Man entdeckt doch in den Zeitungen, Magazinen und Weblogs immer mal wieder das Thema Willensfreiheit und die dazugehörigen provokanten Thesen einiger Biologen, Hirnforschern, Psychologen und Neurobiologen, dass der freie Wille gar nicht existiere. Da werden Experimente, Statistiken und zum Teil wirklich gut geführte Argumentationen ausgebreitet um uns Menschen endlich diesen Aberglauben zu nehmen. Den freien Willen gibt es nicht, alles schon vorher entschieden, durch unser Gehirn.Nun ich will mich hier gar nicht für einen freien Willen aussprechen und dagegen halten, sondern ich will euch das Problem zeigen, in das ein Naturwissenschaftler gerät, wenn er zeigen will, dass etwas nicht existiert, was er nicht messen, wiegen oder sonst wie quantifizieren kann.Der Naturwissenschaftler will zeigen, dass es den freien Willen nicht gibt und vermisst dafür das Gehirn. Er benutzt Röntgenmethoden, Wärmebilder und was weiß ich noch um den Fluß der Neutronen im Gehirn zu verdeutlichen. Er geht seinem Handwerk nach und ist überzeugt, dass die Naturwissenschaft alles entdecken kann. Was sie nicht entdeckt, das gibt es auch nicht. Nach langen Test und Experimenten, bei denen er sich auch noch von Verhaltensforscher hat unterstützen lassen, kommt er zum Ergebnis, dass er nur Neutronen zeigen konnte, aber einen freien Willen habe er nicht entdecken können. Die Neutronen reagieren zudem so schnell, dass da keine Zeit mehr bliebe um noch einen freien Willen zwischen zu schieben. Er ist also fest davon überzeugt, dass er zeigen konnte, dass es keinen freien Willen gibt.Nun kommt aber seine Tochter zu ihm, die nicht so ganz versteht, was er damit meint und fragt ihn, warum er denn meine, dass er mit messen und experimentieren zeigen könne, dass der freie Wille nicht existiert, villeicht sei der freie Wille nicht materiell und auch nicht zeitgebunden. Der Vater aber ist ein ernsthafter Naturwissenschaftler und erklärt seiner Tochter, dass alles materiell sei und der zeit unterworfen und wenn sich der freie Wille nicht zeigen ließ, dann gäbe es ihn auch nicht.Die Tochter aber versteht das immer noch nicht und fragt, wie es denn dann mit seinem Beruf ist. Er ist ja Naturwissenschaftler und sie habe auch noch nie die Naturwissenschaft gesehen, ob diese dann auch nicht existiere und nur ein Aberglaube sei?Der Vater macht sich, wie es sich für einen Naturwissenschaftler gehört an die Arbeit und sucht die Naturwissenschaft. Er geht zu denen, die von sich behaupten die Naturwissenschaft zu verstehen, sie zu lehren und anzuwenden. Doch er findet immer noch bedrucktes und beschriebenes Papier, von dem einige Leute sagen, dort stünden die wichtigsten Formeln der Naturwissenschaft, das sei Naturwissenschaft. Er kann aber nur Papier und Tinte messen, egal welche Testmethoden er auch herbeizieht. Auch die Lehrenden, die ja wissen was Naturwissenschaft ist, schreiben immer nur etwas an Tafeln, Kreide oder reden, akustische Laute. Die Naturwissenschaft können sie ihm aber nicht messbar zum Testen mitgeben. Selbst die Leute, die Naturwissenschaftler sind, so wie er, haben nichts, was sie ihn testen lassen können, außer jede Menge unterschiedlicher Apparaturen, die aus Plastik, Metall und manchmal auch ein wenig Holz bestehen. Keine Naturwissenschaft zu finden.Nach einiger Zeit gibt er auf und kommt wieder zu seiner Tochter und gesteht ihr, er habe die Naturwissenschaft nicht finden können, sie existiere nicht.Mit dieser kleinen Geschichte will ich das Problem der Naturwissenschaft, bzw. der falsch verstandenen Naturwissenschaft skizzieren. Der Materialismus beißt sich selbst in den Hintern und seine Thesen, alles sei Materiell und es gebe nichts außer dem, widerlegt den Materialismus selbst, denn er ist nicht Materiell. So verhält es sich auch mit diesen Naturwissenschaftlern, die meinen, wenn sie nichts finden, dass dann auch nichts sei, aber fest davon ausgehen, die Naturwissenschaft existiere. Das passt nicht.Ich will nicht versuchen jetzt zu erklären, warum es einen freien Willen geben muss und ich sogar davon ausgehe, dass dies Naturwissenschaftlich zu zeigen sei, denn ein jeder Mensch bildet ein Ich aus, was unmöglich zu rechtfertigen ist, ohne einen freien Willen, sondern will auch noch auf das Vokabular dieser verwirrten Wissenschaftler eingehen. Der Mensch ist nicht frei, sondern determiniert heißt meistens in solcherlei Aufsätzen, dass der Mensch nicht vollkommen, absolut, perfekt Frei sei, sondern eben auch determiniert, also determiniert. Das ist ein Sprachgebrauch, der einem zwar die Fingernägel aufrollt, aber so gelesen sind nur noch ganz wenige Naturwissenschaftler davon überzeugt, dass der freie Wille nicht existiere. Es gibt sie, die Deterministen, aber die meisten der von der Presse ab und an mal herbeigeholten Wissenschaftler werden nur falsch verstanden, was auf eben diese oben genannte Sprache zurückgeht.

Kommentare

schon mal was von emergenzebenen gehört? verteidigst du diese ansicht, dass sich aus dem nebeneinander von elementen strukturen bilden, die miteinander funktional verzahnt sind auf einer ebene und dass sich aus dieser (wie auch immer zusammenhängenden) ebene neue phänomene ergeben können, die weder dieselbe strukturelle ordnung, „kausalität“ noch grundcodes haben?daumen hoch für die seite hier übrigens!

Die Frage nach dem freien Willen ist so alt wie der Streit zwischen Logos und Mythos (vgl. Artikel Logos und Mythos). So nett das Beispiel des Naturwissenschaftlers ist – das Problem liegt doch, meine ich, etwas anders.Die Frage war doch: Was ist der Freie Wille? Ist der Wille des Menschen frei oder kausal determiniert? Sind Menschen spontan oder sind sie Maschinen?Die Frage ist eigentlich ganz leicht zu klären, wenn man das Paradoxum mal auf der Ebene betrachtet, auf der es entsteht: der Metaphysik.Die Metaphysik ist eine Idee darüber, wie die Welt beschaffen ist und was wir von ihr wissen können. In unserer westlichen Welt haben wir eine Subjekt-Objekt-Metaphysik, also die Idee, dass die Welt zunächst nur aus den Gegenständen und dem Denken besteht.In der Grundschule lernen wir, dass ein Satz ein Subjekt, Objekt und ein Prädikat enthält („POS“-Satz). Unsere gesamte Sprache, unsere gesamte Wissenschaft und Kultur ist auf der Idee aufgebaut, dass die Welt aus Subjekten und Objekten besteht. Wir können uns nicht vorstellen, dass die Welt ggfs. nicht aus Objekten und Subjekten bestehen könnte, weil unsere Sprache uns keine Möglichkeiten dafür bietet. Unsere Sprache wirkt wie ein Wahrnehmungsfilter; je mehr wir kulturisiert sind, desto weniger sehen wir etwas, das wir nicht kennen. Kennst Du bspw. „grüne Sonnenstrahlen“? Mit 100%iger Sicherheit hast Du sie schon hundertmal gesehen, aber nie wahrgenommen. Es gibt etwas, dass du nicht siehst, weil die Kultur dir nicht sagt, dass es da ist.Objekte sind Gegenstände.Subjekte sind denkende, vernunftbegabte Wesen.Sonst gibt es – in unserer Sprache und unserem Denken – nichts.Das sind also die Voraussetzungen.Jetzt kommt der Wissenschaftler dazu: Er betritt die Bühne der Öffentlichkeit und behauptet, dass er (ähnlich wie der Papst im „deus ex cathedra“) einen besonderen Zugang zu dem habe, was wir gerne als „Wahrheit“ bezeichnen. Der Wissenschaftler begründet seine Autorität aber nicht mit der Bibel, sondern mit dem Hinweis auf seine wissenschaftliche „Objektivität“. Mit Objektivität meint er, dass das, was er sagt, frei sei von seinen persönlichen Ansichten, von logischen Fehlern oder sonstigen Qualitätsmängeln und deshalb „wahr“ und gegenüber „privaten Ansichten“ zu bevorzugen sei.Der Wissenschaftler ist jemand, der zwischen den Dingen nach Zusammenhängen sucht. Er fragt sich: Was passiert, wenn ich A und B miteinander mische? Und reagiert C auf D? Er mischt bspw. Chemikalien und beschreibt dann, was er beobachtet hat. Vielleicht bemerkt er, dass Substanz A immer dasselbe zu tun pflegt. Der „große“ Newton „entdeckte“ beispielsweise, dass ein Apfel immer geradezu auf den Boden fällt und nicht etwa davonfliegt. Newton stellte weiterhin fest, dass ALLE Gegenstände auf den Boden fallen, und er beschrieb seine tiefe Erkenntnis im sog. Newton’schen Naturgesetz.Natürlich ist das Naturgesetz nicht selbst substantiell. Das verlangt ja auch keiner. Die Forderung nach wissenschaftlicher Objektivität verlangt ja nicht, dass alles Wahre grundsätzlich aus Metall, Stein oder sonstwas sein muss. Eine Behauptung ist einfach dann „wahr“, wenn es keine Ausnahmen von der Regel gibt, die sie beschreibt. Da alle Objekte auf den Boden fallen, ist das Newton’sche Gesetz wahr. So einfach ist das: Wissenschaft sagt, wie sich die Dinge zu benehmen pflegen. Wenn man weiß, was Dinge zu tun pflegen, kann man planvoll mit ihnen umgehen. Wissenschaft ist deshalb sehr, sehr nützlich. Sie kann dich warnen, indem sie sagt: Wenn Du das tust, werden dies die Konsequenzen sein. Verlass dich drauf. Wir haben es 1000x probiert.Die Probleme entstanden erst später, als Wissenschaftler sich nicht mehr nur mit Objekten beschäftigten, sondern auch mit Subjekten. Natürlich taten die Wissenschaftler auch hier das, was sie immer tun: Sie suchten nach Gesetzmäßigkeiten. Sie fragten sich, was Menschen in bestimmten Situationen tun. Und sie wurden fündig.Menschen haben Sex. Menschen atmen. Menschen fallen wie Äpfel in gerader Linie auf den Boden. Immer. Die Wissenschaftler fanden sogar noch mehr heraus: Menschen denken. Menschen fühlen. Immer.Menschen wollen sich rächen wenn man sie quält, und Menschen schreien, wenn man sie – so fanden einige Wissenschaftler in der NS-Zeit heraus, in Gaskammern tötet. Immer. Immer? Nein, nicht immer. Manchmal singen sie auch. Manchmal beten sie. Manchmal sehen sie dem Tod gelassen entgegen und regen sich überhaupt nicht auf.Menschen lassen sich erpressen. Immer? Nein, nicht immer. Manchmal ja, manchmal nein. Man kann es nicht verallgemeinern. Derselbe Mensch ist manchmal erpressbar und manchmal nicht. Manchmal lügt er um sich zu schützen, manchmal ist er ehrlich bis zur Selbstzerstörung.Für einen Wissenschaftler sind „Menschen“ die mitunter schrecklichsten Untersuchungsgegenstände, die er sich denken kann: Sie sind „Dinge“, die keinem Gesetz zu gehorchen scheinen. Für den Wissenschaftler ist das zutiefst peinlich! Es stellt ihn bloß und rüttelt an seiner Autorität. Es macht ihn angreifbar und lächerlich, noch schlimmer als einen Casanova mit Erektionsproblemen. Um sein Ansehen zu retten, muss er sich irgendwie helfen. Etwas Viagra muss her, und zwar schnell.1) Der Wissenschaftler kann behaupten, dass es doch Naturgesetze gebe, die das Maschinenhafte im Menschen darlegen würden. Man bräuchte nur noch mehr Zeit (und nebenbei gesagt: auch mehr Geld..) um diese Regeln zu finden… Diese Typen sind die Deterministen. Deterministen stürzen sich auf jedes Indiz, das eine Regelmäßigkeit im menschlichen Verhalten bedeuten könnte.2) Der Wissenschaftler kann behaupten, dass Menschen keine Objekte sind und man deshalb keine Objektivität von ihm verlangen dürfe. Dilthey war so einer, der die „Geisteswissenschaften“ nur deshalb erfunden hat, um die Psycho-, Sozio- und Antrhopologen aus dem brennenden Palast zu holen: Geisteswissenschaftler sollen nicht erklären, sagte Dilthey, sondern nur „verstehen“. Kurz gesagt: Man schraubt einfach die Ansprüche herunter und fordert für sich das Recht auf Mittelmäßigkeit wie einst Lothar Matthäus.3) Der Wissenschaftler kann sogar richtig böse werden und auf seine Naturwissenschaftlerkollegen losgehen, indem er zeigt, dass die Naturgesetze ja auch nicht materiell seien. Das sind die sog. Konstruktivisten, die restlos ALLES als „willkürliche“ Mutmaßungen lächerlich machen.Puh.So, nun kennen wir das Problem: Es gibt offenbar einen „Freien Willen“, aber Wissenschaftler können damit nicht umgehen, weil ihr Forschungsprinzip ihnen die Arbeit unmöglich macht. Es ist, als würde man einem angeketteten Hund ein duftendes Steak so vor die Nase legen, dass die Kette exakt 5cm zu kurz ist. Es ist zum Ausflippen, aber man kann nichts machen.Schuld ist die Kette. In unserem Falle die Metaphysik.Sie legt die Methoden fest, wie man nach Steaks schnappen darf. Sie sagt, dass der Wissenschaftler das Steak nur mit der Schnauze schnappen darf, also bspw. empirisch oder positivistisch. Keineswegs dürfe er sich das Steak etwa Nachts holen, wenn er unangeleint ist (also über intuitive Verfahren) oder indem er sich einfach umdreht und mit den Hinterfüßen das Steak näher heranzieht, weil er ja dann nicht sieht, was er tut (experimenteller Rahmen mit ungesicherter Methode).Deterministen sagen jetzt, dass das Steak schuld ist; es sei gar kein richtiges Steak – richtige Steaks könne man schließlich essen.Konstruktivisten sagen jetzt, dass alle Steaks grundsätzlich stinken und furchtbar schmecken und die Arbeit sich nicht lohnt.Empiristen sagen jetzt, dass man das Steak erst essen kann, wenn man es im Mund hat und das „Steak“ vorher als solches undefinierbar und ungewiss ist, solange keine objektiven Erkenntnisse über das Steak vorliegen.Rationalisten sagen jetzt, dass die Kette durch Nachdenken verlängert werden könne und müsse.Wie deutlich wird, sind alle epistemologischen Positionen nichts als konditionierte Reflexe. Man tut das, was man sonst auch immer tut und geht trotz des immensen Problems stur weiter seinen Weg. Wissenschaftler überdenken ihre Vorurteile nicht, sofern ihre bisherigen Erfa
hrungen mit Steaks auf der Basis dieser Vorurteile lösbar waren. Sie vertrauen ihrer Methode mehr als der offensichtlichen Dissonanz der Situation. Sie sind sogar aufs Verderben an der Methode angekettet, denn schließlich haben sie bislang ihre Autorität nur durch ebendiese Methoden hergestellt! Es wäre ein Schuss ins Knie, jetzt die Methode zu ändern, und deshalb ruft der Wissenschaftler „Mir nach, ich folge euch!“Kreativität, Intuition, Weisheit, Originalität, Spontanität, Einfallsreichtum, Mitgefühl, Ehre, Freude, Liebe … sind allesamt Begriffe, die Wissenschaftlern Zahnschmerzen bereiten. Worte wie „Liebe“ machen Wissenschaftler nervös, weil sie nichts dazu sagen können. Sobald man verlangt, dass sie Liebe definieren, fangen sie an zu stottern, verzapfen psychologischen Quark und sehen zu, dass sie schnellstmöglich den Raum verlassen. Nach Feierabend fahren die Wissenschaftler dann nach Hause, zu ihren geliebten Ehepartnern und Kindern…;-)Warum „Liebe“ nicht definierbar ist, habe ich im Kommentar zu „Logos und Mythos“ erläutert.Gruß!Michael