Marx – Raue https://raue.it Tue, 13 Jan 2009 18:27:07 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.6.14 https://raue.it/wp-content/uploads/2015/11/cropped-logo-st3-32x32.png Marx – Raue https://raue.it 32 32 Globalisierung ist ein alter Hut https://raue.it/gesellschaft/globalisierung-ist-ein-alter-hut/ Tue, 13 Jan 2009 18:27:07 +0000 http://www.onezblog.de/?p=723 Das Bedürfnis nach einem stets ausgedehnteren Absatz für ihre Produkte jagt die Bourgeoisie über die ganze Erdkugel. Überall muß sie sich einnisten, überall anbauen, überall Verbindungen herstellen. Die Bourgeoisie hat durch ihre Exploitation des Weltmarkts die Produktion und Konsumption aller Länder kosmopolitisch gestaltet. Sie hat zum großen Bedauern der Reaktionäre den nationalen Boden der Industrie […]

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Das Bedürfnis nach einem stets ausgedehnteren Absatz für ihre Produkte jagt die Bourgeoisie über die ganze Erdkugel. Überall muß sie sich einnisten, überall anbauen, überall Verbindungen herstellen.

Die Bourgeoisie hat durch ihre Exploitation des Weltmarkts die Produktion und Konsumption aller Länder kosmopolitisch gestaltet. Sie hat zum großen Bedauern der Reaktionäre den nationalen Boden der Industrie unter den Füßen weggezogen. Die uralten nationalen Industrien sind vernichtet worden und werden noch täglich vernichtet. Sie werden verdrängt durch neue Industrien, deren Einführung eine Lebensfrage für alle zivilisierten Nationen wird, durch Industrien, die nicht mehr einheimische Rohstoffe, sondern den entlegensten Zonen angehörige Rohstoffe verarbeiten und deren Fabrikate nicht nur im Lande selbst, sondern in allen Weltteilen zugleich verbraucht werden.

An die Stelle der alten, durch Landeserzeugnisse befriedigten Bedürfnisse treten neue, welche die Produkte der entferntesten Länder und Klimate zu ihrer Befriedigung erheischen. An die Stelle der alten lokalen und nationalen Selbstgenügsamkeit und Abgeschlossenheit tritt ein allseitiger Verkehr, eine allseitige Abhängigkeit der Nationen voneinander. Und wie in der materiellen, so auch in der geistigen Produktion. Die geistigen Erzeugnisse der einzelnen Nationen werden Gemeingut. Die nationale Einseitigkeit und Beschränktheit wird mehr und mehr unmöglich, und aus den vielen nationalen und lokalen Literaturen bildet sich eine Weltliteratur.

Marx / Engels: Manifest der Kommunistischen Partei. 1847. (Hier lesen)

Mir geht dieses Gesuppe von der ach so bösen neuen Globalisierung, das mit der so genannten Krise wieder massenweise hochgespült wird, sowas auf die Nüsse. Vor allem wenn ein sowas von medial weichgespülter Begriff angegriffen wird, nur um sich ungemein subversiv zu fühlen und sich das Gewissen reinzuwaschen. Man war ja dagegen und hat „gehandelt“. Weibisches Gewäsch hat man verbreitet, an in China hergestellten Computern, mit einer Tastatur aus Taiwan und auf einem Stuhl aus Indonesien. Mit der Levis Jeans unterm Hintern und dem von indischen Halbwüchsigen zusammengenähten Dagegen-Shirt.

Ich will damit keinerlei sinnvolle und grundlegende Kapitalismus- oder Globalisierungskritik wegwischen, sondern mich einfach mal über all die Trolle hier aufregen, die meinen, weil man auch mal einen Artikel hier verfasst hat, der gegen irgendwas ist, könnten sie hier tonnenweise Kommentare hinterlassen um mich auf ihre Seite zu ziehen, mit Artikel- oder Seitenverweisen, die mir nicht nur Augenkrebs, sondern auch geistigen Brechreiz bescheren.

Die oben zitierten Zeilen zeigen, dass das mit der Globalisierung nicht so besonders neu und dementsprechend auch nicht akut bedrohlich ist, wie gerne weisgemacht werden soll. Mir kommen diese Dagegenbrüller vor wie die Zeugen Jehovas, die auch bei jedem etwas mystisch anmutenden Datum „Apokalypse“ brüllen und mit ihrer ominösen Zahl derer herumfuchteln, die angeblich ins Paradies einziehen sollen. Man möge sich beeilen und schnell dem Lord huldigen. Schon mal was von der Pascalschen Wette gehört und den durchaus nicht besonders schwer zu findenden Einwänden? Ebensolches scheint mir auf die Globalisierungshysteriker zuzutreffen. Sie scheinen auch zu meinen, wenn sie nur genug Leute davon überzeugen, dass das böse ist, was jetzt ist, wird das, was morgen ist dann schon gut sein. Nur alle dürfen es nicht sein, weil sich sonst keiner besser als der andere fühlen kann. Gewissenskapitalismus würde ich das nennen, der größte Hysteriker bekommt die weißeste Weste. Tolles Anreizsystem.

Und die Heuschrecken machen auch noch Reibach mit dem Untergang. Gold, Gold, Gold.

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Der Zynismus im Umgang mit dem Geld https://raue.it/leben/der-zynismus-im-umgang-mit-dem-geld/ Thu, 24 Jan 2008 20:38:19 +0000 http://www.onezblog.de/?p=743 Die Geschichte der Menschheit ist eine Geschichte der Klassenkämpfe. Eine Geschichte von Habsucht, Geld und Machtgier und alle Opfer, alle Kriege, alles Elend gehen auf den Klassenkampf zurück. Hinter diesem groben Unfug steckt ein großer Denker, der wohl jedem Blogger bekannt sein wird, auch wenn Philosophie nicht zu ihren Steckenpferden gehört: Karl Marx. Warum die […]

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Die Geschichte der Menschheit ist eine Geschichte der Klassenkämpfe. Eine Geschichte von Habsucht, Geld und Machtgier und alle Opfer, alle Kriege, alles Elend gehen auf den Klassenkampf zurück. Hinter diesem groben Unfug steckt ein großer Denker, der wohl jedem Blogger bekannt sein wird, auch wenn Philosophie nicht zu ihren Steckenpferden gehört: Karl Marx.

Warum die Geschichte als Klassenkampf und Geldgier Unfug ist und was Marx und seine Gedanken mit dem Bloggen zu tun haben, möchte ich in diesem Essay aufzeigen. Die Verbindung scheint ganz einfach. Geht es doch in dieser Ausgabe des Upload-Magazins ums liebe Geld, was von vielen als nicht sonderlich lieb, sondern als der Feind angesehen wird: die Kapitalisten. Dagegen möchte ich Stellung beziehen, ohne Werbung in Blogs damit eine Lanze zu brechen. Aber dazu komme ich im letzten Abschnitt.

Karl Marx dachte, dass er die Geschichte darstellen und verändern konnte. Die Geschichte zeigte sich für ihn als eine Geschichte der Klassenkämpfe und da diese Geschichte in seinen Augen nun mal schlecht war, hieß es die Klassen abzuschaffen, um die Kämpfe zu verhindern. Das ist ja auch evident. Der Haken ist nur, er meint die Geschichte zu kennen. Wenn er die in Geschichtsbüchern festgelegte Geschichte der Kriege und Massenmorde meint, dann würde ich ihm ja folgen, aber soll das die Geschichte sein?  Die Geschichte der Menschheit müsste jede Kleinigkeit eines jeden noch so kurz gelebten Menschen beinhalten und die hat eben keiner aufgeschrieben, auch evident, oder?

Marx meint also, wenn er von der Geschichte der Menschheit als Klassenkampf redet, eine bestimmte Perspektive auf die Geschichte, die einen (subjektiv) wichtigen Punkt nimmt und die Geschichte daraufhin betrachtet, Karls Perspektive, auch wenn sie daraufhin Millionen Menschen geteilt haben. Es ist dennoch eine Perspektive und zwar eine unter unendlich vielen Perspektiven. Kein Wahrheitsanspruch. Dadurch auch keine wahren Prognosen, außer durch Zufall und selbst der hat Marx Lügen gestraft.

Genug von Marx, wer mehr über den Sinn der Geschichte und dem Zynismus des deutschen Idealismus erfahren möchte, wer meine hier oberflächliche Wiedergabe der Widerlegung des Marxismus genauer nachlesen möchte, dem empfehle ich von Popper „Die Feinde der offenen Gesellschaft“. Wer erfahren möchte, was das ganze mit dem Bloggen zu tun hat, der lese weiter.

Ich erfahre eine ähnlichen Zynismus im Bezug auf Geld jeden Tag, Blogs machen da keine Ausnahme. Werbung ist der Feind, ist böse und muss bekämpft werden. Auch wenn im Netz keine realen Opfer der Revolution gemacht werden, so werden doch gute Blogs diffamiert, nur weil sie Geld mit dem machen, was sie tun. Werbung ist der Feind und man kann sich nicht vorstellen, dass ein Autor sich nicht verkauft, denn die Geschichte zeigt es ja nun mal. Da ist die Verbindung, wenn auch ein wenig konstruiert.

Die Arroganz Marx wird hier weitergeführt. Es ist eine geschichtliche Arroganz, eine psychologische, die ihren Wahrheitsanspruch allein aus sich selbst schöpft. Glaubt es oder lasst es sein, es gibt Menschen, die dem Geld nicht erlegen sind und dennoch Werbung auf ihrem Blogs schalten. Ein einziger Blogger lässt diese zynische Betrachtung zu Luft verpuffen und dennoch wird immer wieder die Gleichung aufgemacht: Geld = Schlecht, Werbung = Geld => Werbender = Schlecht.

Dagegen möchte ich hier protestieren und nicht, weil Geld gut ist, oder weil Werbung gut ist, sondern weil die Relation und unsere Wertvorstellungen entscheidend sind. Mir persönlich ist ein Blog, vollgekleistert mit Werbung, aber mit gutem Inhalt lieber, als ein werbefreies Blog, das kein bisschen weiter denkt, als von 12 bis Mittags . Aber das muss ja niemand genauso sehen.

„Content ist Trumpf unterm Strich, solange ich dort täglich lachen kann, sehe ich auch über die paar [Werbebanner] hinweg. Die Betonköpfe muß man also leider anderswo suchen. (Quelle F!XMBR)

Solch eine Betrachtung würde ich mir öfter wünschen und soll zeigen, dass nicht immer alles zueinander passen muss. F!XMR liest Beetlebum und hält es dennoch für falsch bei Adical mitzumachen. Ich lese beide und habe wieder eine andere Meinung zu dem Thema. Man kann nicht immer den Blog und den Blogger trennen, das will ich nicht sagen, aber Sachlichkeit und Persönlichkeit kann man immer trennen. Und den Spruch mit dem Tellerand kennt ihr auch.

Schwarz und Weiß sind wundervolle Kontraste, die die Kunst auf eine beeindruckende Weise beeinflussen. Aber Schwarz und Weiß in Diskussionen ist eine Art und Weise, die zynisch, diffamierend und schlechter als das meiste ist, was Geld anstellen kann. Es zerstört die Möglichkeit, mit Geld oder ohne, gemeinsam etwas Gutes zu schaffen, denn Schwarz und Weiß determinieren die Welt zu ihrem schlechteren. Perspektiven sind Perspektiven, auch wenn wir noch so sehr die Wahrheit darin zu entdecken glauben. Das macht nicht alles relativ, aber falsches eben auch nicht wahr.

Dies soll ein Plädoyer für die differenzierte Betrachtung sein. Gegen allgemeines Abklatschen, von was auch immer. Werbung mag man gut finden oder auch gewichtige Argumente gegen sie vorbringen, dennoch wird dadurch ein Blogger mit Werbung nicht automatisch zu einem schlechten Menschen, oder ein Werbefreier zu einem Engel. Diese Polarisierung bringt niemanden weiter, außer das Ego eines Bildschirmrevolutionärs.  Ein einziges Gegenbeispiel genügt, denn die Redewendung, dass die Ausnahme die Regel bestätigt trifft im Zusammenhang mit der Vergabe des Prädikats „wahr“ einfach nicht zu.

Klar ist es einfach sich den ersten Evidenzen hinzugeben, man hat eine Meinung und alle tanzen mit ums rote Kalb. Dann kann man auch noch mit dem Finger auf diejenigen zeigen, die nicht mit einsteigen, steigert das Gruppenzugehörigkeitsgefühl (was für ein Wort) enorm und das Leben ist schön. Aber wer den gleichnamigen Film kennt, weiß, wie sich Gruppenzugehörigkeitsgefühle und falsche Annahmen auswirken können. Schuster bleib bei deinen Leisten, der Vergleich ist misslungen, aber das kleine spiegelt sich im großen wieder. Ihr wisst was ich meine.

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