{"id":32,"date":"2007-11-07T13:30:25","date_gmt":"2007-11-07T11:30:25","guid":{"rendered":"http:\/\/www.endlosrekursion.de\/32\/ach-ja-die-aesthetik\/"},"modified":"2007-11-07T13:30:25","modified_gmt":"2007-11-07T11:30:25","slug":"ach-ja-die-aesthetik","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/raue.it\/leben\/ach-ja-die-aesthetik\/","title":{"rendered":"Ach ja, die \u00c4sthetik"},"content":{"rendered":"

Es gibt Tage, an denen f\u00fchlt man sich, gelinde gesprochen, beschissen. Man ist unrasiert, m\u00fcsste eigentlich mal wieder zum Friseur und die Klamotten, die man morgens, mit dem vorausschauenden Unwillen dem Tag gegen\u00fcber, aus dem Schrank gezogen hat, passen weder zusammen, noch sind sie einzeln das, was man selbst als kleidend empfinden w\u00fcrde. Kurz, man f\u00fchlt sich zwar nicht grundlegend unattraktiv, aber wei\u00df um seine tagesbedingte H\u00e4sslichkeit. Bedingt durch, Laune, Tag und deren Vermischung.<\/p>\n

Aber es kann auch ganz anders laufen. Man f\u00fchlt sich unrasiert m\u00e4nnlich, freut sich auf den Tag und will mal wieder etwas riskieren. Die Klamotten werden dem rebellischen Empfinden angepasst und die selbe Kleidungskombination, die einen Tage zuvor einer grauen Maus gleich gemacht hat, k\u00f6nnen heute daf\u00fcr sorgen, dass man mit durchgedr\u00fccktem R\u00fccken, aufgerichtet durch die Uni l\u00e4uft. Freude sch\u00f6ner G\u00f6tterfunken.<\/p>\n

Paradox kommen einem dennoch die Reaktionen der sozialen Umwelt vor, entsprechen sie doch gar nicht dem eigenen Empfinden. So kann es passieren, dass man an diesem grauen, h\u00e4sslichen Tag lesend hinter einer S\u00e4ule versteckt im Bistro sitzt und sich ganz ins Buch vertiefend von seiner Umwelt abkapselt und doch angesprochen wird. Ein Kommilitone, ein alter Freund, jemand, der sich \u00fcber das Zusammentreffen freut, sagt wie beil\u00e4ufig, dass man gut heute aussehe und wirft damit den eigenen Tag komplett durcheinander.<\/p>\n

Doch auch andersrum kann man aus der Bahn geworfen werden. Man f\u00fchlt sich gro\u00dfartig, blendend aussehend, auf der H\u00f6he seiner Attraktivit\u00e4t und wird doch bel\u00e4chelt ob der eigenen Erscheinung. Doch man ist gest\u00e4hlt vor Selbstvertrauen und dies mag auch so lange gut gehen, bis die Fassade nicht mehr haltbar wird, bis ein Mensch des Vertrauens auf die un\u00e4sthetische Zusammenstellung der heutigen Erscheinung unserer Selbst diskret aufmerksam macht.<\/p>\n

Was aber durch solch eine \u00dcberlegung gewinnen? Man kann seine Extravaganz zum Teil der Pers\u00f6nlichkeit machen und so andere Werturteile zur pers\u00f6nlichen Kritik werden lassen. Man kann auch Einheitskleidung, egal welcher Konvention, tragen und so immer stimmig angezogen sein und das Anziehende der eignen Person dem Charme, dem Charakter \u00fcberlassen. Man kann auch versuchen die allmorgendliche Stimmung zu relativieren und so immer eine gute Mitte finden. Man kann, man kann, man will.<\/p>\n

Aber wie kann man sein \u00e4sthetisches Gef\u00fchl veranlassen, sich nicht vereinnahmen zu lassen, von der Melancholie oder der Rebellion der gerade empfundenen Stimmung. Wie kann man ein \u00c4sthet werden?<\/p>\n

Ich selbst bin da leidlich ungebildet. Ich bin jemand, der die oben geschilderten Tage nicht als Ausnahme, sondern als Regel erlebt und damit unzufrieden ist. Nun kann man sicher anf\u00fchren, dass ein \u00e4sthetisches Empfinden erlernt werden k\u00f6nnte, hat man nur die richtigen Lehrer. Doch auch dieser Versuch scheiterte bei mir grundlegend. Ich f\u00fchle mich nicht wohl in den Klamotten, die mir als zu meiner Person passend und meinem Lebensstil entsprechend angepriesen werden, von Leuten denen ich eine \u00e4sthetische Bildung zuspreche. Ich f\u00fchle mich wie ein Clown, der seinen neuen Sketch auf Anweisung des Direktors ohne rote Nase spielen muss.<\/p>\n

Wenn ich meine Klamotten trage, dann habe ich wenigstens eine 50% Chance mich wohl zu f\u00fchlen. Obwohl Chancen auf eine konstante Stimmung wohl kaum berechnet werden k\u00f6nnen. Aber alles was ich nicht berechnen kann, beziffere ich pauschal mit einer 50%. Das ist dann zwar nicht sch\u00f6n, wenn man eine 50 prozentige Chance nicht nutzen konnte, aber da halte ich es wie beim Fu\u00dfball und sage mir „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ und glaube fest daran, dass mir meine Muffeligkeit morgen keinen Strich durch die Rechnung machen wird.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Ist der Kleidungsstil eine Frage der \u00c4sthetik oder doch nur Ausdruck des momentanen Wohlbefindens. Eine etwas subjektive Betrachtung menschlicher Kleidungsgewohnheiten.<\/p>\n","protected":false},"author":1,"featured_media":0,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":[],"categories":[5],"tags":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/32"}],"collection":[{"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/users\/1"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=32"}],"version-history":[{"count":0,"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/32\/revisions"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=32"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=32"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=32"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}