thomas von aquin – Raue https://raue.it Wed, 18 Mar 2009 22:52:40 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.6.14 https://raue.it/wp-content/uploads/2015/11/cropped-logo-st3-32x32.png thomas von aquin – Raue https://raue.it 32 32 Jesus liebt dich! https://raue.it/gesellschaft/jesus-liebt-dich/ https://raue.it/gesellschaft/jesus-liebt-dich/#comments Wed, 18 Mar 2009 22:52:40 +0000 http://www.onezblog.de/?p=809 Ich schreibe nunmal gerade eine Hausarbeit über Gottesbeweise und das nicht unbedingt mit großer Lust oder einem gesteigerten Interesse. Mir ist heute aufgefallen, dass ich vermutlich lieber das ganze Haus putzen würde. Wer mich kennt, weiß wie dreckig es gerade meiner Motivation geht. Aber wie das eben so ist, wenn man sich übertrieben mit einem […]

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Ich schreibe nunmal gerade eine Hausarbeit über Gottesbeweise und das nicht unbedingt mit großer Lust oder einem gesteigerten Interesse. Mir ist heute aufgefallen, dass ich vermutlich lieber das ganze Haus putzen würde. Wer mich kennt, weiß wie dreckig es gerade meiner Motivation geht. Aber wie das eben so ist, wenn man sich übertrieben mit einem Thema auseinandersetzt, ob jetzt erzwungen oder freiwillig, es verfolgt einen bis in den hinterletzten Winkel der Intimität. Gott ist überall! Und er geht mir mit seinem gesähten Wahn ihn zu beweisen so dermaßen auf den Sack, dass er mich wirklich besser in die Hölle schicken wird, will er nicht feststellen, dass er nicht der einzige auf der Welt ist mit einen harten linken Haken. Aber darum geht es in folgendem Video gar nicht, aber mal nicht über Beweger die bewegt werden und sich nicht selbst bewegen dürfen, zu schreiben ist gerade wirklich reinigend. In dem Video wird eine durchaus für mich nachvollziehbare Verwunderung über gewisse Menschen ausgedrückt, die nicht nur an imaginäre Freunde glauben, sondern dir diese zum einen vorstellen wollen und dir zum anderen mehr als nur die Freundschaft aufkündigen, wenn du ihren imaginären Freund nicht als den tollsten, besten und vor allem einzig möglichen imaginären Freund anhimmelst. Video ansehen, es lohnt sich nicht nur für Bewegungsgestörte:

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Was ist Metaphysik? https://raue.it/gesellschaft/was-ist-metaphysik/ https://raue.it/gesellschaft/was-ist-metaphysik/#comments Wed, 21 Feb 2007 21:35:05 +0000 http://philosophie.raphael-raue.de/2007/02/21/was-ist-metaphysik/ bla

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Ein kleiner Einblick mit besonderem Augenmerk auf Kants Vorrede zur “Kritik der reinen Vernunft” (2. Auflage)

Entstanden aus einer Gruppenarbeit zum Seminar “Einführung in die Philosophie”. Ich danke besonders Michael und Eneia, die den Großteil dieses Textes geschrieben haben und mir erlauben auch die nicht von mir geschriebenen Teile zu veröffentlichen. Danke.

Immanuel Kants Wirken stellt einen wichtigen Punkt in der Entwicklung der Metaphysik dar. Da sich jedoch in den Auffassungen dieser philosophischen Disziplin im Laufe ihrer Geschichte ein starker Wandel vollzogen hat, würde die einseitige Fixierung auf einen Autor zwangsläufig ein falsches Licht werfen. Deshalb wollen wir uns dem naturgemäß schwer fassbaren Thema in Form eines – wenn auch sehr kurzen – historischen Abrisses nähern, unter Nennung einiger wichtiger Repräsentanten und mit Schwerpunkt auf Immanuel Kant.


Antike und Mittelalter

I. Aristoteles als Begründer der Metaphysik

Aristoteles wird häufig als Begründer der Metaphysik genannt. Jedoch war nicht er es, der den Begriff „Metaphysik“ selbst prägte, obwohl eines seiner berühmtesten Werke heute diesen Titel trägt. (Der Name „Metaphysik“ mag bereits in unmittelbarer Nähe Aristoteles’ entstanden sein, nachweisbar ist er jedoch erst im 1. Jahrhundert v.Chr.. Einer häufig erzählten, aber ungesicherten Anekdote zu Folge geht der Name zurück auf einen Zufall: in einer Bibliothek wurden die Schriften, die heute als „Metaphysik“ bekannt sind, hinter Aristoteles’ Physik eingeordnet und entsprechend benannt.) Unberührt davon bleibt der Gegenstand der Disziplin, die Aristoteles selbst als „Erste Philosophie“, manchmal aber auch einfach als „Weisheit“ bezeichnete: die Prinzipien und Ursachen der Dinge. Wer die Fundamentalbedingungen und das Wesen einer Sache kennt, ist ein Weiser, der gewissermaßen alles weiß (-> vgl. hierzu Leitfaden „Philosophiebegriffe“, Aristoteles). In diesem Sinne stellt die Metaphysik bei Aristoteles eine Art Universalwissenschaft dar, die im Gegensatz zu Einzelwissenschaften nicht einzelne Aspekte des Seins, sondern das Sein an sich, in seiner allgemeinsten Hinsicht, untersucht.

II. Thomas von Aquin

Für Thomas von Aquin, einen der wirkmächtigsten Theologen und Philosophen des Mittelalters, war Aristoteles unbestreitbar der wichtigste Philosoph der Antike. Entsprechende übernahm er die Vorstellung von der Metaphysik als Lehre vom Seienden als Seiendes. Absolutes Sein kommt bei Thomas nur Gott zu; alles andere hat Anteil am Sein, und zwar entsprechend seiner Wesensnatur. Dieses hierarchisch-ontologische Modell ist zugleich grundlegend für die thomasische Ethik.

Metaphysik bei Kant

Ab dem 17. Jh. wurde die Metaphysik in die Ontologia generalis und die Ontologia spezialis untergliedert. Die Ontologia generalis ist das, was heute als Ontologie bezeichnet wird und befasst sich mit dem Sein des Seienden.
Die Ontologia spezialis wird heute Metaphysik genannt und befasst sich mit der Bestimmung der metaphysischen Gegenstände: die (philosophische) Theologie mit dem Gegenstand Gott, die Kosmologie mit dem Gegenstand Welt und die Psychologie mit dem Gegenstand Seele. Dies ist die Untergliederung der Disziplinen, die Kant kannte und an der er sich abarbeitete.

Kant geht in der Vorrede zur zweiten Auflage der „Kritik der reinen Vernunft“ der Frage nach, ob die Metaphysik eine Wissenschaft sein kann und unter welchen Umständen sie zu einer Wissenschaft werden kann.
Nach Kant gerät die Vernunft in der Metaphysik „kontinuierlich ins St[o]cken“ . Die Metaphysik stellt sich für ihn lediglich als ein „Kampfplatz“ dar, der „dazu bestimmt zu sein scheint, seine Kräfte im Spielgefechte zu üben“. Da also das Verfahren der Metaphysik „ein bloßes Herumtappen“ sei, bedarf es nach Kant einer kopernikanischen Revolution . Dieser Metapher bedient sich Kant, um die perspektivische Änderung zu veranschaulichen, welche er einfordert: Während eine der vorherrschenden Schulen seiner Zeit, der Empirismus, davon ausging, dass unsere Erkenntnis sich nach den Gegenständen richtet und diese Gegenstände erkennbar wären, vertritt Kant die Position, dass wir nur Erscheinungen erkennen können. Hierfür unterscheidet Kant zwischen dem Ding als Erscheinung und dem Ding an sich. Dabei sind Gegenstände, die wir durch Erfahrung erkennen können, Erscheinungen. Mit Erscheinungen haben wir es zu tun, wo unsere Anschauungsformen von Raum und Zeit sowie die Kategorien des Verstandes mit der erfahrbaren Welt zusammenfallen. Dem gegenüber handelt es sich beim Ding an sich um das Ding, wie es unabhängig vom erkennenden Subjekt besteht. Es kann vom Verstand gedacht und kognitiv konstruiert, jedoch nicht erkannt werden, da es nicht erfahren werden kann. Somit gilt als Referenzrahmen das Erkenntnissubjekt selbst, dessen Erkenntnisleistungen von a priori vorhandenen Anschauungsformen und Kategorien abhängen. Die Gegenstände – „als Objekt[e] der Sinne“ – richten sich nach unserem Erkenntnisvermögen .
Durch diese Revolution sollte die Metaphysik nicht mehr ein bloßes Herumtappen und Kampfplatz ohne einheitliche Methode sein, sondern eine Disziplin der Vernunft, welche sich nur mit sich selbst beschäftigt und nicht mehr mit Begriffen, wie Gott, Freiheit, die keine Erkenntnisgegenstände werden können. Jedoch bildet sie die Vernunft als unbedingte Ideen. Diese sollten lediglich Postulate sein, welche nicht erkannt, nur geglaubt werden können . Während die Idee der Freiheit mit Hilfe der theoretischen Philosophie nicht zu beweisen ist, erklärt Kant sie in seiner praktischen Philosophie zur notwendigen Bedingung von Moral. Im Gegensatz zur theoretischen Vernunft produziert die praktische Vernunft keine Erkenntnis, sondern wirkt gesetzgebend, beschäftigt sich also mit normativen Aussagen.

Es sollen nun vorgreifend einige Begriffe geklärt werden, die bei Kants erkenntnistheoretischer Eingrenzung der Metaphysik eine wichtige Rolle spielen: „spekulativ“ und „transzendental“.
Kant gebraucht den Begriff „spekulativ“ nicht nur synonym zu „theoretisch“, sondern gebraucht diesen an manchen Stellen mit einem eher pejorativen Akzent: ein spekulatives Vorgehen tendiert dazu, die Grenzen der Erfahrung zu überspringen und ungesicherte Erkenntnisse anzunehmen. Daher muss nach Kant die spekulative Vernunft kritisiert und eingeschränkt werden .
Der Begriff „transzendental“ muss vom Begriff „transzendent“ unterschieden werden. Der Begriff „transzendent“ kommt auch in den Theologien vor und impliziert ein „Überfliegen“ der Grenzen der Erfahrung. Die „transzendentale“ Untersuchung hingegen analysiert die Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis. Die transzendentale Frage lautet daher: „Was sind die Grenzen von Erkenntnis?“. Die Begriffe waren zu Kants Zeit häufig synonym, aber bei Kant erhält der Begriff an manchen Stellen die oben angerissene, Bedeutung.
Die Transzendentalphilosophie, welche die Erkenntnismöglichkeiten der Vernunft untersucht, geht nach Kant der Metaphysik voraus und bildet quasi den „ganzen Vorriß zu einem System der Metaphysik“ : „Sie [die Kritik der reinen spekulativen Vernunft] ist ein Traktat von der Methode, nicht ein System der Wissenschaft selbst; aber sie verzeichnet gleichwohl den ganzen Umriß derselben, so wohl in Anschauung ihrer Grenzen, als auch den ganzen inneren Gliederbau derselben.“
Die Metaphysik wird nur dann zur Wissenschaft, wenn das Gerüst der spekulativen Vernunft mit praktischen Data (Erfahrung) a posteriori angefüllt wird . Nach Kant wird aus Denken nur dann Erkenntnis, wenn eine Rückkoppelung an die Erfahrung stattfinden kann. So findet er zu einer Synthese zwischen Rationalismus und Empirismus: Erfahrung ist zwar nötig für Erkenntnis, Kant geht jedoch nicht von der Erfahrung aus, denn das wäre lediglich Wahrscheinlichkeitswissen.
Vom Sein als Sein, Gott, dem ersten Anfang, der Unsterblichkeit der Seele und der Freiheit ist keine Erkenntnis möglich. Diese Begriffe fallen in den Bereich des Glaubens, dem das Wissen somit „Platz macht“ . Mit „Glauben“ jedoch meint Kant nicht etwa den christlichen Glauben, sondern die Moralität. Im Gegensatz zur theoretischen Vernunft, die an empirische Erfahrungen gebunden ist, ist die praktische Vernunft unabhängig von der Außenwelt; hier ist der Mensch frei zum Handeln nach selbstgegebenen, moralischen Gesetzen.
Kant will aufzeigen, worüber man etwas wissen kann und was man glauben muss. Um dies zu bewerkstelligen strebt er nach einer kopernikanischen Wende in der Metaphysik.

Mit Hilfe der Kritik soll die Metaphysik zu einer Wissenschaft werden, welche „notwendig dogmatisch [aus sicheren Prinzipien a priori streng beweisend] und nach der strengsten Forderung systematisch, mithin schulgerecht [lehrbar]“ sein soll. Die ihr zugrundeliegende Methode, welche Kant Christian Wolff (1679-1754) entleiht, umfasst die gesetzmäßige Feststellung der Prinzipien, die deutliche Bestimmung der Begriffe, eine strenge Beweisführung und die „Verhütung kühner Sprünge in Folgerungen […]

Metaphysik nach Kant

Eine umfassende Darstellung der aktuellen Metaphysik-Forschung würde den Rahmen dieses Leitfadens sprengen. Die Meinungen gehen weit auseinander, von der Forderung zur Abschaffung der Metaphysik bis zur Wahrscheinlichkeitstheorie ihrer Existenz gibt es einige aktuelle Theorien. Zwei davon möchten wir gerne in aller Kürze darstellen. Alfred Jules Ayer und Alvin Plantinga.

Ayer fordert in seinem 1936 erschienenen Buch „Sprache, Wahrheit und Logik“ die Abschaffung der Metaphysik, da er sie für unsinnig hält. Seiner Theorie nach, sei Metaphysik nicht verifizierbar und somit sei es unsinnig über sie zu diskutieren. Denn wenn jemand über Gott, als ein Beispiel der Metaphysik, spricht, sagt er nichts über einen verifizierbaren Gegenstand, anhand dessen man Argumente abgleichen könnte. Wenn er aber über nichts spräche, hätte so etwas auch nichts mehr in der Philosophie zu suchen.

Alvin Plantinga plädiert in seinem Buch „God, Feedom and Evil“ allerdings für die Metaphysik und ihre gerechtfertigte Stellung in der Philosophie. Auch wieder speziell am metaphysischen Beispiel „Gott“. Er bezieht sich darauf, dass auch in der Philosophie einige Grundannahmen getroffen werden, die nicht zu beweisen sind. So nimmt der Common Sense an, dass die Außenwelt existiert und diese eine Vergangenheit hat. Das seien basale Meinungen, auf die alle Meinungen basieren und die nicht selbst von anderen Meinungen abhängen. Basale Meinungen, sind zwar zu verteidigen gegen kritische Fragen, aber sie sind nicht zu beweisen. Die Meinung Gott existiere sei aber auch eine solche basale Meinung. Sie müsse sich zwar gegen kritische Fragen wehren – wenn sie das nicht kann, ist sie widerlegt – aber sie habe eine gleiche Stellung in der Philosophie wie die Meinung, es gebe eine Außenwelt und ihre Vergangenheit.

Die weite Spanne an Meinungen im Metaphysikdiskurs des 20. Jahrhunderts – von radikaler Ablehnung in den 1930ern bis hin zur Verteidigung der Metaphysik in den 1970ern – soll zeigen, dass man nicht von einer Entscheidung für oder gegen Metaphysik in der Entwicklung dieser Frage sprechen kann. Es gibt eine große Diskussion, ob und wie weit Metaphysik in der Philosophie vertreten sein soll, bzw. noch sein kann.

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Tertullian: „credo quia absurdum“ – Ich glaube, weil es Falsch ist https://raue.it/gesellschaft/credo-quia-absurdum-ich-glaube-weil-es-falsch-ist/ https://raue.it/gesellschaft/credo-quia-absurdum-ich-glaube-weil-es-falsch-ist/#comments Wed, 17 Jan 2007 13:09:28 +0000 http://www.onezblog.de/?p=168 Ich möchte euch eine philosophisch-theologische Position vorstellen, die uns komischer nicht erscheinen kann. Sie hört sich so abwegig an, dass sie in keiner Diskussion wirklich vorkommt. Sie ist lustig. Dennoch, sie ist kein Schwachsinn im eigentlichen Sinn, sie ist nicht entsprungen eines Irren. Fideismus, von fides, -ei – lat. der Glaube Tertullian, 2. Jahrhundert nach […]

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Ich möchte euch eine philosophisch-theologische Position vorstellen, die uns komischer nicht erscheinen kann. Sie hört sich so abwegig an, dass sie in keiner Diskussion wirklich vorkommt. Sie ist lustig. Dennoch, sie ist kein Schwachsinn im eigentlichen Sinn, sie ist nicht entsprungen eines Irren.

Fideismus, von fides, -ei – lat. der Glaube

Tertullian, 2. Jahrhundert nach Christus, ist Verfechter des extremen Fideismus. Der Fideismus ist eine Position, der dem Glauben eine höhere Erkenntnismöglichkeit einräumt als dem Verstand. So ist z.B. Thomas von Aquin ein Anhänger des schwachen Fideismus. Er vertritt die Annahme, dass der Verstand nur bis zu einem gewissen Grad Wissen erlangen kann. Der Verstand kann seiner Meinung nach die Existenz Gottes beweisen, also wissen. Allerdings kann er nichts über Glaubensinhalte wissen, dafür gibt es die Autorität der Bibel, der Offenbarung Gottes. Schwacher Fideist deshalb, weil er dem Verstand einen gewissen Grad an Erkenntnismöglichkeit einräumt.

Nun aber zu einem Verfechter des extremen Fideismus, Tertullian. Es gibt in seinem Werk „ Vom Fleisch Christi“ eine Textstelle, die Widersinniger uns nicht erscheinen kann.

„credo quia absurdum“ – Ich glaube, weil es absurd/Unfug ist

Wie kommt der denn darauf? Das kann der doch nicht wirklich so meinen, oder? Kann er eben sehr wohl und auch nicht mal unbegründet. Tertullian geht von einem Skeptizismus aus, einem gerechtfertigten Skeptizismus. Der besagt, dass der Common Sense keine Wahrheit beinhaltet. Wenn es aber starke Indizien gibt, der „common sense“ habe keinen Wahrheitsanspruch, ist es gerechtfertigt anzunehmen, dass das Gegenteil richtig ist. So glaubt er also das Gegenteil auch oder eben weil es absurd ist.

Nicht verstanden? Macht nichts, nochmal ein wenig konkreter. Der „common sense“ gegen den er argumentieren will, ist die in der vor christlichen Zeit, vor allem in Griechenland, verbreitete Annahme, dass Götter oder Gott sich nicht mit dem irdischen Fleisch verbinden können/kann.


Das Göttersystem der Griechen war ein hierarchisches und ein höher stehender Gott würde sich nicht mit dem niederen Fleisch/Körper einlassen. So war es allgemein verbreitet, dass Jesus, als Gott, nicht wirklich in einem Körper steckte, sondern nur in einer Art Scheinkörper. Auch sei er nicht wirklich gestorben, sondern habe nur den Scheinkörper abgelegt. Das widerspricht aber der Auferstehungsgeschichte, dass Jesus all unsere Sünden in sich aufgenommen hat mit seinem Leiden. Denn Scheinkörper leiden gemeinhin nicht so sehr.

Tertullian wollte aber dieser Meinung entgegentreten und das Gegenteil, Jesus Christus war ein Mensch von Fleisch und Blut und Gott, vertreten. Das tut er indem er die Annahme trifft, es gebe indizien, dass der „common sense“ falsch sei und er deshalb berechtigterweise das Gegenteil glauben könne, also an Jesus als Gott im Fleische.

So lässt sich bei Tertullian weiter lesen:

„Gottes Sohn ist aus einer Frau geboren, das ist keine lehre, der man sich schämen muss, weil man sich dafür schämen muss.“

Also Körper, für den „common sense“ schon ganz komisch, aber dann auch noch aus einer Frau! Das kann nicht sein, geht nicht, darf nicht. In diesem Lichte kann man sogar die Aussage Tertullians verstehen, so abwegig sie uns heute auch vorkommen mag. Denn dieser Fideismus, wenn auch nicht so stark wie der Tertullians, findet sich bei allen Kirchenvätern und ist als Abwehr der Gnosis gedacht.

Eine lustige Episode aus meinem Studium, die dennoch in die Tiefen eines religions-philosophischen Diskurses führen kann. Das Verhältnis von Glauben und Wissen ist nämlich keinesfalls ein einfaches, also einfach zu klärendes, was den anschein hat, wenn wir über dises Verhälltnis, das Tertullian bestimmt hat lachen. Aber diesen Diskurs hier auch noch auszubreiten würde definitiv zu lange dauern, für einen Blogartikel.

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