin, f\u00fchle ich mich hier wohl, zumindest genauso wohl, wie in Deutschland.<\/p>\n

Es gibt eine Menge komischer Gebr\u00e4uche, Einstellungen und Perspektiven hier in Tschechien, wie auch in Deutschland. Man gew\u00f6hnt sich mit der Zeit daran, seine eigenen Gewohnheiten anzupassen. Hinterfragen ist nicht n\u00f6tig, das geschieht weder in Deutschland, noch in Tschechien. Oder hat sich schon mal irgendwer von euch gefragt, warum wir Deutschen in der Mehrzahl morgens duschen? Die Tschechen jedenfalls duschen abends, wenn es auch Ausnahmen geben mag.<\/p>\n

Ich habe oft geh\u00f6rt, dass ein Auslandjahr die Perspektive auf die eigene Kultur sch\u00e4rft und kritischer werden l\u00e4sst. Man lernt eine andere Art zu leben kennen und kann so mit mehr Abstand die eigene reflektieren. Dem kann ich nur bedingt zustimmen. Ich will nicht ausschlie\u00dfen, dass viele Menschen diese Erfahrung machen und somit das Auslandsjahr eine Bereicherung dieser Art darstellt. Ich f\u00fcr meinen Teil habe Menschen kennen gelernt, die genauso ihr Leben leben, wie jeder andere auch.<\/p>\n

Nicht, dass ein jeder den selben Aktivit\u00e4ten nachgeht, die selben Meinungen hat, den selben Glauben, die selbe Lebenseinstellung. Aber das Jahr in Tschechien hat mir gezeigt, dass die Grundmotivationen der Menschen \u00fcberall gleich sind und die sichtbaren unterschiede der Kulturen wohl eher auf die \u00e4u\u00dferen Einfl\u00fcsse zur\u00fcckzuf\u00fchren sind. Nicht so einfach und plump, wie uns das die Medien in jeder Reisereportage eingehend zu verklickern versuchen. Tschechein, Kommunisten, ein Opa, ein Jugendlicher und schon ist das Bild fertig? Nein, sicherlich nicht.<\/p>\n

Menschen freuen sich und lieben, essen, trinken und streben, weinen, hassen, k\u00e4mpfen, feiern, arbeiten und was wei\u00df ich noch alles. Wetten, dass das auf alle Kulturen zutrifft?<\/p>\n

Nichts Neues, wissen wir alle.<\/p>\n

Dann ist ja gut und ich brauche keinen weiteren interkulturellen Blog mehr aufzumachen, denn ein Deutsch-Tschechischer Blog reizt mich, auch wenn ich daf\u00fcr wohl keine Zeit mehr habe.<\/p>\n

Das Auseinandersetzen mit anderen Kulturen ist immer ein Gewinn f\u00fcr beide Kulturen, sage ich und widerspreche mir sofort. Es gibt kein von Oben-herab oder Mittendrin. Unsere Sicht ist immer gef\u00e4rbt und was ich \u00fcber Tschechien zu sagen habe ist eine Sicht, die ich habe, niemand sonst. Man kann sicher viel von einer Sicht lernen, aber nur, wenn man selbst eine freie Sicht hat, wobei frei nicht absolut zu verstehen ist. Ich k\u00f6nnte euch tausend Vorurteile den Tschechen gegen\u00fcber best\u00e4tigen oder sie zerrei\u00dfen, beiderseits mit voller \u00dcberzeugung und besten Wissen und Gewissen. Die Frage ist nur, was ihr und ich davon habt?<\/p>\n

Ein wirscher Artikel geht zu Ende und ich bin wieder keinen Schritt weitergekommen.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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