{"id":1039,"date":"2010-01-13T14:17:09","date_gmt":"2010-01-13T12:17:09","guid":{"rendered":"http:\/\/www.onezblog.de\/?p=1039"},"modified":"2015-12-11T17:05:21","modified_gmt":"2015-12-11T16:05:21","slug":"koennen-gesellschaften-gut-oder-schlecht-sein","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/raue.it\/gesellschaft\/koennen-gesellschaften-gut-oder-schlecht-sein\/","title":{"rendered":"K\u00f6nnen Gesellschaften gut\/schlecht sein?"},"content":{"rendered":"

Ich bin heute bei meiner Luhmannlekt\u00fcre auf einen interessanten Gedanken gesto\u00dfen, der mir auch schon bei Hegel aufgefallen ist. Es geht um die Frage, ob Gesellschaften dem Code gut\/schlecht unterworfen werden k\u00f6nnen, also um die Frage, ob eine Gesellschaft moralisch bewertet werden kann. Beide Denker verneinen mit dem Verweis darauf, dass Gesellschaften erst die Grundlage f\u00fcr eine solche Beurteilung bereitstellen. Dieser Verweis auf die Urs\u00e4chlichkeit bei Luhmann bzw. die Notwendigkeit in der Argumentation bei Hegel will zeigen, dass eine solche Beurteilung grundlegend falsch ist, einen Kategorienfehler begeht.<\/p>\n

Ohnehin ist die Gesellschaft kein m\u00f6glicher Gegenstand moralischer Bewertung; und erst recht w\u00e4re es absurd, diejenigen, die die moderne Gesellschaft f\u00fcr gut halten, deswegen f\u00fcr schlecht zu halten; oder diejenigen, die die Gesellschaft kritisch ablehnen, deswegen zu achten. Das sind im Grunde nur Denkfhler, die leicht zu vermeiden sind, denn die Gesellschaft als das umfassende System aller Kommunikation ist weder gut noch schlecht, sondern nur die Bedingung daf\u00fcr, da\u00df etwas so bezeichnet werden kann.<\/p>\n

Luhmann, Niklas: Die Moral der Gesellschaft. Suhrkamp Taschenbuchverlag. Frankfurt\/Main 2008. S. 265.<\/i><\/p><\/blockquote>\n

Bei Hegel ist es eher ein Verweis auf die logische Konsistenz, die verhindert, dass es sinnvoll sein k\u00f6nne, sich au\u00dferhalb der Notwendigkeit des Vorhandenseins der Gesellschaft zu stellen, um diese dann zu bewerten. Man nehme sich damit die begrifflich sowie notwendige Grundlage einer Bewertung. Einfach gesagt, fehlen die Begriffe der Beurteilung.<\/p>\n

Diese Erkenntnis, die einige M\u00f6glichkeiten der kritischen oder politischen Theorie f\u00fcr sinnlos erkl\u00e4rt, f\u00fchrt aber keineswegs zur Unm\u00f6glichkeit gesellschaftliche Missst\u00e4nde zu benennen oder zu bewerten. Aber Gesellschaft als ganzes ist nicht zu bewerten, sondern Institutionen und Handlungen. „Ist die globalisierte Gesellschaft moralisch gut?“, ist also keine sinnvolle Frage und m\u00fcsste umformuliert werden in eine Form wie folgende: „Ist die Institution Globalisierung moralisch gut?“<\/p>\n

Man mag einwenden, dass dies keine grundlegend andere Frage ist. Aber der Fokus und somit die Grundlagen sind andere. Will man die Gesellschaft als ganze bewerten, fehlt die Grundlage, begrifflich wie kommunikativer Art. Schaut man sich die Globalisierung aber als Institution oder auch Prozess an, dann m\u00fcssen die Grundlagen zun\u00e4chst herausgearbeitet werden. Eine einfache Bewertung f\u00e4llt somit weg und eine Differenzierung setzt ein. Es reicht nicht mehr festzustellen, dass irgendetwas schlecht ist und durchaus feststellbar ist, dass eine gewisse Institution, hier die Globalisierung, daf\u00fcr urs\u00e4chlich ist, sondern die Institution muss als ganzes beobachtet und erst dann beurteilt werden. Und das ohne gleich die ganze Gesellschaft in den Blick zu nehmen, denn das w\u00fcrde einzig zur Unm\u00f6glichkeit der Bewertung f\u00fchren.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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