Das ist die Antwort auf meine kritische Mail, die ich in dem Beitrag „Truploli III – Skepsis“ veröffentlicht habe. Sehr positiv ist mir aufgefallen, dass nach dieser Mail noch eine weitere Mail von Johannes gekommen ist, die besagt, dass die problematische und nicht unbedingt faire Passage in den teilnahmebedingungen gestrichen wurde, hier schreibt Johannes noch, dass sie drüber nachdenken werden. Aber jetzt die Mail, die viele, aber nicht alle fragen beantwortet.
Hallo Raphael,
wirklich vielen Dank für Deine Mail. So sehr gemeckert finde ich das gar nicht. Das ist doch äußerst konstruktives Feedback.
Was die Teilnahmebedingungen anbelangt, danke. Ich sehe Deinen Punkt und wir werden da nochmal drüber nachdenken. Nur leider können auch wir die aktuelle Gesetzeslage des Urheberrechts nicht ändern und sind von ihr zu einigen Vorsichtsmaßnahmen gezwungen. Ob wir das nun gut finden oder nicht, steht auf einem anderen Blatt. Aber wir müssen uns dran halten.
Was wollen wir mit den Videos? Wir wollen sie ins Netz stellen, in der Hoffnung, dass sie Menschen ansprechen, bei Trupoli mitzumachen. Und dass sie weitergeschickt werden, und wieder mehr Menschen ansprechen, bei Trupoli mitzumachen. Der für mich entscheidende Punkt ist der: Wenn Trupoli politisch was bewegen kann, dann nur, wenn möglichst viele mitmachen. Deshalb muss ich möglichst vielen auf möglichst spannende Weise davon erzählen. Insofern ist das, was Du „Mitgliederfang“ nennst, ganz entscheidend für den politischen Erfolg von Trupoli.
Glauben wir wirklich, die demokratischen Strukturen aufbrechen zu können? Ob wir sie aufbrechen weiß ich nicht, und wenn würde ich den undemokratischen Teil aufbrechen wollen, nicht den demokratischen. Im Ernst: Wir glauben, dass wir die Demokratie und Politik verändern können. Dein Punkt mit der Parteien Oligarchie beschreibt den Zustand ja ganz treffend, auch wenn ich es anders formulieren würde. Es bleibt dabei: Die Parteien haben sich mit ziemlich undurchsichtigen Strukturen zwischen das Volk und die Regierenden gestellt. Ähnliches gilt für die Massenmedien. Ich will das gar nicht mal pauschal verurteilen, es ist enorm schwierig, Politik und politische Kommunikation in einer 80 Millionen Republik zu betreiben. Aber es ist ein Problem der modernen Demokratien, und das Internet kann bei dessen Lösung helfen. Denn hier kann sich jeder äußern und seine Meinung zumindest theoretisch jedem anderen kundtun. Nur gibt es dann im Extremfall 80 Millionen Meinungen, durch die auch keiner mehr durchblickt. Um etwas bewirken zu können, geht es also vor allem darum, diese Meinungen zu kanalisieren. Genau das will Trupoli. Das Internet bringt die Menschen wieder näher zusammen, und die Strukturen, die sich dort grade entwickeln, schaffen Transparenz und Übersicht. Das ermöglicht dann eine viel bessere Kommunikation zwischen Politik und Bürgern. (Aus dieser Idee der direkten Kommunikation kam auch der Vergleich zu den Polis).
Warum haben wir mit den Parteien gesprochen, sie ins „Boot“ geholt: Ich halte es für ganz wichtig mit den Parteien zu sprechen. Es wird kaum möglich sein, mehr Demokratie gegen sie durchzustezen, sondern nur mit ihnen. Wie auch immer Du oder ich zu ihnen stehen, sie haben erstens einen Verfassungauftrag, an der politischen Willensbildung mitzwirken, und sind zweitens ein ganz entscheidender (und mächtiger) Bestandteil der Politik in Deutschland. Wir wollen den Parteien nichts böses, wir wollen sie nicht abschaffen. Trotzdem wird Trupoli sie verändern: Wenn unsere Bewertung (siehe unten) zeigt, dass bestimmte Ideen in der Bevölkerung nicht gut ankommen, wird es schwieriger, sie durchzusetzen. Ein Politiker kann, mit guten Bewertungen bei Trupoli, sich zukünftig besser gegen seine Partei positionieren, wenn er die Bevölkerung hinter sich weiß. Das macht Parteien transparenter, vielfältiger und durchbricht bestehende Seilschaften.
Was tut Trupoli konkret: Wir schaffen eine Bewertungsplattform, in der Aussagen von Politikern erst von den Beutzern eingestellt und dann bewertet und diskutiert werden können. Der Fokus liegt dabei sicherlich auf der Bewertung. Das hat den ganz großen Vorteil, dass es den großen Teil der Bevölkerung mit einschließt, der Bloggen, Forumsdiskussionen oder andere Formen der politischen Betätigung zu aufwendig findet. Wobei durch Kommentarfunktionen und Forum auch das möglich wird. Diese Bewertungen werden zusammengefasst dargestellt und der Politiker, aber auch seine Gegner, seine Befürworter, Medien und wer auch immer können ablesen wie diese Aussage bewertet wird. Und wie gesagt, je mehr mitmachen, desto sinnvoller und aussagekräftiger ist diese Bewertung. Das verbinden wir mit einer Community, die den Austausch der Menschen untereinander anregen soll. Damit schafft Trupoli (und damit meine ich nicht uns, sondern die Menschen, die bei Trupoli mitmachen) Transparenz durch Dokumentation von politischen Aussagen, eine Bewertung der aktuellen politischen Debatten und eine Einordnung, welche Themen die Menschen wirklich interessieren.
Ich hoffe, das beantwortet Deine Fragen, und wenn Du noch Rückfragen hast, beantworte ich die auch noch gerne. Bin auch per Telefon (XXXXXXXXX) zu erreichen, oder per skype (XXXXXX), ist vielleicht einfacher für Dich, dann kannst Du eventuelle Antworten einfach aus dem Messenger kopieren). Du kannst das hier gerne online stellen, solltest Du es kürzen, würde ich Dich bitten es mir nochmal kurz zu zeigen.
Viele Grüße,
Johannes
Kommentare
Warum haben wir mit den Parteien gesprochen, sie ins “Boot” geholt: Ich halte es für ganz wichtig mit den Parteien zu sprechen. Es wird kaum möglich sein, mehr Demokratie gegen sie durchzusetzen, sondern nur mit ihnen…..J. Zumpe
Das ist eben die Frage. Ob man da den Teufel nicht mit dem Beelzebub austreiben will….
Das „mit den Parteien“ ist eine Begrenzung, die ich für unnötig und sogar kontraproduktiv halte. Dabei plädiere ich keineswegs gegen die Parteien, sondern eher für ein „ZU“ zu wirklich neuen Gesellschaftsmodellen. Der Glaube, „mehr Demokratie“ nur mit den Parteien zu erreichen, ist geradezu eine Falle. Eine Site wie Trupoli, welche den Anspruch hat, sozusagen die Welt zu verändern, kann und darf sich nicht an bestehenden Zuständen orientieren und sich von diesen beeinflussen lassen. Das ist eine „rationale“ (so wie der Begriff heute verstanden wird) – also begrenzte) Vorgehensweise, die nur zu Kompromissen führt und Kompromisse sind gewissermaßen der Anfang vom Ende (der Unabhängigkeit).
Aber mal sehen… Wenn Trupoli funktioniert, müsste die Mehrheit der Politiker doch sofort abtreten. Das Beispielvideo von Kindern im Videocontestblog, die Politiker interviewen, spricht wirklich Bände – und nicht nur in Bezug auf das Internet.
Werden wir von Kretins „regiert“?
Sind wir dann selber Kretins?
Im Bezug auf die Parteien finde ich Johannes Argumentation stichhaltig. Sicher ist dann der PR-Spruch mit der Weltverändern nicht sonderlich stichhaltig, aber eine neutrale Plattform, die Trupoli sein will, muss die Parteien ansprechen, auch wenn sie nicht mit ihnen ins Bett muss. Dabei wird sicher kein Systemwechsel oder sonstwas von manch einem gewünschtem herauskommen, aber vielleicht macht es das besser, was wir haben und darin sind die Parteien nunmal verpflichtet zu regieren, das ist ein Verfassungsauftrag.