{"id":16,"date":"2005-11-30T13:15:00","date_gmt":"2005-11-30T13:15:00","guid":{"rendered":"http:\/\/www.onezblog.de\/?p=16"},"modified":"2005-11-30T13:15:00","modified_gmt":"2005-11-30T13:15:00","slug":"ein-tschechisches-maerchen-2","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/raue.it\/leben\/ein-tschechisches-maerchen-2\/","title":{"rendered":"Ein Tschechisches M\u00e4rchen 2"},"content":{"rendered":"

Episode 2<\/p>\n

So, ich will mal wieder Bericht erstatten, was hier mit mir alles geschieht, fern der Heimat, in der Tschechischen Republik.
\nBeginnen werde ich allerdings mit der Reise ins ach so ferne Ungarn, von hier nicht so weit, etwa sechs Stunden Zugfahrt bis Budapest. Ich arbeite ja, wie ich in meinem letzten Bericht geschrieben habe, mit Romakindern, deshalb ward ich von ASF, f\u00fcr die, die es nicht wissen, Aktion S\u00fchnezeichen Friedensdienste ist der deutsche Tr\u00e4ger, der mir dieses Jahr im Ausland erm\u00f6glicht, angehalten nach Budapest zu fahren, auf ein Roma-Gadje Dialogtreffen. Gadje ist die Bezeichnung f\u00fcr nicht-Roma in deren Sprache. Ich hatte \u00fcberhaupt keine Vorstellung wie dieses Seminar aussehen wird, da ich erst sehr kurzfristig erfahren habe, ich solle dort hinfahren, ASF ist manchmal sehr kaotisch, ich bin der Erste in meinem Projekt, deshalb wurde es einfach mal \u00fcbersehen und ich bekam am Montag Bescheid, am Mittwoch abreisen zu sollen. Naja, skeptisch, aber erfreut, der M\u00f6glichkeit nach Ungarn reisen zu k\u00f6nnen fuhr ich also mit Markus, dem Freiwilligen im Romamuseeum in Brno, los. Reisen im Osten ist schon eine Sache f\u00fcr sich, wenn man genervt ist, ein Horrortrip, aber mit guter Laune ein Spa\u00df gr\u00f6\u00dften Ausma\u00dfes. Angekommen in Budapest wusste nat\u00fcrlich niemand von unserer Teilnahme, wie auch nicht anders zu erwarten, aber wir bekamen ein Zimmer, nicht gro\u00df aber sauber, die Betten waren in Ordnung und es war eh nicht zu erwarten, dass wir uns dort viel aufhalten w\u00fcrden…<\/p>\n

Eigentlich hatte ich erwartet, dass das Seminar voll gestopft sei mit Menschen, die sich gar nicht gegenseitig \u00fcbertreffen k\u00f6nnen in ihren Ank\u00fcndigungen, wie sie das Problem der Romaausgrenzung und der Vorurteile l\u00f6sen werden. Dem war aber nicht so, wir waren alles Freiwillige, aus aller Herren L\u00e4nder, aus USA, Kenia, Rum\u00e4nien<\/a>, der Slovakei, Ungarn, den Niederlanden, Ukraine und aus Deutschland. Es war ein sehr informatives Seminar, manchmal zu informativ, wenn ihr wisst was ich meine, jeder der schon mal so ein Seminar mitgemacht hat, wei\u00df, irgendwann will man auch mal nichts mehr h\u00f6ren, von politisch Korrektem. Aber es hat mir doch sehr die Augen ge\u00f6ffnet, im Sinne des Wortes, ich wusste wohl um die Ungerechtigkeiten, die Ausgrenzung, der Armut, aber wenn du sie anhand von Bildern und Filmen vor Augen gef\u00fchrt bekommst, haut dich das dennoch um, mich hat dieses Elend doch sehr betroffen, nicht weil es Roma sind, sondern \u00fcberhaupt unter welchen Umst\u00e4nden Menschen leben m\u00fcssen und auch k\u00f6nnen. Noch ein paar Worte zur Stadt Budapest, sie ist wundersch\u00f6n, wird auch Paris des Ostens genannt, ich kann keinen Vergleich anstellen, ich war noch nicht in Paris. Aber die touristischen Sehensw\u00fcrdigkeiten sind mehr als w\u00fcrdig gesehen zu werden, ich kann nur jedem raten, wenn ihr die M\u00f6glichkeit habt, nutzt sie ihr werden hoffentlich genauso verz\u00fcckt von dieser au\u00dferordentlichen Architektur sein, dem Flair dieser Stadt, den sie auch durch ihre Gegens\u00e4tze bezieht, denn auf der anderen Seite, sieht man hier eine Armut, von der man wusste, sie existiert, aber sich nicht bewusst ist, wie nah doch all das ist. Alte Frauen, die den ganzen Tag mit zwei Blumenstr\u00e4u\u00dfen auf der Stra\u00dfe stehen und erst nach Hause gehen wen sie die f\u00fcr ein paar Cent verkauft haben, sehr viel mehr Menschen, die auf der Stra\u00dfe schlafen, Kinder in zerrissener Kleidung, mit leeren Augen.
\nAuch die R\u00fcckfahrt war bezeichnend f\u00fcr das Jahr eines Freiwilligen. Das Seminar dauerte nat\u00fcrlich l\u00e4nger als geplant, so dass Markus und ich erst Recht sp\u00e4t Budapest verlassen konnten, wir sitzen im Zug nach Brno und zwei Japanerinnen gesellen sich zu uns, Markus und ich hatten uns Bier gekauft um die lange Zugfahrt ein bisschen zu verk\u00fcrzen. Naja ich habe nicht lange gebraucht um sie anzusprechen und wir hatten eine der lustigsten Bahnfahrten ever. Ohne uns wirklich zu verstehen, die Zwei sprachen nicht allzu gut Englisch, haben wir Vier so viel gelacht, dass ich es eigentlich schade fand in Brno den Zug, der etwa ne Stunde Versp\u00e4tung hatte, verlassen zu m\u00fcssen, die Japanerinnen sind weiter nach Praha gefahren.
\nNaja danach wieder eine Woche arbeiten.
\nAm folgenden Wochenende bin ich von Vlastik, einem Studenten aus dem Wohnheim hier zu einer Tour in die Byskiten, einem Gebirge etwa eine Stunde von Ostrava entfernt, eingeladen worden. Es war ein Treffen von ihm und alten Zimmerkollegen, das sie jedes Jahr zweimal veranstalten. Ich habe mir nichts dabei gedacht als mir gesagt wurde, es sei ein Treffen, das vor allem dem trinken gewidmet sein wird. Aber ich sollte es zu sp\u00fcren bekommen.
\nWir sind Samstag morgen um neun mit dem Zug losgefahren. Ich noch ganz verpennt, Vlastik, Tomas und Ondra, der noch vom gestrigen Abend kotzte. Kaum sa\u00dfen wir im Zug, da wurde mir gesagt, man wolle jetzt mal beginnen, ich brauchte nicht zu fragen, das 50% gef\u00fcllte
Schnapsglas<\/a> wurde mir schon gereicht. Elf Uhr, wir sind in der H\u00fctte angekommen, die Flasche leer, ich voll bis zur Kante. Wandern wollte man gehen, ich dachte ich schaff das nicht, aber die frische Luft wird mir gut tun, um mich f\u00fcr den Abend fit zu machen, aber nix war, gewandert sind wir nicht sehr viel, die Pausen waren wichtiger, wir hatten einen neun Liter Kanister Rotwein dabei, grausliches Zeug. So zog sich der Tag hin, es wurde immer lustiger, obwohl eigentlich nichts passierte, au\u00dfer, dass sich der Kanister leerte. Sp\u00e4ter haben wir noch gegrillt und dabei nat\u00fcrlich weiter gesoffen, ich habe mich ein bisschen zur\u00fcckgehalten, man k\u00f6nnen die Tschechen saufen.<\/p>\n

Am n\u00e4chsten Wochenende haben uns Hanna und Leonie besucht, zwei Freiwillige aus Sobeslav, in der n\u00e4he von Prag. Ich musste allerdings am Donnerstag schon los, Ferienfreizeit, mit den Kindern aus Don Bosko. Auf nach Hodonovice, in den Byskiten. Anstrengen, aber auch sehr lustig, da ich endlich mal Zeit hatte mich mit Max, einem der Salesianer, zu unterhalten, was sehr lustig war, denn er kann nur wenig Deutsch, kaum Englisch und ich ja nun mal sehr wenig Tschechisch, aber mit gen\u00fcgend Bier und Becherovka geht alles, so waren die Abende wenn die Kids endlich schliefen die Belohnung f\u00fcr den Stress des Tages. Ich wei\u00df alle Kinder sind nervig, wenn man sie den ganzen Tag ertragen muss, aber die sind besonders beanspruchend, man muss st\u00e4ndig auf der Hut sein, dass sie sich nicht gegenseitig die K\u00f6pfe einschlagen und jetzt nicht nur als Phrase, die k\u00f6nnen so verdammt gewaltt\u00e4tig sein. Also was hatten wir, einer hat nem andern ne richtige Kopfnuss gegeben, mit Blut und allem, darauf hin ist dieser ihm brutalst von hinten mit den F\u00fc\u00dfen voran in den R\u00fccken gesprungen. Naja, aber dennoch wurde mir gesagt, es war ein ruhiger Trip, sonst w\u00e4re es viel schlimmer.
\nJa dann dieses Wochenende hatten wir hier in Don Bosco ein Tischtennisturnier, ich musste aber nicht allzu viel helfen und hatte somit Zeit meine Internetseite fertig zustellen.
\nSo denn, das war\u2019s, n\u00e4chste Woche fahr ich nach Praha, Seminar, von Asf.\u00a1
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Die anderen berichte aus Tschechien auch lesen?
\nEpisode 1
Episode 3 <\/a> Episode 4<\/a><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Episode 2 So, ich will mal wieder Bericht erstatten, was hier mit mir alles geschieht, fern der Heimat, in der Tschechischen Republik. Beginnen werde ich allerdings mit der Reise ins ach so ferne Ungarn, von hier nicht so weit, etwa sechs Stunden Zugfahrt bis Budapest. Ich arbeite ja, wie ich in meinem letzten Bericht geschrieben […]<\/p>\n","protected":false},"author":1,"featured_media":0,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":[],"categories":[5],"tags":[71,22,61,72,20,26,54,64,73,58],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/16"}],"collection":[{"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/users\/1"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=16"}],"version-history":[{"count":0,"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/16\/revisions"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=16"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=16"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=16"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}