{"id":106,"date":"2008-01-09T20:16:50","date_gmt":"2008-01-09T18:16:50","guid":{"rendered":"http:\/\/www.endlosrekursion.de\/106\/fuer-einen-ruhigeren-umgang-mit-der-politik\/"},"modified":"2008-01-09T20:16:50","modified_gmt":"2008-01-09T18:16:50","slug":"fuer-einen-ruhigeren-umgang-mit-der-politik","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/raue.it\/gesellschaft\/fuer-einen-ruhigeren-umgang-mit-der-politik\/","title":{"rendered":"F\u00fcr einen ruhigeren Umgang mit der Politik"},"content":{"rendered":"

Dass 80% aller Artikel, die in der Blogosph\u00e4re aufloppen, daf\u00fcr geschrieben wurden, Aufmerksamkeit zu ziehen, ist klar. Welche zu den 80% geh\u00f6ren ist unklar und selten einwandfrei zu erkennen.<\/p>\n

Es hat mich schon gerade gejuckt, mir die ganzen momentan hochkommenden Roland Koch Artikel anzuschauen und zu pr\u00fcfen, welche dieser Textst\u00fccke denn eine eigene Idee bringen. Dann w\u00fcrde ich gerne den Blogger fragen, warum er gerade bei einem Thema, wo dem Politiker die „falsche“ Meinung zum Verh\u00e4ngnis wird, warum er in solch einem Fall Texte ohne jegliche Meinung produziert. Ich meine Nachrichtenportale gibt es doch wirklich wie Sand am Meer.<\/p>\n

Nun, man will dabei sein. Die richtigen Trackbacks und die scharf formulierte These, zusammengebracht in einem Artikel k\u00f6nnen „wahre Massen“ auf das eigene Weblog bringen und dass der eigentliche Artikel nichts Neues bringt, sondern die Diskussion unsch\u00e4rfer macht, wird von den wenigsten Lesern wohl bemerkt werden. Zudem kommen die Leser dann sicher auch noch ein weiteres Mal und man kann sie mit einem wirklich guten Text \u00fcberzeugen, Stammleser zu werden. Provozieren ist nicht nur in der Kunst eine geeignete M\u00f6glichkeit Aufmerksamkeit zu produzieren. Provokation ist nicht partout schlecht, aber doch irgendwie in der Politik nicht ganz angebracht. ist meine Meinung.
\nWas mich aber daran st\u00f6rt, ist die Tatsache, dass diese Methode l\u00e4ngst auch von Blogs angewendet wird, die ich sonst f\u00fcr unaufgeregte Analysen zu politisch-gesellschaftlichen Problemen sch\u00e4tze. Da ergibt sich ein Gegensatz, der einfach nicht haltbar ist. Entweder man versucht der Politik heutiger Auspr\u00e4gung, also marktschreierischer Medienpolemik, etwas entgegenzusetzen, dass sich Wissen und ethische Verantwortung nennt, oder man stimmt ein in das Lied des demokratischen Untergangs, dass gerne Gegens\u00e4tze betont, statt sie aufzul\u00f6sen.<\/p>\n

Ich will nicht gegen Meinungen und Standpunkte pl\u00e4dieren, diese sind genauso wichtig in der Politik, wie Hintergrundwissen um die behandelten Probleme. Glossen und Streitschriften sind wichtig, um die politische Debatte voranzubringen. Sie sind aber nicht um ihrer selbst wichtig. Wenn keine Debatte folgt, oder diese auch nur stammtischnahe Aussagen b\u00fcndelt, dann leitet die Glosse fehl, dann wird das Streitgespr\u00e4ch zum Krieg mit Worten und der Mob rennt brennende Wortfackeln tragend durchs digitale Dorf.<\/p>\n

Das Problem ist doch nicht, dass Roland Koch, oder einer der anderen Hobbysophisten mal wieder etwas erz\u00e4hlt, bei dem er hofft, Stimmen, Aufmerksamkeit und somit Macht zu bekommen oder zu erhalten. Das Problem ist doch, dass dies gleich aufgenommen wird, so als h\u00e4tte man darauf nur gewartet, um den politischen Gegner so darzustellen, wie er „ist“. Dass dabei eine gewissen Indifferenz durch die eigene Meinung immer eine Rolle spielt, wird gerne unter den Stammtisch gekehrt. Hauptsache, so einer beh\u00e4lt seine Macht nicht. Ein Teufelskreis, denn man macht sich dem selben Mittel schuldig, nur der Zweck \u00e4ndert sich.<\/p>\n

Dieser Position des unaufgeregten Politik-betreibens wird gerne entgegengehalten, dass sie niemals zu Wahlerfolg und Meinungsbildung der Bev\u00f6lkerung beitragen wird. Der Demagoge gewinnt, wenn das Intellekt sich selbst zum Schweigen anh\u00e4lt. Sicher, aber unaufgeregt zu sein, bedeutet nicht, zu Schweigen. Roland Koch seine ungemein gef\u00e4hrliche Meinung zu verdeutlichen, dem W\u00e4hler zu zeigen, dass h\u00e4rtere Jugendstrafen nur die Auswirkungen beeinflussen, aber keineswegs die Ursachen der Gewalt anr\u00fchren, muss auch mit unaufgeregten Diskussionsbeitr\u00e4gen zu machen sein. „Du Nazi“ und „Alles Faschisten“ hat noch nie weitergeholfen, selbst wenn es zutreffend sei. Wenn Gebr\u00fcll und die h\u00e4rteste Position das tonangebende Moment ist, dann ist Demokratie nur noch eine Schaub\u00fchne der Eitelkeiten und auf dem besten Weg zu ihrer Aufl\u00f6sung.<\/p>\n

 <\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Ein Pl\u00e4doyer f\u00fcr einen ruhigeren Umgang mit Politik und politischen Themen, sowohl in der politischen Praxis, wie auch in der Meinungsbildung und vor allem in der Berichterstattung dar\u00fcber.<\/p>\n","protected":false},"author":1,"featured_media":0,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":[],"categories":[3],"tags":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/106"}],"collection":[{"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/users\/1"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=106"}],"version-history":[{"count":0,"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/106\/revisions"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=106"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=106"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/raue.it\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=106"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}