Hesse – Raue https://raue.it Wed, 05 Sep 2007 16:10:13 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.6.14 https://raue.it/wp-content/uploads/2015/11/cropped-logo-st3-32x32.png Hesse – Raue https://raue.it 32 32 Herman Hesse wusste viel über Blogs https://raue.it/kultur/herman-hesse-wusste-viel-ueber-blogs/ https://raue.it/kultur/herman-hesse-wusste-viel-ueber-blogs/#comments Wed, 05 Sep 2007 16:10:13 +0000 http://www.onezblog.de/item/2007/09/herman-hesse-wusste-viel-ueber-blogs/ „Wir müssen bekennen, daß wir außerstande sin, eine eindeutige Definition jener Erzeugnisse zu geben, nach welchen wir jene Zeit benennen, de >>Feuilletons [Blogs]<< nämlich. Wie es scheint, wurden sie, als ein besonder beliebter Teil im Stof der Tagespresse [des Internets], zu Millionen erzeugt, bildeten die Hauptnahrung der bildungsbedürftigen Leser, berichteten oder vielmehr >>plauderten<< über tausenderlei […]

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„Wir müssen bekennen, daß wir außerstande sin, eine eindeutige Definition jener Erzeugnisse zu geben, nach welchen wir jene Zeit benennen, de >>Feuilletons [Blogs]<< nämlich. Wie es scheint, wurden sie, als ein besonder beliebter Teil im Stof der Tagespresse [des Internets], zu Millionen erzeugt, bildeten die Hauptnahrung der bildungsbedürftigen Leser, berichteten oder vielmehr >>plauderten<< über tausenderlei Gegenstände des Wissens, und, wie es scheint, machten die klügeren dieser Feuilletonisten [Blogger] sich oft über ihre eigene Arbeit lustig, wenigstens gesteht Ziegenhalß, auf zahlreiche solche Arbeiten gestoßen zu sein, welche er, da sie sonst vollkommen unverständlich wären, geneigt ist, als Selbstpersiflage ihrer urheber zu deuten. Wohl möglic, daß in dieser industriemäßig erzeugten Artikeln eine Menge von ironie und Selbstironie aufgebracht wurde, zu deren verständnis der Schlüssel erst wieder gefunden werden müßte.Die hersteller dieser Tändeleien gehörten teils den Redaktionen der Zeitungen an, teils waren sie >>freie<< Schriftsteller, wurden oft sogar Dichter genannt, abe es scheinen auch viele von ihnen dem gelehrtenstande angehört zu haben, ja Hochschullehrer von Ruf gewesen zu sein. Beliebte Inhalte solcher Aufsätze waren Anekdoten aus dem leben berühmter Männer und Frauen […]. Ferner liebte man historisierende Betrachtungen über aktuelle Gesprächsstoffe der Wohlhabenden […]. Lesen wir die von Ziegenhalß angeführten Titel solcher Plaudereine, so gilt unsere Befremdung weniger dem Umstande, daß es Menschen gab, welche sie als tägliche Lektüre verschlangen, als vielmehr der Tatsache, daß Autoren von Ruf und Rang und guter Vorbildung diesen Riesenverbracuh an nichtigen Interessantheiten bedienen >>halfen<<„

So schreibt Hermann Hesse 1943 in seinem Buch „Das Glasperlenspiel“ und meint damit die Zeit des Feuilleton Anfang des 20. Jahrhunderts. Aber ich habe mich sofort an unsere Blogosphäre erinnert gefühlt, als ich heute im Cafe Barfuß den Roman zu lesen begonnen habe. Ob das jetzt die Selbstironie oder eine Botschaft ist, deren Schlüssel erst noch wiedergefunden werden muss, sollt ihr entscheiden.

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