entscheidung – Raue https://raue.it Fri, 11 Dec 2015 16:00:25 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.6.14 https://raue.it/wp-content/uploads/2015/11/cropped-logo-st3-32x32.png entscheidung – Raue https://raue.it 32 32 Professor oder Journalist https://raue.it/leben/professor-oder-journalist/ https://raue.it/leben/professor-oder-journalist/#comments Fri, 27 Apr 2007 21:46:00 +0000 http://www.onezblog.de/?p=236 Ich habe das Gefühl wichtige Entscheidungen fällen zu müssen. Ich trage eigentlich sehr schönen Ballast mit mir herum aber er drückt dennoch. Das wird ein recht persönlicher Artikel, wer das nicht mag, kann jetzt schon wegklicken, ich will ja niemandem etwas ausdrücken. Es geht allerdings auch um dieses Blog und deshalb denke ich schon, dass […]

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Ich habe das Gefühl wichtige Entscheidungen fällen zu müssen. Ich trage eigentlich sehr schönen Ballast mit mir herum aber er drückt dennoch. Das wird ein recht persönlicher Artikel, wer das nicht mag, kann jetzt schon wegklicken, ich will ja niemandem etwas ausdrücken. Es geht allerdings auch um dieses Blog und deshalb denke ich schon, dass es von Interesse sein kann. Womöglich hat eine Entscheidung auch direkte Auswirkungen auf den onezblog.

Ich stehe vor zwei Türen und denke mich langsam entscheiden zu müssen, welchen ich betrete. Noch kann ich mich getrost im Vorzimmer, was ein gut eingerichtetes Spielzimmer ist, herumtummeln und brauche nur ab und an dort hin zu schielen. Doch das Bild passt nicht ganz, denn es ist nicht Möglich irgendwann eine Tür zu betreten und dann ist die Entscheidung gefällt. Ich muss erstmal den Schlüssel für eine der beiden Türen erarbeiten und denke nicht, genug Zeit zu haben beide Schlüssel anfertigen zu können.

Weg von dem Bild und ein wenig Klartext. Bringe ich all meine Energie und Zeit auf um das wirklich hohe Ziel Professor der Philosophie erreichen zu können oder widme ich mich dem Schreiben und versuche nach dem Studium auf eine Journalistenschule zu kommen oder ein Volontariat zu ergattern.

Mir ist heute beim Vorsingen für die Nachfolge von Professor Janich klargeworden, dass alle Kandidaten ein unglaubliches Fachwissen hatten, abgesehen ob ihre Vorträge überzeugt haben oder nicht. Sollte ich dieses auch irgendwann in die Waagschale werfen wollen können, dann sollte ich langsam mal anfangen. Ich kann dann nicht mehr so viel Zeit mit diesem Blog, Blogs und dem Internet allgemein verbringen und auch Romane sollten die Ausnahme werden. Ich muss mich der Fachliteratur widmen. Muss mich auf den Weg des Fachidioten begeben und ich fasse das Wort in diesem Zusammenhang nicht mal als negativ konnotiert auf.

Das würde aber heißen, dass ich nicht mehr sieben Blogs betreuen, Artikel für Magazine schreiben und noch diesen Blog befüllen kann. Der Tag hat nunmal nur 24 Stunden, so traurig das auch ist.

Ich will nicht sagen, den onezblog würde ich einstampfen, aber die Priorität würde sich doch stark ändern und ich würde vielleicht sagen, jede Woche ein Artikel. Ich weiß es nicht.

Jedoch hat der Beruf des Journalisten auch eine unglaubliche Magie für mich, zumal die Chancen natürlich ungemein höher sind, als Professor zu werden. Allerdings ist das kein Entscheidungsgrund, denn ich will mir sicher nicht später vorwerfen, ich hätte die einfachere Variante gewählt und nichts aus meinem Leben gemacht, weil ich zu feige war. Nein. Ich will mich nach wirklichem Interesse entscheiden, vielleicht auch nach Talent und Chancen, aber bis sich das wirklich ausgebildet hat, ist es vielleicht schon zu spät. Nich ganz zu spät, aber für die wirklich hohen Ziele, die ich nunmal abstecke. Ich brauche das zur Motivation.

Ein Luxusproblem, ich weiß, aber das macht es nicht einfacher für mich. Der erste Schritt wird sein, dass ich versuche, wieder mehr über Philosophie zu schreiben. Habe ich vor einigen Monaten einen Blog aufgemacht, mit dem einfachen Namen Philosophie² und ihn versucht auf Englisch zu schreiben, so werde ich das jetzt wieder ändern und auf Deutsch schreiben. Dabei will ich das Projekt eines englischsprachigen Blogs nicht einäschern, sondern erstmal nur auf Eis legen.

Genug des Seelenstriptease, ich will mir selbst auch gar nicht zu viel Druck machen, aber ich bin Perfektionist und kann gar nicht anders. Anders ist nur mit egal möglich und das scheint mir noch unangemessener.

Danke fürs Zuhören, das brauchte ich gerade um meine Gedanken zu ordnen.

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Wahre Liebe ist eine Entscheidung https://raue.it/gesellschaft/liebe/ https://raue.it/gesellschaft/liebe/#comments Sun, 20 Nov 2005 13:19:00 +0000 http://www.onezblog.de/?p=15 Wie soll man über die Liebe schreiben ohne nur über und mit sich selbst zu reden, wie eine Objektivität gewährleisten bei einem so starken Wort, stark für mich, für den Leser dieses Textes, für die Menschheit an sich? Ich möchte dennoch den Versuch starten, dem Geheimnis der Liebe ein wenig nachzugehen, obgleich ich doch weiß, […]

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Wie soll man über die Liebe schreiben ohne nur über und mit sich selbst zu reden, wie eine Objektivität gewährleisten bei einem so starken Wort, stark für mich, für den Leser dieses Textes, für die Menschheit an sich?

Ich möchte dennoch den Versuch starten, dem Geheimnis der Liebe ein wenig nachzugehen, obgleich ich doch weiß, Objektivität in der Liebe gibt es nicht, aber als Anregung verstanden und nicht als Wahrheit, kann dieser Text eine von mir zu erreichen versuchte Objektivität darstellen.

In diesem Text möchte ich nicht die Klischees der Liebe zerstören, es gibt davon zu viele und auch ihnen ist, wie der wahren Liebe nicht entgegentretend zu begegnen. Den Versuch eines Aufräumens mit den Gesichtern der Liebe soll dieser Text doch darstellen, dem Widersprechen von Klischees werde ich in einem anderen Kapitel unternehmen.

Liebe: Gefühl, Entscheidung oder Illusion

Liebe, ein Gefühl oder eine Entscheidung, beides oder nur eine Illusion? Letzteres kann wohl verneint werden, dafür taucht dieses Wort zu oft auf, in jedem Menschen selbst, in der Gesellschaft, in der Politik, in der Geschichte, ja sogar in der Wissenschaft. Liebe kann nicht nur eine Illusion sein, es sei denn, das menschliche Leben selbst sei nur Illusion, dem widerspricht aber mein Denken, Fühlen und Leben. Denn, angenommen das Leben und somit auch die dort sehr verquickte Liebe sei nur Illusion, gibt es doch etwas, wir Menschen, die dieser Illusion empfänglich gegenüber sind, also als unsere Realität wahrnehmen. Somit ist keine Absolutheit der Liebe geklärt, aber eine Gewissheit, der Bedeutung der Liebe für unser Leben garantiert. Über diese möchte nun schreiben.

Liebe wird meistens als Gefühl beschrieben, wir alle kennen die Metapher der Schmetterlinge im Bauch, die rosarote Brille, das Ausschalten des eigentlichen Menschenverstandes. Wir tun Dinge, die uns sonst nicht in den Sinn kommen würden, scheinen nur noch aus einem Gedanken zu bestehen, dem Gedanken an unser Gegenüber, dem unsere Liebe gilt. Unsere Gefühle spielen verrückt, die Gedanken scheinen sowohl still zu stehen als auch sich schneller zu drehen um einen Punkt, als wir es jemals für möglich gehalten hätten. Leistungen, zu denen wir uns nie in der Lage gefühlt hätten, gelingen mühelos, manches, sonst so gewohntes, wird zu unbestehbaren Prüfung.

Doch ist dieses Gefühl, das jeder von uns kennt, denn schon die Liebe, dieser kurzweilige Zustand der Verwirrung, in einem positiv empfundenen Sinne, zumindest zum Zeitpunkt des Erlebens. Ich denke nicht, dass dieses Gefühl etwas mit der Liebe zu tun hat, ich nenne es verliebt sein, es enthält die Liebe, ist eine Voraussetzung für sie, vielleicht, aber dieses Gefühl ist nicht die Liebe.

Liebe ist eine Entscheidung

Denn Liebe ist eine Entscheidung, rückgängig zu machen, ja, wie jede Entscheidung, aber niemals zu vergessen. Einmal lieben, heißt immer lieben, nicht weil ein Gewissen es fordert, weil irgendetwas dies fordert, sondern, weil die Liebe eine Entscheidung ist, und die richtigen Entscheidungen zwar umgekehrt werden können, aber dadurch nicht richtiger werden.
Ich meine damit, dass die Entscheidung zu lieben getroffen wird, meist lange nach dem das Gefühl des Verliebtseins abgeklungen ist. Dabei stellt sich die Frage nach Richtig und Falsch, wir fragen uns, ob wir diese Entscheidung treffen sollten oder nicht, sind uns der Tragkraft dieser Entscheidung bewusst und wissen um ihre Bedeutung.
In diesem Entscheidungsprozess sind wir jeglichen Wirkungen, denen ein Mensch ausgesetzt ist, unterworfen: Gefühlen, Gedanken, Logik, Freunden, Verwandten, kurz der Umwelt in der wir uns bewegen. Dadurch kann es durchaus zu einer falschen Entscheidung kommen. In dem Moment der Entscheidung zu lieben, ist es aber eine Entscheidung zum Richtigen, so wird es von der entscheidenden Person wahrgenommen. Diese Entscheidung ist somit umkehrbar, weil man erkennen kann, es war eine Entscheidung, aus den falschen Motiven. Aber sie ist aus Sicht der Person nicht vollkommen wegzuwischen, da es akzeptiert war, zur Zeit der Entscheidung, auch wenn sie möglicherweise falsch ist.

Mit dieser Entscheidung geht man alles ein, was damit zusammen hängt, Verantwortung. Für mich, meine Vergangenheit, meine Gegenwart und, wichtig, meine Zukunft. Auch wenn die Person in Zukunft diese Liebe leugnen wird, kann sie sie doch nicht als Entscheidung aus der Vergangenheit für die Zukunft, also die dann währende Gegenwart leugnen. Verneinen als Gegenwart ja, aber nicht als Entscheidung gegen die frühere Entscheidung. Die Verantwortung der Entscheidung kann nie geleugnet werden, wenn einmal die Entscheidung getroffen wurde, denn sonst war es nie eine Entscheidung, also auch keine Liebe. Der Satz, „ich bin über sie hinweg, ich Liebe sie/ihn nicht mehr“, ist also ein nicht zulässiger, entweder ich habe sie/ihn geliebt, eine Entscheidung getroffen, oder ich nicht. Der Satz müsste also richtiger Weise heißen: „Ich Liebe sie/ihn immer noch, habe mich aber aufgrund einer neuen Entscheidung entschieden diese Liebe nicht mehr zu leben, was mich meiner Verantwortung für die Vergangenheit aber nicht entrückt.“

Liebe ist eine Entscheidung
, eine Entscheidung bedeutet Verantwortung, Liebe ist also Verantwortung, nicht nur für die Gegenwart, sondern auch in Zukunft. Liebe suchen. Liebe finden.

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„Der Mensch ist die Krone der Schöpfung. Nur schade, dass es eine Dornenkrone ist.“ (Stanislaw J. Lec) https://raue.it/gesellschaft/der-mensch-ist-die-krone-der-schoepfung-nur-schade-dass-es-eine-dornenkrone-ist-stanislaw-j-lec/ Thu, 27 May 2004 13:28:00 +0000 http://www.onezblog.de/?p=9 In diesem Essay möchte ich der Frage nachgehen, ob und inwieweit der Mensch Teil der Schöpfung ist und welche Auswirkungen dies hat. Schöpfung ist ein sehr glaubensgeprägtes Wort, ich werde es hier nur unter einem denktheoretischen Ansatz berücksichtigen. Dabei werde ich die Beziehung zwischen Sein (Schöpfung) und Seele betrachten, um dann die Stellung des Menschen […]

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In diesem Essay möchte ich der Frage nachgehen, ob und inwieweit der Mensch Teil der Schöpfung ist und welche Auswirkungen dies hat. Schöpfung ist ein sehr glaubensgeprägtes Wort, ich werde es hier nur unter einem denktheoretischen Ansatz berücksichtigen.
Dabei werde ich die Beziehung zwischen Sein (Schöpfung) und Seele betrachten, um dann die Stellung des Menschen im Ganzen zu suchen und inwiefern diese mit dem Schmerz, dem Dorn, zusammenhängt.

Ist das Sein ungeworden und wird nie enden? Diese Frage zu klären, heißt auch, die Frage nach der Schöpfung und die Frage nach dem Schmerz des Menschen zu beantworten. Um eines vorwegzunehmen: Ich werde ein Gedankenmodell entwerfen, was die allgemeine Meinung über das Sein zumindest ein wenig in Frage zu stellen versucht.

Das Sein gilt gemeinhin als eleatisch, wichtig für die folgenden Überlegungen: ungeworden. Das muss aber nicht sein, es kann auch anders gedacht werden. Es gibt eine zu denkende Ebene, die höher ist als das Sein: die Ebene der Prinzipien, in der das Sein nur eines unter vielen ist. Die Prinzipien existierten ohne zu sein. Es ist zum Beispiel ein Prinzip zu denken, das besagt, dass es nur das Nichts gibt. Es bestünde also ein Prinzip, ohne dass es ist, weil nichts ist. Die Prinzipien sind also nicht vom Sein abhängig. Wenn man das hinnimmt, kann man durchaus zu der Überlegung kommen, dass das Sein geworden ist. Wodurch aber ist es dann geworden? Das Sein kann nur durch einen Fehler entstanden sein denn:

Das höchste Prinzip in der Ebene des Seins ist das Kausalitätsprinzip: Ursache und Wirkung, auf Aktion folgt Reaktion. Das Sein hat aber keine seiende Ursache, allerdings eine seiende Wirkung. Das Sein hat also schon einen Fehler in sich. Das Prinzip eines Fehlers ist das Kaos . Das Prinzip in der Ebene des Seins müsste also das Kaos zur Folge haben, das Sein müsste aus Kaos bestehen. Dem ist aber nicht so. Alles Seiende ist geordnet, perfekt im System des Seins verankert. Mit einer Ausnahme: der Mensch.

Hier kommt jetzt die Seele ins Spiel. Denn nur sie kann der Grund für dieses Kaos im Menschen sein, denn sonst unterscheiden wir uns nicht von dem Rest der Schöpfung, dem Seienden. Die Seele bringt das Bewusstsein ins Sein und das verursacht den Schmerz des Menschen:

Zum einen birgt das Bewusstsein schon ein Problem in sich: Es gibt dem Menschen die Möglichkeit zu erkennen und dafür das Werkzeug der Reflexion. Wenn der Mensch sich selbst zu erkennen versucht, tut er das mittels Reflexion. Er kann sich selbst dann zwar zum Teil erkennen, ihm ist aber auch bewusst, dass der Teil, der gerade reflektiert, auch zu ihm gehört, er ihn aber nicht erkennen kann, es sei denn er reflektiert wieder über diesen Teil, der vorher noch reflektiert hat. So kommt man in einen unlösbaren Kreislauf. Der Mensch weiß also, dass er ist, aber er weiß auch, dass er sich nie ganz erkennen wird. Dadurch entsteht ein Schmerz der Trennung, von sich selbst, aber auch eine Freiheit zur Selbstbestimmung.

Das Bewusstsein bring ein weiteres Problem mit sich: Der Mensch muss und kann sich nicht mehr unbedingt als Teil der Welt sehen. Er weiß, dass durch die Erkenntnis er der Welt gegenüber steht, er ist quasi Fremder in seinem eigenen Zuhause. Und er weiß auch, dass trotz Erkenntnis niemals diese Welt ganz zu erkennen sein wird. Dadurch wird der Schmerz des Reflexionsproblems noch verstärkt, aber auch hier entsteht erneut Freiheit: die Freiheit von der Natur. Der Mensch ist durch das Bewusstsein in der Lage, seine Instinkte zu ignorieren, und somit frei, sein Leben selbst zu gestalten. Dass dadurch wiederum Probleme entstehen und der Schmerz verstärkt wird, muss hier, glaube ich, nicht ausgeführt werden, denn ich suche ja nach der Ursache.

Wenn die Seele aber für dieses Kaos, den Fehler im Sein verantwortlich ist, ist folgendes Modell denkenswert:

Wenn das Sein durch einen Fehler entstanden ist, ist es sehr wahrscheinlich, dass es auch durch einen Fehler wieder aufhört zu existieren.
Dieser zweite Fehler könnte die Seele sein. Sie wird gemeinhin als wohlgeordnet und perfekt gedacht, kommt dann aber in die Welt des Seins und verursacht in dieser wohlgeordneten Welt das einzige Kaos, was in ihr zu finden ist. Eigentlich sollte es doch andersherum sein: Die wohlgeordnete perfekte Seele sollte das einzig Geordnete der Seinswelt sein, in welcher das Kaos herrschen müsste. Und genau deshalb könnte die Seele der zweite Fehler sein, der aus der Konsequenz des ersten aufgetreten ist, um diesen aufzuheben. Es wäre also zu denken, dass nach Verschwinden des zweiten Fehlers der erste auch aufgehoben wird. Dieser war die Grundlage des Seins zu existieren.

Bezogen auf den Menschen würde dieses Gedankenmodell bedeuten, dass er nur ist um jedes Sein zu zerstören! Wenn der Mensch nur da ist, um den Fehler des Seins „auszubügeln“, welch trübe Zukunft würde sich da auftun. Aber wenn man die Menschheitsgeschichte betrachtet, ist es nicht das Abwegigste zu behaupten, dass die Richtung dieses Gedankenmodells durchaus zu finden ist. Der Mensch hat seit seinem Bestehen immer höheren Technikstand zu erreichen versucht. Dieses Technikwissen ist allerdings zu einem beträchtlichen Maß zur Vernichtung von Menschen verwendet worden. Sein Streben ging so weit, Waffen zu bauen, die in der Lage sind jedwedes Leben auf diesem Planeten auszulöschen. Heute ist ihm das möglich. Ich will nicht behaupten, dass es realistisch ist anzunehmen, der Mensch werde sich in nächster Zeit auslöschen, aber denkbar ist es. Die technische Möglichkeit besteht. Das sollte man sich durchaus vor Augen führen.

Ein Einwand wird sein, der Mensch könne zwar sich selbst auslöschen, aber doch nicht alles Sein, diese Waffenkraft ist nicht zu denken. Aber wie oben beschrieben, könnte die Entfernung der Seelen aus dem Sein, das Ende des Seins überhaupt bedeuten.

Wenn der Sinn des Menschen also nur in der Auflösung allen Seins besteht, warum diese dann nicht beschleunigen? Ich habe aber dieses Modell nicht aufgestellt, um diese Schlussfolgerung zu ziehen, sondern um den Schmerz des Menschen zu lindern, ihm den Dorn zu ziehen. Auch wenn ich es nicht vermag, den Schmerz während des Lebens zu mindern, das gelänge nur durch die Minderung der Freiheit, so kann ich doch eine Prognose dafür abgeben, dass nach dem Tod, also der Trennung von Körper und der Seele, der Schmerz sofort vergeht. Dass dies keine neue Erklärung ist, weiß ich auch. Nach dem Tod kommt das Paradies, viele Religionen oder Philosophien arbeitet mit diesem Prinzip, ich aber sage: Nach dem Tod kommt das Nichts, was ein unendlich größerer Garant für die Aufhebung des Schmerzes ist als irgendein zu denkendes Paradies.

Ich habe aber eine plausible Erklärung gegen den Selbstmord und zur Bejahung des Lebens gegeben. Denn kämen in einem Augenblick alle Menschen auf die Idee Selbstmord zu begehen, wäre das Sein aufgehoben. Dieses Sein ist aber die einzige Möglichkeit der Seele Freiheit zu erlangen, denn im Nichts gibt es keine Freiheit.

Aus diesem Gedankenmodell muss also nicht eine trübe Zukunft folgen, sondern es entsteht eine neue Notwendigkeit sein Leben zu gestalten. Denn der einzige Vorteil, den die Seele durch die Verbindung mit dem Körper erhält, ist die Freiheit: die Freiheit von der Natur und vor allem die Freiheit zur Selbstentfaltung und –gestaltung. Die Seele bekommt also die Chance sich selbst zu definieren. Welches andere Prinzip kann das denn noch? Der Schmerz ist dafür zwar ein großer Preis, aber er ist wie die Freiheit seinsgebunden und wird verschwinden, wenn die Seele sich vom Körper trennt und ins Nichts zurückkehrt. Dort ist die Seele dann zwar ungebunden, aber auch unfrei. Es ist also nicht die Frage, ob aus dem Bewusstsein etwas gewonnen wird oder ob die Dornenkrone, die es uns aufsetzt, uns wirklich ein Dorn ist, sondern nur die Frage nach einer Entscheidung. Diese wird die Dornen in der Krone zwar nicht in Samt verwandeln, aber sie lässt uns doch zu Königen werden:

Wir können regieren statt regiert zu werden!

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