Die Fakten liegen auf dem Tisch: Den Zeitungen laufen die Abonnenten davon und wandern ab ins Internet, um sich zu informieren. Das Ende des Printjournalismus scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Es wird alles digitaler. Doch es werden bei solchen Prophezeiungen einige nicht ganz unwichtige Details vergessen:

  • Die Gewohnheit
  • Die technische Entwicklung
  • Das Interesse der Elektronikhersteller an nicht zu schneller Entwicklung

Morgens zum Frühstück eine Zeitung auf dem Tisch liegen zu haben um in dieser zu schmökern ist mehr als der schiere Wille zur Information. Es geht dabei um Lebensstil, um Tradition und um eine angenehme Gewohnheit. Wer sitzt schon wirklich gerne mit seinem Brötchen und seinem Kaffee kurz nach dem Ausstehen am Bildschirm und holt sich so die ersten Kopfschmerzen des Tages ab?

Denn immer noch verursachen Computerbildschirme Kopfschmerzen, oder bei nicht so anfälligen Mitmenschen eine viel stärkere Ermüdung der Augen, als das Papier. Die Technik ist noch nicht so weit, dass digitales lesen den selben Komfort bietet wie analoges Lesen. Auch wenn mittlerweile durchaus Geräte konstruiert werden, die schon sehr nahe an die Augenfreundlichkeit des Papiers herankommen.

Doch technische Entwicklung ist in einem kapitalistischen System keine Frage des allgemeinen Wohls und Interesses, jedenfalls nicht primär, sondern wird eben von den Firmen vorangetrieben, die Geld in diese Entwicklung stecken, bzw. gesteckt haben. Und da sind bahnbrechende Fortschritte nur selten zu erwarten, wie man beispielsweise der Entwicklung von Prozessoren entnehmen kann. Die Geschwindigkeit steigt so langsam, dass es für jeden Menschen „notwendig“ ist, sich alle zwei bis drei Jahre einen neuen Computer zuzulegen. Das wir schon seit etlichen Jahren Prozessoren bauen können, die die Geschwindigkeit haben, die uns heute in der Werbung als revolutionär angepriesen wird, zeigt das. Bei Bildschirmen ist das nicht besonders anders. Bezahlte man sich noch vor drei Jahren dumm und dämlich, wollte man einen 22″ Bildschirm sein eigenen nennen, ist dies heute die Standardgröße geworden und somit auch zum Standardpreis zu haben. Technisch hat sich da nicht viel geändert.

Wollen wir also Print wirklich beerdigen, müssten wir voraussehen können, wann genau wir portable Bildschirme als Massengut haben werden, die bezahlbar sind, dünn, leicht, für die Augen so angenehm wie Papier, am besten noch knick- oder rollbar, mit einer ähnlich angenehmen Habtik wie Papier und mit weiteren Vorteilen ausgestattet, die Papier nicht besitzen kann: Diese Bildschirme müssten extrem belastbar sein und somit einen deutlichen Umweltvorteil gegenüber der Massenverwendung von Papier haben. Es müsste ein allgemein verständliches und anwendbares System gefunden und sich darauf geeinigt werden, wie Bücher, Zeitungen und Magazine auf diese Screens zu laden und zu bezahlen sind.

Es heißt also durchaus vorsichtig sein mit Prognosen, wann wir kein Papier mehr verschwenden werden, um uns zu informieren. Dass dies unausweichlich ist, scheint aufgrund der Fakten eindeutig, aber Fakten geben selten die Gewohnheit des Menschen und die Struktur der Märket wieder. Ich für meinen teil glaube an diese Entwicklung, aber bin immer vorsichtig, was Prognosen angeht. Sicher bin ich mir, dass die Tageszeitung weiter Probleme haben wird ihre Leser nicht an Internet zu verlieren, die sich dort schneller, pluraler und direkter informieren können. Inwieweit sich das aber auch auf Magazine oder gar Bücher ausdehnen lässt, ist eine Frage der Entwicklung, die so nicht vorauszusagen ist.

Kommentare

Eine Zeitung kann noch so ergonomisch sein: wenn da doch nur drin steht, was gestern in der Tagesschau kam, lese ich sie nicht. Morgens setze ich mich mit dem 1.Kaffee vor den hochwertige TFT-Bildschirm, der mir auch nach 12 Stunden Power-Using (=eher selten..) keine Kopfschmerzen macht (mit der Röhre war das noch anders). Dann blättere ich in meinem Feedreader, wo ich die Überschriften aus ca. 200 Blogs und News-Seiten überblicke – gelegentlich schau ich auf SPON u.a, Ableger von „Traditionsmedien“, deren brisante Artikel auf RIVA, WIKIO und YIGG „hochkochen“. Und nein, ich bin kein Jung-NERD, der schon im Kindergarten online ging, sondern 53 und ehemalige viel-Zeitungs-und-Magazine-Leserin.

Ab und an kaufe ich mir noch die ZEIT und lese sie abends im Bett. Und wenn ich eine lange U-Bahn-Fahrt vor mir habe, auch mal eine gute Tageszeitung. Auch das wird aufhören, sobald es tatsächlich bequem verwendbare und bezahlbare mobile Geräte gibt, mit denen ich surfen, bloggen und schmökern kann.

Als Webworkerin hab ich mir seit 1996 zunächst alle zwei Jahre einen neuen PC zugelegt / zulegen müssen, um noch technisch mitzuhalten. Seit der Jahrtausendwende sind es allerdings nur zwei gewesen (2003, 2008). Der Zyklus hat sich deutlich verlangsamt, sehr zum Ärger der PC-Hersteller. Den Umstieg auf das extrem speicher-fressende Vista haben ja viele genau wie ich nicht mitgemacht, da ein echter Nutzen nicht erkennbar war, wohl aber diverse Nachteile und Verschlechterungen. Aus meiner Sicht wird es in Sachen PC auch nie mehr werden „wie früher“, die Entwicklung geht massiv in Richtung mobiler Geräte, die immer mehr können.

Also ganz ehrlich gesagt, mir macht das schon Kopfweh, wenn ich den ganzen Tag am PC sitze und dann soll ich auch noch die Nachrichten dort drinnen lesen. Also am WE sitz ich schon gern beim Frühstück und lese mal so richtig die Zeitung durch. Kann mir nicht vorstellen, dass ich mich an den Küchentisch mit dem Laptop setze.

Ich muss sagen, ich finde es beinahe deprimierent, wie sehr sich alles digitalisiert. wieso sollte man denn nicht mehr zeitung lesen? seit jahrzehnten lese ich traditionell morgens die zeitung und ich weiß nich, wieso ich das ändern sollte, nur weil ich mich auch vor einen PC setzen könnte. da ist mir ja die zeitung am warmen kachelofen in der guten stube lieber!!

Qualität geht vor Quantität. Ein gut recherchierter Artikel in den Printmedien ist den „Wegwerf-News“ im Netz meist vorzuziehen. Hochwertiger Content ist auch online verfügbar, jedoch genauso mit Kosten verbunden wie die Zeitschrift am Kiosk.

also, bei e-books ist die lesefreundlichkeit sogar HÖHER als bei büchern:

Kontrast von Büchern: weißer Hintergund, schwarze Schrift

Kontrast von E-Books: grauer Hintergrund, schwarze Schrift.

so strengt sich das gehirn nicht so doll an aufgrund des niedrigeren kontrastes…

Außerdem ´´flimmern´´ e-books nicht, also hat man keine kopfschmerzen! (was bei tablet-PCs, iPhone, iPod touch usw. nicht ist!)

also: kauft e-books!!!!!!!