{"id":299,"date":"2007-06-09T14:08:25","date_gmt":"2007-06-09T12:08:25","guid":{"rendered":"http:\/\/www.onezblog.de\/item\/2007\/06\/ein-bereich-der-unzulaenglichkeit\/"},"modified":"2007-06-09T14:08:25","modified_gmt":"2007-06-09T12:08:25","slug":"ein-bereich-der-unzulaenglichkeit","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/raue.it\/gesellschaft\/ein-bereich-der-unzulaenglichkeit\/","title":{"rendered":"Ein Bereich der Unzulänglichkeit"},"content":{"rendered":"

Wer ist denn \u00fcberhaupt auf die d\u00e4mliche Idee gekommen Bachelor\/Master-Studieng\u00e4nge einzuf\u00fchren? Studenten m\u00f6gen sie nicht, Lehrende auch nicht und \u00fcberhaupt bringen sie wenig bis gar keinen der propagierten Vorteile. Weder die Vergleichbarkeit ist gegeben, noch ist es m\u00f6glich die Uni zu wechseln, egal ob ins Ausland oder innerhalb Deutschlands. Jede Uni hat f\u00fcr ihren Bachlor\/Master eine eigene Studienordnung und will man zu ihr Wechseln, muss man ganze Module nachholen, weil die Studienordnung der vorherigen Universit\u00e4t nicht akzeptiert wird. Genau so war es auch in Magisterzeiten.<\/p>\n

Hinzu kommt, dass man sich wie in der Schule f\u00fchlt mit diesen Modulen. Auswahl und freies studieren wird in die Freizeit verschoben, in der Uni hat man zu machen was einem vorgesetzt wird. Die selbst\u00e4ndige Auswahl seines Studienwegs ist in etwa so gro\u00df wie die Auswahl, die ich in meinem Abitur gehabt hatte. Kaum vorhanden.<\/p>\n

Es wird allerdings erwartet, dass gute Studenten auch in ihrer Freizeit lesen, sich weiterbilden, kurz sie sollen studieren. Auch hier gilt der Spruch „Wir lernen nicht f\u00fcr die Uni, wir lernen f\u00fcrs Leben“. Eigentlich ja die Grundeinstellung der Universit\u00e4t seit ihrem bestehen, selbst\u00e4ndiges Lernen und Forschen zu unterst\u00fctzen. Doch wenn man in unz\u00e4hlbar viele Pflichtveranstaltungen gezwungen wird, sinkt die Lust des selbstst\u00e4ndigen Lernens. Denn es st\u00f6rt dann schon immer in gekr\u00fcmmter Haltung unter dem Tisch lesen zu m\u00fcssen, in Seminaren, die einzig einem Zweck zu folgen scheinen, der Besch\u00e4ftigungtherapie.<\/p>\n

Ich will nicht sagen, dass ich mich \u00fcberarbeitet f\u00fchle, aber ich nehme den Mist auch einfach nicht Ernst. Ich bin es schon aus der Schule gewohnt, nur da hin zu gehen, wo ich mir auch etwas von verspreche. Regeln hin oder her. Fr\u00fcher nannte man das Schw\u00e4nzen, Blau machen, heute kann ich das ohne schlechtes Gewissen „selbst\u00e4ndiges Studieren“ nennen.<\/p>\n

Bachlor\/Master einzuf\u00fchren, war eine politische Entscheidung, die im Anfang sich als eine wunderbare Revolution angek\u00fcndigt hat. heute kann man schon feststellen, dass es wieder eine der Entscheidungen war, die vertuschen soll, dass Deutschland zu wenig Geld und Aufmerksamkeit in seine Bildung investiert<\/a>. Blinder Aktionismus und ein Optimismus der vor Naivit\u00e4t nur so trieft, waren wohl die Wegbegleiter des Bologna-Prozesses.<\/p>\n

Aber Bildung ist auch kein Thema, was in den Medien, in der Gesellschaft diskutiert wird. Vergleicht man Diskussionen des Steuerrechts, was alle paar Jahre hoch kommt, mit \u00e4hnlich zyklischen Bewegungen der Bildungsdebatte, dann stellt man fest, dass die B\u00fcrger sich zwar gerne mal \u00fcber Lehrer oder die faulen Studenten aufregen, das Thema aber sp\u00e4testens beim dritten Vorschlag beendet ist. Durch Ank\u00fcndigung irgendeines reaktion\u00e4ren Plan, wie z.B. der Wiedereinf\u00fchrung von Kopfnoten in NRW<\/a> ist die Debatte beendet und der B\u00fcrger befriedigt. Er kann wieder an das deutsche Bildungssystem glauben, zumindest bis zum n\u00e4chsten „Skandal“ in der Bildzeitung, an der ein Lehrer oder Sch\u00fcler beteiligt ist.<\/p>\n

Diskussionen \u00fcber das Steuerrecht laufen ganz anders ab. Hitziger, brutaler und mit geifer. Es geht ums geld von einem jeden von uns. Da sind wir dabei, das ist wichtig. Ver\u00e4nderungen werden wir direkt auf dem Kontoauszug sehen, da schmerzt und deshalb ist diese Debatte das Herzst\u00fcck der Politik in Deutschland.<\/p>\n

Ver\u00e4nderungen in der Bildung merkt man nicht im Geldbeutel, man selbst ist ja auch raus aus der Schule\/Uni, was solls.<\/p>\n

Armes Deutschland<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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