Lass die Leute reden und lächle einfach mild
Die meisten Leute haben ihre Bildung aus der Bild
Und die besteht nun mal, wer wüsste das nicht
Aus Angst, Hass, Titten und dem Wetterbericht
Ich habe seit Anbeginn meines Daseins als bewusster Musikhörer eine starke Abneigung gegen die Musik der Ärzte. Doch dieses neue Lied Lasse Reden brennt sich selbst bei sporadischen Hören in den Kopf. Die Zeilen oben stammen aus diesem Lied und sollen mir nicht den Aufhänger einer mehr als unqualifizierten Musikkritik dienen, sondern das Thema aufgreifen, das diese Strophe mit dem übrigen Lied verbindet: die Leute und ihr Gerede. Reden wir doch einmal darüber, worüber wir reden. Nicht auf nachbarschaftliches Gezeter bezogen, sondern auf Politik und Gesellschaft.
Denken wir halb Intellektuellen denn wirklich so besonders anders sei unsere Medienbildung gestaltet? Nur weil die Titten und Paris Hiltons durch die Chancen Angela Merkels mit ihrer neuen Frisur bei der nächsten Bundestagswahl ersetzt werden? Weil Angst und Hass durch Statistiken und Leitkulturdebatten eben anders ausgelebt werden, hätten wir den besseren Durchblick?
Ja wir reden, eloquent und durchaus „gebildet“ über wirtschaftliche Entwicklungen, Fehler der Politik in Umweltfragen, geben unsere Meinung zu Reformen aller Art zum besten und wiederholen dabei dennoch meist eine Mischung der Berichte aus FAZ, Welt, Sueddeutsche und dem ach so genau Bescheid wissenden Kollegen der da und dort war udn das und jenes berichtet hat.
Wenn wir ehrlich sind, dann ist unser Wissen über die Welt doch ungemein beschränkt, oder traut sich wirklich jemand zu etwas über darüber zu wissen, was in Georgien vor sich gegangen ist? Denkt hier wirklich jemand, er durchschaue diese ganze Propagandaschlacht? Ich tue das nicht und merke bei jedem größeren Konflikt aufs Neue, wie abhängig wir von Informationen sind um Politik gestalten zu können und wie wenig Möglichkeiten wir doch haben diese durchsichtig zu gestallten oder zu überprüfen.
Ich will hier nicht pessimistischer sein, als unbedingt nötig, aber es nervt und frustriert einerseits von Heiopeis umgeben zu sein und selbst des öfteren auch einer zu sein, die meinen, zu Wissen, was diese Welt braucht, ohne auch nur einen minimalen Bruchteil der Vorkomnisse in ihr zu kennen und andererseits zu wissen, dass Politik ohne solche Heiopeis gar nicht mehr Möglich ist, weil es eben solche Selbstüberschätzer geben muss um überhaupt noch jemanden wählen zu können.
Ich könnte mich jetzt in Beispielen verrennen oder diese Hingerotzten Gedanken einfach so stehen lassen, da gerade keine Lust habe, so ganz bewusst mir selbst argumentativ die Zunge abzubeißen, belasse ich es bei diesem Ende und lege diesen Artikel gedanklich als Entschuldigung dafür ab, so ungemein wenig über Politik zu schreiben, nachzudenken und mich im letzten Jahr eher mit Gerede beschäftigt zu haben. Weiß nicht ob sich das ändert, oder gar ändern sollte.