{"id":354,"date":"2007-08-28T11:51:16","date_gmt":"2007-08-28T09:51:16","guid":{"rendered":"http:\/\/www.onezblog.de\/item\/2007\/08\/medien-sind-aktuell-und-blogs-haben-eine-meinung\/"},"modified":"2007-08-28T11:51:16","modified_gmt":"2007-08-28T09:51:16","slug":"medien-sind-aktuell-und-blogs-haben-eine-meinung","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/raue.it\/internet\/medien-sind-aktuell-und-blogs-haben-eine-meinung\/","title":{"rendered":"Medien sind aktuell und Blogs haben eine Meinung?"},"content":{"rendered":"

In meiner Zeit hier in Tschechien konnte ich seit langer Zeit erstmals wieder einen etwas ungetr\u00fcbteren Blick auf Blogs werfen. Ich blogge gerade nicht und genie\u00dfe diese Zeit, auch wenn ich schreibe und wei\u00df, dass die meisten dieser Artikel wohl auch im Blog erscheinen werden. Aber ich lese nicht t\u00e4glich 99 Blogs, da ich keinen Onlinefeedreader habe und mit meinem Laptop nicht ins Netz komme. Somit beschr\u00e4nke ich meine halbe Stunde Onlinezeit auf das wichtigste und da haben die wenigsten Blogs meines Readers eine Chance. Denke ich werde wohl mal ausmisten, wenn ich wieder daheim bin. Aber darum geht es nur bedingt.<\/p>\n

Blogs k\u00f6nnen einfach nicht mithalten, wenn ich mich schnell und gut informieren m\u00f6chte, was in der Welt passiert. Ich lese hier keine Zeitung und m\u00f6chte dennoch \u00fcber das Wichtigste Bescheid wissen. Wenn ich aber meine Blogs abklappere, dann wei\u00df ich h\u00f6chstens, dass Sch\u00e4uble wohl keinen Meinungsumschwung vollzogen hat, dass die Welt schlecht und die Gesellschaft ungerecht ist, Facebookclone wohl mal wieder den Bock abgeschossen haben und irgendwas ganz und gar ungerechtes mit der Bahn abgeht, nix genaues wei\u00df man.<\/p>\n

Blogs sind immer noch, trotz „Professionalisierung“ und Themenblogbildung, auf das Internet bezogen. Das ist nicht schlecht, versteht mich nicht falsch. Aber informiert wird man nicht. Dazu muss ich Spiegel online, Zeit Online, FAZ Online usw. aufsuchen. Vielleicht lese ich die falschen Blogs, oder aber noch ist kein Blogger so „Professionalisiert“, dass er sich den News-Flash von dpa leisten kann. Jedenfalls schaue ich nur bei einigen wenigen Blogs vorbei. Weil ich wei\u00df, dort Meinungen zu finden, zu Themen, die mich interessieren. Weil diese Meinungen mir auf den aufgez\u00e4hlten Onlinemedien nicht offeriert werden.<\/p>\n

Man k\u00f6nnte jetzt Fehleranalyse betreiben und schauen, warum Blogs nicht wirklich informativ sind, warum Medien die Meinung scheuen oder warum nicht endlich gute Mischformen entstehen, egal ob „Professionalisiert“ oder mit Liebe gemacht, solche Seiten w\u00e4ren eine Bereicherung, aber sie sind doch wohl eher Utopien eines Philosophiestudenten.<\/p>\n

Ich denke, dass die Bereicherung, die meinungstarke Blogs darstellen, ein riesen Schritt ist, auch wenn er nicht so gro\u00df erscheint und in den Geschichtsb\u00fcchern vielleicht nichteinmal Erw\u00e4hnung finden wird. Meinungen sind wichtig, selbst falsche Meinungen sind es. Diskurs ist wichtig und ohne Meinungen kein Diskurs. Aber Diskurs auf Stammtischniveau hat es immer schon gegeben, Blogs k\u00f6nnten ein Schritt aus der kleinen Eckneipe sein, in der Horst alle \u00fcberzeugen kann, weil er bessere Beispiele hat. Ich sage „k\u00f6nnten“ weil ich mir so sicher nicht bin. Zu schlecht ist noch die Qualit\u00e4t der Blogs, meiner mit eingeschlossen, die Meinungen haben und verbreiten, vor allem zu unausgewogen. Das alleine w\u00e4re kein Problem, denn viele Blogs mit dem Fokus aufs Weltgeschehen w\u00fcrden die Unausgewogenheit extrem vermindern. Aber auch wenn beim politischen Blogkarneval viele Blogs mitgemacht haben, mehr als ich erwartet h\u00e4tte, so sind es doch noch viel zu wenig um von einer politischen Gegenberichtserstattung zu sprechen und ihnen somit einen Wert zu zumessen.<\/p>\n

Ich wei\u00df, dass ich hier den Fehler begehe, nur gro\u00dfem Bedeutung beizumessen, und den Tropfen zu vergessen, der das Fass f\u00fcllt, aber seien wir mal ehrlich, so eingenommen wir von unseren Meinungen wir auch sind, so unrecht werden wir in den meisten F\u00e4llen haben. Schickt Sch\u00e4uble die Verfassung ist so ein Beispiel. Man kann die Aktion lustig finden, aber einem promoviertem Juristen, der sein Leben lang nichts anderes gemacht hat, als sich mit dem Grundgesetz zu besch\u00e4ftigen, wird kein Blogger etwas beibringen k\u00f6nnen. Wir \u00fcbersch\u00e4tzen uns, auch wenn wir vielleicht die „richtige“ Meinung zu diesem Thema haben, was auch immer das hei\u00dfen mag.<\/p>\n

Versteht mich nicht falsch, ich halte es f\u00fcr \u00fcberaus wichtig, dass Meinungen gebloggt und gelesen werden, nur sollten wir den Blick auf die Realit\u00e4t nicht verlieren. Blogger lesen Blogger, ein paar Freunde und Verwandte auch, aber nur weil wir dreistellige Besucherzahlen haben, hei\u00dft das nicht, dass wir Recht haben, alle anderen Bl\u00f6d sind, oder wir sogar besser als die Medien. Intellektuelle Bescheidenheit ist die intelligente Version von der alten Bauernweisheit „Der Kl\u00fcgere gibt nach“ und w\u00fcrde uns allen gut zu Gesicht stehen, nicht aus Makulatur, sondern als Anspruch.<\/p>\n

Wem dieses Wir in diesem Artikel nicht passt, der kann es \u00fcbrigens gerne durch meine Person ersetzen, dadurch geht keinerlei Substanz verloren und es f\u00fchlt sich vielleicht der ein oder andere nicht angepinkelt, sondern angespornt.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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