luhmann – Raue https://raue.it Fri, 11 Dec 2015 16:05:21 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.6.14 https://raue.it/wp-content/uploads/2015/11/cropped-logo-st3-32x32.png luhmann – Raue https://raue.it 32 32 Können Gesellschaften gut/schlecht sein? https://raue.it/gesellschaft/koennen-gesellschaften-gut-oder-schlecht-sein/ Wed, 13 Jan 2010 12:17:09 +0000 http://www.onezblog.de/?p=1039 Ich bin heute bei meiner Luhmannlektüre auf einen interessanten Gedanken gestoßen, der mir auch schon bei Hegel aufgefallen ist. Es geht um die Frage, ob Gesellschaften dem Code gut/schlecht unterworfen werden können, also um die Frage, ob eine Gesellschaft moralisch bewertet werden kann. Beide Denker verneinen mit dem Verweis darauf, dass Gesellschaften erst die Grundlage […]

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Ich bin heute bei meiner Luhmannlektüre auf einen interessanten Gedanken gestoßen, der mir auch schon bei Hegel aufgefallen ist. Es geht um die Frage, ob Gesellschaften dem Code gut/schlecht unterworfen werden können, also um die Frage, ob eine Gesellschaft moralisch bewertet werden kann. Beide Denker verneinen mit dem Verweis darauf, dass Gesellschaften erst die Grundlage für eine solche Beurteilung bereitstellen. Dieser Verweis auf die Ursächlichkeit bei Luhmann bzw. die Notwendigkeit in der Argumentation bei Hegel will zeigen, dass eine solche Beurteilung grundlegend falsch ist, einen Kategorienfehler begeht.

Ohnehin ist die Gesellschaft kein möglicher Gegenstand moralischer Bewertung; und erst recht wäre es absurd, diejenigen, die die moderne Gesellschaft für gut halten, deswegen für schlecht zu halten; oder diejenigen, die die Gesellschaft kritisch ablehnen, deswegen zu achten. Das sind im Grunde nur Denkfhler, die leicht zu vermeiden sind, denn die Gesellschaft als das umfassende System aller Kommunikation ist weder gut noch schlecht, sondern nur die Bedingung dafür, daß etwas so bezeichnet werden kann.

Luhmann, Niklas: Die Moral der Gesellschaft. Suhrkamp Taschenbuchverlag. Frankfurt/Main 2008. S. 265.

Bei Hegel ist es eher ein Verweis auf die logische Konsistenz, die verhindert, dass es sinnvoll sein könne, sich außerhalb der Notwendigkeit des Vorhandenseins der Gesellschaft zu stellen, um diese dann zu bewerten. Man nehme sich damit die begrifflich sowie notwendige Grundlage einer Bewertung. Einfach gesagt, fehlen die Begriffe der Beurteilung.

Diese Erkenntnis, die einige Möglichkeiten der kritischen oder politischen Theorie für sinnlos erklärt, führt aber keineswegs zur Unmöglichkeit gesellschaftliche Missstände zu benennen oder zu bewerten. Aber Gesellschaft als ganzes ist nicht zu bewerten, sondern Institutionen und Handlungen. „Ist die globalisierte Gesellschaft moralisch gut?“, ist also keine sinnvolle Frage und müsste umformuliert werden in eine Form wie folgende: „Ist die Institution Globalisierung moralisch gut?“

Man mag einwenden, dass dies keine grundlegend andere Frage ist. Aber der Fokus und somit die Grundlagen sind andere. Will man die Gesellschaft als ganze bewerten, fehlt die Grundlage, begrifflich wie kommunikativer Art. Schaut man sich die Globalisierung aber als Institution oder auch Prozess an, dann müssen die Grundlagen zunächst herausgearbeitet werden. Eine einfache Bewertung fällt somit weg und eine Differenzierung setzt ein. Es reicht nicht mehr festzustellen, dass irgendetwas schlecht ist und durchaus feststellbar ist, dass eine gewisse Institution, hier die Globalisierung, dafür ursächlich ist, sondern die Institution muss als ganzes beobachtet und erst dann beurteilt werden. Und das ohne gleich die ganze Gesellschaft in den Blick zu nehmen, denn das würde einzig zur Unmöglichkeit der Bewertung führen.

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Unbehagen am Skandal https://raue.it/gesellschaft/unbehagen-am-skandal/ Wed, 04 Nov 2009 12:52:45 +0000 http://www.onezblog.de/?p=912 Niklas Luhmann drückt im folgenden Zitat genau mein Unbehagen gegenüber politischen Skandalen aus, dieich selbst so genau nicht hätte beschreiben können: [Die Form des Skandals] zielt auf Individuen und bestätigt damit die ohnehin verbreitete Überschätzung der Bedeutung einzelner personen für das politische System. Vor allem aber sind zahlreiche, wirklich skandalöse Eigenarten der Informationsverarbeitung im politischen […]

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Niklas Luhmann drückt im folgenden Zitat genau mein Unbehagen gegenüber politischen Skandalen aus, dieich selbst so genau nicht hätte beschreiben können:

[Die Form des Skandals] zielt auf Individuen und bestätigt damit die ohnehin verbreitete Überschätzung der Bedeutung einzelner personen für das politische System. Vor allem aber sind zahlreiche, wirklich skandalöse Eigenarten der Informationsverarbeitung im politischen System gar nicht skandalfähig. Sie werden zwar als Skandale bezeichnet, können aber nicht moralische Entrüstung, sondern bestenfalls Resignation und Apathie erzeugen. Zu denken ist vor allem an die Häufung von erheblichen finanziellen fehlplanungen, die ohne Unterstellung von verschleierungsabsichten kaum verständlich sind, sowie an ebenso gravierende ökologische Unaufmerksamkeiten in bereits hochsensibilisierten Zusammenhängen. Man kann angesichts solcher Tatbestände Systemkritik treiben oder Führungspersonal zur verantwortung ziehen, kaum aber in den apparat selbst eingreifen. Von außen gewinnt man den Eindruck, daß die Verwaltungsbürokratie des Staates wie ein soziales Netzwerk konstruiert ist, dessen hauptziel darin besteht, sicherzustellen, daß nichts passiert, wenn etwas passiert.

Luhman, Niklas: Die Moral der Gesellschaft. stw 1871. S. 173.

Wenn Luhmann hier die Verwaltungsbürokratie als Ursache ausmacht, dann geht er mir noch nicht weit genug. Medien, Intellektuelle, der Stammtisch und das digitale Rauschen sehen auch immer nur zwei Möglichkeiten: entweder istd as System schlecht, schuld und überhaupt der böse Kapitalismus, oder aber die Person, die gerade der Behörde vorsteht ist der Teufel. Das ist natürlich überspitzt, denn man kann kaum so vielen sich Äußernden nur diese zwei Möglichkeiten unterstellen. gerade durch hinzunahme von blogs und überhaupt digitalen Medien scheint mir die Meinungsvielfalt weiter zu gehen. Aber dennoch wird kaum bewogen, was dnen am Apparat zu ändern wäre, was sich wie ändern lassen könnte. Person oder System müssen Schuld sein, als dritte Möglichkeit vielleicht beide. Bei jedem „Skandal“ dasselbe Geschrei. Konstruktive Kritik sieht anders aus. Und dabei darf der Fokus nicht allein auf die Verhinderung dieses Problems in der Zukunft gelegt werden, sondern es muss gefragt werden, was dazu geführt hat, dass dieses etwas passiert ist und welche Struktur dies befördert hat. Denn gerade bei Behörden ist es wohl selten das Handeln einer einzelnen Person. Nur so lassen sich Varianten dieses Skandals in der Zukunft verhindern.

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