aristoteles – Raue https://raue.it Sun, 01 Jul 2007 15:22:33 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.6.14 https://raue.it/wp-content/uploads/2015/11/cropped-logo-st3-32x32.png aristoteles – Raue https://raue.it 32 32 Erfahrung ist auch nicht das Wahre https://raue.it/gesellschaft/erfahrung-ist-auch-nicht-das-wahre/ https://raue.it/gesellschaft/erfahrung-ist-auch-nicht-das-wahre/#comments Sun, 01 Jul 2007 15:22:33 +0000 http://www.onezblog.de/item/2007/07/erfahrung-ist-auch-nicht-das-wahre/ Dieser Artikel ist eine Reaktion des Artikels „red doch tacheles„. Ich habe lange überlegt, ob ich mich dazu äußern soll und mich jetzt doch positiv entschieden. Der Artikel ist interessant und dennoch lehne ich die Grundaussage entschieden ab. Warum möchte ich hier erläutert und gehe dafür in der Geistesgeschichte um etwa 2500 Jahre zurück. Denn […]

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Dieser Artikel ist eine Reaktion des Artikels „red doch tacheles„. Ich habe lange überlegt, ob ich mich dazu äußern soll und mich jetzt doch positiv entschieden. Der Artikel ist interessant und dennoch lehne ich die Grundaussage entschieden ab. Warum möchte ich hier erläutert und gehe dafür in der Geistesgeschichte um etwa 2500 Jahre zurück. Denn dieser Konflikt ist nichts neues und die Positionen sind es auch nicht. Platon und Aristoteles haben diesen Konflikt stellvertretend schon einmal ausgefochten. Und bitte lest den Artikel auf Fixmr, bevor ihr hier kommentier, denn sonst ist die Betrachtungsweise wirklich zu einseitig.

Aber zunächst einmal zum Konflikt. Oliver schreibt über die Erfahrung und das sie „echtes Leben“ überhaupt erst Möglich macht. Erfahrung verringert zudem die Möglichkeit die „falschen“ Schlüsse zu ziehen. Erfahrung lässt einen Gedanken vollziehen, die der Unerfahrene sich scheinbar nicht macht. Erfahrung bringt Vorsprung, der zu respektieren sei. Alles andere ist pubertär.

Das ist Olivers Position, natürlich von mir künstlich zugespitzt. Es muss schon so sein, dass er sich darin nicht wiederfindet, auch wenn ich stur dem Text gefolgt bin. Die Position wird allerdings relativiert, dass auch der Erfahrenste nicht Perfekt sei. Aber etwas anderes war auch nicht zu erwarten.

Ich will gar nicht direkt auf den Text eingehen, sondern stelle ein paar Fragen an den Text, die mir vollkommen dunkle erscheinen, um dann Platon und Aristoteles sprechen zu lassen.

Was meint Oliver wohl mit dem echten Leben? Gibt es denn ein, also ein echtes? Oliver ist der Aristoteles in dem Konflikt, der besagt, dass jedem Menschen ein Ergon, ein Wesen innewohnt, dass durch lernen, üben und Wissen befördert werden muss. Es gibt ein echtes Wesen/ Leben was gefunden werden muss. Aristoteles, und ich denke Oliver auch, meint mit Erfahrung nicht nur das fortgeschrittene Alter, sondern die Zeit, die auf das Ergon verwendet wurde. Wie weit ist der Mensch sich selbst schon näher gekommen.

Platon demgegenüber hält von Erfahrung nichts und von Respekt auch nicht. Seine Figur des Sokrates lässt er sich hinwegsetzen über jegliche Norm und Manier. Sokrates ist es egal ob jemand alt, jung, erfahren oder unerfahren ist. Das Wissen und die Möglichkeit zu denken wohnt dem Menschen inne und kann von jedem Menschen entdeckt werden. So entlockt er im Menon einem Sklaven die Theorie des Pythagoras. So konfrontiert er immer wieder erfahrene Männer mit ihrem Nichtwissen, welche ganz entgegen ihrer Erfahrung zu stehen scheint. Es scheint nur so, weil Erfahrung für Sokrates nichts bedeutet, wenn sie nicht genutzt wird um Wissen zu begründen.

An der Beschreibung dieser beiden Positionen, die unvollständig und bruchstückhaft ist, kann man schon ablesen, welche ich wohl präferiere. Die Position des Aristoteles ist metaphysisch. Sie geht von einem Wesen des Menschen aus, dass bis heute nicht bewiesen werden konnte. Die metaphysische Philosophie ist seit Nietzsche nahezu tot und die Argumente gegen solche starke Annahmen sind zahllos.

Platon hat einen viel bescheideneren Wissensbegriff. Sokrates weiß nicht nur um die Unmöglichkeit der Perfektion, die auch Aristoteles einräumt, er weiß, dass kein Wissen möglich ist. Das ist natürlich nicht so zu verstehen, dass überhaupt kein Wissen möglich ist, sondern nur, dass man sich seines Wissens nicht zu sicher sein soll.

Der Erfahrene hat tatsächlich einige Vorteile, so hatte er mehr Zeit zu denken, Wissen zu erlangen und Dinge zu üben. So wie Aristoteles es beschreibt. Aber Platon würde einwerfen, dass es gar nichts nutzt, wenn die intellektuelle Bescheidenheit des Wissens um das Nichtwissen nicht hinzukommt.

Wer länger lebt hatte mehr Zeit Vorurteile anzuhäufen. Er hatte auch viel mehr Zeit sich Rechtfertigungen für diese zu überlegen. Er hatte auch viel mehr Zeit seine Macht auszubauen um diese sogar zur Untermauerung seiner Vorurteile zu nutzen. Er kann Vorurteile viel subtiler unter die Leute bringen, weil er nicht mehr so pubertär ungestüm ist. Alles schlechte Möglichkeiten, die ich überhaupt nicht in Olivers Text finde.

Das heißt nicht, dass er sie nicht auch bedacht hat, aber dennoch bleibt es mir unklar, warum das nicht einmal erwähnt wird. Ein Kommentator fragt Oliver „Hast du noch nie einen 60-jährigen Vollidioten gesehen?“ und der antwortet „Selbst der größte Idiot der selbstständig lebt, kann doch nicht der größte sein, wenn er es denn packt alleine zu leben.“ Wenn das das echte Leben ist, nur zu leben, wo bitte ist dannder Vorsprung der Erfahrung?

Auch wenn ich hoffe, dass jetzt nicht das gebashe losgeht, weil ich jung bin, damit angeblich auch unerfahren, möchte ich einen kleinen Disclaimer schreiben: Ich bin 22 Jahre, studiere erst im zweiten Semester, noch keine Zwischenprüfung, wohne seit meinem 17. Lebensjahr nicht mehr bei Mutti, sondern allein. War ein Jahr allein auf mich gestellt im Ausland und habe dort Sozialarbeit in einer Romajugendeinrichtung gemacht, aber muss noch immer nicht das Geld für eine Familie verdienen, habe auch noch keine Kinder.

Was das alles mit dem Thema, oder überhaupt mit Themen und ihrer inhaltlichen Diskussion zu tun hat, ist mir eben auch ein Rätsel. Genau deshalb habe ich diesen Artikel geschrieben. Ich weiß einfach nicht, was die Erfahrung für eine Art Argument sein soll. Auch wenn ich verstehen kann, dass Oliver so mancher dumme Frage/ Kommentar vorbeugen will mit diesem Artikel. Aber taugtdie Argumentation zu mehr?

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Was ist Metaphysik? https://raue.it/gesellschaft/was-ist-metaphysik/ https://raue.it/gesellschaft/was-ist-metaphysik/#comments Wed, 21 Feb 2007 21:35:05 +0000 http://philosophie.raphael-raue.de/2007/02/21/was-ist-metaphysik/ bla

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Ein kleiner Einblick mit besonderem Augenmerk auf Kants Vorrede zur “Kritik der reinen Vernunft” (2. Auflage)

Entstanden aus einer Gruppenarbeit zum Seminar “Einführung in die Philosophie”. Ich danke besonders Michael und Eneia, die den Großteil dieses Textes geschrieben haben und mir erlauben auch die nicht von mir geschriebenen Teile zu veröffentlichen. Danke.

Immanuel Kants Wirken stellt einen wichtigen Punkt in der Entwicklung der Metaphysik dar. Da sich jedoch in den Auffassungen dieser philosophischen Disziplin im Laufe ihrer Geschichte ein starker Wandel vollzogen hat, würde die einseitige Fixierung auf einen Autor zwangsläufig ein falsches Licht werfen. Deshalb wollen wir uns dem naturgemäß schwer fassbaren Thema in Form eines – wenn auch sehr kurzen – historischen Abrisses nähern, unter Nennung einiger wichtiger Repräsentanten und mit Schwerpunkt auf Immanuel Kant.


Antike und Mittelalter

I. Aristoteles als Begründer der Metaphysik

Aristoteles wird häufig als Begründer der Metaphysik genannt. Jedoch war nicht er es, der den Begriff „Metaphysik“ selbst prägte, obwohl eines seiner berühmtesten Werke heute diesen Titel trägt. (Der Name „Metaphysik“ mag bereits in unmittelbarer Nähe Aristoteles’ entstanden sein, nachweisbar ist er jedoch erst im 1. Jahrhundert v.Chr.. Einer häufig erzählten, aber ungesicherten Anekdote zu Folge geht der Name zurück auf einen Zufall: in einer Bibliothek wurden die Schriften, die heute als „Metaphysik“ bekannt sind, hinter Aristoteles’ Physik eingeordnet und entsprechend benannt.) Unberührt davon bleibt der Gegenstand der Disziplin, die Aristoteles selbst als „Erste Philosophie“, manchmal aber auch einfach als „Weisheit“ bezeichnete: die Prinzipien und Ursachen der Dinge. Wer die Fundamentalbedingungen und das Wesen einer Sache kennt, ist ein Weiser, der gewissermaßen alles weiß (-> vgl. hierzu Leitfaden „Philosophiebegriffe“, Aristoteles). In diesem Sinne stellt die Metaphysik bei Aristoteles eine Art Universalwissenschaft dar, die im Gegensatz zu Einzelwissenschaften nicht einzelne Aspekte des Seins, sondern das Sein an sich, in seiner allgemeinsten Hinsicht, untersucht.

II. Thomas von Aquin

Für Thomas von Aquin, einen der wirkmächtigsten Theologen und Philosophen des Mittelalters, war Aristoteles unbestreitbar der wichtigste Philosoph der Antike. Entsprechende übernahm er die Vorstellung von der Metaphysik als Lehre vom Seienden als Seiendes. Absolutes Sein kommt bei Thomas nur Gott zu; alles andere hat Anteil am Sein, und zwar entsprechend seiner Wesensnatur. Dieses hierarchisch-ontologische Modell ist zugleich grundlegend für die thomasische Ethik.

Metaphysik bei Kant

Ab dem 17. Jh. wurde die Metaphysik in die Ontologia generalis und die Ontologia spezialis untergliedert. Die Ontologia generalis ist das, was heute als Ontologie bezeichnet wird und befasst sich mit dem Sein des Seienden.
Die Ontologia spezialis wird heute Metaphysik genannt und befasst sich mit der Bestimmung der metaphysischen Gegenstände: die (philosophische) Theologie mit dem Gegenstand Gott, die Kosmologie mit dem Gegenstand Welt und die Psychologie mit dem Gegenstand Seele. Dies ist die Untergliederung der Disziplinen, die Kant kannte und an der er sich abarbeitete.

Kant geht in der Vorrede zur zweiten Auflage der „Kritik der reinen Vernunft“ der Frage nach, ob die Metaphysik eine Wissenschaft sein kann und unter welchen Umständen sie zu einer Wissenschaft werden kann.
Nach Kant gerät die Vernunft in der Metaphysik „kontinuierlich ins St[o]cken“ . Die Metaphysik stellt sich für ihn lediglich als ein „Kampfplatz“ dar, der „dazu bestimmt zu sein scheint, seine Kräfte im Spielgefechte zu üben“. Da also das Verfahren der Metaphysik „ein bloßes Herumtappen“ sei, bedarf es nach Kant einer kopernikanischen Revolution . Dieser Metapher bedient sich Kant, um die perspektivische Änderung zu veranschaulichen, welche er einfordert: Während eine der vorherrschenden Schulen seiner Zeit, der Empirismus, davon ausging, dass unsere Erkenntnis sich nach den Gegenständen richtet und diese Gegenstände erkennbar wären, vertritt Kant die Position, dass wir nur Erscheinungen erkennen können. Hierfür unterscheidet Kant zwischen dem Ding als Erscheinung und dem Ding an sich. Dabei sind Gegenstände, die wir durch Erfahrung erkennen können, Erscheinungen. Mit Erscheinungen haben wir es zu tun, wo unsere Anschauungsformen von Raum und Zeit sowie die Kategorien des Verstandes mit der erfahrbaren Welt zusammenfallen. Dem gegenüber handelt es sich beim Ding an sich um das Ding, wie es unabhängig vom erkennenden Subjekt besteht. Es kann vom Verstand gedacht und kognitiv konstruiert, jedoch nicht erkannt werden, da es nicht erfahren werden kann. Somit gilt als Referenzrahmen das Erkenntnissubjekt selbst, dessen Erkenntnisleistungen von a priori vorhandenen Anschauungsformen und Kategorien abhängen. Die Gegenstände – „als Objekt[e] der Sinne“ – richten sich nach unserem Erkenntnisvermögen .
Durch diese Revolution sollte die Metaphysik nicht mehr ein bloßes Herumtappen und Kampfplatz ohne einheitliche Methode sein, sondern eine Disziplin der Vernunft, welche sich nur mit sich selbst beschäftigt und nicht mehr mit Begriffen, wie Gott, Freiheit, die keine Erkenntnisgegenstände werden können. Jedoch bildet sie die Vernunft als unbedingte Ideen. Diese sollten lediglich Postulate sein, welche nicht erkannt, nur geglaubt werden können . Während die Idee der Freiheit mit Hilfe der theoretischen Philosophie nicht zu beweisen ist, erklärt Kant sie in seiner praktischen Philosophie zur notwendigen Bedingung von Moral. Im Gegensatz zur theoretischen Vernunft produziert die praktische Vernunft keine Erkenntnis, sondern wirkt gesetzgebend, beschäftigt sich also mit normativen Aussagen.

Es sollen nun vorgreifend einige Begriffe geklärt werden, die bei Kants erkenntnistheoretischer Eingrenzung der Metaphysik eine wichtige Rolle spielen: „spekulativ“ und „transzendental“.
Kant gebraucht den Begriff „spekulativ“ nicht nur synonym zu „theoretisch“, sondern gebraucht diesen an manchen Stellen mit einem eher pejorativen Akzent: ein spekulatives Vorgehen tendiert dazu, die Grenzen der Erfahrung zu überspringen und ungesicherte Erkenntnisse anzunehmen. Daher muss nach Kant die spekulative Vernunft kritisiert und eingeschränkt werden .
Der Begriff „transzendental“ muss vom Begriff „transzendent“ unterschieden werden. Der Begriff „transzendent“ kommt auch in den Theologien vor und impliziert ein „Überfliegen“ der Grenzen der Erfahrung. Die „transzendentale“ Untersuchung hingegen analysiert die Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis. Die transzendentale Frage lautet daher: „Was sind die Grenzen von Erkenntnis?“. Die Begriffe waren zu Kants Zeit häufig synonym, aber bei Kant erhält der Begriff an manchen Stellen die oben angerissene, Bedeutung.
Die Transzendentalphilosophie, welche die Erkenntnismöglichkeiten der Vernunft untersucht, geht nach Kant der Metaphysik voraus und bildet quasi den „ganzen Vorriß zu einem System der Metaphysik“ : „Sie [die Kritik der reinen spekulativen Vernunft] ist ein Traktat von der Methode, nicht ein System der Wissenschaft selbst; aber sie verzeichnet gleichwohl den ganzen Umriß derselben, so wohl in Anschauung ihrer Grenzen, als auch den ganzen inneren Gliederbau derselben.“
Die Metaphysik wird nur dann zur Wissenschaft, wenn das Gerüst der spekulativen Vernunft mit praktischen Data (Erfahrung) a posteriori angefüllt wird . Nach Kant wird aus Denken nur dann Erkenntnis, wenn eine Rückkoppelung an die Erfahrung stattfinden kann. So findet er zu einer Synthese zwischen Rationalismus und Empirismus: Erfahrung ist zwar nötig für Erkenntnis, Kant geht jedoch nicht von der Erfahrung aus, denn das wäre lediglich Wahrscheinlichkeitswissen.
Vom Sein als Sein, Gott, dem ersten Anfang, der Unsterblichkeit der Seele und der Freiheit ist keine Erkenntnis möglich. Diese Begriffe fallen in den Bereich des Glaubens, dem das Wissen somit „Platz macht“ . Mit „Glauben“ jedoch meint Kant nicht etwa den christlichen Glauben, sondern die Moralität. Im Gegensatz zur theoretischen Vernunft, die an empirische Erfahrungen gebunden ist, ist die praktische Vernunft unabhängig von der Außenwelt; hier ist der Mensch frei zum Handeln nach selbstgegebenen, moralischen Gesetzen.
Kant will aufzeigen, worüber man etwas wissen kann und was man glauben muss. Um dies zu bewerkstelligen strebt er nach einer kopernikanischen Wende in der Metaphysik.

Mit Hilfe der Kritik soll die Metaphysik zu einer Wissenschaft werden, welche „notwendig dogmatisch [aus sicheren Prinzipien a priori streng beweisend] und nach der strengsten Forderung systematisch, mithin schulgerecht [lehrbar]“ sein soll. Die ihr zugrundeliegende Methode, welche Kant Christian Wolff (1679-1754) entleiht, umfasst die gesetzmäßige Feststellung der Prinzipien, die deutliche Bestimmung der Begriffe, eine strenge Beweisführung und die „Verhütung kühner Sprünge in Folgerungen […]

Metaphysik nach Kant

Eine umfassende Darstellung der aktuellen Metaphysik-Forschung würde den Rahmen dieses Leitfadens sprengen. Die Meinungen gehen weit auseinander, von der Forderung zur Abschaffung der Metaphysik bis zur Wahrscheinlichkeitstheorie ihrer Existenz gibt es einige aktuelle Theorien. Zwei davon möchten wir gerne in aller Kürze darstellen. Alfred Jules Ayer und Alvin Plantinga.

Ayer fordert in seinem 1936 erschienenen Buch „Sprache, Wahrheit und Logik“ die Abschaffung der Metaphysik, da er sie für unsinnig hält. Seiner Theorie nach, sei Metaphysik nicht verifizierbar und somit sei es unsinnig über sie zu diskutieren. Denn wenn jemand über Gott, als ein Beispiel der Metaphysik, spricht, sagt er nichts über einen verifizierbaren Gegenstand, anhand dessen man Argumente abgleichen könnte. Wenn er aber über nichts spräche, hätte so etwas auch nichts mehr in der Philosophie zu suchen.

Alvin Plantinga plädiert in seinem Buch „God, Feedom and Evil“ allerdings für die Metaphysik und ihre gerechtfertigte Stellung in der Philosophie. Auch wieder speziell am metaphysischen Beispiel „Gott“. Er bezieht sich darauf, dass auch in der Philosophie einige Grundannahmen getroffen werden, die nicht zu beweisen sind. So nimmt der Common Sense an, dass die Außenwelt existiert und diese eine Vergangenheit hat. Das seien basale Meinungen, auf die alle Meinungen basieren und die nicht selbst von anderen Meinungen abhängen. Basale Meinungen, sind zwar zu verteidigen gegen kritische Fragen, aber sie sind nicht zu beweisen. Die Meinung Gott existiere sei aber auch eine solche basale Meinung. Sie müsse sich zwar gegen kritische Fragen wehren – wenn sie das nicht kann, ist sie widerlegt – aber sie habe eine gleiche Stellung in der Philosophie wie die Meinung, es gebe eine Außenwelt und ihre Vergangenheit.

Die weite Spanne an Meinungen im Metaphysikdiskurs des 20. Jahrhunderts – von radikaler Ablehnung in den 1930ern bis hin zur Verteidigung der Metaphysik in den 1970ern – soll zeigen, dass man nicht von einer Entscheidung für oder gegen Metaphysik in der Entwicklung dieser Frage sprechen kann. Es gibt eine große Diskussion, ob und wie weit Metaphysik in der Philosophie vertreten sein soll, bzw. noch sein kann.

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