„Das Leben ist schön“ (La Vita è bella) ist ein komischer Film und zwar ganz eindeutig komisch. Das Wort „komisch“ ist so eindeutig wie das Leben. Man kann ihm zwar zwei Bedeutungen zuordnen, aber die Grenzen werden verschwimmen, egal wie sehr man den Unterschied betont. Komisch kann ungewohnt, anders heißen, aber auch lustig, erheiternd. Komisch ist schon ziemlich komisch und Roberto Benigni’s Film ist genau das.
Filmtechnisch zweigeteilt mit dem lockeren Leben und der Liebe des Juden Guidos und der gut bürgerlichen Dora in der ersten Hälfte des Films und der Zeit im Konzentrationslager, die den Rest des Films einnimmt. Doch der Film lässt sich nicht zweiteilen, auch wenn dem Zuschauer ganz und gar klar ist, dass mit dem Abtransport von Guido und seinem Sohn ins KZ der Spaß des Lebens vorbei sein muss. Er ist auch vorbei, doch „Das Leben ist schön“ will dennoch nicht den schwarz-weißen Kontrast eingehen, wie dies Schindlers Liste beispielsweise tut. Der Film bleibt komisch, denn lustig möchte ich nicht verwenden. Guido versucht seinem Sohn das Grauen des KZ zu nehmen indem er ihm erklärt, dass dies alles nur ein Spiel sei. Ein hartes Spiel zwar, aber es geht ja auch um einen super Preis: einen nagelneuen Panzer.
Auf der DVD Hülle zum Film steht Folgendes, dem ich vehement widerspreche und somit meine Überlegung zum Film deutlicher werden lasse: „Roberto Benigni meistert sicher die Gradwanderung zwischen Schrecken und Komik.“ Es ist keine Gradwanderung, der Grad ist ein riesen Feld, dass man nicht überblicken kann und Komik und Schrecken bedingen sich gegenseitig, nicht nur in diesem Film. Durch die Notwendigkeit seinem Sohn die Realität zu einem Spiel zu machen, wird erst deutlich wie brutal die Wirklichkeit im KZ war. Guido bringt in der ersten Hälfte seinem Sohn jede Menge Schabernack bei und ist dabei nie besorgt, seinem Sohn die Schwierigkeiten des Lebens nahe zu bringen; wenn auch immer mit dem ihm eigenen Witz.
Aber das KZ ist nicht mehr witzig, es ist nicht lustig, auch wenn Benigni seine Zuschauer nötigt zu lachen. Seine Komik ist hier keine Gradwanderung, sondern einzig und allein Ausdruck des Schreckens, der sich in seinem eingemeißelten Lächeln zeigt. Dass er dieses Lächeln nicht mehr verliert, bis zu seinem Tod, durch Erschießen, zeigt meiner Meinung nach nicht den Humor, den er sich bis zu letzt behalten hat, sondern nur, dass er sich der Realität so weit entzogen hat, bis es auch für ihn zu einem Spiel geworden ist. So lange, bis er selbst seine eigenen Notlügen angefangen hat zu glauben. So lange bis Komik nicht mehr das Leben einfacher, schöner werden lässt, sondern für Guido und seinen Sohn das Leben nur noch mit Komik zu bewältigen ist. Komik ist kein Beiwerk mehr, Komik ist Überlebensstrategie.
Ein Überlebender, ich weiß leider nicht mehr wer, hat über Auschwitz gesagt, dass es alles von dir nimmt, was dich jemals als Mensch hat fühlen lassen und nur das zurück lässt, wessen du dich bedienen kannst, aber was so weit weg ist, dass du dich auch weit weg fühlst.
Dieses Etwas, kann Schrecken sein, Brutalität, Angst oder Grauen. Es kann aber auch ein Lächeln sein und diesem Lächeln entspricht keine Menschlichkeit.
Doch ein Leben nach Auschwitz sagte der Selbe, sei wie ein Schmelzen dicken Eises. Als erstes taut das auf, was dich dort hat überleben lassen und als letztes taut man selbst auf. Guidos Lächeln kann nicht wieder auftauen. Guido ist tot.