{"id":142,"date":"2006-12-01T10:30:00","date_gmt":"2006-12-01T10:30:00","guid":{"rendered":"http:\/\/www.onezblog.de\/?p=142"},"modified":"2006-12-01T10:30:00","modified_gmt":"2006-12-01T10:30:00","slug":"gotteslaesterung-werteverfall-oder-werwandel","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/raue.it\/gesellschaft\/gotteslaesterung-werteverfall-oder-werwandel\/","title":{"rendered":"Gotteslästerung! Werteverfall oder Werwandel?"},"content":{"rendered":"

Diese Meldung habe ich im Cicero<\/a> gefunden und m\u00f6chte ein paar Zeilen dazu schreiben. Dabei will ich gar nicht auf die eigentliche Debatte eingehen, also ob Gottesl\u00e4sterung\/ Blasphemie aus dem Rechtskatalog gestrichen werden sollte oder nicht. Ich will vielmehr die Worte Becksteins „erschreckenden Ausdruck eines fundamentalen Werteverfalls“ einmal pr\u00fcfen.<\/p>\n

Wenn man in der Wikipedia einmal Werteverfall eingibt sieht man schon die Richtung auf die ich hinweisen m\u00f6chte. Genau, dieser Terminus ist nicht vorhanden. Vielmehr wird man auf den Begriff Wertewandel<\/a> weitergeleitet.<\/p>\n

Warum, das wird gleich deutlich. So schreibt die Wikipedia was Wertewandel sei:
\n
\n„Mit sich \u00e4ndernden Denkstilen werden alte Begr\u00fcndungen als unlogisch, ’nur‘ religi\u00f6s begr\u00fcndet oder nutzlos empfunden, und entsprechende Wertvorstellungen (zum Beispiel Schamhaftigkeit, Feiertagsheiligung, Nahrungstabus) entfallen im Laufe der Zeit bzw. werden neben abweichenden neuen allenfalls toleriert.“<\/em><\/p>\n

Werteverfall ist immer synchron einhergehend mit der Bildung neuer Werte. Niemals schwindet die Zahl der Werte in einer Gesellschaft, jeder „Verfall“ wird durch Neubildung oder st\u00e4rker werden eines anderen Wertes kompensiert. Den eigentlichen Werteverfall gibt es nicht. Dieses Wort kann allenfalls pers\u00f6nlich, subjektiv, aber niemals als Angriff auf einen anderen benutzt werden.<\/p>\n

Es gibt zwar die Theorie von Frau Noelle-Neumann, die den Werteverfall wissenschaftlich belegt haben will, aber heute gilt diese Theorie als widerlegt. Sie versucht in ihrer Beschreibung des Wertewandels der Generation um 68 herum, einen Verfall auszumachen, indem sie die Werte wie Religion, Kirche, Normen und Autorit\u00e4t als unver\u00e4nderliche Werte f\u00fcr den gesellschaftlichen Zusammenhalt konstatiert. Doch als feststehende Werte werden wissenschaftlich nur solche anerkannt, die sich wirklich nicht \u00e4ndern, so wie der Wert des „nicht t\u00f6ten d\u00fcrfens“. Zudem hat die gesellschaftliche Entwicklung seit 1968 Noelle-Neumann widerlegt.<\/p>\n

Werteverfall ist also ein Begriff, der individuell genutzt werden kann, aber sicherlich nicht gesellschaftlich verallgemeinernd oder als Angriff auf die gegnerische politische Partei. Herr Beckstein, entschuldigen sie, dass sie als referenzobjekt von mir missbraucht wurden. Es w\u00e4re sicher ein leichtes hier eine Liste von \u00fcber 100 Politikern aufzumachen, die diesen Begriff schon falsch genutzt haben. Auch wenn Herr Beckstein, vermutlich diese Liste anf\u00fchren w\u00fcrde, gefolgt von einigen seiner CSU-Kollegen, ist das Spekulation<\/p>\n

F\u00fcr diejenigen, die jetzt frohlocken. Bitte schaut euch mal genauer die Nachrichten in der Zeitung an, es wird nicht ein Tag aufmerksamen Lesens vergehen, an dem ihr nicht auch einen Vertreter eurer favorisierten Partei mit einer \u00e4hnlich unbedachten \u00c4u\u00dferung dieses Begriffs finden werden.<\/p>\n

Ein Hinweis: Dieser Artikel wird noch einmal thematisiert und ich r\u00e4ume einige Fehler in meiner Argumentation aus: „Normative- und deskriptive Aussagen: Kategorienfehler vorprogramiert“<\/a> Bitte auch diesen text lesen, da sonst ein falsches Bild entsteht.<\/em><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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