Ich lese die Blogbar und halte sie für eine Institution in „der“ Blogosphere, wenngleich ich oft eine wirklich grundlegend andere Meinung habe als die in der Blogbar vertretene. Ich lese nicht alles und kommentiert habe ich dort auch noch nicht. Ich möchte mich dem Kommentar-Tourismus einfach nicht anschließen. Es gäbe sicherlich viel an der Art von Don Alphonso zu kritisieren. Das sehe ich aber nicht als meine Aufgabe an, warum auch. Diesen Artikel schreibe ich weder über ihn, noch über die Blogbar. Ich schreibe über Kritik und ihrer Berechtigung. So ist der Plan.

Aufhänger ist der neueste Artikel „Noch ein Fazit“ oder eher die Kommentare dazu. Dort wird, auf sehr unsachliche Art und Weise nach der Berechtigung der fortwährenden Kritik von Don Alphonso gefragt:

Oh man du musst echt ne schwere Kindheit gehabt haben, wie kann man so vergrämt sein … gib es eigentlich noch Momente in deinem leben wo du fröhlich sein kannst, hast du schonmal gelacht … ich meine herzhaft.

Und bitte, nicht die Kinder anschreien wenn sie auf dem Hof Fußball spielen, es sind Kinder … “ /hier

Das ich auf diesen persönlichen Kommentar nicht eingehen werde versteht sich von selbst. Die Frage dahinter hat aber schon ihre Berechtigung. Ist immer fortwährende Kritik richtig? Muss nicht der Kritiker nicht selber Vorschläge zur Verbesserung machen? Ist Kritik überhaupt angebracht?

Ich möchte gleich meine Meinung deutlich werden lassen. Kritik so wie sie in dem Kommentar oben aufgefasst ist halte ich für falsch definiert. Kritik wird als destruktiver Moment aufgefasst und nur als solcher. Kritik hat in dieser Definitionsweise nur eine Berechtigung, wenn sie etwas noch schlechteres als die Kritik selbst aufdecken kann. Und das halte ich für falsch.

Kritik ist nicht immer positiv, sie kann durchaus unangebracht sein. Vor allem wenn sie persönlich motiviert ist und keine Gründe angibt. Argumentativ begründete Kritik ist aber ein positives Werkszeug, was einem Gegenvorschlag ebenbürtig ist. Eine gut geführte Kritik hebt die guten Argumente einer Meinung hervor und zeigt die Fehler auf. Damit ermöglicht sie das Überdenken einer Meinung, die Modifikation oder im äußersten auch das Fallenlassen einer Meinung. Es ist eine positive Auswirkung von Kritik eine als falsch enttarnte Meinung los geworden zu sein. Kritik ist zwar im ersten Moment destruktiv, allerdings um die Möglichkeit der Verbesserung überhaupt erst zu ermöglichen.

Kritik ist wichtig, so man weiter kommen möchte. Man muss Kritik nicht annehmen, wenn man gute Gründe für die Meinung oder aber auch gegen die Kritik vorbringen kann. Kritik baut auf, so man sie annimmt. Kritik kann aber auch Meinungen stärken, wenn man sie nicht annimmt und gute Gründe dazu hat.

Ich habe im ersten Satz die Blogbart eine Institution genannt, die ich für die neue Medienlandschaft als wichtig und weiterbringen empfinde. Ich bin oft nicht der Meinung von Don Alphonso. Man kann ihn mögen, oder nicht. Das ist egal. Seine Kritik ist wertvoll und sei es nur um die eigene Position zu stärken. Nein man muss ihn nicht lesen, denn man kann auch anders den Weg weiter gehen. Wer aber von ihm kritisiert wird tut gut daran sich zumindest mit der Position auseinander zu setzen.

Ach ja, ich würde mir auch ab und an einen nicht kritischen Artikel auf der Blogbar wünschen, aber was hat das mit den kritischen Artikeln zu tun?

Nichts.

Kommentare

"Kritik kam über das französische critique (ursprünglich griechisch κριτική [τέχνη], kritiké [téchne], „die Kunst der Beurteilung, des Auseinanderhaltens von Fakten, der Infragestellung“, von altgriechisch kritein, „[unter-]scheiden, trennen“) ins Deutsche."

was ich bei blogbar beobachtet habe, in der kurzen Zeit, in der ich Leser war, war keine Kritik. Inhaltlich denke ich ähnlich, wie der oben zitierte Kommentar, und irgendwo hab ich das, in ähnlicher Weise, auch schon mal gesagt.
Wer alles, aber auch wirklich alles, nur negativ betrachten kann, dem fehlt ja offensichtlich die Fähigkeit, etwas zu kritisieren. Kritik bedeutet für mich, die positiven und negativen Aspekte gegen einander abzuschätzen und abschließend ein Fazit aus der Gegenüberstellung zu ziehen. So etwas habe ich bei blogbar nie gesehen, aber ich war auch, wie gesagt, nur kurz Leser, und mittlerweile ist das aus meinem RSS Feed wieder verschwunden.
Statt Kritik fällt mir zu blogbar eher der Begriff "Polemik" ein, ich persönlich bin der Meinung, auf so eine Seite kann man verzichten. (Allerdings kann man meiner Meinung nach auf einige Seiten verzichten, die komischerweise in den Charts ganz oben stehen. Ich bin aber auch der Meinung, auf die Bild-Zeitung könnte man verzichten. Nur, weil die Masse etwas gut findet, wird es noch lange nicht gut)
Ich muss allerdings einräumen, dass ich mich nicht ausführlich mit der blogbar befasst habe, und mein kurzer Einblick mich eigentlich nicht zu einer sinnvollen Kritik im eigentlichen Sinn des Wortes befähigt.

…um mal "Kritisch" -oder in diesem Fall besser: diskutierend- weiterzuspinnen: Ich vermute mal, sooo weit weg sind wir von einander nicht (mist, jetzt ist das kritische dem Konsens gewichen)…
Aber mal ernsthaft: Ich habe keinesfalls etwas gegen Kritik. Wegen mir kann man das evtl. auch laut tun. In vielem bin ich wahrlich nicht der "gängigen Blogbar-Meinung" und ich finde auch -trotz manchmal eigenen ähnlichen Polemikmethoden-, dass einiges überzeichnet/überzogen ist, aber dennoch bedient das ein gewisses Spektrum.

In Sachen "Meta": Ich hab nix gegen die Metadiskussionen. Ganz und gar nicht. Aber in vielen Teilen des deutschen Blogistan geht es eben nicht um Text sondern um Meta (sprich: Es geht nicht darum einen guten Text zu verfassen -wie, ohne schmeicheln zu wollen, diesen hier- sondern nur um persönliches Kleinhickhack). Kritik…ja gerne doch. Nur wünsche ich mir das halt irgendwie manchmal in gewissen Bahnen (will heißen, dass man nicht die Manieren an der Tür abgibt….aber das trifft nun auf sämtliche Lebensbereiche zu)
Natrülich geht es vielleicht nicht vorrangig darum, ernstgenommen zu werden, aber dafür gibts zu viele, die sich selbst viel zu ernst nehmen, sagt ein

purer Spaßblogger

David, ich denk nicht, dass Don alles nur schlecht findet in dieser Welt, aber selbst wenn, dass muss er mit sich ausmachen und geht uns eigentlich nichts an. Es geht um seinen Blog. Ich vertehe, dass man den Blog ob seiner Polemik nicht liest, denn die hat mit positiver Kritik wirklich nichts zu tun. Aber die Artikel auf der Blogbar sind nicht nur polemisch, sondern auch gut recherchiert und mit Hintergrundwissen untermauert. Ich will den Don gar nicht verteidigen, um ihn geht es mir auch gar nicht, sondern darum, dass Kritik doch endlich mal als etwas Positives angesehen wird.
Gorillaschnitzel, danke für das Lob. Ich stimme dir zu, wollte den Aspekt oben mit einbringen, mich aber zu kurz gehalten. Natürlich ist Kritik, wenn es nur darum geht zu kritisieren, keine positive Eigenschaft. Meta nur um Meta zu sein auch nicht. Es ist wie der Skeptiker und die Methode des Skeptizismus, wie sie z.B. Descartes anwendet. Ihm geht es nicht darum in alle Ewigkeit an allem zu Zweifeln, sondern alles Zweifelhafte abzulegen um das Unbezweifelbare zu finden und darauf aufbauend etwas neues zu entwickeln. Danke für die erweiterung meines Artikels. Und mir geht es auch in erster Linie um Spaß, aber da sage ich mir wirklich, wenn sich jemand an irgendwas so richtig reiben möchte, bitte, solange er mir den Spaß nicht verdirbt und lesen muss ich niemanden.

Das was du anstrebst, nennt man neudeutsch "konstruktives Feedback" , ist als Methode bei einigen Lehrern schon in der Schule angekommen und wird praktiziert, ich denke, das zu lernen ist sinnvoll.

Ich stelle leider auch immer wieder fest, dass viele Menschen mit Kritik, selbst wenn sie konstruktiv und begründet sein sollte, nicht klarkommen. Die meisten fühlen sich angegriffen. Leider, denn ich kritisiere oft und gerne, weil ich mich selbst auch über Kritik anderer freue, nur wenige Menschen sehen das genau so. Wenn ich etwas tue, möchte ich Feedback, egal ob positiv oder negativ. Jeder halbwegs intelligente Mensch sollte stets daran gelegen sein, sich selbst zu verbessern, Kritik ist dabei ein sehr wichtiger Punkt, den die Wenigsten können sich selbst objektiv beurteilen.

Nebenbei: Entschuldigt in meinem ersten Post die verrückten Zeichen. Hab das Zitat aus wiki kopiert, hab nicht an die Sonderzeichen gedacht.

Es gibt auch Situationen, in denen selbst gutgemeinte Kritik ziemlich nervig und dadurch letztlich unproduktiv, ja sogar destruktiv sein kann. Ich kenne zum Beispiel kaum was Schlimmeres als Beifahrer, die meinen sie müssten permanent den Fahrstil des Fahrers korrigieren. Irgendwann geht das einem so auf die Nerven, dass man schon anfängt Fehler zu machen, die einem sonst nie unterlaufen würden. Ich selbst muss mir eingestehen, dass ich in solchen Fällen auch gerne mal vernichtende „Kritik“ am Beifahrer übe um dem ganzen ein Ende zu machen. Aber das ist hier nicht von Belang.

In Bezug auf die Diskussion kann ich mich nur der Meinung eigentlich aller anschließen, dass konstruktive Kritik für den Kritisierten sehr wertvoll sein kann. Ich halte nur die Kunst wirklich in der Form Kritik zu üben für viel schwieriger als es häufig den Anschein hat. Hinter der ach so gutgemeinten Kritik steckt allzu oft doch nur die Botschaft: Ich bin besser als du. Den Menschen fällt es schwer wirklich nur über Inhalte zu reden und nicht ihrem inneren Drang nach Profilierung zu folgen.

Auf der anderen Seite hat der Mensch unterbewusst ein sehr gutes Gespür für derart Machtspiele, so dass der Empfänger der Botschaft spürt, was wirklich gemeint war. Er reagiert dann meist sehr abweisend oder gar beleidigt. Ohne zur Erkenntnis zu gelangen, weswegen er eigentlich diese Reaktion zeigt und wie wenig das doch mit dem vorgeschobenen Objekt der Unterhaltung, der Kritik an etwas, zu tun hat. Das Gespür für derart zwischenmenschlicher Projektion reicht soweit, dass nicht nur das gesprochene Wort, unterstützt durch Gestik, Mimik und Stimmlage, sondern auch lediglich geschriebene Zeilen sehr großen Aufschluss über die eigentlichen Motive des Autors geben.

Bei all den Lobliedern auf die Kritik und dessen Vorteile, muss man vorsichtig sein, dass man nicht eher dazu einlädt, dass Klima zu verpesten. Konstruktive Kritik gerne, aber ich will den sehen, der es wirklich schafft eine umfassende Auseinandersetzung mit einer Kreation eines anderen Menschen abzuliefern, die nicht gefärbt ist von stinkendem Eigenlob. Das sind nur die aller wenigsten. Und für uns andere heißt das, dass wir uns darin üben sollten. Wenn wir das in der Praxis tu müssen, dann sollten wir wenigstens keine hohen Erwartungen an die Ergebnisse stellen.

Entscheidend sind die Motive. Das Gute birgt Schätze.

Es gibt Firmen, da gehört es zur Personalführung, dass kosntruktive Kritik geäußert wird, es sind meist die erfolgreicheren Unternehmen.

Die Schwierigkeit besteht sicher darin, die Schätze entsprechend als Schätze darzustellen und zu formulieren und nicht als Eigenlob stinken zu lassen, also auf gar keinen Fall: Du hättest, ich hätte …. wie ich es dann fomulieren muss, hängt sicher auch entscheidend vom anderen ab und meinem Verhältnis zu ihm.

also, was ich dazu sagen kann, um bei dem blogbar – donalphonso beispiel zu bleiben. er selbst ist leider nicht kritikfähig. in keinster weise. mir ist aufgefallen, dass kritische kommentare, die ihm selber nicht gefallen rigoros weggelöscht werden (meißtens mit dem kommentar, es seien mal wieder maulwürfe am werk), was aber leider oftmals, was man an meinem beispiel sieht, völliger quatsch ist. es ist wohl eher so, dass speichelleckerei eindeutig bevorzugt wird. das erklärt auch, warum sich (fast) ausschließlich kommentatoren zu den artikeln finden, die herrn alphonso nach dem mund reden. ich persönlich finde das sehr schade, da eine vielfalt an meinungen (insofern sie sachlich artikuliert werden) nur förderlich für eine diskussion sein können. dies scheint der gute wohl nicht verstanden zu haben, es wirkt auf mich eher so, als ob er angst habe entlarvt zu werden. der große kritiker, der panisch alles weglöscht was ihm widerspricht….auch ein schönes bild.