beck – Raue https://raue.it Wed, 06 Dec 2006 19:38:09 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.6.14 https://raue.it/wp-content/uploads/2015/11/cropped-logo-st3-32x32.png beck – Raue https://raue.it 32 32 Normative- und deskriptive Aussagen: Kategorienfehler vorprogramiert https://raue.it/gesellschaft/normative-und-deskriptive-aussagen-kategorienfehler-vorprogramiert/ https://raue.it/gesellschaft/normative-und-deskriptive-aussagen-kategorienfehler-vorprogramiert/#comments Wed, 06 Dec 2006 19:38:09 +0000 http://www.onezblog.de/?p=144 Ich möchte mich noch einmal auf meinen Text „Gotteslästerung! Werteverfall oder Werwandel?“ beziehen, in dem ich Beckstein einen Denkfehler vorgeworfen habe. Er hat von persönlichen Wertvorstellungen in der deskriptiven Ebene der Werveränderung gesprochen. Ich muss meinen Text aber dahingehend erweitern, dass auch mir ein Kategorienfehler derselben Sorte unterlaufen ist, bzw. ich ihn nicht entdeckt habe […]

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Ich möchte mich noch einmal auf meinen Text „Gotteslästerung! Werteverfall oder Werwandel?“ beziehen, in dem ich Beckstein einen Denkfehler vorgeworfen habe. Er hat von persönlichen Wertvorstellungen in der deskriptiven Ebene der Werveränderung gesprochen.

Ich muss meinen Text aber dahingehend erweitern, dass auch mir ein Kategorienfehler derselben Sorte unterlaufen ist, bzw. ich ihn nicht entdeckt habe in der Aussage von Beck. Ich danke Michael, mich darauf aufmerksam gemacht zu haben.

In diesem Text will ich kurz den Fehler beschreiben und meine Annahme in sofern rechtfertigen, dass ich die Position Becks in derselben Kategorie, also ohne Fehler zu verteidigen suche.

Beck meint sich in der deskriptiven Ebene zu befinden, der soziologisch beschreibenden Ebene, wenn er über den Wert Gott, bzw. Gotteslästerung spricht. Er meint, weil dieser Wert ein nicht mehr aktueller ist in der heutigen „aufgeklärten“ modernen Welt, weil er nicht mehr wichtig ist, soll er auch nicht mehr im Gesetze stehen. Damit unterläuft ihm aber ein naturalistischer Fehlschluss, vom deskriptiven „es ist so“ auf ein normatives „es soll so sein“ zu schließen. Den Begriff „naturalistic fallacy“ prägte George Edward Moore in seinem Werk „Principia Ethica“.
Beck bemerkt nicht, dass seine Forderung zur Abschaffung des Blasphemieparagraphen eine normative Forderung ist. Aus „sein“ kann nicht ohne einen Kategorienfehler auf „sollen“ geschlossen werden. Aber genau das tut er.

Dieser Fehlschluss ist mir nicht aufgefallen, weil ich eine Argumentation im Kopf hatte, die eben nicht die Kategorie wechselt, sondern im deskriptiven bleibt und somit Beckstein den Kategorienfehler begeht. Diese will ich kurz schildern.

Würde man sagen, die Bundesrepublik ist ein Staat, in dem Kirche und Staat getrennt sind, im Artikel 4 des Grundgesetzes verankert ist, dass „Die Freiheit der Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich“, dann könnte man diese deskriptive Annahm in sofern an ein sollen binden, in dem man wie folgt argumentiert:

1. Das Gesetz der Blasphemie diskriminiert den Atheisten. Deskriptiv
2. Wenn die BRD dem Grundsatz in Artikel 4 folgen will sollte sie den Gotteslästerungsparagraphen löschen. Ebenfalls deskriptiv

Das sollen, die Normativität entsteht hierbei nicht aus persönlichen Anschauungen, sondern aus dem Grundgesetz der BRD, dem auch Beckstein verpflichtet ist. Beck könnte also vollkommen deskriptiv argumentieren, den Sollensanspruch verlagern und dem Grundgesetz zuschreiben, dem auch Beckstein zustimmt. Dann werden sich die beiden auch austauschen können. Es müsste z.B. geklärt werden ob es wirklich diskriminierend ist, oder in welche Weise diese Ausgeräumt werden könnte ohne die Blasphemie aus dem Gesetz zu streichen etc.

Ob diese Argumentation richtig ist, will ich nicht beurteilen, ob wirklich Blasphemie eine Diskriminierung darstellt, will ich auch nicht beurteilen. Ich wollte nur aufzeigen, welche Fehler ganz schnell bei Äußerungen solcher Art entstehen können. Kategorienfehler.

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Gotteslästerung! Werteverfall oder Werwandel? https://raue.it/gesellschaft/gotteslaesterung-werteverfall-oder-werwandel/ https://raue.it/gesellschaft/gotteslaesterung-werteverfall-oder-werwandel/#comments Fri, 01 Dec 2006 10:30:00 +0000 http://www.onezblog.de/?p=142 Diese Meldung habe ich im Cicero gefunden und möchte ein paar Zeilen dazu schreiben. Dabei will ich gar nicht auf die eigentliche Debatte eingehen, also ob Gotteslästerung/ Blasphemie aus dem Rechtskatalog gestrichen werden sollte oder nicht. Ich will vielmehr die Worte Becksteins „erschreckenden Ausdruck eines fundamentalen Werteverfalls“ einmal prüfen. Wenn man in der Wikipedia einmal […]

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Diese Meldung habe ich im Cicero gefunden und möchte ein paar Zeilen dazu schreiben. Dabei will ich gar nicht auf die eigentliche Debatte eingehen, also ob Gotteslästerung/ Blasphemie aus dem Rechtskatalog gestrichen werden sollte oder nicht. Ich will vielmehr die Worte Becksteins „erschreckenden Ausdruck eines fundamentalen Werteverfalls“ einmal prüfen.

Wenn man in der Wikipedia einmal Werteverfall eingibt sieht man schon die Richtung auf die ich hinweisen möchte. Genau, dieser Terminus ist nicht vorhanden. Vielmehr wird man auf den Begriff Wertewandel weitergeleitet.

Warum, das wird gleich deutlich. So schreibt die Wikipedia was Wertewandel sei:

„Mit sich ändernden Denkstilen werden alte Begründungen als unlogisch, ’nur‘ religiös begründet oder nutzlos empfunden, und entsprechende Wertvorstellungen (zum Beispiel Schamhaftigkeit, Feiertagsheiligung, Nahrungstabus) entfallen im Laufe der Zeit bzw. werden neben abweichenden neuen allenfalls toleriert.“

Werteverfall ist immer synchron einhergehend mit der Bildung neuer Werte. Niemals schwindet die Zahl der Werte in einer Gesellschaft, jeder „Verfall“ wird durch Neubildung oder stärker werden eines anderen Wertes kompensiert. Den eigentlichen Werteverfall gibt es nicht. Dieses Wort kann allenfalls persönlich, subjektiv, aber niemals als Angriff auf einen anderen benutzt werden.

Es gibt zwar die Theorie von Frau Noelle-Neumann, die den Werteverfall wissenschaftlich belegt haben will, aber heute gilt diese Theorie als widerlegt. Sie versucht in ihrer Beschreibung des Wertewandels der Generation um 68 herum, einen Verfall auszumachen, indem sie die Werte wie Religion, Kirche, Normen und Autorität als unveränderliche Werte für den gesellschaftlichen Zusammenhalt konstatiert. Doch als feststehende Werte werden wissenschaftlich nur solche anerkannt, die sich wirklich nicht ändern, so wie der Wert des „nicht töten dürfens“. Zudem hat die gesellschaftliche Entwicklung seit 1968 Noelle-Neumann widerlegt.

Werteverfall ist also ein Begriff, der individuell genutzt werden kann, aber sicherlich nicht gesellschaftlich verallgemeinernd oder als Angriff auf die gegnerische politische Partei. Herr Beckstein, entschuldigen sie, dass sie als referenzobjekt von mir missbraucht wurden. Es wäre sicher ein leichtes hier eine Liste von über 100 Politikern aufzumachen, die diesen Begriff schon falsch genutzt haben. Auch wenn Herr Beckstein, vermutlich diese Liste anführen würde, gefolgt von einigen seiner CSU-Kollegen, ist das Spekulation

Für diejenigen, die jetzt frohlocken. Bitte schaut euch mal genauer die Nachrichten in der Zeitung an, es wird nicht ein Tag aufmerksamen Lesens vergehen, an dem ihr nicht auch einen Vertreter eurer favorisierten Partei mit einer ähnlich unbedachten Äußerung dieses Begriffs finden werden.

Ein Hinweis: Dieser Artikel wird noch einmal thematisiert und ich räume einige Fehler in meiner Argumentation aus: „Normative- und deskriptive Aussagen: Kategorienfehler vorprogramiert“ Bitte auch diesen text lesen, da sonst ein falsches Bild entsteht.

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