Relativ kurz nach so einem Spiel in die Einzelkritik zu gehen, verspricht zwar nicht allzu objektiv zu werden. Dennoch will ich es versuchen:
Jens Lehmann:
Insgesamt keine überzeugende Leistung. Wie bereits im ersten Spiel kam es zum ein oder anderen Missverständnis mit seinen Vorderleuten, wenn er bei hohen Bällen aus dem Tor kam. Beim ersten Tor aber chancenlos und auch beim zweiten, dadurch, dass der Ball von Außen sehr unglücklich abgefälscht war, gab es wohl wenig bis gar nichts zu halten. Die Versuche die Defensive verbal zu dirigieren waren gut gemeint, aber offensichtlich wirkungslos.
Per Mertesacker:
Beim ersten Tor steigt er völlig unerklärlich nur halbherzig zum Kopfball hoch und verpasst daher einen Ball, den er hätte klären können. Von daher in dieser entscheidenden Szene nicht ganz unschuldig. Ansonsten durchaus mit einigen gewonnenen Zweikämpfen. Für mich defensiv noch der beste Deutsche in einer allgemein chaotischen Hintermannschaft, da er besonders bei den vielen hohen Bällen, die in den deutschen Strafraum regneten, regelmäßig gut geklärt hat.
Christoph Metzelder:
Mit dem schwer berechenbaren Angriffsspiel der Kroaten und dessen einziger nomineller Spitze Olic überfordert. In der ersten Halbzeit aber einmal in einer gefährlichen Szene hervorragend zur Ecke geklärt. Zu schlechte Zweikampfbilanz für einen Innenverteidiger, daher eine schwache Leistung.
Phillip Lahm:
Knüpfte in der ersten Halbzeit offensiv an das Spiel gegen Polen an. Soll heißen, es gab nicht viel von ihm zu sehen. Drehte dann aber in der zweiten Hälfte auf und brachte, zumindest im Vergleich zu seinen Mitspielern, einige gute Flanken in den gegnerischen Strafraum. Defensiv und im Spielaufbau kann man allerdings von einem Spieler seiner Klasse deutlich mehr erwarten.
Marcell Jansen:
Desolate Leistung auf seiner linken Abwehrseite. Zu Recht in der Halbzeit ausgewechselt.
Michael Ballack:
Mit das schlechteste Spiel, das ich je von ihm gesehen habe. In schlechten Spielen ist Ballack sonst meist unauffällig, aber heute war er auffällig schlecht. Hohe Fehlpassquote, schlechte Zweikampfbilanz und kaum Akzente nach vorne. Konnte seine Aufgabe, die Mannschaft zu sortieren, zu keiner Zeit erfüllen. Weniger reden! Mehr spielen!
Torsten Frings:
Wie Ballack ließ auch Frings seine strukturierende Wirkung im Spielaufbau und in der Rückwärtsbewegung vermissen. Im allgemein schlechten Mittelfeld, wohl der mit den wenigsten Fehlpässen (nur ein Quote von gefühlten 50%). Dass er den Weg nach vorne nicht macht, ok. Aber den Weg nach Hinten muss er gehen.
Clemens Fritz:
Kein Vergleich zum Spiel gegen Polen. Durchaus nicht unbeteiligt am Chaos im Spielaufbau und in der Defensive. Auch am ersten Tor nicht unschuldig, da die Flanke von seiner Seite kam und er sich, ohne dass es zwingend notwendig war, nach Innen orientiert hat und damit seinem Gegenspieler viel zu viel Platz ließ. Offensiv mit Problemen, sobald die Räume eng werden.
Lukas Podolski:
Seine überragende Schusstechnik hat beim Anschlusstreffer zum 2:1 Ergebniskosmetik ermöglicht. Ansonsten weder im linken Mittelfeld noch im Sturm ab Mitte der zweiten Hälfte positiv aufgefallen. Das ich das Wort „positiv“ in den Mund nehme, zeigt, dass ich ihm kaum einen Vorwurf mache.
David Odonkor:
Kam nach der Halbzeitpause für Jansen ins Spiel. Konnte aber auf der rechten Seite gegen einen weitgehend tief stehenden Gegner nichts bewirken. Wurde aber auch kaum ins Spiel eingebunden und musste nach der Auswechslung von Fritz hauptsächlich als rechter Verteidiger agieren. Schlug sich dabei tapfer.
Bastian Schweinsteiger:
In der zweiten Hälfte für Gomez eingewechselt. Ab seiner Einwechslung lief fast alles über seine linke Seite. Hatte eine Chance, verpasste aber aus spitzem Winkel das Tor. Die rote Karte in der Nachspielzeit war berechtigt und von der ganz dummen Sorte. Der Ball war erobert und die deutsche Mannschaft wieder auf dem Weg nach vorne. Und was macht Schweinsteiger? Dreht sich um und stößt den Kroaten Leco direkt vor den Augen des Linienrichters energisch um. Über 50 Länderspiele und irgendwie nicht reif geworden.
Mario Gomez/ Miroslav Klose/ Kevin Kuranyi:
Haben alle keine ordentlichen Zuspiele bekommen. Von daher größtenteils bemitleidenswert. Konnten aber auch kaum einen Ball in den eigenen Reihen halten, geschweige denn sich selber Chancen herausarbeiten. Gomez hielt sich in der ersten Halbzeit gerne im Abseits auf. Bei Klose musste man sich bemühen ihn überhaupt mitzubekommen. Kuranyi kam erst sehr spät und hat damit wohl den am wenigsten schlechten Eindruck hinterlassen.