Die Geschichte der Menschheit ist eine Geschichte der Klassenkämpfe. Eine Geschichte von Habsucht, Geld und Machtgier und alle Opfer, alle Kriege, alles Elend gehen auf den Klassenkampf zurück. Hinter diesem groben Unfug steckt ein großer Denker, der wohl jedem Blogger bekannt sein wird, auch wenn Philosophie nicht zu ihren Steckenpferden gehört: Karl Marx.
Warum die Geschichte als Klassenkampf und Geldgier Unfug ist und was Marx und seine Gedanken mit dem Bloggen zu tun haben, möchte ich in diesem Essay aufzeigen. Die Verbindung scheint ganz einfach. Geht es doch in dieser Ausgabe des Upload-Magazins ums liebe Geld, was von vielen als nicht sonderlich lieb, sondern als der Feind angesehen wird: die Kapitalisten. Dagegen möchte ich Stellung beziehen, ohne Werbung in Blogs damit eine Lanze zu brechen. Aber dazu komme ich im letzten Abschnitt.
Karl Marx dachte, dass er die Geschichte darstellen und verändern konnte. Die Geschichte zeigte sich für ihn als eine Geschichte der Klassenkämpfe und da diese Geschichte in seinen Augen nun mal schlecht war, hieß es die Klassen abzuschaffen, um die Kämpfe zu verhindern. Das ist ja auch evident. Der Haken ist nur, er meint die Geschichte zu kennen. Wenn er die in Geschichtsbüchern festgelegte Geschichte der Kriege und Massenmorde meint, dann würde ich ihm ja folgen, aber soll das die Geschichte sein? Die Geschichte der Menschheit müsste jede Kleinigkeit eines jeden noch so kurz gelebten Menschen beinhalten und die hat eben keiner aufgeschrieben, auch evident, oder?
Marx meint also, wenn er von der Geschichte der Menschheit als Klassenkampf redet, eine bestimmte Perspektive auf die Geschichte, die einen (subjektiv) wichtigen Punkt nimmt und die Geschichte daraufhin betrachtet, Karls Perspektive, auch wenn sie daraufhin Millionen Menschen geteilt haben. Es ist dennoch eine Perspektive und zwar eine unter unendlich vielen Perspektiven. Kein Wahrheitsanspruch. Dadurch auch keine wahren Prognosen, außer durch Zufall und selbst der hat Marx Lügen gestraft.
Genug von Marx, wer mehr über den Sinn der Geschichte und dem Zynismus des deutschen Idealismus erfahren möchte, wer meine hier oberflächliche Wiedergabe der Widerlegung des Marxismus genauer nachlesen möchte, dem empfehle ich von Popper „Die Feinde der offenen Gesellschaft“. Wer erfahren möchte, was das ganze mit dem Bloggen zu tun hat, der lese weiter.
Ich erfahre eine ähnlichen Zynismus im Bezug auf Geld jeden Tag, Blogs machen da keine Ausnahme. Werbung ist der Feind, ist böse und muss bekämpft werden. Auch wenn im Netz keine realen Opfer der Revolution gemacht werden, so werden doch gute Blogs diffamiert, nur weil sie Geld mit dem machen, was sie tun. Werbung ist der Feind und man kann sich nicht vorstellen, dass ein Autor sich nicht verkauft, denn die Geschichte zeigt es ja nun mal. Da ist die Verbindung, wenn auch ein wenig konstruiert.
Die Arroganz Marx wird hier weitergeführt. Es ist eine geschichtliche Arroganz, eine psychologische, die ihren Wahrheitsanspruch allein aus sich selbst schöpft. Glaubt es oder lasst es sein, es gibt Menschen, die dem Geld nicht erlegen sind und dennoch Werbung auf ihrem Blogs schalten. Ein einziger Blogger lässt diese zynische Betrachtung zu Luft verpuffen und dennoch wird immer wieder die Gleichung aufgemacht: Geld = Schlecht, Werbung = Geld => Werbender = Schlecht.
Dagegen möchte ich hier protestieren und nicht, weil Geld gut ist, oder weil Werbung gut ist, sondern weil die Relation und unsere Wertvorstellungen entscheidend sind. Mir persönlich ist ein Blog, vollgekleistert mit Werbung, aber mit gutem Inhalt lieber, als ein werbefreies Blog, das kein bisschen weiter denkt, als von 12 bis Mittags . Aber das muss ja niemand genauso sehen.
„Content ist Trumpf unterm Strich, solange ich dort täglich lachen kann, sehe ich auch über die paar [Werbebanner] hinweg. Die Betonköpfe muß man also leider anderswo suchen.“ (Quelle F!XMBR)
Solch eine Betrachtung würde ich mir öfter wünschen und soll zeigen, dass nicht immer alles zueinander passen muss. F!XMR liest Beetlebum und hält es dennoch für falsch bei Adical mitzumachen. Ich lese beide und habe wieder eine andere Meinung zu dem Thema. Man kann nicht immer den Blog und den Blogger trennen, das will ich nicht sagen, aber Sachlichkeit und Persönlichkeit kann man immer trennen. Und den Spruch mit dem Tellerand kennt ihr auch.
Schwarz und Weiß sind wundervolle Kontraste, die die Kunst auf eine beeindruckende Weise beeinflussen. Aber Schwarz und Weiß in Diskussionen ist eine Art und Weise, die zynisch, diffamierend und schlechter als das meiste ist, was Geld anstellen kann. Es zerstört die Möglichkeit, mit Geld oder ohne, gemeinsam etwas Gutes zu schaffen, denn Schwarz und Weiß determinieren die Welt zu ihrem schlechteren. Perspektiven sind Perspektiven, auch wenn wir noch so sehr die Wahrheit darin zu entdecken glauben. Das macht nicht alles relativ, aber falsches eben auch nicht wahr.
Dies soll ein Plädoyer für die differenzierte Betrachtung sein. Gegen allgemeines Abklatschen, von was auch immer. Werbung mag man gut finden oder auch gewichtige Argumente gegen sie vorbringen, dennoch wird dadurch ein Blogger mit Werbung nicht automatisch zu einem schlechten Menschen, oder ein Werbefreier zu einem Engel. Diese Polarisierung bringt niemanden weiter, außer das Ego eines Bildschirmrevolutionärs. Ein einziges Gegenbeispiel genügt, denn die Redewendung, dass die Ausnahme die Regel bestätigt trifft im Zusammenhang mit der Vergabe des Prädikats „wahr“ einfach nicht zu.
Klar ist es einfach sich den ersten Evidenzen hinzugeben, man hat eine Meinung und alle tanzen mit ums rote Kalb. Dann kann man auch noch mit dem Finger auf diejenigen zeigen, die nicht mit einsteigen, steigert das Gruppenzugehörigkeitsgefühl (was für ein Wort) enorm und das Leben ist schön. Aber wer den gleichnamigen Film kennt, weiß, wie sich Gruppenzugehörigkeitsgefühle und falsche Annahmen auswirken können. Schuster bleib bei deinen Leisten, der Vergleich ist misslungen, aber das kleine spiegelt sich im großen wieder. Ihr wisst was ich meine.