{"id":312,"date":"2007-06-17T15:24:03","date_gmt":"2007-06-17T13:24:03","guid":{"rendered":"http:\/\/www.onezblog.de\/item\/2007\/06\/auf-der-suche-nach-einer-besseren-welt\/"},"modified":"2007-06-17T15:24:03","modified_gmt":"2007-06-17T13:24:03","slug":"auf-der-suche-nach-einer-besseren-welt","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/raue.it\/gesellschaft\/auf-der-suche-nach-einer-besseren-welt\/","title":{"rendered":"Auf der Suche nach einer besseren Welt"},"content":{"rendered":"

Ich lese gerade Poppers Aufsatzsammlung „Auf der Suche nach einer besseren Welt“. Folgendes Zitat habe ich gerade gefunden und m\u00f6chte es nutzen, um meinen Beitrag zum politischen Blog-Karneval<\/a> zu erweitern. Mir stellt sich am Ende von „Das Problem der Demokratie ist die Gier nach Freiheit<\/a>“ nicht die Frage, ob sondern wie wir eine bessere Welt bekommen k\u00f6nnen. Dazu ist ein radikaler Wandel im wirtschaftlich und politischen Sinne dringend n\u00f6tig. Aber wie soll das gegen die Betonk\u00f6pfe dieser Welt geschehen? Gewiss nicht mit Gewalt und dazu dieses Zitat:<\/p>\n

Von besonderer Gefahr ist der Glaube an eine politische Utopie. Das h\u00e4ngt m\u00f6glicherweise damit zusammen, da\u00df die Suche nach einer besseren Welt (wenn ich Recht habe), \u00e4hnlich wie die Erforschung der Umgebung, einer der \u00e4ltesten und wichtigsten Lebensinstinkte ist. Mit recht glauben wir, da\u00df wir zur Verbesserung unserer Welt beitragen sollen und k\u00f6nnen. Aber wir d\u00fcrfen uns nicht einbilden, da\u00df wir die Folgen unserer Pl\u00e4ne und Handlungen vorraussehen k\u00f6nnen. Vor allem d\u00fcrfen wir keine Menschenopfer bringen ( au\u00dfer vielleicht uns selbst, im \u00e4u\u00dfersten Fall). Wir haben auch kein Recht, andere zu motivieren oder gar zu \u00fcberreden, sich selbst zu opfern – auch nicht f\u00fcr eine Idee, eine Theorie, die uns (wegen unseres Nichtwissens wohl mit Unrecht) vollkommen \u00fcberzeugt hat.<\/p>\n

Jedenfalls mu\u00df es ein teil unserer Suche nach einer besseren Welt werden, eine solche Welt zu suchen, in der andere ihr Leben nicht unfreiwillig f\u00fcr eine Idee zu opfern brauchen. Popper. Auf der Suche nach einer besseren Welt. Piper M\u00fcnchen 1999. S. 39<\/em><\/p><\/blockquote>\n

Ich finde Poppers Gedanken wichtig, vor allem, dass wir nicht alle Konsequenzen unserer Ideen, Theorien, W\u00fcnsche und tr\u00e4ume absehen k\u00f6nnen. Politik heute will uns aber genau das auf der einen Seite (vor den Wahlen) wei\u00dfmachen um sich dann auf der anderen Seite (nach den Wahlen) aber auf die unvorhersehbaren Konsequenzen zu st\u00fctzen. Das erzeugt viel Unmut und Opposition, bis hin zum Traum von einem anderen System. Das ist richtig und Konsequent, aber dabei darf auch nicht vergessen werden, dass alles Neue auch wiederum nicht auf alle Konsequenzen gepr\u00fcft werden kann.<\/p>\n

Ich will sagen, dass wir nicht zu ideologisch argumentieren sollten, wenn es um Systeme geht, die wir noch nicht erprobt haben. Ob der Kommunismus auch nur irgend besser sein wird als dieses System, wei\u00df niemand. Ob Anarchie nicht das Ende der Menschheit bedeuten w\u00fcrde, wei\u00df niemand. Ob die Demokratie nicht schon das beste System ist, was der Mensch erschaffen kann, wei\u00df niemand. Die Positionen in den drei Beispielen sind austauschbar.<\/p>\n

Ein Problem mit den politischen Systemen ist, dass versuche, wie sie in der Wissenschaft normal w\u00e4ren, nicht stattfinden k\u00f6nnen. Wir k\u00f6nnen nicht mal eben f\u00fcr ein paar Jahre ein anderes System ausprobieren, genauso wenig wie die Sozialwissenschaft mal eben New York f\u00fcr ein paar Wochen ohne Wasser lassen k\u00f6nnte, um die menschlichen Reaktionen darauf zu untersuchen. Das ist ein Beispiel Poppers f\u00fcr die Probleme in diesem Bereich Objektivit\u00e4t herzustellen.<\/p>\n

Ich will damit zeigen, dass es kein so leichter Prozess ist, diese Welt zu verbessern. Ich habe bei einigen Beitr\u00e4gen des Karnevals das Problem, dass diese Schwierigkeit scheinbar nicht bedacht wurde. Es reicht nicht, dass wir uns ein „besseres“ System ausdenken und dann eben mal ausprobieren. Es m\u00fcssen nur genug daf\u00fcr gefunden werden. Die Folgen k\u00f6nnten verheerend sein.<\/p>\n

Allerdings soll dies auch keine Ausrede sein, um immer weiter zu machen und so zu tun, als sei es schon gut genug. ist es nicht. Aber Ideologien bringen uns nicht weiter.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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