Ich war seit Samstag letzter Woche in Weimar zum Abschlussseminar der Aktion Sühnezeichen Friedensdiesnte, mit der ich meinen Zivildienst in Tschechien gemacht habe. Am Mittwoch sind wir nach Erfurd gefahren um uns das Gelände der Firma Topf & Söhne in Erfurd anzuschauen. Wir hatten einen geführten Rundgang.

Topf & Söhne waren eine der Firmen, die die Krematorien für Auschwitz und andere Konzentrationslager geliefert hatten und an der Planung zur Vernichtung, zur Optimierung derer beteiligt waren. Die Firma wurde nach dem Krieg aufgelöst, der Vorstand, so er nicht Selbstmord begangen hat, verhaftet oder flüchtete in den Westen. Dort wurde die Firma noch einmal unter dem selben Namen aufgenommen, ging aber schnell pleite.

Was solls, den geschichtlichen Kontext fand ich ein bisschen komisch, als gäbe es nichts wichtigeres im Zusammenhang des Nationalsozialismus zu besprechen, sehen und diskutieren. Aber.

Das Gelände ist besetzt! Zwar vollkommen vergammelt, aber wunderschön besprüht. Ich habe draufgehalten, was mein Handy hergab, das war leider nicht so viel, da es die ganze Zeit geregnet hat, als wenn es keine Sonne gäbe.

Hier also einige der Graffitis, einige der Besten sind nichts geworden, zu dunkel, was auch immer. Dennnoch ist es ein kleines Kulturparadies wenn man Graffitti nicht nur als verunglimpfung der Ordnung ansieht.

Graffiti ist aber nicht nur Kunst, es ist auch ausdruck einer Lebenseinstellung und zugleich politisches Statement. Ganz gleich wie unpolitisch auch diese Scene sein mag. Ich will nicht zuviel rumschwafeln und mir den garantierten Zorn der Sprüher durch unsachkundiges Großmaultum anherziehen. Ich habe auch gesprüht, ist aber schon ein bisschen länger her, ich habe es Aufgrund mangelndem Könnens schnell gelassen. Was geblieben ist, sind Erinnerungen an adrenalingeschwängerte Nachtausflüge, das Tingeln der Dosen und das bewundern eines jeden Graffitis, was nicht nur Gegenkultur ausdrückt, sondern auch Kultur. Gestalltung statt Zerstörung. So war mein Codex, keine Häuser, nur kommerzielles und Behörden!

Kommentare

Hätte nicht gedacht, dass Du Dich für Graffitis interessierst.

Cool! Wieso hast Du wegen mangelndem Können aufgegeben? Übung macht Doch den Meister, besonders beim Writen!

ja doch stimmt schon, aber Meister, hmm… ne dafür braucht man eben auch ein bisschen Talent. Das wiederum fehlt mir gänzlich. Ausser ein paar netten Schriftzügen ist da nie was rumgekommen und das war mir zu wenig.
Du wirst sehen, einige meiner Shirts sind eben mit Schriftzügen die ich gemalt habe ersehen, beim Ersten z.B. das Cagez.

Schöne Graffitis, muss ich sagen. Als Spielegel der Gesellschaft. Da sollten die grauen Büromäuse sich mal ein Vorbild nehmen. Und vielleicht selber mal etwas kreatives leisten.